Quantcast
Channel: BIS News
Viewing all 1630 articles
Browse latest View live

Corona: Wohnungslose Menschen stecken sich schnell an (Nr. 57/2021)

$
0
0

Untersuchung der Universität Bielefeld belegt erhöhtes Infektionsrisiko

Menschen ohne festen Wohnraum und Mitarbeitende in entsprechenden Notunterkünften sind einer hohen Gefahr ausgesetzt, sich mit Corona zu infizieren. Das ist das Ergebnis einer Studie von Epidemiolog*innen der Universität Bielefeld in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das Forschungsteam hat Studien zusammengefasst, die das Übertragungsrisiko und die Konsequenzen von Corona bei wohnungslosen Personen untersucht haben. Die weltweit erste metaanalytische Studie zu Wohnungslosigkeit und Corona erscheint heute (23.07.2021) in der renommierten Fachzeitschrift EClinicalMedicine der Lancet-Gruppe.

Prof. Dr. Kayvan Bozorgmehr, Fakultät für Gesundheitswissenschaften / AG 2 Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, linkes Foto, Bild der Person

Amir Mohsen Mohsenpour, Fakultät für Gesundheitswissenschaften / AG 2 Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, rechtes Foto, Bild der Person
Die Epidemiologen Prof. Dr. Kayvan Bozorgmehr (li.) und Amir Mohsenpour (re.) von der Universität Bielefeld forschen zu den Folgen der Corona-Pandemie für Menschen in prekären Lebenslagen. Foto li.: MAKI Photo Lab, Foto re.: studioline photography
„Vor allem in Notunterkünften zeigt sich ein erhebliches Risiko für eine Ansteckung. Das gilt sowohl für die Bewohner*innen als auch für die Mitarbeitenden“, sagt Professor Dr. med. Kayvan Bozorgmehr. „Zudem haben Hilfsorganisationen wie die Tafeln zeitweise nur eingeschränkt gearbeitet, sodass die Corona-Pandemie für Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, besonders schwierig ist.“ Bozorgmehr leitet die Arbeitsgruppe Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.

Gemeinsam mit Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität München haben Bozorgmehr und Mitglieder seiner Arbeitsgruppe den Stand der Forschung systematisch untersucht. Die Metaanalyse zeigt: Im Falle eines akuten Corona-Ausbruchs in Notunterkünften steigt der Anteil infizierter Bewohner*innen von rund 2 auf 32 Prozent. Auch die Mitarbeitenden in Notunterkünften sind einem größeren Risiko ausgesetzt – bei einem Ausbruch steigt die Rate infizierter Personen von circa 1,6 auf 15 Prozent.

Empirische Erhebungen aus rund tausend Studien herausgefiltert
Insgesamt 37 empirische Studien haben die Forschenden bewertet – 13 Studien davon aus der ersten Jahreshälfte 2020, der Rest aus der Zeit bis zum Februar 2021. „Wir haben die Studien nach vorher festgelegten Kriterien ausgewählt“, so Amir Mohsenpour von der Universität Bielefeld, der Erstautor der Untersuchung. „Aus rund tausend Studien haben wir diejenigen gefiltert, die sich empirisch mit Corona-Infektionen im Kontext von Wohnungslosigkeit beschäftigen und bereits in wissenschaftlichen Journalen publiziert sind. Wohnungslosigkeit ist hierbei ein Oberbegriff für unterschiedliche Lebens- und Wohnverhältnisse – beispielsweise fallen darunter Personen, die im Freien übernachten. Da diese Personengruppe aber nur schwer zu erreichen ist, beschäftigen sich die Studien mehrheitlich mit Menschen, die in temporären Notunterkünften unterkommen.“

Die Daten aus den Studien beschreiben überwiegend die Situation in den USA. Außerdem erfasst sind Studien aus Kanada, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Dänemark, Brasilien, Südafrika, Italien, Spanien und der Slowakei. „In Deutschland wurden bisher noch keine Studien zu dem Thema in Fachzeitschriften veröffentlicht, aber im Kern finden wir hier dieselben Muster“, sagt Bozorgmehr. „Beengte Unterkünfte in der kalten Jahreszeit und gemeinsame Sanitäranlagen beispielsweise stellen ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung dar.“

Aus Ergebnissen Maßnahmen für Notunterkünfte ableiten
Neben den Zahlen haben die Wissenschaftler*innen auch vorgeschlagene Maßnahmen aus den Studien zusammengefasst. So bestätigt sich, dass ein reiner Fokus auf das Erkennen von Symptomen nicht ausreicht. „Husten und Fieber sind sehr spezifische Symptome, die jedoch nicht alle Infizierten zeigen. Eine Hauptmaßnahme sollte es sein, viel und weit zu testen“, sagt Mohsenpour. „Dazu kommt die nicht-sesshafte Lebensweise. Daher raten ein Forschungsteam aus den USA und auch das dortige Centers for Disease Control and Prevention, sich nicht auf die reine Kontaktverfolgung zu konzentrieren. Es sollte zusätzlich standortbezogen getestet werden, ungeachtet von den direkten Kontakten im Umfeld. Zudem sind genug Räumlichkeiten zum Aufteilen notwendig: Räume für die positiv getesteten, für die negativ getesteten und für diejenigen, deren Ergebnisse noch ausstehen.“

Die weiteren erforderlichen Maßnahmen hat ein Artikel aus Boston (USA) übersichtlich strukturiert, so die Wissenschaftler*innen: „Die erste Maßnahmengruppe beinhaltet die hygienischen Maßnahmen, darunter fallen das Tragen von Masken, das Desinfizieren der Hände und ähnliches“, erläutert Amir Mohsenpour. „Die zweite Gruppe betrifft die Lebensumwelt – größere Abstände zwischen den Betten und gestaffelte Essensausgaben beispielsweise. Die dritte Gruppe beinhaltet die administrativ-organisatorischen Maßnahmen, beispielsweise die bessere Zusammenarbeit mit Laboren und ein engerer Kontakt zu den Krankenhäusern.“

Bislang fehlen allerdings Studien, die die Wirksamkeit und Auswirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen testen. „Diese Art von Studien sind aufwendig und benötigen mehr Zeit und Daten“, so Kayvan Bozorgmehr.  „Laut einer Studie aus Kalifornien vermeidet ein Viertel der obdachlosen Menschen die Notunterkünfte aus Angst vor einer Ansteckung. Es ist dringend geboten, entsprechende Schutzkonzepte für Menschen ohne festen Wohnraum zu entwickeln – gerade für zukünftige Pandemien.“

Originalveröffentlichung: 
Amir Mohsenpour, Kayvan Bozorgmehr, Sven Rohleder, Jan Stratil, Diogo Costa: SARS-Cov-2 prevalence, transmission, health-related outcomes and control strategies in homeless shelters: Systematic review and meta-analysis, EClinicalMedicine, https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2021.101032, erschienen am 23.07.2021

Kontakt:
Prof. Dr. Kayvan Bozorgmehr, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefon: 0521 106-6311 (Sekretariat: -6889)
E-Mail: kayvan.bozorgmehr@uni-bielefeld.de

Das Bildmaterial ist hier abrufbar.


Wenn komplexe Systeme sich selbst zerstören (Nr. 58/2021)

$
0
0
Internationaler Workshop am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

Es geschieht immer wieder, in der Natur wie in menschlichen Gesellschaften: Plötzlich brechen Systeme zusammen, die man für stabil gehalten hatte. Zwei Beispiele: Organismen sterben an selbst-hervorgerufenen Krankheiten, Staaten zerbrechen. Ob es Parallelen zwischen diesen Phänomenen gibt, wollen Forschende am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld herausfinden. Im Workshop „Selbstzerstörung in Systemen mit dezentraler Steuerung. Autoimmunität, Inflation, Signalstörungen“ („Self Destruction in Distributed Systems: Autoimmunity, Inflation, Noisy Signaling“) am 2. und 3. August versuchen Forschende Selbstzerstörungsprozesse genauer zu bestimmen und zu vergleichen. 

„Komplexe Systeme arbeiten oft dezentral. Wir vermuten, dass dies ein Schlüssel zum besseren Verständnis solcher Selbstauflösungs- und Selbstzerstörungsprozesse bilden könnte“, sagt der Soziologe Privatdozent Dr. Kay Junge von der Universität Bielefeld. Er leitet die Tagung zusammen mit dem Bielefelder Historiker Dr. Kirill Postoutenko und dem Physiker Dr. Fernao Vistulo de Abreu von der Universität Aveiro in Portugal. „Solche Systeme haben keine zentrale Steuerung. Untereinheiten passen sich an die lokalen Gegebenheiten an und entwickeln Besonderheiten, die dann in Konkurrenz zueinander geraten können. Manchmal hilft eine solche Dezentralisierung Systemen zu überleben, manchmal ist sie eine Bedrohung für ihre innere Stabilität. Für die Fälle der Selbstauflösung interessieren wir uns“, so Junge.

Zum interdisziplinären Workshop sind Forschende aus den Geistes-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften eingeladen. „Unser Ziel ist langfristig eine allgemeine Theorie der Selbstzerstörung in komplexen Systemen“, erklärt Kay Junge. „Allerdings ist der Forschungsstand sehr uneinheitlich: In den verschiedenen Disziplinen gibt es ganz unterschiedliche Ansätze und es fehlt an guten empirischen Studien und Übersichtsarbeiten. Es geht erst einmal darum, dieses Forschungsfeld und mögliche Methoden zu sortieren.“ 

Dazu wollen die Forschenden bei dem Workshop so unterschiedliche Phänomene wie die Französische und die Russische Revolution, das Immunsystem der Wirbeltiere und das Finanzsystem betrachten. Sie werden diskutieren, ob Begriffe wie Autoimmunreaktion oder Signalstörung, die aus der Medizin und der Informatik bekannt sind, auch in anderen Bereichen sinnvoll verwendet werden können.

Die Tagung findet in hybridem Format statt. Für Interessierte ist eine Online-Teilnahme möglich. Dazu wird um Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei marina.hoffmann@uni-bielefeld.de gebeten. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Die Tagungssprache ist Englisch.

Weitere Informationen: 
Website der Tagung mit Programm und Link zur Teilnahme

Kontakt:
Marina Hoffmann, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Telefon: 0521 106-27689
E-Mail: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de

DataLab Corona bündelt universitätsweite Expertise zum Virus (Nr. 59/2021)

$
0
0
Forschende bauen Netzwerk am Bielefeld Center for Data Science auf
 
Ein neues Kooperationsformat bringt Forschende der Universität Bielefeld zum Thema Coronapandemie zusammen. Das DataLab Corona soll dazu beitragen, Methoden und Lösungsansätze zu bündeln. Es ist eins von aktuell drei DataLabs am Bielefeld Center for Data Science (BiCDaS). Die DataLabs sollen die fächerübergreifende Vernetzung und den Austausch unter den Wissenschaftler*innen zu einem Themengebiet vereinfachen und beschleunigen. Langfristig soll dadurch die Herausbildung transdisziplinärer Forschungsprojekte gefördert werden. 

Das DataLab Corona bündelt die Expertise der Universität Bielefeld zum Coronavirus. Ein Beispiel ist die Arbeit am bildgebenden Verfahren zur Darstellung von Coronaviren (blau), in diesem Fall aufgenommen mit einem Heliumionen-Mikroskop. Foto: Universität Bielefeld/N. Frese
Das DataLab Corona bündelt die Expertise der Universität Bielefeld zum Coronavirus. Ein Beispiel ist die Arbeit am bildgebenden Verfahren zur Darstellung von Coronaviren (blau), in diesem Fall aufgenommen mit einem Heliumionen-Mikroskop. Foto: Universität Bielefeld/N. Frese
Bei der Bündelung der Forschung im DataLab Corona sind bisher fünf Schwerpunkte der Bielefelder Corona-Forschung deutlich geworden: Auf naturwissenschaftlicher Ebene geht es um die Untersuchung von Virusmutationen (1), die bildliche Darstellung des Virus durch mikroskopische Verfahren (2) sowie die Analyse von Blutproben (3), etwa zur Bestimmung der Immunitätsdauer. Auf sozial- und gesundheitswissenschaftlicher Ebene geht es einerseits um die sozialen Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft und auf die Individuen (4). Andererseits geht es um die politisch gesetzten Maßnahmen und ihre Wirkung auf die Verbreitung des Virus (5).

Beispiele für die im DataLab Corona vertretene Forschung
Mit den verschiedenen Mutationen des Coronavirus beschäftigt sich Professor Dr. Jörn Kalinowski vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Mikrobielle Genomik und Biotechnologie. Die Forschenden der Arbeitsgruppe untersuchen, an welchen Stellen das Coronavirus mutiert. Dazu werden Extrakte aus Abstrichen, in denen die Erbsubstanz des Virus enthalten ist, genetisch analysiert. Ein Ziel ist es, dazu beizutragen, Infektionsketten zu rekonstruieren und möglichst frühzeitig relevante neue Mutationen zu identifizieren.

Professor Dr. Armin Gölzhäuser und Dr. Natalie Frese von der Fakultät für Physik befassen sich mit der bildlichen Darstellung des Virus. Den Forschenden ist es erstmals gelungen, das Coronavirus SARS-CoV-2 mit einem Heliumionen-Mikroskop abzubilden. Die Aufnahmen ermöglichen einen direkten Blick auf die 3D-Oberflächen der Coronaviren und befallener Nierenzellen – mit einer Auflösung im Bereich weniger Nanometer. Durch die präzise Darstellung können die Forschenden die Abwehrmechanismen der Zelle auf Coronaviren darstellen, um das Infektionsgeschehen besser zu verstehen.

Die Datenwissenschaftlerin Professorin Dr. Christiane Fuchs von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften befasst sich in einer Antikörperstudie damit, wie verlässlich Corona-Infektionen in der Bevölkerung erfasst werden, also wie hoch die Dunkelziffer der Infizierten ist. Das Projekt „Prospektive COVID-19 Kohorte München“ (KoCo19) wurde vom Tropeninstitut am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und dem Helmholtz Zentrum München initiiert. Die Forschenden analysieren in regelmäßigen Abständen die Blutproben von mehr als 5.300 Münchner*innen über 14 Jahren auf Antikörper gegen SARS-CoV-2. Sie klären zudem, wie zuverlässig unterschiedliche Corona-Tests sind. 

