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Medizinische Fakultät OWL eröffnet Lehrbetrieb gemeinsam mit Wissenschaftsministerin und Gesundheitsminister (Nr. 77/2021)

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Ziel des Modellstudiengangs: bessere ambulante Versorgung

In einem Festakt eröffnen Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute (23.09.2021) den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL, der 14. Fakultät der Universität Bielefeld. Die ersten 60 Studierenden beginnen am 11. Oktober ihr Medizinstudium in Bielefeld.


Festakt zur Eröffnung der Medizinischen Fakultät OWL: Isabel Pfeiffer-Poensgen, Dr. Stephan Becker, Karl-Josef Laumann, Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Dr. Eckart von Hirschhausen, André Kuper (Präsident des Landtags NRW) und Prof’in Dr. Claudia Hornberg (v.l.) Foto: Universität Bielefeld/S. Sättele
Festakt zur Eröffnung der Medizinischen Fakultät OWL: Isabel Pfeiffer-Poensgen, Dr. Stephan Becker, Karl-Josef Laumann, Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Dr. Eckart von Hirschhausen, André Kuper (Präsident des Landtags NRW) und Prof’in Dr. Claudia Hornberg (v.l.) Foto: Universität Bielefeld/S. Sättele
„Dank des gemeinsamen Engagements der Universität Bielefeld und der Landesregierung ist es uns gelungen, dass die Medizinische Fakultät OWL innerhalb kurzer Zeit aufgebaut werden konnte“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „In Nordrhein-Westfalen kann damit nun an acht staatlich getragenen Universitäten Medizin studiert werden. Davon profitieren Studierende in ganz Nordrhein-Westfalen. Daher freue ich mich sehr, dass wir heute den Lehrbetrieb gemeinsam eröffnen und 60 Studierende ein modernes Medizinstudium mit frühzeitigem Praxisbezug beginnen können. Den Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Campus, an den beteiligten Kliniken und in den Arztpraxen wünsche ich viel Erfolg und Freude in ihrem neuen akademischen Umfeld in der Universitätsmedizin OWL.“

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Ich bin sehr stolz, dass wir heute wie geplant den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL feiern können. Der Aufbau der Fakultät ist eines meiner Herzensprojekte zur Stärkung der Allgemeinmedizin und hausärztlichen Versorgung in unserem Land. Alle Beteiligten haben in den letzten Jahren Großartiges geleistet, um dieses Projekt Realität werden zu lassen. Dafür bedanke ich mich sehr. Ich wünsche den ersten 60 Studierenden viel Erfolg für ihr Studium und hoffe, dass sie der Region auch als spätere praktizierende Ärzte erhalten bleiben. Sie werden sehen: OWL hat viel zu bieten!“

Schwerpunkt ambulante Medizin

Die ambulante Medizin, insbesondere die Allgemeinmedizin und die hausärztliche Versorgung, hat im neuen Modellstudiengang einen hohen Stellenwert. So entstand der Lehrplan auch unter Beteiligung ambulant tätiger Ärzt*innen der Region. Mehr als 60 Hausärzt*innen gehören zudem bereits zum Lehrpraxen-Netzwerk der Universität Bielefeld und werden sich an der Ausbildung der Studierenden beteiligen. Ein weiteres interdisziplinäres Netzwerk aus Forschungspraxen im ambulanten Bereich wird aktuell aufgebaut.

Meilensteine des Fakultätsaufbaus

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, ging zu Beginn des Festakts gemeinsam mit der Dekanin Professorin Dr. med. Claudia Hornberg auf die großen Meilensteine ein, die der ambitionierte Studienstart mit sich brachte: Die Grundlage bildete das Konzept, das zum Standort und seinen Schwerpunkten sowie zum politischen Auftrag passt, und im Oktober 2019 durch den Wissenschaftsrat positiv bewertet wurde. Bereits im Juli 2019 wurde der Kooperationsvertrag mit drei Krankenhäusern (Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Lippe, Klinikum Bielefeld) für das Universitätsklinikum OWL unterzeichnet. Im Januar 2021 wurde der Modellstudiengang vom Land genehmigt.

Standortplanungen, Berufungsverfahren und Personalaufbau in Forschung, Lehre und Verwaltung, die Anwerbung und Einbindung von Lehr- und Forschungspraxen: „Ein Mammutprojekt“, betont Sagerer. „Ich danke den vielen engagierten Menschen sehr, die durch ihren Einsatz den Studienstart zum Wintersemester 2021 ermöglicht haben. Mein Dank gilt auch der Landesregierung für ihr entgegengebrachtes Vertrauen und für ihre starke Unterstützung in diesem Prozess. Ich glaube nicht, dass in Deutschland schon einmal so schnell eine so ambitionierte medizinische Fakultät aufgebaut wurde.“

Forschungsprofil
Das Forschungsprofil „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ der Medizinischen Fakultät OWL ist einmalig in Deutschland. Der Wissenschaftsrat würdigt in seinem Bewertungsbericht im Oktober 2019 „die Entwicklung eines zukunftsfähigen Forschungskonzepts mit hoher gesellschaftlicher Relevanz“. Der im Aufbau befindliche Standort hat bereits jetzt verschiedene Drittmittelprojekte eingeworben und ist Mitglied im Nationalen Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Ein Anschubfonds Medizinische Forschung (Gesamtvolumen ca. zwei Millionen Euro) wurde erfolgreich aufgesetzt. Damit fördert die Universität Bielefeld bald schon in der zweiten Förderrunde Forschungsprojekte und Kooperationen zwischen forschenden Ärzt*innen des Uniklinikums OWL, ambulant tätigen Ärzt*innen in OWL und Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld.

Modellstudiengang
Neben der ambulanten Medizin prägen den Modellstudiengang unter anderem drei weitere Merkmale:

  • Schwerpunkt Interprofessionalität und Interdisziplinarität:
    Ab dem 1. Fachsemester besuchen die Studierenden interprofessionelle Lehrveranstaltungen. Darin lernen sie mit Studierenden und Auszubildenden anderer Gesundheitsberufe gemeinsam, diskutieren über Aufgaben und Besonderheiten ihres jeweiligen Berufes und üben praktische Fertigkeiten und Teamkommunikation.

  • Schwerpunkt Technik und Zukunftsorientierung:
    Das Curriculum umfasst, verteilt auf mehrere Semester, 39 Unterrichtseinheiten Digitale Medizin und bietet zudem die Möglichkeit, den Schwerpunkt im Profilbereich zu vertiefen.

  • Schwerpunkt Wissenschaftlichkeit:
    Alle Studierenden erwerben über das Studium hinweg wissenschaftliche Kompetenzen. „Unsere Studierenden sollen gut vorbereitet sein auf eigene wissenschaftliche Arbeiten wie die Promotion. Sie benötigen wissenschaftliche Kompetenzen aber auch im ärztlichen Alltag: Wer zukünftig neue Behandlungsmethoden bewertet, muss Studien verstehen und interpretieren können“, betont Dekanin Hornberg. Mit einem zusätzlichen Semester können die Studierenden zudem einen Bachelor of „Interdisciplinary Medical Sciences“ erwerben und so ihre wissenschaftlichen Fertigkeiten weiter ausbauen.

Zahlen aus der Fakultät zum Studienstart

- 60 Studierende
- 19 besetzte Professuren (Professuren, die für die Lehre in den ersten Fachsemestern essentiell sind, die wichtige klinische Fächer abdecken und die Schwerpunktthemen der Medizinischen Fakultät OWL aufgreifen, wie Allgemein- und Familienmedizin, Geschlechtersensible Medizin, Digitale Medizin)
Rund 90 Fakultätsmitarbeiter*innen
- 60 Lehrende sind seit März 2021 in die Vorbereitungen und inhaltlichen Ausgestaltungen des ersten Fachsemesters involviert (wöchentliche Treffen der Modulkommissionen sowie zusätzliche Fachgruppen-Treffen)
- 2019 und 2020 waren 257 Ärzt*innen und andere Fachvertreter*innen an der Ausarbeitung des Curriculums beteiligt (Kliniken, Niedergelassene, andere Fakultäten)
- Die Standortplanung ist abgeschlossen, das erste Gebäude wurde gekauft, eines für die Medizin erweitert, ein drittes befindet sich im Bau, weitere in Vorbereitung.
- 15 eingeworbene Drittmittelprojekte im Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Euro, darunter 2 Stiftungsprofessuren, 1 Juniorforschergruppe sowie Drittmittelprojekte verschiedener Fördergeber (BMBF, BMG, DFG, Stiftungen), 4 Teilprojekte im Transregio-Sonderforschungsbereich „Konstruktion von Erklärbarkeit“ (SFB/TRR 318) der Universitäten Paderborn und Bielefeld.