Der Frage nach den sozialen Auswirkungen der Pandemie widmen sich Professor Dr. Simon Kühne und Professor Dr. Martin Kroh von der Fakultät für Soziologie. In der SOEP-Corona-Studie (SOEP-CoV) untersuchen sie und weitere Forschende unter anderem, wie sich die Krise auf die Erwerbsarbeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt. Die Studie zeigt zum Beispiel, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, bei den Menschen deutlich größer ist, die ihren Mitmenschen starkes Vertrauen entgegenbringen. SOEP-CoV ist eine Kooperation der Universität Bielefeld und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin.

Die Auswirkung politischer Maßnahmen auf die Pandemie untersuchen Professor Dr. Kayvan Bozorgmehr und sein Team von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Das von ihm geleitete Projekt Covid19 Pandemic Policy Monitor baut eine Datenbank zu den Eindämmungsmaßnahmen und ihren zeitlichen Abfolgen auf. Berücksichtigt werden die Regelungen auf nationaler und regionaler Ebene in den EU-Staaten und weiteren europäischen Ländern. Mit der Datenbank wird in der „Stoppt Covid“-Studie, in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut (RKI) und gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, die Wirksamkeit der Maßnahmen wie etwa die Umstellung auf Homeschooling analysiert und beurteilt.

Darüber hinaus sind an dem DataLab Corona beteiligt: die Zellbiologin Professorin Dr. Barbara Kaltschmidt und der Zellbiologe Professor Dr. Christian Kaltschmidt, der Politikwissenschaftler Professor Dr. Andreas Vasilache und der Soziologe Dr. Marius Meinhof, die Medizinerin Professorin Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione, der Bildungsforscher Dr. Orkan Okan, der Gesundheitswissenschaftler Professor Dr. Oliver Razum, die Bioinformatiker Professor Dr. Alexander Schönhuth und Professor Dr. Alexander Sczyrba.

„Unsere DataLabs gewährleisten eine interdisziplinäre Vernetzung der Wissenschaftler*innen unserer Universität und ermöglichen einen unkomplizierten und schnellen Dialog unter den Forschenden“, sagt Professor Dr. Reinhold Decker, Prorektor für Informationsinfrastruktur und Wirtschaft der Universität Bielefeld. „In der Pandemie ist es geboten, diesbezügliche Forschung rasch voranzubringen. Dazu zählt auch, interdisziplinäre Antworten auf komplexe Fragen zu finden. Wichtig dafür ist der einfache Austausch von Forschungsdaten, um Kooperationen und interdisziplinäre Forschungsprojekte zu ermöglichen. Das DataLab Corona bietet dafür eine ideale Umgebung.“

Drei DataLabs am Bielefeld Center for Data Science 
Insgesamt gibt es an der Universität Bielefeld drei DataLabs: das neu gegründete DataLab Corona, außerdem ein DataLab zu digitalen Geisteswissenschaften und ein DataLab zu Hochleistungsdatenverarbeitung (HPC) und Simulationen. Die Forschenden im DataLab zu digitalen Geisteswissenschaften beschäftigen sich beispielsweise mit der Digitalisierung von Quellen, die in Geschichtswissenschaft, Linguistik und Literaturwissenschaft als Forschungsdaten verwendet werden. Ebenfalls geht es um rechnergestützte Methoden zur Analyse des digitalisierten Datenmaterials und um die Rolle von Datenanalyse im Forschungsprozess insgesamt. Das DataLab zu HPC und Simulationen profitiert von der Expertise zum Einsatz von Superrechnern, die über mehr als zwei Jahrzehnte in der Fakultät für Physik aufgebaut wurden. An dem DataLab sind Forschende aus der Physik und den Wirtschaftswissenschaften beteiligt. Das DataLab soll dafür sorgen, dass künftig auch Forschende der weiteren Fakultäten die Möglichkeiten des Hochleistungsrechners nutzen können, der an der Fakultät für Physik betrieben wird.
 
Initiiert wurden die drei Bielefelder DataLabs vom Bielefeld Center for Data Science (BiCDaS, Bielefelder Zentrum für Datenwissenschaft). In der Datenwissenschaft werden Methoden entwickelt, mit denen sich große oder unstrukturierte Datenmengen analysieren lassen. Diese Methoden werden in zahlreichen Disziplinen verwendet. Das BiCDaS fördert den Einsatz von Datenwissenschaft in der gesamten Universität Bielefeld. Ein zentrales Ziel des Zentrums ist es, vorhandene Ressourcen zur Arbeit mit Forschungsdaten möglichst vielen Forschenden der Universität Bielefeld zur Verfügung zu stellen. Dazu zählt etwa die Vermittlung von Kompetenzen zu Methoden der Aufbereitung und Analyse von Forschungsdaten sowie dem Management der Daten. 

Weitere Informationen: 
Website zum DataLab Corona
Übersichtüber die DataLabs
Website zum Bielefeld Center for Data Science (BiCDaS)

Kontakt:
Dr. Nils Hachmeister, Universität Bielefeld
Geschäftsführer BiCDaS
Telefon: 0521 106-67599  
E-Mail: nils.hachmeister@uni-bielefeld.de

Jetzt bewerben für das Schüler*innen-Studium

$
0
0

Informationsveranstaltung am 20. August

Mit Beginn des kommenden Wintersemesters im Oktober haben besonders motivierte und leistungsstarke Schüler*innen wieder die Möglichkeit, am Schüler*innen-Studium und Begabtenförderungsprogramm „Studieren ab 15“ der Universität Bielefeld teilzunehmen. In 14 Fächern können die Schüler*innen parallel zum Schulunterricht Vorlesungen und Seminare an der Universität Bielefeld besuchen


Am Freitag, den 20. August bietet die Junge Uni um 17 Uhr eine Informationsveranstaltung zu Studieren ab 15 online (via Zoom) an. Die Einwahldaten finden Interessierte auf der Internetseite von Studieren ab 15 (Reiter „Wichtige Termine“). Die Informations-Veranstaltung richtet sich an interessierte Schüler*innen und deren Lehrer*innen, gern können auch Eltern teilnehmen.

Für das kommende Wintersemester plant die Universität Bielefeld Präsenz-, Hybrid- und Online-Formate in der Lehre.   

Alle Programminformationen mit Terminen und Fristen sowie eine Übersicht der 14 Fächer, aus denen die Schüler*innen wählen können, finden sich auf der Internetseite zu Studieren ab 15 Bewerbungsschluss ist der 5. September.

Kontakt:
Junge Uni Bielefeld
Telefon: 0521 106-4446
E-Mail: jungeuni@uni-bielefeld.de

„Nacht der Klänge – Corona-Edition 2021“ hybrid (Nr. 61/2021)

$
0
0
Attraktives Programm umsonst und draußen oder am eigenen Bildschirm

Anders als sonst üblich findet die diesjährige Nacht der Klänge an der Universität Bielefeld am 27. August ab 18.30 Uhr als hybride Veranstaltung statt. Tickets für einen Platz vor Ort sind noch verfügbar und können online reserviert werden. Falls das nicht mehr klappen sollte – kein Grund zur Enttäuschung. Denn man kann zu Hause alles bequem als Livestream verfolgen und dabei zwischen den beiden Bühnen hin- und herwechseln, was das Live-Publikum aus Gründen des Corona-Schutzes nicht darf. Unter www.uni-bielefeld.de/kultur gibt es die Livestream-Adressen, die Online-Anmeldung für die Plätze und weitere Informationen.


GIRLWOMAN: Alles andere als gesichtslos zu Gast bei der Nacht der Klänge. Foto: Girlwoman
GIRLWOMAN: Alles andere als gesichtslos zu Gast bei der Nacht der Klänge.
Foto: Girlwoman
Die „Nacht der Klänge“ besteht diesmal aus zwei parallelen und komplett voneinander getrennten Picknickdecken-Konzerten. NdK I findet auf der Bühne südlich des Uni-Hauptgebäudes statt. Hier spielen „morpho“, „Girlwoman“ und „QWERTZ“. Die Nacht der Klänge II läuft auf der Nordseite des Hauptgebäudes gegenüber dem Gebäude X mit dem „Zentralorchester finnischer Fischmärkte (ZOFF)“, „Hans im Glück“ und „Bokoya“. Spannend und kontrastreich wird es auf beiden Bühnen. Besucher*innen können Picknickdecken und sollten sicherheitshalber Regenschutzkleidung einpa-cken. Alternativ kann die Veranstaltung im Livestream verfolgt werden. Der Eintritt ist frei, wobei die 3G-Regel gilt.

Kontakt:
Zentrum für Ästhetik der Universität Bielefeld
Tel.: 0521/106-3067
E-Mail: zentrumfueraesthetik@uni-bielefeld.de

Flexibles Verhalten bei Menschen, Tieren und Maschinen (Nr. 62/2021)

$
0
0

Abschlusstagung von internationaler ZiF-Forschungsgruppe 

Intelligente Technik verfügt heute über beeindruckende Fähigkeiten, doch bislang sind alle diese Systeme Spezialisten. Kein Roboter und kein Computerprogramm kann sich so flexibel auf unterschiedliche Situationen einstellen wie Menschen und Tiere. Zehn Monate, von Oktober 2019 bis Juli 2020, hat eine internationale Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld daran gearbeitet, flexibles Verhalten besser zu verstehen. Auf ihrer Abschlusstagung, die vom 31. August bis zum 3. September am ZiF stattfindet, diskutieren die Forscher*innen nun ihre Ergebnisse. Der Titel der Tagung: Enabling flexible behavior: From frameworks to mechanisms and complete systems (Flexibles Verhalten ermöglichen: von Rahmenwerken bis zu Mechanismen und vollständigen Systemen).

Prof. Dr. Helge Ritter, Foto der Person; Prof. Dr. Werner Schneider, Foto der Person
Der Neuroinformatiker Prof. Dr. Helge Ritter (li.) und der Psychologe Prof. Dr. Werner Schneider (re.) leiten die Tagung. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche kognitiven Prozesse Menschen, Tiere und Maschinen beherrschen müssen, um situationsflexibel Aufgaben bewältigen zu können. Fotos: Universität Bielefeld
Für Menschen ist es meistens nicht weiter schwierig, sich auf Veränderungen in ihrer Umwelt einzustellen: Steht die Tasse nicht richtig unter der Kaffeemaschine, rücken wir sie zurecht. Ist über Nacht Schnee gefallen, greifen wir zur Schaufel. Sind keine Kartoffeln mehr da, kochen wir eben Nudeln. Für Computerprogramme ist der Umgang mit unvorhergesehenen Veränderungen eine viel größere Herausforderung, als den Weltmeister im Schach zu schlagen. Ähnliches gilt für Roboter: Sollen sie sich in der Welt bewegen, statt festgeschraubt an Fließbändern immer dieselbe Bewegung auszuführen, müssen sie ihre Umwelt wahrnehmen, Entscheidungen treffen und Handlungen planen. Mensch und Tier dienen dabei als Vorbilder – deshalb arbeiten Forschende aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Psychologie, Biologie und Verhaltensforschung zusammen, um Maschinen zu befähigen, sich an wechselnde Situationen anzupassen.

„Derzeit sehen wir faszinierende Fortschritte in ganz unterschiedlichen Forschungsbereichen und arbeiten daran, diese zusammenzubringen, um flexibles Verhalten bei Menschen, Tieren und Maschinen besser zu verstehen“, sagt der Psychologe Professor Dr. Werner Schneider von der Universität Bielefeld, der die Forschungsgruppe zusammen mit dem Neuroinformatiker Professor Dr. Helge Ritter, ebenfalls von der Universität Bielefeld, geleitet hat.

Ausgangspunkt der Forschenden waren die sogenannten Situationsmodelle. Diese geben an, welche kognitiven Prozesse nötig sind, um eine Aufgabe zu bewältigen. Dazu gehört die Wahrnehmung und Erkundung einer Situation, das Durchspielen verschiedener Handlungsmöglichkeiten in Gedanken, die Ausführung einer Handlung sowie das Erinnern an ähnliche Konstellationen und das Lernen aus Erfolgen und Misserfolgen. „Um einen produktiven Dialog zwischen den unterschiedlichen Forschungsfeldern zu ermöglichen, haben wir uns auf basale, nicht sprachlich vermittelte Formen des Verhaltens konzentriert, auf Navigation und Suche, Lernen und Gedächtnis“, berichtet Helge Ritter. 

An der Abschlusstagung nehmen über 60 Forschende aus acht Ländern teil. Im Mittelpunkt der Abschlusstagung stehen vier Themenfelder: Wie entscheidet ein Organismus, was für die Lösung einer anstehenden Aufgabe wichtig ist und was dieser ignorieren kann? Welche Rolle spielen Lernen und Entscheiden? Wie repräsentieren Organismen eine Situation im Kopf? Und schließlich: Wie spielen diese verschiedenen Bereiche zusammen? „Letztlich erhoffen wir uns Einsichten in grundlegende Mechanismen im flexiblen Verhalten von Menschen und Tieren, die sich auch für den Bau intelligenter Maschinen nutzen lassen“, sagt Helge Ritter und Werner Schneider ergänzt: „Situationsmodelle werden dabei eine zentrale Rolle spielen.“

Die Tagung findet in hybridem Format statt. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Die Tagungssprache ist Englisch.

Weitere Informationen:
Website der Forschungsgruppe

Kontakt:
Josefine Albert und Shiau-Chuen Chiou, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)

Universität trauert um Professor Thomas Welskopp (Nr. 63/2021)

$
0
0

Bekannter Vertreter der Bielefelder Sozialgeschichte verstorben

Die Universität Bielefeld trauert um den Historiker Professor Dr. Thomas Welskopp. Er ist am 19. August 2021 im Alter von 59 Jahren verstorben, wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag. Welskopp galt als wichtiger Erneuerer der Sozialgeschichte Bielefelder Prägung und wurde als Analytiker der Arbeiter*innenbewegung geschätzt. Er war Professor für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte moderner Gesellschaften an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld.