Weitere Informationen:

„Bachelor Interdisciplinary Medical Sciences - Universität Bielefeld



Wenn die Kaffeemaschine die Kontonummer kennt (Nr. 78/2021)

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Auftakt für Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

Ob Fernseher, Kaffeemaschine oder Auto: Geräte, die uns das Leben erleichtern, indem sie uns Alltagsarbeit abnehmen und sich vielleicht sogar den Vorlieben ihrer Nutzer*innen anpassen, die dazu lernen und Entscheidungen treffen, finden in immer mehr Lebensbereichen Verwendung. Welche ökonomischen und rechtlichen Herausforderungen bringen solche Produkte mit sich? Damit befasst sich ab Oktober für zehn Monate eine internationale Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Ihre Eröffnungskonferenz findet vom 4. bis zum 6. Oktober in hybridem Format statt. 

Bilder der Personen: Ökonom Prof. Dr. Herbert Dawid, Juristin Prof’ in Dr. Sabine Gless und Ökonom Prof. Dr. Gerd Muehlheusser
Sie leiten die neue ZiF-Forschungsgruppe (v.li.): Ökonom Prof. Dr. Herbert Dawid, Juristin Prof’ in Dr. Sabine Gless und Ökonom Prof. Dr. Gerd Muehlheusser. Foto links: Universität Bielefeld/P. Ottendörfer, Foto Mitte: Universität Basel, Foto rechts: Universität Hamburg
Smarte Produkte wie lernende Haushalts- oder Gesundheitsgeräte und hochautomatisierte Fahrzeuge halten zunehmend Einzug in den Alltag. „Diese Geräte erleichtern uns nicht nur das Leben, sie werfen auch wirtschaftliche und rechtliche Fragen auf“, erklärt der Ökonom Professor Dr. Herbert Dawid von der Universität Bielefeld. Er leitet die Forschungsgruppe zusammen mit der Juristin Professorin Dr. Sabine Gless von der Universität Basel (Schweiz) und dem Ökonomen Professor Dr. Gerd Muehlheusser von der Universität Hamburg. 

„Da geht es etwa um Haftung und Datenschutz, Verbraucherakzeptanz und gesetzliche Regulierung, aber auch um die Frage, wie Unternehmen in diesem Bereich mit der Unsicherheit über zukünftige rechtliche Rahmenbedingungen und Konsumentenakzeptanz umgehen können“, sagt Herbert Dawid. Wer haftet etwa, wenn ein hochautomatisiertes Fahrzeug einen Unfall verursacht? Ist der Schutz der Privatsphäre gesichert, wenn Fernseher oder Kühlschränke Informationen über ihre Besitzer*innen sammeln? Wie lässt sich sicherstellen, dass Roboter, die neben oder mit Menschen arbeiten, zuverlässig funktionieren? „In den meisten dieser Bereiche wird gerade erst diskutiert, wie eine gute gesetzliche Regulierung aussehen kann“, sagt Sabine Gless. 

Die Forschungsgruppe hat sich deshalb drei Themenfelder vorgenommen: den Einfluss rechtlicher Rahmenbedingungen auf die Entwicklung smarter Produkte, den Datenschutz und die Wechselwirkungen zwischen technologischen Neuerungen und dem Rechtssystem. 

„Wir wissen zum Beispiel noch zu wenig darüber, wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Anreize von Unternehmen auswirken, in die Entwicklung von smarten Produkten zu investieren, und zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Eigenschaften diese Produkte dann letztlich auf den Markt gebracht werden“, erläutert Gerd Muehlheusser. „Ein besseres Verständnis dieser Fragen ist wichtig angesichts der rasant fortschreitenden technologischen Entwicklung.“

45 Fellows aus zwölf Ländern werden bis Juli des kommenden Jahres in der neuen Forschungsgruppe zusammenarbeiten. Sie kommen aus den Forschungsbereichen Ökonomie, Rechtswissenschaften, Management, Soziologie, Philosophie, Informatik und Ingenieurswissenschaften und aus der Industrie. 