Prof. Dr. Thomas Welskopp, Bild der Person
Der Historiker Professor Dr. Thomas Welskopp erforschte die sich stetig verändernde soziale Struktur moderner Gesellschaften – häufig mit Bezug zu wirtschaftlichen Entwicklungen. Foto: Philipp Ottendörfer
Welskopp studierte ab 1982 Geschichtswissenschaft und Soziologie an der Universität Bielefeld. Als Student partizipierte er an der „Bielefelder Schule“, einer international bekannten Perspektive der Geschichtswissenschaft, aus der die Sozialgeschichte als Forschungsrichtung hervorgegangen war. 1992 promovierte er an der Freien Universität (FU) Berlin zu den Arbeitsbeziehungen in der deutschen und der amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie von der ersten Industrialisierungsphase bis zu den 1940er-Jahren. In seiner Habilitation an der FU Berlin befasste Welskopp sich mit der frühen deutschen Sozialdemokratie. Nach Stationen in Zürich und Göttingen wurde er 2004 nach Bielefeld berufen. 

Zu seinen Forschungsfeldern gehörten außer den Ursprüngen und Folgen der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und außer der Arbeiter*innenbewegung ebenfalls die moderne Unternehmensgeschichte und theoretische Fragen in der Geschichtswissenschaft. Welskopps Aufsätze wurden bei Fachkolleg*innen wegen ihrer gedanklichen Klarheit, ihrer komplexen und zugleich pointierten Darstellung geschätzt. Seine Kommunikation war gespickt mit sprachverspielten und humorvollen Ausdrücken.

Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehört die Monographie „Amerikas große Ernüchterung. Eine Kulturgeschichte der Prohibition“ (2010). Darin untersucht er, wie in den USA ab den 1920er-Jahren der kriminelle Teil der Wirtschaft, der illegal Alkohol produzierte und verkaufte, mit Politik, Gesellschaft und Massenmedien verwoben war. Mit den methodischen Problemen einer Geschichte des Kapitalismus befasste er sich 2014 in dem Buch „Unternehmen Praxisgeschichte. Historische Perspektiven auf Kapitalismus, Arbeit und Klassengesellschaft“. Mit dem globalen Arbeitsmarkt und dessen Auswirkungen beschäftigte er sich ab 2017 als einer von drei Leiter*innen einer internationalen Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld. In dem Sonderforschungsbereich „Praktiken des Vergleichens“ (SFB 1288) der Universität Bielefeld leitete er ein Teilprojekt zu vergleichenden Praktiken in der amerikanischen und der deutschen Automobilindustrie im 20. Jahrhundert.

Thomas Welskopp gehörte zu den Initiator*innen der Bielefelder Graduiertenschule für Geschichtswissenschaft und Soziologie (BGHS) und war langjähriger Direktor der Einrichtung. Auch für die Erinnerungskultur machte sich Welskopp stark. So setzte sich der Historiker mit weiteren Akteur*innen für den Ausbau der Gedenkstätte „Kriegsgefangenenlager Stalag 326“ zu einem europäischen Erinnerungsort ein. 2020 war er einer der Leiter*innen eines Symposiums, das sich der Aufarbeitung der Geschichte des Lagers zwischen 1941 und 1945 widmete.

Professorin Dr. Friederike Eyssel erhält den Karl Peter Grotemeyer-Preis (63/2021)

$
0
0
Auszeichnung für hervorragende Lehre wird bereits zum 25. Mal verliehen

Mit gleich fünf Einreichungen haben Studierende die Psychologieprofessorin Dr. Friederike Eyssel für den Karl Peter Grotemeyer-Preis 2021 für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre nominiert. Sie waren sich einig: Die 42-jährige Dozentin aus der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft vermittelt Wissen abwechslungsreich und auf Augenhöhe mit den Studierenden und weckt so Freude an sozialpsychologischer Forschung. Das überzeugte auch die Jury. In diesem Jahr feiert der Grotemeyer-Preis Jubiläum: Bereits zum 25. Mal wird er an herausragende Lehrende verliehen. Gestiftet wird der mit 3.000 Euro dotierte Preis von der Universitätsgesellschaft Bielefeld. Friederike Eyssel erhält die Auszeichnung am 1. Oktober beim Jahresempfang der Universität Bielefeld.


Prof.'in Dr. Friederike Eyssel, Dr. Friederike Eyssel, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, Abteilung Psychologie, Bild der Person
Professorin Dr. Friederike Eyssel erhält den Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Lehre. Foto: Universität Bielefeld
Abwechslungsreich, interaktiv, unterhaltsam – so loben die Studierenden Friederike Eyssels kreative Lehrmethoden: Die Studierenden arbeiten im Seminar an eigenen Projekten, bereiten Debatten vor, diskutieren in Kleingruppen oder probieren praxisnahe Übungen aus. Auch Gastdozierende aus der sozialpsychologischen Forschung lädt die Lehrende zu den Sitzungen ein, um Berufswege und Perspektiven für Sozialpsycholog*innen aufzuzeigen. Neben ihrer didaktischen und fachlichen Kompetenz ist es vor allem Friederike Eyssels authentische Begeisterung für ihr Fach, die die Studierenden als überaus motivierend erleben. So weckt sie nicht nur Freude an sozialpsychologischen Themen. Sie inspiriert Studierende auch, über eine eigene Laufbahn als Forscher*in nachzudenken.

Positiv heben die Studierenden auch das hohe Maß an Wertschätzung und Anerkennung hervor, das Friederike Eyssel ihnen entgegenbringt. Dadurch ermutigt die Lehrende sie, sich einzubringen und eigene Ideen zu entwickeln. Besonders schätzen die Studierenden ihren offenen und konstruktiven Umgang mit Fehlern, aber auch mit Zweifeln und Unsicherheiten. „Auch ich selbst bleibe immer Lernende, nicht nur meine Studierenden. Wir lernen zusammen. Ich habe einen hohen Anspruch an meine Studierenden. Und dennoch versuche ich zu vermitteln, dass es okay ist, manche Dinge auch noch nicht zu wissen oder zu können. Diesen Perfektionsdruck will ich meinen Studierenden nehmen“, erklärt Friederike Eyssel. Neben dem Lernerfolg steht auch das persönliche Wohlbefinden ihrer Studierenden für sie im Vordergrund – besonders in Corona-Zeiten. Mit speziellen Angeboten unterstützt Friederike Eyssel die Studierenden dabei, die Herausforderungen des Distanzstudiums zu bewältigen – etwa mit einem Seminar zum Thema Subjektives Wohlbefinden oder durch die Förderung von interpersonellem Austausch zwischen den Studierenden auf unterschiedlichen Ebenen.

„Wir gratulieren Professorin Dr. Friederike Eyssel herzlich zu ihrer Auszeichnung mit dem Karl Peter Grotemeyer-Preis", sagt Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre. „Die Gestaltung guter Lehre ist ein entscheidender Faktor für den Studienerfolg der Studierenden. Das gelingt nur durch den tatkräftigen Einsatz unserer Lehrenden – ein Einsatz wie ihn auch Friederike Eyssel mit ihrer Lehre zeigt. Hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität waren auch bei der Umstellung auf digitale Lehrformate von den Lehrenden gefordert: Dass wir in kürzester Zeit ein Online-Lehrangebot für die Studierenden auf die Beine stellen konnten, ist vor allem ihrem großen Engagement zu verdanken.“ Rainer Wend, Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft Bielefeld, ergänzt:
„Dieses Engagement kommt bei den Studierenden an: Wir erleben jedes Jahr aufs Neue, wie sie mit viel Herzblut und Leidenschaft dafür argumentieren, herausragende Dozent*innen mit dem Preis auszuzeichnen. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir solch eine exzellente Lehre in diesem Jahr bereits zum 25. Mal mit dem Grotemeyer-Preis würdigen und fördern können.“

Professorin Dr. Friederike Eyssel leitet die Forschungsgruppe Angewandte Sozialpsychologie und Geschlechterforschung an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft sowie am Institut CITEC der Universität Bielefeld. Sie studierte Psychologie an der Brandeis University (USA) und an der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg (Diplom 2004). An der Universität Bielefeld promovierte sie 2007. Ab 2009 war sie Juniorprofessorin für Gender, Emotion und Kognitive Interaktionstechnologie an der Universität Bielefeld. Zudem übernahm sie zwischen 2010 und 2013 Vertretungsprofessuren an den Universitäten Münster und Köln sowie an der Technische Universität Dortmund. Auch war sie von 2014 bis 2015 als Gastprofessorin an der New York University Abu Dhabi tätig. 2015 wurde sie auf ihre derzeitige Professur berufen. Mit ihrer Forschungsgruppe ist sie an mehreren interdisziplinären Kooperationsprojekten beteiligt, unter anderem an einem EU-geförderten Marie-Curie-Doktorand*innennetzwerk (PERSEO), an einem Innovationsfondsprojekt zur Muttermilchversorgung von Frühgeborenen (NEO-Milk) und am Projekt VIVA zu sozialer Robotik, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Einen Überblick zum Thema Gender in der Robotik lieferte Friederike Eyssel 2019 in der Zeitschrift Nature. Ebenfalls ist sie Mitautorin von mehreren Lehrbüchern zum Thema Mensch-Maschine-Interaktion und Robotern in der Bildung.

Der Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre wird seit 1997 jährlich von der Universitätsgesellschaft Bielefeld an junge Wissenschaftler*innen (nicht älter als 45 Jahre) verliehen. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury. Zu ihr gehören fünf Studierende, drei Lehrende, eine Vertreterin oder ein Vertreter der Universitätsgesellschaft sowie die Prorektorin für Studium und Lehre. Der Namensgeber, Professor Dr. Karl Peter Grotemeyer, war mehr als 20 Jahre lang Rektor der Universität Bielefeld und ein begeisterter und begeisternder Hochschullehrer.

Weitere Informationen:
•    Professorin Dr. Friederike Eyssel über den Erhalt des Preises im Video
•    Zum Jubiläum: Erinnerungen ehemaliger Preisträger*innen
•    Über den Karl Peter Grotemeyer-Preis

Kontakt:
Friederike Eyssel, Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Tel: 0521 106-12044  
E-Mail: friederike.eyssel@uni-bielefeld.de  

Neue Verbünde erforschen Individualisierung und Radioastronomie (Nr. 65/2021)

$
0
0

Landesprogramm fördert innovative Forschung der Universität Bielefeld

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen fördert mit dem Programm „Profilbildung“ den Ausbau innovativer Forschungsgebiete, um diese sichtbar und wettbewerbsfähig zu machen. Wie das MKW jetzt bekanntgegeben hat, wurden für die erste Förderrunde neun Forschungsinitiativen ausgewählt. Die Universität Bielefeld ist an gleich zwei dieser Initiativen beteiligt. In dem neuen Forschungsverbund „Individualisierung in sich ändernden UmWelten“ (InChangE) kooperiert sie mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Die Universität Bielefeld koordiniert den Verbund. In dem zweiten Verbund, dem „NRW-Cluster für datenintensive Radioastronomie: Big Bang to Big Data“ (B3D) arbeitet die Universität Bielefeld künftig mit fünf Hochschulen und zwei Forschungseinrichtungen zusammen. Koordiniert wird B3D vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Beide Verbünde werden in den kommenden drei Jahren mit jeweils bis zu drei Millionen Euro gefördert.

„Die Bewilligung beider Forschungsverbünde ist ein großer Erfolg für unsere Universität und die Partnereinrichtungen“, sagt Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. „Sie macht deutlich, dass die verantwortlichen Wissenschaftler*innen mit den Initiativen zukunftsweisende Forschungsthemen identifiziert haben. Ebenfalls zeigt die Förderzusage, dass die beiden Themen nicht allein für unsere Universität über vielversprechendes Ausbaupotential verfügen, sondern auch für die nordrhein-westfälische Forschungslandschaft von hoher Bedeutung sind. Ich gratuliere allen Wissenschaftler*innen, die zu dem Erfolg beigetragen haben und freue mich auf wegweisende Erkenntnisse und Entwicklungen der beiden Verbünde.“

InChangeE: Verstehen, welche Rolle Individualisierung unter wechselnden Bedingungen spielt

Prof’in Dr. Barbara Caspers, Fakultät für Biologie, Bild der Person
Prof’in Dr. Barbara Caspers von der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld ist Co-Sprecherin des neuen For-schungsverbunds „Individualisierung in sich ändernden UmWelten“ (InChangE). Foto: Universi-tät Bielefeld/M.-D. Müller
Individuelle Unterschiede gibt es nicht nur bei Menschen, sondern bei allen Organismen. Individualisierung wurde bislang vorwiegend innerhalb einzelner Fachdisziplinen erforscht. Der neue Verbund InChangE soll die Methoden und das Wissen von Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften kombinieren, um Individualisierung systematisch und experimentell zu untersuchen. Eine Grundannahme der Forschenden des neuen Verbunds: Individualisierung ist eine Folge der zunehmenden Digitalisierung und Atomisierung der Gesellschaft, außerdem führt die individualisierte Lebensweise zu einem steigenden Ressourcenverbrauch, was wiederum einschneidende Veränderungen unserer Lebensbedingungen mit sich bringt. „Individualisierung birgt Chancen und Risiken für die vielen großen Herausforderungen unserer Zeit“, sagt Professorin Dr. Barbara Caspers von der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld, Co-Sprecherin von InChangE. „Diese Herausforderungen machen nicht an disziplinären Grenzen halt – deswegen verfolgen wir einen fächerübergreifenden Ansatz.“ Der Biologe Professor Dr. Jürgen Gadau von der Universität Münster ist ebenfalls Co-Sprecher des Verbunds. „Individualisierung ist eng verknüpft mit dem Wandel, in dem sich unser Planet und unsere Gesellschaft befinden“, sagt er. „Unsere Umwelten – vom Klima bis zur Globalisierung und Digitalisierung –ändern sich schneller als je zuvor. Das zeigt sich aktuell besonders während der Coronapandemie und den damit einhergehenden Veränderungen. Ein anderes Beispiel ist der Rückgang der Artenvielfalt, bekannt als Biodiversitätskrise.“ 

Die 24 Studienleiter*innen des Verbunds kommen aus neun Disziplinen. Für die Forschung in InChangE werden sie künftig durch neue Postdoktorand*innen unterstützt. Gemeinsam forschen sie zu vier Themenkomplexen: Sie analysieren die Ursachen und Mechanismen der Individualisierung; sie erarbeiten Verfahren, um Individualisierungsprozesse zu modellieren und vorherzusagen; sie untersuchen, wie sich Individualisierung im Spannungsfeld zum Gemeinwohl auswirkt, um ethisch angemessenere Lösungen entwickeln zu können – etwa individualisierte Therapieansätze, aber auch individualisierte Produkte. Parallel arbeitet ein Projekt daran, eine gemeinsame Wissenschaftssprache für die fächerübergreifende Forschung zu Individualisierung zu etablieren, damit die beteiligten Wissenschaftler*innen sich untereinander mit denselben Fachbegriffen verständigen können.