Auf der Eröffnungskonferenz geht es in erster Linie um die Verlässlichkeit von intelligenter Technik, ihren Einsatz im Rechtswesen, Haftungsfragen, Datenschutz und das Vertrauen der Menschen in diese Produkte. Auf dem Programm stehen auch zwei Keynote-Vorträge:  Professor Eric Talley PhD (Columbia University, USA) spricht über autonome Fahrzeuge und Professorin Dr. Mireille Hildebrandt (Vrije Universiteit Brussel, Belgien) über die Verlässlichkeit Künstlicher Intelligenz.  Abgerundet wird die Konferenz durch eine Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis. Sie sprechen über die Frage „Wie weit gehen wir mit smarten Produkten?“ 

Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftler*innen aller Länder und aller Disziplinen offen. ZiF-Forschungsgruppen sind längerfristige, interdisziplinäre Projekte und stehen im Mittelpunkt der Arbeit des ZiF. Neben regelmäßigen Arbeitstreffen veranstalten die Forschungsgruppen Konferenzen, Workshops und Vorträge.

Die Tagung ist öffentlich und findet in hybridem Format statt. Interessierte sind herzlich eingeladen, online teilzunehmen. Die Tagungssprache ist Englisch. Eine Anmeldung ist erforderlich bei: trixi.valentin@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:

Kontakt:
Nadine Sutmöller, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
E-Mail: smart-products@uni-bielefeld.de

Presseeinladung: Jahresempfang der Universität Bielefeld am 1. Oktober (Nr. 79/2021)

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Erziehungswissenschaftlerin Professorin Dr. Simone Danz hält Festvortrag

Die Universität Bielefeld begeht am kommenden Freitag (01.10.2021) ab 18 Uhr ihren Jahresempfang im neu eröffneten Hörsaalgebäude Y. Festrednerin ist Professorin Dr. Simone Danz von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Die renommierte Erziehungswissenschaftlerin widmet sich in ihrem Vortrag dem Thema Menschenrechtsbildung. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über den Jahresempfang zu berichten. Gelegenheit für ein Pressefoto gibt es vorab um 17.45 Uhr.

Die Festrednerin Simone Danz ist Professorin für Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und hat dort auch das Amt der Enthinderungsbeauftragten inne. Mit ihren Arbeits- und Forschungsschwerpunkten orientiert sie sich am gesellschaftlichen Auftrag zur Stärkung der Menschenwürde und der Menschenrechtsbildung. Sie forscht zu Normalitätskonstruktion bei Fachkräften insbesondere im Bereich der Sozialen Arbeit. Die Erziehungswissenschaftlerin stellt ihren Vortrag unter den Titel „Menschenrechtsbildung – eine Aufgabe für alle?!“ Darin bezieht sie sich auf die Bedeutung der Erklärung der Vereinten Nationen über Menschenrechtsbildung und -training aus dem Jahr 2011, die auch von Deutschland ratifiziert wurde.

Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer gibt in seinem Vortrag Einblicke in aktuelle Entwicklungen an der Universität Bielefeld.

Auf dem Jahresempfang werden zwei Preise der Universität Bielefeld verliehen: der Gleichstellungspreis und der Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre. Der Gleichstellungspreis wird erstmals in der Kategorie „Nachhaltiges Engagement für Geschlechtergerechtigkeit“ vergeben. Wer den Preis erhält, wird unmittelbar vor dem Jahresempfang bekannt gegeben. Der Karl Peter Grotemeyer-Preis geht, wie Ende August gemeldet, an die Psychologieprofessorin Dr. Friederike Eyssel. 

Der Jahresempfang findet traditionell am letzten Freitag vor Beginn des Vorlesungsbetriebs des Wintersemesters statt – zum ersten Mal wird er in dem vor wenigen Tagen eröffneten Hörsaalgebäude Y abgehalten. Eingeladen sind Gäste aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur.

Der Jahresempfang in Kürze:
Datum: Freitag, 1. Oktober 2021, 18 bis 20 Uhr
Ort: Universität Bielefeld, Hörsaalgebäude Y, Konsequenz 41b
Pressefoto: 17.45 Uhr – Foto mit den Preisträger*innen, der Festrednerin und dem Rektor

Einen Lageplan mit den Gebäuden der Universität finden Sie hier.