Der neue Verbund knüpft an die Arbeit des Transregio-Sonderforschungsbereichs NC³ (SFB/TRR 212) an, der seit 2018 untersucht, wie Tiere individuell ihre eigene, unverwechselbare Nische schaffen und sich an ihre Umwelt anpassen. Getragen wird die Forschung des neuen Verbunds InChangE vom JICE, dem Joint Institute for Individualization in a Changing Environment (gemeinsames Institut für Individualisierung in sich wandelnden Umwelten), gegründet im März 2021 von den Universitäten Bielefeld und Münster. „Die Bewilligung von InChangE schafft eine hervorragende Basis, um hochkarätige Verbundprojekte wie Graduiertenkollegs oder Exzellenzcluster anzubahnen und so das Forschungsprofil der Universität weiterzuentwickeln“, sagt Professor Dr. Martin Egelhaaf, Prorektor für Forschung und Forschungstransfer der Universität Bielefeld.

B3D: Neuer Forschungscluster verbindet Radioastronomie und Datenwissenschaft
Prof. Dr. Dominik Schwarz, Fakultät für Physik, Bild der Person
Prof. Dr. Dominik Schwarz von der Fakultät für Physik der Uni-versität Bielefeld ist einer der Initiator*innen des neuen NRW-Clusters für datenintensive Radioastronomie: Big Bang to Big Data“. Foto: Universität Bielefeld
Auf der Suche nach fernen Galaxien, schnell rotierenden Neutronensternen und schwarzen Löchern sammeln Radioastronomen eine immer größer werdende Menge von Daten. Diese Datenflut soll künftig auch mit Künstlicher Intelligenz analysiert werden. Der neue „NRW-Cluster für datenintensive Radioastronomie: Big Bang to Big Data“ (B3D) soll an innovativen Verfahren arbeiten, die helfen, Forschungsdaten der Radioastronomie zu verwalten, zu analysieren und zu verstehen. „Radioastronomie in Nordrhein-Westfalen ist heute in ihrer Verknüpfung von Ausbildung, Forschung und Technologieentwicklung weltweit einzigartig“, erklärt der Astrophysiker Professor Dr. Dominik Schwarz von der Universität Bielefeld. Er und sein Fachkollege Professor Dr. Joris Verbiest leiten die Bielefelder Teilprojekte des neuen Verbundes.

„In der nächsten Generation von Radioteleskopen werden Daten mit Raten erzeugt, die dem gesamten heutigen Internetverkehr vergleichbar sind”, erklärt Professor Dr. Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Das Institut koordiniert das B3D-Konsortium. Weitere Partnereinrichtungen außer der Universität Bielefeld sind das Forschungszentrum Jülich, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Universität Bonn, die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund und die Universität zu Köln. 20 Professor*innen und ihre Arbeitsgruppen kooperieren in dem Verbund.

Der wesentliche Zweck des Verbunds ist die Vernetzung von Wissen und Koordinierung der Aktivitäten von Radioastronom*innen, interessierten Datenwissenschaftler*innen sowie Unternehmen und Organisationen aus der Industrie. Um die Herausforderungen der datenintensiven Radioastronomie zu bewältigen, kombiniert B3D Methoden aus Astronomie und Informatik. Die astronomische Datenanalyse soll beispielsweise verbessert werden, indem dafür effiziente Datenfilter, interaktive visuelle Analyse-Tools wie auch Augmented- und Virtual-Reality-Systeme geschaffen werden. Außerdem wird der Verbund neue Qualifizierungsmaßnahmen für den wissenschaftlichen Nachwuchs entwickeln. Dazu gehört, dass Schwarz und Verbiest zusammen mit ihren Teams an der Konzeption eines standortübergreifenden Graduiertenkollegs arbeiten.

„Die Astrophysiker*innen unserer Universität Bielefeld genießen seit vielen Jahren großes Ansehen in ihrem Forschungsgebiet und engagieren sich beständig in namhaften Netzwerken und Projekten“, sagt der Prorektor Professor Dr. Martin Egelhaaf von der Universität Bielefeld. „Durch die Gründung des neuen NRW-Clusters tragen sie und ihre Kolleg*innen aus den Partnereinrichtungen dazu bei, Nordrhein-Westfalen als ein Zentrum der Radioastronomie weiter zu stärken.“

Weitere Informationen:

Kontakt:
Prof’in Dr. Barbara Caspers, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie
Telefon: 0521 106-2825

Prof. Dr. Dominik Schwarz, Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
Telefon: +49 521 106-6226

Presseeinladung: Verleihung der Dissertationspreise 2020 (Nr. 66/2021)

$
0
0

Universitätsgesellschaft ehrt beste Promotionen am 7. September

Die Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) zeichnet am kommenden Dienstag, 7. September,  Nachwuchswissenschaftler*innen der Universität Bielefeld mit dem Dissertationspreis aus. Verliehen wird der Preis für die im Jahr 2020 abgeschlossenen besten Doktorarbeiten aus den Fakultäten und der Bielefeld School of Education. Die 15 Arbeiten wurden alle mit der Bestnote „summa cum laude“ (hervorragende Leistung) bewertet. Die Verleihung der Preise findet als Teil der UGBi-Mitgliederversammlung statt. Die Versammlung beginnt am kommenden Dienstag, 7. September, um 18 Uhr im großen Saal der Stadthalle Bielefeld. Journalist*innen sind herzlich eingeladen. Bereits um 17.45 Uhr besteht die Möglichkeit für Pressefotos mit den Dissertationspreisträger*innen. Am selben Abend wird auch der Jörg Schwarzbich Inventor Award verliehen.

Die Universitätsgesellschaft verleiht die Dissertationspreise seit 1983. Sie werden mit jeweils 1.000 Euro honoriert, gefördert von namhaften Unternehmen aus der Region Ostwestfalen-Lippe sowie Einzelpersonen. Das Themenspektrum der Dissertationen ist groß: Aus 13 Fakultäten wird je mindestens ein*e Doktorand*in ausgezeichnet, außerdem geht ein Preis an eine Doktorandin der Bielefeld School of Education (BiSEd). Die vollständige Liste der 15 Preisträger*innen und ihrer Themen folgt unten.

Ebenfalls in der Mitgliederversammlung verleiht die Universitätsgesellschaft Bielefeld ihren Preis für herausragende Erfindungen – den Jörg Schwarzbich Inventor Award. Mit dem Preis werden Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld gewürdigt, die mit neuen Ideen die Wirtschaft beeinflussen und für Fortschritt sorgen. Benannt ist der Preis nach dem Bielefelder Unternehmer Jörg Schwarzbich. Das Preisgeld in Höhe von jährlich 40.000 Euro kommt von der ROLLAX-Kugellagerfabrik, einem Unternehmen der Jörg Schwarzbich Stiftung. Der Preis wird zum zweiten Mal vergeben. Wer den Preis erhält, wird auf der UGBi-Mitgliederversammlung bekannt gegeben. Eine Pressemitteilung am Folgetag informiert über die*den Preisträger*in.

Durch die UGBi-Mitgliederversammlung am kommenden Dienstag führt der Moderator Andreas Liebold. Er stellt im Gespräch mit den Preisträger*innen die Promotionsthemen vor. An der Veranstaltung nehmen neben den Preisträger*innen und Angehörigen auch Vertreter*innen aus Rektorat und Fakultäten und der Stadt Bielefeld teil. Die Verleihung der Dissertationspreise erfolgt durch Dr. Rainer Wend, Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft Bielefeld, und Dr. Birgit Vemmer vom Vorstand der Universitätsgesellschaft Bielefeld.

Folgende Sponsoren unterstützen die Dissertationspreise: Bankhaus Lampe KG, Bankverein Werther (Zweigniederlassung Bielefeld der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold eG), Bertelsmann SE & Co. KGaA, Goldbeck Stiftung, Harting KGaA, Rollax GmbH & Co. KG, itelligence AG, Jörg Schwarzbich Stiftung, Jörg Schwarzbich Holding, Miele & Cie KG, Stockmeier Holding GmbH, Textilkontor Walter Seidensticker GmbH & Co. KG, Wilhelm Böllhoff GmbH & Co. KG sowie die Eheleute Erna-Marie und Ulrich Greiffenhagen.

Der Termin in Kürze:
Datum: 7. September 2021, um 18 Uhr
Pressefoto zu den Dissertationspreisen: um 17.45 Uhr, neben dem Eingang der Stadthalle
Ort: Stadthalle Bielefeld, Willy-Brandt-Platz 1, 33602 Bielefeld

Eine Anmeldung für den Fototermin wie auch die Mitgliederversammlung ist erforderlich, dafür genügt eine kurze E-Mail an medien@uni-bielefeld.de. Teilnehmende müssen sich vor dem Hintergrund der Coronapandemie an die 3G-Regel halten. Zugang haben also nur Personen, die vollständig geimpft, genesen oder getestet sind. Bitte denken Sie daran, Ihren entsprechenden Ausweis oder Nachweis mitzubringen.

Kontakt:
Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi), Geschäftsstelle
Telefon: 0521-106 67342
E-Mail: ugbi@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:

  • Die Preisträger*innen stellen ihre Themen vor (Beitrag im Aktuell-Blog der Universität)
  • Website der Universitätsgesellschaft Bielefeld

Die Preisträger*innen und ihre Doktorarbeiten:

  • Dr. Birgit Gansfort (Fakultät für Biologie)
    Metacommunity processes of freshwater nematodes – Insights on local and regional scales
  • Dr. Alessa Hinzmann (Fakultät für Chemie)
    Chemoenzymatische Kaskadenreaktionen zur Synthese von aliphatischen Nitrilen und Aminen ausgehend von nachwachsenden Rohstoffen
  • Dr. Stefanie Albus (Fakultät für Erziehungswissenschaft)
    Teilhabe als Leitmotiv wirkungsorientierter Jugendhilfe
  • Dr.  Daniel Emmelius (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie)
    Grenzen schreiben. Das Pomerium und die Konstitution von Stadtgrenzen im antiken Rom
  • Dr. Malte Bödeker (Fakultät für Gesundheitswissenschaften)
    Einfluss der Wohnumgebung auf die körperliche Aktivität im dritten Lebensalter – Subjektive Raumdefinitionen als Erklärungsansatz für Unterschiede zwischen der subjektiv versus objektiv bestimmten Fußgänger*innenfreundlichkeit der Wohnumgebung und ihren Beiträgen zur Erklärung körperlicher Aktivität
  • Dr. Simon Betz (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft)
    Hesitations in Spoken Dialogue Systems
  • Dr. Kristin Weiser-Zurmühlen (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft)
    Vergemeinschaftung und Distinktion. Eine gesprächsanalytische Studie über Positionierungspraktiken in Diskussionen über TV-Serien
  • Dr. Robert Schippa (Fakultät für Mathematik)
    Short-time Fourier transform restriction phenomena and applications to nonlinear dispersive equations
  • Dr. Giuseppe Gagliardi (Fakultät für Physik)
    The QCD Phase Diagram from Strong Coupling Expansion
  • Dr. Jana-Elisa Rüth (Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft)
    Entwicklung und Sozialisation von emotionaler Bewusstheit und Emotionsregulation in der Adoleszenz: Die Rolle des emotionalen Familienklimas
  • Dr. Rudi Ruks (Fakultät für Rechtswissenschaft)
    Die Haftung für außergewöhnliche Umstände innerhalb der Pauschalreiserichtlinie und ihr Zusammenspiel mit den europäischen Passagierrechten
  • Ralf Rapior (Fakultät für Soziologie)
    Imperien. Zur Soziologie einer vergessenen Gesellschaftsform
  • Dr. Soufian Jebbara (Technische Fakultät)
    Neural Approaches to Relational Aspect-Based Sentiment Analysis
  • Dr. Marius Ötting (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften)
    Sports statistics in the data age: betting fraud detection and performance evaluation
  • Dr. Nadine Großmann (Bielefeld School of Education, BiSEd)
    Holding on to strings that ought to be loosened – Empirische Untersuchungen zur Bedeutung der Autonomieförderung aus der Perspektive des Biologieunterrichts und der universitären Lehramtsausbildung im Fach Biologie

Wie Wasserkraftwerk-Turbulenzen auf Seeschwalben wirken (Nr. 67/2021)

$
0
0

Erstmals Drohnen eingesetzt, um Strömung und Suchflüge aufzuzeichnen

Gezeitenkraftwerke nutzen das An- und Absteigen des Meeresspiegels zur Energiegewinnung. Ihre Auswirkungen auf die Umwelt sind bisher kaum erforscht. Eine aktuelle internationale Studie zeigt: Gezeitenkraftwerke beeinflussen, wie Seeschwalben nach Nahrung suchen. Für die Studie kooperierten Forschende der Universität Bielefeld, der Queen’s University Belfast (Nordirland) und der University of Plymouth (England). Erstmals wurden Drohnen eingesetzt, um die Bewegungen von Schwalben und die turbulenten Nachströme der Kraftwerke zeitgleich zu verfolgen. Die Analyse der umfangreichen Daten präsentiert das Forschungsteam in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. 

Brandseeschwalbe fliegt vor Gezeitenkraftwerk SeaGen
Die Studie zeigt, wie das Gezeitenkraftwerk SeaGen (hinten im Bild) in einer nordirischen Meerenge die Nahrungssuche von Brandseeschwalben und weiteren Seeschwalbenarten beeinflusst. Foto: Lilian Lieber
In ihrer Studie konzentrierten sich die Forschenden auf den turbulenten Nachstrom eines Meeresströmungskraftwerks in der Meerenge von Strangford Lough, Nordirland. Der Gezeitenstrom verbindet Strangford Lough mit der Irischen See und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 18 Stundenkilometern.

Wenn die Gezeiten um den Turbinenturm strömen, bilden sich kräftige Wasserstrudel, auch bekannt als Kármánsche Wirbelstraße. Diese turbulente Strömung wurde zuvor in einer Studie als Sammelpunkt der Seeschwalben identifiziert, die im Umfeld des Gezeitenstroms angesiedelt sind: Fluss-, Küsten- und Brandseeschwalben. Die meisten Seeschwalben sind dort bei der Nahrungssuche zu beobachten, wo es zu den stärksten Turbulenzen kommt.

Die zierlichen Seeschwalben ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen nahe der Wasseroberfläche. Als Stoßtaucher inspizieren sie die Wasseroberfläche zunächst in einem langsamen Suchflug. Entdeckt eine Schwalbe dabei einen Fisch, stürzt sie sich meist aus dem Rüttelflug ins Wasser, um die Beute aufzupicken.

Nachstrom des Gezeitenkraftwerks erleichtert Schwalben den Fischfang 
Bilder von drei Personen, von links: Prof. Dr. Roland Langrock von der Universität Bielefeld, Dr. Lilian Lieber von der Queen’s University Belfast und Dr. Alex Nimmo-Smith von der University of Plymouth.
Sie haben für die interdisziplinäre Forschung zum Einfluss von Gezeitenkraftwerken auf Seeschwalben kooperiert (v. li.): Prof. Dr. Roland Langrock von der Universität Bielefeld, Dr. Lilian Lieber von der Queen’s University Belfast und Dr. Alex Nimmo-Smith von der University of Plymouth. Foto links: Universität Bielefeld, Foto Mitte: Queen’s University Belfast, Foto rechts: University of Plymouth
Für die neue Studie verwendeten die Forschenden Drohnen, um dieses lokale Suchverhalten über den unterschiedlichen turbulenten Strukturen aufzuzeichnen und anschließend in zuvor nicht gesehener Detailtiefe zu analysieren. Um in der Videoauswertung die Suchbewegungen der Seeschwalben zu verfolgen, setzen die Forschenden fortschrittliche statistische Modellierungen ein. Ebenfalls berechneten sie, welchen Mustern die turbulenten Strömungen folgen.

„Mit unserer Analyse konnten wir zeigen, dass die durch das Gezeitenkraftwerk veränderten Strömungsmuster und die Suchbewegungen der Seeschwalben zusammenhängen“, sagt Professor Dr. Roland Langrock von der Universität Bielefeld. Der Professor für Statistik und Datenanalyse ist Co-Autor der Studie. Er ist Mitglied des Zentrums für Statistik der Universität Bielefeld und unterstützt darüber Wissenschaftler*innen in unterschiedlichen Disziplinen – insbesondere der Biologie – bei der Analyse umfänglicher Daten.

„Durch die jetzige Auswertung können wir belegen, dass der Nachstrom des Gezeitenkraftwerks Seeschwalben den Fischfang erleichtert“, sagt die Meeresökologin Dr. Lilian Lieber, Leiterin der Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bryden Centre der Queen’s University Belfast (Nordirland). „Wir konnten feststellen, dass Seeschwalben aktiv über Wirbeln nach Beute suchen. Die starke Wasserbewegung kann die Orientierung von Fischen und anderer möglicher Beute stören und sie an die Wasseroberfläche bringen – so wird den Seeschwalben an diesen Stellen die Beute zugänglicher gemacht.“ 

Auswirkungen von Gezeitenkraftwerken auf Tierpopulationen bisher unklar
Nordirische Meerenge, Gezeitenkraftwerks SeaGen und Nachstrom
Hinter dem Turm des Gezeitenkraftwerks SeaGen in einer nordirischen Meerenge bildet sich turbulenter Nachstrom und bereitet so den lokalen Seeschwalben ein „Beuteförderband“. Foto: Alex Nimmo-Smith
„Die Drohne bot erstmals eine echte Vogelperspektive, um die Dynamik der Turbulenzen aufzuzeichnen, und ermöglichte uns gleichzeitig, aus großer Entfernung das Suchverhalten der Seeschwalben aufzunehmen, ohne ihr Verhalten zu stören“, sagt Dr. Alex Nimmo-Smith, Co-Autor und Associate Professor für physikalische Ozeanographie an der University of Plymouth. Er leitete die Entwicklung der automatischen und zuverlässigen Verfolgung der Seeschwalben mithilfe von künstlicher Intelligenz. Roland Langrock ergänzt: „Dank der extrem hochaufgelösten Tierbewegungsdaten können wir Verhaltens- und Entscheidungsprozesse äußerst detailliert aufzeigen und untersuchen. Das Projekt brachte einige statistische Herausforderungen mit sich und ist aus meiner Sicht gerade durch den stark interdisziplinären Charakter ein wertvoller Beitrag auf dem Gebiet der Bewegungsökologie.“

Die Studie zeigt: Kraftwerke im Meer können dazu beitragen, dass bestimmte Meeresregionen gemieden oder bevorzugt aufgesucht werden, mit bisher unbekannten Auswirkungen auf Populationsentwicklungen. „Die Gezeitenkraftwerke können das Auftreten, den Umfang und die Intensität turbulenter Strukturen stromabwärts deutlich verändern – und das hat Folgen für das Verhalten von Küstenvögeln“, erklärt Lilian Lieber. „Weil sich die Anlagen so stark auswirken, ist es wichtig, die durch die Anlage veränderten Strömungen zu beobachten und zu analysieren. Auch muss geklärt werden, wie Tiere in ihrem Verhalten durch die Anlagen beeinflusst werden.“ So können Gezeiten- und Wellenkraftwerke ebenso wie Offshore-Windparks von Meereslebewesen bevorzugt aufgesucht werden, können aber auch als Barrieren wirken oder eine Kollisionsgefahr darstellen. „Erkenntnisse, die mit unseren jetzt angewandten Methoden gewonnen werden, können Impulse geben, die möglichen ökologischen Auswirkungen auf Meereslebewesen ganzheitlicher zu betrachten“, sagt Lilian Lieber. 

Originalveröffentlichung: 

Lilian Lieber, Roland Langrock, W. Alex M. Nimmo-Smith: A bird's-eye view on turbulence: seabird foraging associations with evolving surface flow features. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, https://doi.org/10.1098/rspb.2021.0592, veröffentlicht am 28. April 2021.

Weitere Informationen:
Videoclip mit Ergebnissen der Studie („A bird's eye view on turbulence“, deutsch: Vogelperspektive auf Turbulenzen)

Kontakt:
Prof. Dr. Roland Langrock, Universität Bielefeld
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Telefon: 0521 106-4879

THE-Ranking: Universität Bielefeld unter den weltweit besten 200 Universitäten (Nr. 68/2021)

$
0
0
Die Rangliste führt mehr als 1.600 Institutionen aus 99 Ländern auf

Das britische Wissenschaftsmagazin „Times Higher Education“ (THE) hat sein World University Ranking 2022 veröffentlicht. Demnach gehört die Universität Bielefeld zu den weltweit 200 besten Universitäten. In Deutschland zählt sie zu den 20 am besten bewerteten Universitäten. 

Turm des Hauptgebäudes der Universität Bielefeld vor blauem Himmel
Im neuen Times Higher Education (THE) Ranking kommt die Universität Bielefeld auf Platz 166. Foto: Universität Bielefeld
Im Gesamtranking belegt die Universität Bielefeld Platz 166. Im Vergleich der deutschen Universitäten in dem Ranking nimmt die Universität Bielefeld Platz 17 ein. Aus Nordrhein-Westfalen sind elf Universitäten in der Rangliste aufgeführt – bezogen auf das Bundesland steht die Universität Bielefeld an dritter Stelle hinter der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und der Universität Bonn.

Das World University Ranking 2022 berücksichtigt 13 Leistungsindikatoren, die es in fünf Bereiche unterteilt: Lehre, Forschung, Zitationen, internationale Ausrichtung sowie Drittmittel aus der Wirtschaft. Datenbasis für die Auswertung waren mehr als 108 Millionen Zitationen aus über 14,4 Millionen Forschungspublikationen, Befragungen von rund 22.000 Wissenschaftler*innen aus aller Welt und statistische Erhebungen, die von den Hochschulen bereitgestellt wurden. Für das Ranking wurden 1.662 forschungsintensive Universitäten aus 99 Ländern verglichen.

Die aktuelle internationale Rankingliste wird, wie in den Vorjahren, angeführt von der University of Oxford in Großbritannien. Beste deutsche Universität ist im internationalen Vergleich die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München (Platz 32). 

Weitere Informationen:
Das Ranking im Detail

Jörg Schwarzbich Inventor Award für neue Methode zur Herstellung therapeutischer Viren (Nr. 69/2021)

$
0
0
Auszeichnung geht an zwei Biotechnologen der Universität Bielefeld

Der Jörg Schwarzbich Inventor Award für herausragende Erfindungen geht in diesem Jahr an die Biotechnologen Professor Dr. Kristian Müller und Marco Radukic von der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld. Ihre Innovation: Das Erfinderteam hat ein kosteneffizientes Herstellungsverfahren für die sichere Produktion von Adeno-assoziierten Viren (AAV) entwickelt. Diese werden in der Gentherapie zur Behandlung von Erbkrankheiten eingesetzt. An der Technischen Fakultät forscht das Team in der Arbeitsgruppe Zelluläre und molekulare Biotechnologie. Der mit 40.000 Euro dotierte Preis wird von der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld verliehen. Michael Geis, Geschäftsführer der ROLLAX Kugellagerfabrik, einem Sponsor des Inventor Awards, überreichte die Auszeichnung gestern (07.09.2021) an die Erfinder.


Bild von sechs Personen, von links: Dr. Birgit Vemmer, Dr. Rainer Wend, Prof. Dr. Kristian Müller, Michael Geis, Jörg Schwarzbich, Marco Radukic
Die Universitätsgesellschaft hat den Jörg Schwarzbich Inventor Award verliehen. Das Bild zeigt (vorne v.li.) die Preisträger Prof. Dr. Kristian Müller und Marco Radukic sowie (hinten v.li.) Dr. Birgit Vemmer und Dr. Rainer Wend von der UGBi, ROLLAX-Geschäftsführer Michael Geis und Preisstifter Jörg Schwarzbich. Foto: Universitätsgesellschaft Bielefeld/S. Sättele
„Wir gratulieren den Preisträgern herzlich zu Ihrer Auszeichnung mit dem Jörg Schwarzbich Inventor Award. Die ausgezeichnete Erfindung steht in vorbildlicher Weise für den Innovationsgeist der Universität Bielefeld“, sagt Dr. Rainer Wend, Geschäftsführer der UGBi. „In der Jury überzeugte uns, dass das entwickelte Verfahren sowohl einen großen Beitrag zur Weiterentwicklung der Gentherapie leistet als auch die Bedarfe der Wirtschaft bedient.“

Das Potenzial synthetischer DNA für die Gentherapie erschließen
Professor Dr. Kristian Müller, Leiter der Forschungsgruppe Zelluläre und molekulare Biotechnologie, und Marco Radukic haben zusammen einen Weg gefunden, Adeno-assoziierte Viren (AAV) sicher und kosteneffizient herzustellen. Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften werden AAV hauptsächlich in der Gentherapie zur Behandlung von Erberkrankungen wie der spinalen Muskelatrophie eingesetzt. In der Gentherapie werden defekte durch funktionierende Gene ersetzt. Die gentechnisch veränderten Adeno-assoziierten Viren dienen als sogenannte Genfähren: Sie übertragen das therapeutische Gen in die relevanten Zellen.

Aktuell sind zwei AAV-basierte Wirkstoffe zugelassen, weitere klinische Studien laufen. „Die Herstellung von rekombinanten AAV ist bisher sehr aufwendig und teuer. Für die Produktion wird meist zuerst Genmaterial in Bakterien vermehrt, das dann in Säugerzellen eingeschleust wird und die Virenproduktion anstößt“, erklärt Kristian Müller. „Der von uns entwickelte alternative Herstellungsweg vermeidet unnötige bakterielle Bestandteile in dem Genmaterial, sodass das Produkt eine hohe Reinheit aufweist.“ In bisherigen Verfahren für die AAV-Medikamente werden für den Produktions-prozess Plasmide eingesetzt. Das sind DNA-Moleküle, die in Bakterien erzeugt werden. Die Wissenschaftler nutzen für ihr Verfahren hingegen synthetische – also im Reagenzglas erzeugte – DNA (synDNA), die dem Erbgut der AAV nachempfunden ist. Weil das Bielefelder Erfinderteam die synD-NA mit Enzymen statt Bakterien herstellt, enthält sie keine bakteriellen Gen-Sequenzen, die die Funktion des Erbguts verfälschen würden.

Bild von zwei Personen mit Kubus: Prof. Dr. Kristian Müller und Marco Radukic
Prof. Dr. Kristian Müller (li.) und Marco Radukic (re.) erhalten den Jörg Schwarzbich Inventor Award. Foto: Universitätsgesellschaft Bielefeld/S. Sättele
„Aktuell forscht unsere Arbeitsgruppe dazu, wie sich synDNA in weiteren Anwendungsbereichen einsetzen lässt – zum Beispiel in der Tumortherapie und zur Herstellung temperaturstabiler Impfstoffe“, sagt Marco Radukic. „Außerdem arbeiten wir an vollsynthetischen AAV, die nicht in Zellkulturen produziert werden müssen. Das könnte die Produktions- und letztlich die Behandlungskosten stark senken.“ Für ihr neues Verfahren haben die Biotechnologen gemeinsam mit der PROvendis GmbH ein internationales Patent angemeldet. PROvendis ist die Patentverwertungsagentur der NRW-Hochschulen. Die Erfindung der Bielefelder Wissenschaftler bildet zudem die Grundlage für das Gründungsprojekt „ATIVAA – next gene biologics“, das Auftragsentwicklung von Gentherapieviren anbietet. Das Projekt wird seit November 2019 mit rund 320.000 Euro gefördert – aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Der Jörg Schwarzbich Inventor Award
Der Jörg Schwarzbich Inventor Award wird jährlich von der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Erfindungen von Angehörigen der Universität Bielefeld, die gewerblich geschützt sind oder mit denen ein Unternehmen gegründet wurde. Stifter und Namensgeber des Erfinder*innen-Preis ist der Bielefelder Unternehmer Jörg Schwarzbich. Das Preisgeld in Höhe von jährlich 40.000 Euro stammt von der ROLLAX-Kugellagerfabrik, einem Unternehmen der Jörg Schwarzbich Stiftung.