Das Programm:
  • Begrüßung durch Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer
  • Festvortrag von Professorin Dr. Simone Danz: „Menschenrechtsbildung – eine Aufgabe für alle?!“ 
  • Verleihung des Karl Peter Grotemeyer-Preises für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre
  • Verleihung des Gleichstellungspreises der Universität Bielefeld
  • Einblicke in die Entwicklungen an der Universität Bielefeld durch Rektor Sagerer
Es besteht die Möglichkeit, den Jahresempfang per Livestream zu verfolgen: https://www.uni-bielefeld.de/livestream-jahresempfang

Aufgrund der eingeschränkten Platzkapazitäten im Hörsaal bitten wir um verbindliche Anmeldung (mit Name, E-Mail-Adresse und Medium) bis zum 30. September 2021 unter medien@uni-bielefeld.de. Bitte beschränken Sie sich auf maximal zwei Personen pro Medium. Wenn Sie für Tonaufzeichnung etc. spezielles Equipment brauchen, schreiben Sie uns das bitte ebenfalls.

Gemäß den aktuell geltenden Corona-Verordnungen müssen alle Gäste den Nachweis des 3 G-Status (geimpft, getestet, genesen) erbringen. Am Eingang wird der Nachweis in Verbindung mit einem Personalausweis kontrolliert. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Testnachweis um ein negatives Ergebnis eines höchstens 48 Stunden zurückliegenden Antigen-Schnelltests handeln muss. Im gesamten Gebäude gilt Maskenpflicht, nur auf dem eigenen Platz darf die Maske abgenommen werden.

Weitere Informationen:

Schulleitungen stark belastet durch Corona-Pandemie (Nr. 80/2021)

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Studie erforscht gesundheitliche Beanspruchung schulischer Führungskräfte

Wenn es um die Folgen der Corona-Pandemie für das Schulsystem geht, richtet sich der Blick bislang vor allem auf Schüler*innen und Lehrkräfte. Doch die Pandemie belastet und beansprucht auch die Schulleitungen. Eine Studie der Hochschule Fulda, der Universität Bielefeld und der Universität Trier liefert nun Ergebnisse zu arbeitsbedingten Stressbelastungen, zu gesundheitsriskanten Strategien der Arbeitsbewältigung und zur gesundheitlichen Beanspruchung der schulischen Führungskräfte. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Wissenschaftler*innen vor allem für weibliche Schulleitungen und Grundschulleitungen.

Die Wissenschaftler*innen befragten insgesamt 2.187 Schulleitungen und Schulleitungsmitglieder aus vier Bundesländern (Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) in Form eines Online-Surveys in der Zeit vom 9. März bis 13. April 2021.

Arbeitsstress: Nervosität und Kontrollverlust

Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld, Prof’in Dr. Melanie Messer von der Universität Trier und Prof. Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda, Bilder der Personen
Sie gingen in ihrer Studie unter anderem der Frage nach, welche arbeitsbedingten Stressbelastungen Schulleitungen infolge der Pandemie erleben (v.li.): Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld, Prof’in Dr. Melanie Messer von der Universität Trier und Prof. Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda. Foto links: Universität Bielefeld/S. Jonek, Foto Mitte: Fotostudio Fehse, Spandau, Foto rechts: Studio 78 – Fotografie Berlin
Die Studie zeigt: Ein hoher Anteil der schulischen Führungskräfte leidet coronabedingt unter Arbeitsstress. 73 Prozent der Befragten geben an, ziemlich oder sehr oft in den vergangenen Monaten aufgewühlt gewesen zu sein, weil aufgrund der Pandemie etwas Unerwartetes im Schulbetrieb passiert ist. 70 Prozent berichten, sich ziemlich oder sehr oft über Dinge geärgert zu haben, über die sie infolge der Corona-Pandemie keine Kontrolle hatten. Ein Drittel gibt an, sich in den Monaten zuvor im Arbeitskontext ziemlich oder sehr oft nervös oder gestresst gefühlt zu haben.