Weitere Informationen:

Kontakt:

Kristian Müller, Universität Bielefeld
Technische Fakultät
Tel.: 0521 106-6323   
E-Mail: Kristian.Mueller@uni-bielefeld.de  

Wie sich bei Meeresschnecken genetische Inseln bilden (Nr. 70/2021)

$
0
0
Internationale Studie erscheint im Forschungsjournal Science Advances

Gewöhnlich haben alle Individuen einer Population von Meeresbewohnern, die das Potenzial haben, sich über große Entfernungen auszubreiten, ein ähnliches genetisches Spektrum. Immer wieder allerdings bilden sich innerhalb von Populationen an kleinen, lokal begrenzten Orten plötzlich und für kurze Zeit kleine Gruppen genetisch unterschiedlicher Individuen. Wie es zu dieser chaotischen Bildung genetischer Inseln bei einer Meeresschnecke gekommen ist, zeigt eine neue Studie. Für die Forschung haben Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld und des British Antarctic Survey kooperiert. Ihre Studie ist in Science Advances erschienen.

Das Bild zeigt Napfschnecken, die aufeinanderklettern.
Bei der Fortpflanzung klettern die Napfschnecken aufeinander, so dass sich Eier und Spermien in unmittelbarer Nähe befinden, wenn sie sie ins Wasser abgeben. Foto: BAS
Die Forschenden haben die genetischen Abweichungen von Tiergruppen innerhalb einer Population anhand der Napfschnecke Nacella concinna auf zwei Faktoren zurückgeführt. Sie nutzten dazu genomische Daten, Daten von Treibbojen und Computersimulationen. Dadurch konnten sie nachweisen, dass im Fall der Napfschnecke eine ganze Generation von Nachkommen auf eine extrem begrenzte Zahl von Eltern zurückging und die Strömung die Larven gemeinsam an einen Ort getragen hatte. „Uns ist es damit gelungen, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu bauen“, sagt der Molekularbiologe Professor Dr. Joseph Hoffman von der Universität Bielefeld, der zu den Autor*innen der Studie gehört.

Erstmals Nachweis für theoretische Annahmen zu Bildung genetischer Inseln
Ob es zu einer chaotischen Inselbildung kommt, hängt oft von Zufällen ab. „Die Ausbreitung dieser Art von Organismen kann geografisch begrenzt und im Laufe der Zeit instabil sein“, sagt Dr. David Vendrami, Mitarbeiter von Joseph Hoffman und Erstautor der Studie. „Es gibt sehr viele Theorien, die zu erklären versuchen, wie es zu diesen genetischen Inseln kommt“, sagt er. „In der Praxis war es bislang aber nicht gelungen, dies auf einen konkreten Mechanismus zurückzuführen.“

Die Studie ist eine Kooperation zwischen den Bielefelder Forschenden und den Kolleg*innen des British Antarctic Survey (BAS), dem Polarforschungsprogramm von Großbritannien, die die Daten vor Ort erhoben haben. Professor Lloyd Peck PhD vom BAS hat bei Tauchgängen in der Antarktis Napfschnecken-Proben gesammelt und hatte mit Joseph Hoffmann die Idee für die Studie. „Die Napfschnecke Nacella concinna gehört zu den Lebewesen, die die flachen Gewässer in der Antarktis dicht besiedeln. Dort leben teilweise fast 500 Tiere pro Quadratmeter“, sagt Peck. Jedes Jahr geben die Weibchen Millionen von Eiern ins Wasser ab, aus denen sich Larven entwickeln. Die Analyse der genetischen Proben aus der Antarktis zeigte eindeutig eine genetische Insel und ließ den Schluss zu, dass genetische Inseln bei diesen Napfschnecken wahrscheinlich relativ häufig auftreten und wieder verschwinden. „Dabei haben wir genetische Strukturen entdeckt, bei denen die Tiere in den Populationen eng miteinander verwandt sind, sodass Brüder und Schwestern, Cousins und Cousinen in einem kleinen Gebiet sehr dominant sind.“

Methodik erlaubt, weitere Fälle genetischer Inselbildung zu rekonstruieren

Mann schaut auf Computerbildschirm.
Dr. David Vendrami von der Universität Bielefeld hat eine Computersimulation mit entwickelt, die die Bildung genetischer Inseln rekonstruiert.
Foto: Elena Fissenewert
Die Forschungsdaten stammen aus den Jahren 1999 und 2015 und wurden an neun Orten in der Antarktis gesammelt. Die Forschenden analysierten die genomischen Daten und kombinierten diese mit Daten von Treibbojen, die Aufschluss über die Meeresströmungen gaben. „Wir haben auch Computersimulationen entwickelt, in denen wir den Lebenszyklus von Napfschnecken nachgestellt haben, um zu verstehen, welche Ereignisse zur Entstehung einer genetischen Insel führen könnten“, sagt David Vendrami. Das Ergebnis war eindeutig: Die gesamte Generation der Napfschnecken an einem Ort stammte von einer winzigen Anzahl von Eltern ab. Die Larven hatten sich zudem gemeinsam mit der Meeresströmung bewegt und siedelten sich so am selben Ort an.

Das bedeutet aber nicht, dass alle anderen Theorien zur genetischen Inselbildung falsch sind. „In anderen Fällen kann es sein, dass eine ganz andere Theorie zutrifft“, sagt Vendrami. Das Forschungsdesign biete die Möglichkeit, auch in anderen Fällen eine genetische Inselbildung zu rekonstruieren und die möglichen Ursachen einzugrenzen.

Napfschnecke auf Meerespflanze
Napfschnecken besiedeln die flachen Gewässer in der Antarktis. Foto: BAS
„Um zu verstehen, wie sich Meerespopulationen entwickeln, müssen wir unbedingt die Mechanismen kennen, die ihre genetische Vielfalt beeinflussen“, sagt David Vendrami. Dies sei zum Beispiel wichtig, um den Einfluss von menschengemachten Eingriffen besser abschätzen zu können oder auch für das Management von Schutzgebieten und Fanggründen. „Unsere Ergebnisse bieten ein Fundament, um marine Populationen besser zu verstehen und zu managen.“ Wer etwa ein Schutzgebiet verwaltet, ist womöglich besorgt, wenn sich an einem Ort viele Individuen genetisch stark ähneln. „Es könnte sich aber auch nur um eine kurzzeitige genetische Inselbildung handeln“, sagt der Wissenschaftler. „Wenn das nachprüfbar ist, lässt sich zum Beispiel besser abschätzen, ob es sinnvoll ist, einzugreifen, weil eine Population gefährdet ist, oder ob es sich womöglich nur um ein kurzzeitiges und zufälliges Ereignis handelt.“

Originalveröffentlichung:
David L. J. Vendrami, Lloyd S. Peck, Melody S. Clark, Bjarki Eldon, Michael Meredith, Joseph I. Hoffman: Sweepstake reproductive success and collective dispersal produce chaotic genetic patchiness in a broadcast spawner. Science Advances, https://doi.org/10.1126/sciadv.abj4713, veröffentlicht am 10. September 2021

Weitere Informationen:

•    Website des Hoffman Lab
•    Website des British Antarctic Survey

Kontakt:
Dr. David Vendrami, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie / Verhaltensforschung
Telefon: 0521 106-2725
E-Mail: david.vendrami@uni-bielefeld.de

Festakt zur Eröffnung des Lehrbetriebs der Medizinischen Fakultät OWL (PE Nr.71/2021

$
0
0
Die Medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe an der Universität Bielefeld hat im Aufbauprozess bereits wesentliche Meilensteine erreicht und startet im Wintersemester den Lehrbetrieb. In einem Festakt eröffnen Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den Lehrbetrieb an der 14. Fakultät der Universität Bielefeld. Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Eckart von Hirschhausen. Wir laden Sie ein, diesen Termin zu begleiten und darüber zu berichten.

Der Festakt in Kürze:

Datum: Donnerstag, 23. September 2021, 13 – 14.45 Uhr
Ort: Universität Bielefeld, Hörsaalgebäude Y, Konsequenz 41b
Einen Lageplan mit den Gebäuden finden Sie hier: https://www.uni-bielefeld.de/uni/anreise-kontakt/lageplaene/index.xml

Das Programm:
Begrüßung
Prof. Dr. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld
Prof‘in Dr. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL
Ansprache
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Chancen und Herausforderungen: Welche Bedeutung hat die neue Fakultät für die medizini-sche Forschung und Lehre in Deutschland?
Gesprächsrunde mit
Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer
Prof. Dr. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin
Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Vorsitzender Medizinischer Beirat für den Aufbau der Medizinischen Fakultät OWL
Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe

Aufbruchsstimmung und Gestaltungsspielraum: Warum ist die neue Fakultät spannend für ambitionierte Wissenschaftler*innen?
Gesprächsrunde mit Professor*innen der Medizinischen Fakultät OWL:
Prof. Dr. Björn Spittau, AG Anatomie und Zellbiologie
Prof. Dr. Martin Driessen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Ev. Klinikum Bethel
Prof‘in Dr. Wing-Kee Lee, AG Physiologie und Pathophysiologie
Prof‘in Dr. Christiane Muth, AG Allgemein- und Familienmedizin

Interview
Dr. Eckart von Hirschhausen interviewt Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen

Musikalischer Rahmen: Saxophonduo (Hochschule für Musik Detmold)

Es besteht die Möglichkeit, die Veranstaltung per Livestream zu verfolgen unter:
www.uni-bielefeld.de/livestream-medizin

Aufgrund der eingeschränkten Platzkapazitäten im Hörsaal bitten wir um verbindliche Anmeldung (mit Name, E-Mail-Adresse und Medium) bis zum 17. September 2021 unter medien@uni-bielefeld.de. Bitte beschränken Sie sich auf maximal zwei Personen pro Medium. Wenn Sie für Tonauf-zeichnung etc. spezielles Equipment brauchen, schreiben Sie uns das bitte ebenfalls.

Gemäß den aktuell geltenden Corona-Verordnungen müssen alle Gäste den Nachweis des 3 G-Status (geimpft, getestet, genesen) erbringen. Am Eingang wird der Nachweis in Verbindung mit einem Personalausweis kontrolliert. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Testnachweis um ein negatives Ergebnis eines höchstens 48 Stunden zurückliegenden Antigen-Schnelltests handeln muss. Im gesamten Gebäude gilt Maskenpflicht, nur auf dem eigenen Platz darf die Maske abgenommen werden.


Hörsaalgebäude Y wird eröffnet (PE Nr. 72/2021)

$
0
0
Das neue Hörsaalgebäude Y an der Konsequenz ist fertig. Die Universität Bielefeld hat innerhalb von zwei Jahren Bauzeit einen neuen Hörsaal, drei Seminarräume und somit mehr als 800 zusätzliche Plätze für die Lehre geschaffen. Kanzler Dr. Stephan Becker eröffnet das Gebäude am Mittwoch, 22. September, mit einer kleinen Feier. Auch der Rektor, Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer und die Prorektorin für Studium und Lehre, Prof’in Dr. Birgit Lütje-Klose, werden vor Ort sein.

Journalist*innen sind herzlich eingeladen, von dem Termin zu berichten. Eine vorherige Anmeldung unter medien@uni-bielefeld.de ist erforderlich.

Der Pressetermin in Kürze:
Datum: Mittwoch, 22. September 2021
Zeit: 11.30 - ca. 12.30 Uhr
Ort: Universität Bielefeld, Konsequenz 41b
Nach den Eröffnungsworten wird es Gelegenheit für einen Rundgang durchs Gebäude geben.

Bei gutem Wetter findet der Termin vor dem Gebäude statt. Im Gebäude gilt: Gemäß den aktuell geltenden Corona-Verordnungen müssen alle Gäste den Nachweis des 3 G-Status (geimpft, getestet, genesen) erbringen. Der Nachweis wird in Verbindung mit einem Personalausweis kontrolliert. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Testnachweis um ein negatives Ergebnis eines höchstens 48 Stunden zurückliegenden Antigen-Schnelltests handeln muss. Im gesamten Gebäude gilt Maskenpflicht.

24 internationale Lehrkräfte für den Schuldienst vorbereitet (Nr. 73/2021)

$
0
0
Vierter Jahrgang Lehrkräfte Plus schließt ab, fünfter Jahrgang startet

Ein Jahr lang haben sich 24 Lehrerinnen und Lehrer mit Fluchthintergrund oder aus Drittstaaten im Programm „Lehrkräfte Plus“ an der Universität Bielefeld für den Schuldienst in NRW weiterqualifiziert - erfolgreich. In einer feierlichen Online-Veranstaltung wurden sie am Dienstagabend, 14. September, von der nordrhein-westfälischen Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer per Videobotschaft begrüßt. Anschließend feierten sie den Programmabschluss gemeinsam mit Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre der Universität Bielefeld und Katharina Latsch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Zeitgleich mit dem Abschluss des vierten Jahrgangs beginnen in diesen Tagen 25 Teilnehmende des fünften Programmjahrgangs mit dem einjährigen Kurs an der Universität.


Bild von 24 Teilnehmer*innen des aktuellen Abschlussjahrgangs von Lehrkräfte Plus bei der digitalen Abschlussveranstaltung.
Die Teilnehmer*innen des aktuellen Abschlussjahrgangs von Lehrkräfte Plus bei der digitalen Abschlussveranstaltung. Foto: Universität Bielefeld
14 Lehrer und 10 Lehrerinnen aus der Türkei, Syrien, dem Iran, dem Irak und Georgien haben das Programm im vergangenen Jahr erfolgreich absolviert. Damit schließt der bereits vierte Jahrgang Lehrkräfte Plus das Pionierprogramm an der Universität Bielefeld erfolgreich ab. Die diesjährigen Absolvent*innen unterrichten im Anschluss an das Programm in Schulen in Nordrhein-Westfalen und nehmen am Anschlussprogramm „Internationale Lehrkräfte Fördern“ der Bezirksregierungen Detmold, Arnsberg, Münster, Düsseldorf oder Köln teil. Dabei unterrichten die Programmabsolvent*innen an den Schulen im Team Teaching gemeinsam mit erfahrenen Lehrkräften. Zusätzlich vertiefen sie ihre Kenntnisse in der Unterrichtssprache Deutsch für den Beruf als Lehrkraft und erweitern ihre pädagogischen Fähigkeiten.  

Stimmen zum diesjährigen Programmabschluss von Lehrkräfte Plus:
Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen:
„Das Programm Lehrkräfte Plus ist eine Erfolgsgeschichte. Es bietet Lehrerinnen und Lehrern mit einer Fluchtgeschichte die Chance, neu anzufangen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer können stolz auf sich sein, dass sie den Mut, die Kraft und den Willen gehabt haben, dieses Programm zu durchlaufen. Das Zertifikat ist Ausdruck einer besonderen Leistungs- und Einsatzbereitschaft. Es steht nicht nur für einen erfolgreichen Abschluss, es steht auch für einen Aufbruch in einen neuen Tätigkeitsbereich. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stehen nun viele Wege offen. Dafür wünsche ich ihnen alles erdenklich Gute.“

Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen:„24 Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte können nun in ihrer neuen Hei-mat in ihrem erlernten Beruf arbeiten. Die Lehrerinnen und Lehrer bereichern unsere Schulen nicht nur mit ihren Fachkompetenzen, sondern auch mit ihren Erfahrungen. Mit dem Programm, das auch an den Universitätsstandorten Bochum, Köln, Siegen und Duisburg-Essen angeboten wird, können bis 2022 rund 250 Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte für den Schuldienst qualifiziert werden. Das schafft echte Integration und stärkt so den Bildungsstandort Nordrhein-Westfalen.“

Professor Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des DAAD: „Mit dem erfolgreichen Berufseinstieg ist den ‚Lehrkräfte Plus‘-Absolventinnen und -Absolventen ein großer Schritt gelungen hin zur Teilhabe an Leben und Gesellschaft in Deutschland. Ihnen möchte ich herzlich gratulieren! Das vom DAAD geförderte ‚Lehrkräfte Plus‘-Programm zeigt deutlich, wie alle Seiten von Bildung und Austausch profitieren, auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Daher engagiert sich der DAAD in Krisen- und Kriegsregionen der Welt und unterstützt gezielt geflüchtete Akademikerinnen und Akademiker bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt.“

Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin Studium und Lehre, Universität Bielefeld: „Rund 100 internationale Lehrkräfte haben wir an der Universität Bielefeld mittlerweile im Programm Lehrkräfte Plus weiterqualifiziert – vor und während der Pandemie. Darauf sind wir stolz und freuen uns, auch im neuen Jahrgang 25 Teilnehmer*innen auf ihrem Weg zurück in den Lehrer*innen-Beruf zu unterstützen“, sagt Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität Bielefeld.

Das Programm wird seit dem vierten Programmjahrgang vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) gefördert. Zuvor förderte die Bertelsmann Stiftung das Programm mit einer Anschubfinanzierung.

Lehrkräfte Plus wird von der Bielefeld School of Education der Universität Bielefeld verantwortet. Es findet in enger Kooperation mit dem Deutschlernzentrum PunktUm statt sowie mit den Fachdidaktiken, den Bezirksregierungen und Praktikumsschulen. Alle Programmteilnehmer*innen haben in ihrem Herkunftsland bereits als Lehrer*innen gearbeitet und weisen zu Programmbeginn Deutschkenntnisse mindestens auf B1-Niveau nach, die sie im Laufe des Programmjahrs auf C1 steigern sollen. Zusätzlich vertiefen die Teilnehmenden ihre fachlichen und didaktischen Kenntnisse. Abschließend hospitieren sie als Lehrkräfte in Schulen und erproben sich in Unterrichtspraxis. Pandemiebedingt haben die Teilnehmenden in diesem Jahrgang das Programm vollständig im Distance Learning absolviert und in der Praxisphase sowohl Distanz- als auch Wechsel- und Präsenzunterricht kennengelernt.

Lehrkräfte Plus an der Universität Bielefeld war 2017 das erste Weiterqualifizierungsprogramm für geflüchtete Lehrkräfte in NRW. Im April 2018 begann an der Ruhr-Universität Bochum das namensgleiche Schwesterprogramm. Seit 2020 gibt es weitere namensgleiche Programme an den Universitäten Köln, Siegen und Duisburg-Essen.

Weitere Informationen:
Das Programm Lehrkräfte Plus
 
Kontakte:
Kristina Purrmann & Sabrina Hermann, Universität Bielefeld
Projektkoordinatorinnen Lehrkräfte Plus
E-Mail: projekt-lkplus@uni-bielefeld.de

Stigmatisierung verhindert Lehren aus der HIV-Pandemie (Nr. 74/2021)

$
0
0

Bielefelder Forschende betrachten in „Science“ die Folgen für Covid-19

Die HIV-Pandemie traf besonders früh die LGBTQI*-Gemeinschaft: Menschen, die ohnehin schon stigmatisiert wurden. Diese Stigmatisierung verhinderte, dass breitere Teile der Gesellschaft die Lehren aus der HIV-Pandemie übernahmen – mit Folgen für den Umgang mit der Covid-19-Pandemie, argumentieren Wissenschaftler*innen der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. Im Fachmagazin Science zeigen sie, wie die Gesellschaft aus den Erfahrungen stigmatisierter Gemeinschaften besser lernen könnte. Der Beitrag ist Teil eines Projekts am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Prof. Dr. Oliver Razum und Dr. Yudit Namer, Bilder der Personen
Prof. Dr. Oliver Razum und Dr. Yudit Namer forschen zu Pandemien und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Foto links: Universität Bielefeld/M.-D. Müller, Foto rechts: Universität Bielefeld
„Stigmatisierung hat zur Folge, dass das Wissen, das bestimmte Menschen erworben haben, und die Erfahrungen, die sie gemacht haben, diskreditiert werden“, sagt Professor Dr. Oliver Razum. Er leitet die Arbeitsgruppe Epidemiologie und International Public Health an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften. „Das war der Fall während der HIV-Pandemie: Weil die Menschen aus der LGBTQI*-Community stigmatisiert waren, wurden ihre Erfahrungen mit Aids und der Pandemie abgewertet.“ LGBTQI* steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer und intersexuell.

Die Stigmatisierung führt deswegen dazu, dass viele Lehren aus der HIV-Pandemie nicht in der Gesellschaft ankommen. „Das Wissen ist zwar da, aber nicht zugänglich“, sagt Dr. Yudit Namer, die gemeinsam mit Razum den Beitrag im Fachmagazin Science veröffentlicht hat und ebenfalls in seiner Arbeitsgruppe forscht. „Das hat Folgen für die Covid-19-Pandemie. Zum Beispiel bei Schutzmaßnahmen: Die von HIV betroffenen Gemeinschaften haben gelernt, wie sich die Akzeptanz von Barrieremethoden – etwa Kondomen – erhöhen lässt. Diese Erfahrungen sind aber verloren gegangen und mussten neu erlernt werden, als es um das Tragen von Masken als Schutzmaßnahme ging.“

Darüber hinaus gefährdet Stigmatisierung den gesellschaftlichen Zusammenhalt: Weil Stigmatisierung gesellschaftliche Gruppen klein hält oder ausschließt, trägt sie dazu bei, diese Gruppen zu marginalisieren – an den Rand zu drängen – und so Ungleichheiten aufrecht zu erhalten. Der nun erschienene Beitrag von Namer und Razum ist eingebettet in ihr Projekt „Gesundheitsversorgung marginalisierter Gruppen als Indikator gesellschaftlichen Zusammenhalts“, ein Teilprojekt des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ).

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das FGZ
Das FGZ ist ein Verbund aus elf Hochschulen und Forschungseinrichtungen, darunter die Universität Bielefeld. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das FGZ seit 2020 für zunächst vier Jahre. In ihrem Teilprojekt untersuchen Namer und Razum, wie unterschiedliche marginalisierte Gruppen den Zugang zur Gesundheitsversorgung erleben und wie dadurch Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt oder gefährdet wird.

Die Überlegungen, die die Wissenschaftler*innen in Science präsentieren, sind in der Vorbereitung zu diesem Projekt entstanden. „Welche kollektiven Erfahrungen marginalisierte Gruppen machen, wird oft übersehen, auch in der Forschung. Die HIV- sowie die Covid-19-Pandemie zeigen, wie wichtig es ist, ihre Perspektive explizit in die Forschung einzubeziehen“, sagt Razum. 

Um von den Erfahrungen der LGBTQI*-Community mit der HIV-Pandemie zu lernen, schlagen die Wissenschaftler*innen verschiedene Forschungsmethoden vor. Dazu zählen zum Beispiel digitale „Archive des Überlebens“, in denen vorhandenes Text- oder Filmmaterial, aber auch Interviews mit Betroffenen gesammelt werden. In der partizipativen Handlungsforschung werden Mitglieder der betroffenen Community sogar als Forscher*innen in die Studie mit einbezogen und erarbeiten selbst Forschungsfragen oder führen Erhebungen durch.

Die Forschung muss damit einhergehen, Stigmatisierung zu bekämpfen
Namer und Razum betonen, dass es dabei nicht darum geht, von marginalisierten Gruppen zu verlangen, mehr aus ihren Erfahrungen zu lernen. „Stattdessen müssen die nicht-marginalisierten Gruppen diejenigen sein, die die Lehren aus den Erfahrungen der Betroffenen ziehen. Das kann zudem nur ein erster Schritt sein und muss damit einhergehen, Marginalisierung und Stigmatisierung zu bekämpfen“, sagt Namer.

Auch in anderen Forschungsprojekten stellen die Wissenschaftler*innen Erfahrungen marginalisierter Gruppen in den Fokus. Razum ist Sprecher der Forschungsgruppe PH-Lens, die gesundheitliche Ungleichheiten am Beispiel der Gesundheit Geflüchteter untersucht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Forschungsgruppe noch bis 2022.

„Unsere Forschungen dienen als Vergrößerungsglas: Ihr Ziel ist nicht nur, etwas über die Erfahrungen marginalisierter Gruppen zu lernen – sondern vor allem auch, aus diesen Erfahrungen allgemeine Schlussfolgerungen über Gesundheit und Gesellschaft abzuleiten“, sagt Razum.

Originalveröffentlichung:
Yudit Namer, Oliver Razum: Collective agency transforms societies. Science, https://doi.org/10.1126/science.abl7621, veröffentlicht am 3. September 2021.

Weitere Informationen:
Kontakt:
Prof. Dr. Oliver Razum, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefon: 0521 106-3837

Mit winzigen Nanopartikeln zu besserem Ladungstransport (Nr. 75/2021)

$
0
0

Bielefelder Forschende veröffentlichen Studie zu topologischen Isolatoren

Dreidimensionale topologische Isolatoren sind Materialien, die elektrischen Strom widerstandsfrei leiten können – allerdings nur auf ihrer Oberfläche. Dieser Effekt ist jedoch schwer messbar: Weil die Materialien üblicherweise wenig Oberfläche im Verhältnis zu ihrem Volumen haben, dominiert der Ladungstransport im Inneren. Physiker*innen der Universität Bielefeld ist es nun gelungen, topologische Isolatoren auf Basis winzig kleiner Nanopartikel zu entwickeln und so den Ladungstransport auf der Oberfläche nachzuweisen. Die Studie entstand in Kooperation mit Forschenden der Universität Duisburg-Essen und des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler*innen heute (21.09.2021) im Fachmagazin Small veröffentlicht. Der Europäische Forschungsrat ERC hat die Studie mit einem Consolidator Grant gefördert.

Sepideh Izadi und Prof’in Dr. Gabi Schierning von der Fakultät für Physik, Bilder der Personen
Sepideh Izadi (li.) und Prof’in Dr. Gabi Schierning (re.) forschen zu Nanopartikel-basierten Quantenmaterialien. Foto: Universität Bielefeld
Topologische Isolatoren haben Eigenschaften, die nur durch die Quantenphysik beschrieben werden können. Das Besondere dieser Quantenmaterialien: In ihrem Inneren leiten sie elektrischen Strom gar nicht oder nur sehr schlecht, auf ihrer Oberfläche können sich Ladungsträger hingegen störungsfrei in geschützten Transportkanälen bewegen. Ein Material mit solchen geschützten Transportkanälen ist die Verbindung Bismut-Tellurid.

„Makroskopisch große Proben dieser dreidimensionalen topologischen Isolatoren haben jedoch ein sehr hohes Volumen im Vergleich zu ihrer Oberfläche. Dadurch gibt es sehr viel mehr Ladungsträger in ihrem Inneren, sodass der schlechte Ladungstransport im Inneren den Ladungstransport auf der Oberfläche dominiert“, sagt Professorin Dr. Gabi Schierning von der Arbeitsgruppe „Dünne Schichten und Physik der Nanostrukturen“ an der Universität Bielefeld. „Obwohl die besonderen Transporteigenschaften von dreidimensionalen topologischen Isolatoren also theoretisch vorhergesagt sind, ist es schwer, sie experimentell zu untersuchen.“

Aufnahmen der Oberfläche eines Bismut-Tellurid-Pellets, aufgenommen mit einem Rasterkraftmikroskop.
Aufnahmen mit einem Rasterkraftmikroskop zeigen die Oberfläche eines Bismut-Tellurid-Pellets im Querschnitt (links) sowie den elektrischen Stromfluss (mittig). Die Überlagerung der Aufnahmen (rechts) macht deutlich, dass der Strom vor allem entlang der Kanten und Grenzflächen fließt. Foto: Small
 Um dieses Problem zu umgehen, greifen die Wissenschaftler*innen auf Nanopartikel zurück. Nanopartikel sind winzig klein – ein Nanometer entspricht einem Millionstel Millimeter. Weil diese Partikel so klein sind, haben sie im Verhältnis zu ihrem Volumen eine große Oberfläche. Schierning und ihre Kolleg*innen haben nun Nanopartikel aus Bismut-Tellurid zu fünf Millimeter breiten und 0,5 Millimetern dicken Pellets zusammengepresst – und so einen dreidimensionalen topologischen Isolator hergestellt, der aus Nanoeinheiten aufgebaut ist.