Gesundheitsriskante Formen der Arbeitsbewältigung
„Die Mehrheit der Schulleitungen greift zu gesundheitsriskanten Formen der Arbeitsbewältigung: Sie arbeiten länger und in der Freizeit, verzichten auf Pausen, erhöhen das Arbeitstempo“, sagt Professor Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda, Erstautor der Studie. Drei Viertel der Befragten, vor allem die Grundschulleitungen, geben an, dass ihre Arbeitszeit seit der Corona-Pandemie gestiegen ist. 90 Prozent melden zurück, innerhalb der vorausgegangenen drei Monate oft oder sehr oft in der Freizeit für Kollegium, Schüler*innen oder Eltern erreichbar gewesen zu sein. Fast 70 Prozent berichten zudem, in einem für sie belastendem Arbeitstempo zu arbeiten, das sich nicht dauerhaft durchhalten ließe.

Geringe Zufriedenheit und Erschöpfung

Mehr als 40 Prozent der Befragten weisen bezüglich ihrer aktuellen Arbeitssituation eine geringe Zufriedenheit auf. Der Anteil jener, die ein höheres Ausmaß an physischer und psychischer Erschöpfung berichten, liegt zwischen 30 und 45 Prozent. Muskelbeschwerden (47 Prozent) und Kopfschmerzen (20 Prozent) sind die häufigsten psychosomatischen Beschwerden.

Mehr Belastung, mehr Beanspruchung
„Wir können einen Zusammenhang zwischen Belastungssituation und Arbeitsbeanspruchung feststellen“, so Professor Dadaczynski. „Schulleitungen, die über häufigen Arbeitsstress berichten, weisen ein höheres Maß an physischer und psychischer Erschöpfung auf. Und es sind vor allem weibliche Schulleitungen und Führungskräfte in Grundschulen, die sowohl von höheren Stressbelastungen als auch einem höheren Maß an selbstgefährdender Arbeitsbewältigung und Erschöpfung berichten.“

Leistungsfähigkeit und Gesundheit hängen zusammen

„Wir wissen insbesondere aus der Bildungsforschung, wie enorm wichtig Schulleitungen für ein funktionierendes Bildungssystem sind und dass hinter einer guten Schule eine erfolgreiche Schulleitung steht“, sagt Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld. „Umso wichtiger ist es, die Gesundheit von Schulleitungen viel stärker in den Fokus von Forschung, Praxis und Politik zu rücken. Denn mittlerweile ist hinlänglich nachgewiesen, dass Leistungsfähigkeit, Bildungsqualität und Gesundheit zusammenhängen.“

Dringender Handlungsbedarf
Die drei Studienautor*innen sehen vor dem Hintergrund der Studienergebnisse einen dringenden bildungs- und gesundheitspolitischen Handlungsbedarf, um Gesundheit und Wohlbefinden von Schulleitungen in Deutschland zu verbessern. Das sei wichtig, um eine hohe Bildungs- und Schulqualität zu gewährleisten. „Dazu gehört auch, die bestehenden Modellprojekte zur Einbindung von Schulgesundheitsfachkräften wie School Nurses auszubauen und zu verstetigen“, so Professorin Dr. Melanie Messer von der Universität Trier. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sie die Gesundheitsversorgung, -förderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen erfolgreich fördern und das Schulpersonal zu gesundheitsrelevanten Themen und auch zu Fragen des Infektionsschutzes unterstützen können.“

Zur Studie

Die Studie entstand im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts COVID-19 Health Literacy (COVID-HL), das vom Public Health Zentrum Fulda (PHZF) an der Hochschule Fulda, dem Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung an der Universität Bielefeld (IZGK) und der Abteilung Pflegewissenschaft II an der Universität Trier koordiniert wird. Dem Forschungsnetzwerk gehören inzwischen Wissenschaftler*innen aus mehr als 60 Ländern an. Übergreifende Ziele sind:

  • Etablierung eines globalen Forschungs- und Praxisnetzwerks in den Bereichen Gesundheitskompetenz, Gesundheitsinformationen, Gesundheitsförderung/Prävention und Gesundheit
  • Umsetzung von internationalen wissenschaftlichen Untersuchungen in den genannten Bereichen einschließlich der Realisierung länderübergreifender und -vergleichender Auswertungen
  • Unterstützung von Entscheidungsträgern aus Praxis und Politik durch wissenschaftliche Erkenntnisse

Finanziert wurde die Studie durch Eigenmittel der Hochschulen.