Makroskopische Materialproben mit vielen Grenzflächen
„Durch diesen Trick konnten wir makroskopische Materialproben mit sehr vielen Grenz- und Oberflächen erzeugen. Unsere Studie zeigt, dass sich die geschützten Ladungsträger auf diesen Flächen untersuchen lassen und dass dort elektrischer Strom sehr gut geleitet wird“, sagt Sepideh Izadi, die als Doktorandin in Schiernings Arbeitsgruppe forscht und Erstautorin der Studie ist. Schierning ergänzt: „Durch unser spezielles Materialdesign haben wir es geschafft, Eigenschaften herauszukitzeln, die wir aus der Theorie kennen, aber bisher so nicht sehen konnten. Das ist für mich das Besondere der Arbeit.“

Die Studie ist in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen der Universität Duisburg-Essen und des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden entstanden. Zunächst wurden in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Stephan Schulz von der Universität Duisburg-Essen die Materialproben hergestellt. Dazu war viel Aufwand nötig: Die Nanopartikel müssen zum Beispiel sehr saubere Oberflächen haben und dürfen nicht mit der Umgebung reagieren. „Außerdem müssen sie so zusammengebracht werden, dass sie aneinander haften bleiben – wie beim Bauen einer Sandburg –, gleichzeitig dürfen sie nicht so sehr verdichtet werden, dass die geschützten Transportkanäle auf den Grenzflächen verloren gehen“, sagt Schierning.

 Anschließend haben die Forschenden mit verschiedenen Methoden den Ladungstransport auf den Grenz- und Oberflächen untersucht. Die Bielefelder Wissenschaftler*innen haben zum Beispiel gemeinsam mit Kolleg*innen des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden gemessen, wie gut die Materialprobe unter verschiedenen Bedingungen Strom leitet, etwa bei unterschiedlichen Temperaturen oder unterschiedlich starken Magnetfeldern. „Die Ergebnisse sind ein klarer Hinweis auf Transportmechanismen eines dreidimensionalen topologischen Isolators“, so Schierning.

Ergänzt wurden die Untersuchungen durch Terahertz-Spektroskopie, für die das Forschungsteam von Professor Dr. Martin Mittendorff von der Universität Duisburg-Essen verantwortlich war: Dabei wird die Probe mit elektromagnetischen Wellen im Terahertz-Bereich angeregt und die reflektierte Strahlung gemessen. Auch hier ließen sich spezielle Phänomene beobachten, die nur bei dreidimensionalen topologischen Isolatoren vorkommen – und das sogar bei Temperaturen bis etwa minus 70 Grad Celsius, also recht hohen Temperaturen für einen solchen Effekt. 

Ein wichtiger Schritt in der Grundlagenforschung
„Unsere Studie zeigt, dass sich dreidimensionale topologische Isolatoren in makroskopischer Größe und bei vergleichsweise hohen Temperaturen realisieren lassen. Das ist ein wichtiger Schritt in der Grundlagenforschung, der auch für potenzielle Anwendungen wichtig sein könnte – davon sind wir allerdings noch weit entfernt“, so Schierning. Dreidimensionale Topologische Isolatoren könnten zum Beispiel in Quantencomputern zum Einsatz kommen.

Die Arbeit ist Teil des Forschungsprojekts Matter, das der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) mit zwei Millionen Euro fördert. 2019 hat Schierning dafür einen ERC Consolidator Grant erhalten, die Förderung läuft bis 2025. Mit der Auszeichnung unterstützt der Forschungsrat vielversprechende Wissenschaftler*innen, die ihr eigenes Forschungsteam aufbauen. Gabi Schierning, die vorher am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden tätig war, ist seit Oktober 2020 Professorin für Experimentalphysik an der Fakultät für Physik der Universität Bielefeld.

Originalveröffentlichung: 
Sepideh Izadi, Jeong Woo Han, Sarah Salloum, Ulrike Wolff, Lauritz Schnatmann, Aswin Asaithambi, Sebastian Matschy, Heike Schlörb, Heiko Reith, Nicolas Perez, Kornelius Nielsch, Stephan Schulz, Martin Mittendorff, Gabi Schierning: Interface-dominated topological transport in nanograined bulk Bi2Te3. Small, https://doi.org/10.1002/smll.202103281, veröffentlicht am 21. September 2021.

 Weitere Informationen:
Mit Wärme Strom erzeugen, ohne seltene Elemente zu nutzen“ (Pressemitteilung vom 22.02.2021)

Kontakt:
Prof.’in Dr. Gabi Schierning, Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
Telefon: 0521 106-2661
E-Mail: gabi.schierning@uni-bielefeld.de 

Universität Bielefeld eröffnet neues Hörsaalgebäude (Nr. 76/2021)

$
0
0
Zusätzlicher Platz für die Lehre

Nach nur knapp zwei Jahren Bauzeit ist heute (22.9.2021) das neue Hörsaalgebäude Y der Universität Bielefeld eröffnet worden. Das von der Universität in Eigenregie nach einem Architektenentwurf an der Straße Konsequenz errichtete Gebäude gilt als Herzstück der Campuserweiterung Campus Süd. Auf rund 940 Quadratmetern Hauptnutzfläche bieten ein großer Hörsaal und drei Seminarräume Platz für insgesamt etwa 800 Studierende. Das neue Hörsaalgebäude in unmittelbarer Nähe zum Universitätshauptgebäude ersetzt das vorübergehend geschlossene Audimax und trägt dazu bei, den wachsenden Bedarf an Lehrflächen der Universität zu decken.


Eröffnung Hörsaalgebäude Y
Kanzler Dr. Stephan Becker, Prorektorin Prof‘in Dr. Birgit Lütje-Klose und Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer eröffnen heute offiziell das neue Hörsaalgebäude Y (v.l.). Foto: Universität Bielefeld/M.-D.Müller
Außen eine helle Fassade mit großen, goldfarben umrahmten Fensterflächen. Innen Sichtbeton und viel Holz. Diese Merkmale bestimmen die Architektur des neuen zweistöckigen Hörsaalgebäudes, für das sich die Universität 2018 im Rahmen eines Architekturwettbewerbs entschieden hat.

Die Struktur des von dem Münsteraner Büro Behet Bondzio Lin entworfenen Gebäudes ist einfach: Von dem großzügigen Foyer geht es ebenerdig über zwei Eingänge in den großen Hörsaal. Eine zentrale Treppe führt zu den drei Seminarräumen im Obergeschoss. „Diese zusätzlichen Lehrflächen sind wichtig, um den steigenden Raumbedarf der Lehre an unserer Universität zu decken“, erläutert Kanzler Dr. Stephan Becker die Bedeutung des neuen Hörsaalgebäudes für die Universität Bielefeld bei seiner Eröffnung. „Insbesondere der Hörsaal mit seinen rund 650 Plätzen ergänzt die Kapazitäten im Hauptgebäude auf sinnvolle Weise. Studierende hatten im Senat einen Hörsaal dieser Größe gefordert. Ich freue mich, dass wir diesem Wunsch nun nachkommen können.“

Das Gebäude erfülle aber nicht nur einen Zweck, sondern begeistere vor allem durch seine moderne Optik und das intelligente Technikkonzept, sagt Becker: „Als Bauherrin hat die Universität von der Planung bis zur Umsetzung sehr viel Wert auf eine nachhaltige Bauweise, ökologische Materialien und eine ausgefeilte Energieversorgung gelegt. Dass wir es innerhalb von zwei Jahren Bauzeit geschafft haben, ein so modernes und nachhaltiges Gebäude zu errichten – darauf bin ich sehr stolz und bedanke mich bei allen Beteiligten für das starke Engagement.“

Eröffnung Hörsaalgebäude Y
Das zweistöckige Hörsaalgebäude Y: 2018 hat sich die Universität im Rahmen eines Architektur-Wettbewerbs für diese Umsetzung entschieden. Foto: Universität Bielefeld/M.-D. Müller
Bereits am Tag nach seiner Eröffnung muss das Gebäude beim Festakt zum Start der Medizinischen Fakultät seinen ersten Einsatz als Veranstaltungsort bestehen. Ab Oktober wird es dann mit dem Start des Wintersemesters in den Regelbetrieb gehen. Rektor Professor Dr.-Ing. Sagerer betont: „Die Atmosphäre und Aufenthaltsqualität im neuen Hörsaalgebäude sind einzigartig. Ich freue mich riesig darauf, dass der Präsenzbetrieb hier in Kürze startet und alle Studierenden der Universität Bielefeld davon profitieren können.“

Moderne Ausstattung für die interaktive Lehre
Der große Hörsaal mit Tageslicht bietet 648 Sitzplätze und zusätzliche sechs Plätze für Rollstuhlfah-rer*innen samt Begleitpersonen. Alle Sitzplätze sind gepolstert, deutlich breiter als gesetzlich vor-gegeben und bieten damit ein Extra an Komfort. Um den Anforderungen interaktiver Lehrveranstaltungen gerecht zu werden, ist der große Hörsaal mit einer optimalen WLAN-Versorgung ausgestattet. Auf der Basis einer WLAN-Ausleuchtungs-Simulation wurden insgesamt 14 spezielle WLAN-Antennen so montiert und ausgerichtet, dass auch bei einem voll besetzten Hörsaal von jedem Sitz-platz aus eine Nutzung des Uni-WLANs möglich ist. Zudem ermöglichen Steckdosen an jedem zweiten Arbeitsplatz digitales Arbeiten im Hörsaal.

Der Hörsaal bedient mit seiner Kapazität eine stark nachgefragte Größe für Vorlesungen, Prüfungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen der Universität Bielefeld. Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Prorektorin für Studium und Lehre stellt klar, warum ein solcher Raum für die Lehre nach Corona unverzichtbar ist: „Obwohl Lehre auch über Corona hinaus digital stattfinden wird, ist und bleibt die Universität eine Präsenzuniversität, in der gemeinsame Orte für Kommunikation und direkten Aus-tausch eine wichtige Rolle spielen.“ 

Nachhaltige Materialien und intelligentes Technikkonzept
Um den inneren Betonkern des Gebäudes – die sogenannte „Centerbox“– herum besteht die Trage-konstruktion des Hörsaalgebäudes nahezu vollständig aus Holz. Dafür wurden neben zehn Tonnen Stahl über 200 Kubikmeter Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verbaut. In der Deckenkonstruktion ist das Holz in Form meterlanger Stützbalken offen sichtbar, in der Außenfassade dagegen verbirgt sich Holzkonstruktion zum Schutz vor Witterung hinter einer Verkleidung aus Zinkblech und goldfarbenen Fensterbändern aus Metall.
Eröffnung Hörsaalgebäude Y
Der neue Hörsaal im Gebäude Y: Die Tragekonstruktion besteht nahezu vollständig aus nachhaltigem Holz. Im Hörsaal ist es unter anderem in der Deckenkonstruktion verarbeitet. Foto: Universität Bielefeld/M.-D.Müller


Auch das komplexe Technikkonzept des Hörsaalgebäudes ermöglicht Nachhaltigkeit. Das Gebäude wird überwiegend über eine Wärmepumpe geheizt und gekühlt. Die Energieversorgung der Wärmepumpe wird maßgeblich von einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung ca. 25 Kilowatt-Peak auf dem Dach des Gebäudes gewährleistet. Für die Spitzenlast, zum Beispiel wenn die Außentemperatur auf unter drei Grad Celsius sinkt, steht ein zusätzlicher Brennwertkessel zur Verfügung. Durch die Ausrichtung des Gebäudes nach Norden sind Hörsaal und Seminarräume ganzjährig vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, was eine Aufheizung im Sommer verhindert. Der Hörsaal und auch die Seminarräume werden über eine bedarfsabhängige Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung belüftet und gekühlt. Durch moderne digitale Gebäudeinformationscontroller werden so im großen Hörsaal bis zu 28.000 Kubikmeter Luft pro Stunde automatisch gesteuert.

Kosten
Die Kosten für den Bau des neuen Hörsaalgebäudes wurden zum Spatenstich im Jahr 2019 auf 13,3 Millionen Euro geschätzt. Bereits zu Beginn der Maßnahme wurde aufgrund der schwierigen Marktlage im Baugewerbe eine zusätzliche Risikoreserve von einer Million Euro gebildet. Nach aktueller Planung wird die Universität maximal 13,9 Millionen Euro benötigen. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) hat einen Anteil von rund 3,75 Millionen Euro übernommen. Diese Summe war im Rahmen des ersten Bauabschnitts im Universitätshauptgebäude für eine Übergangslösung für den Wegfall des Audimax eingeplant. Den verbleibenden Betrag finanziert die Universität aus Hochschulpaktmitteln.  

Eröffnung Hörsaalgebäude Y
Das neue Hörsaalgebäude bietet neben dem großen Hörsaal mit rund 650 Plätzen auch noch drei Seminarräume für die Lehre. Es ersetzt das vorübergehend geschlossene Audimax im Hauptgebäude. Foto: Universität Bielefeld/M.-D.Müller
Standortkonzept Campus Süd
Das Hörsaalgebäude ist Teil des Standortkonzepts Campus Süd. Südlich des Universitätshauptgebäudes entstehen nach und nach mehrere neue Gebäude insbesondere für die neue Medizinische Fakultät OWL. Ergänzt werden diese durch Grünflächen und Orte zum Verweilen. Ein geplanter Ring um das Hauptgebäude soll die verschiedenen Flächen des Campus miteinander verbinden und perspektivisch weitgehend autofrei sein. Weitere Informationen auf der Website zum Standortkonzept Campus Süd.

Viewing all 1630 articles
Browse latest View live