Originalveröffentlichung:
Kevin Dadaczynski, Orkan Okan, Melanie Messer: Belastungen und Beanspruchungen von Schulleitungen während der Corona-Pandemie: Ergebnisse einer Online-Befragung in vier Bundesländern, https://doi.org/10.4119/unibi/2957528, erschienen am 29. September 2021

Weitere Informationen:
Website des Projekts COVID-19 Health Literacy (COVID-HL)

Kontakt:
Dr. Orkan Okan, Universität Bielefeld 
Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK)

Presseeinladung: Erstsemesterbegrüßung in der Schüco Arena am 11. Oktober (Nr. 81/2021)

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Universität Bielefeld begrüßt ihre neuen Studierenden an besonderem Ort

Die Universität Bielefeld begrüßt ihre neuen Studierenden am Montag, 11. Oktober, ab 10 Uhr in der Schüco Arena. Grund für den Ortswechsel sind die aktuellen Corona-Regelungen. Die Universität verfügt über keinen ausreichend großen Hörsaal, wollte aber nicht auf eine Präsenzveranstaltung verzichten. Neben Erstsemesterstudierenden des Wintersemesters 2021/2022 sind alle Studierenden eingeladen, die in den vergangenen drei Semestern ihr Studium aufgenommen haben. Sie kommen so mit coronabedingter Verzögerung auch zu „ihrer“ Erstsemesterbegrüßung. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten. Gelegenheit für ein Pressefoto gibt es bereits um 9.45 Uhr.

Die Erstsemesterbegrüßung in Kürze:
•    Datum: Montag, 11. Oktober 2021, 10 – ca. 11 Uhr, Einlass der Studierenden ab 9 Uhr
•    Ort: Schüco Arena, Melanchthonstraße 31a, 33615 Bielefeld
•    Zugang für Journalist*innen: Eingang Süd ganz links
•    Pressefoto: 9.45 Uhr mit Rektor, AStA-Vorsitz, Bürgermeister, Geschäftsführer des Studierendenwerks und Präsident Arminia Bielefeld
•    Programm: Nach der Begrüßung folgen Interviews mit den offiziellen Vertreter*innen, dazu gibt‘s Musik und Poetry Slam. Moderator ist Stadionsprecher Sebastian Wiese.
 
Aufgrund der Akkreditierung für die Schüco Arena bitten wir um verbindliche Anmeldung bis zum 6. Oktober 2021 unter medien@uni-bielefeld.de (mit Name, E-Mail-Adresse und Medium). Bitte beschränken Sie sich auf maximal zwei Personen pro Medium. Bitte teilen Sie uns auch mit, ob Sie vor oder nach der Veranstaltung einen O-Ton vom Rektor (Radio, TV) einholen möchten.

Gemäß den aktuell geltenden Corona-Verordnungen müssen alle Gäste den Nachweis des 3 G-Status (geimpft, getestet, genesen) erbringen. Am Eingang wird der Nachweis in Verbindung mit einem Personalausweis kontrolliert. In der gesamten Schüco Arena gilt Maskenpflicht, nur auf dem eigenen Platz darf die Maske abgenommen werden.


Gleichstellungspreis für Professorin Friederike Eyssel und Organisationsgruppe Frauen*seminare (Nr. 82/2021)

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Verleihung auf dem Jahresempfang der Universität Bielefeld

Der Gleichstellungspreis der Universität Bielefeld wird in diesem Jahr erstmals in der Kategorie „Nachhaltiges Engagement für Geschlechtergerechtigkeit verliehen“. Die Auszeichnung geht an die Professorin Dr. Friederike Eyssel und an die Organisationsgruppe Frauen*seminare, beide aus der Abteilung Psychologie der Universität Bielefeld. Überreicht wird der Preis auf dem Jahresempfang der Universität am kommenden Freitag (01.10.2021) im neu eröffneten Hörsaalgebäude Y.

„Die Preisträgerinnen haben sich durch ihr stetiges Engagement für eine geschlechtergerechten Wissenschafts- und Universitätskultur hervorgetan“, sagt Professorin Dr. Marie I. Kaiser, Prorektorin für Personalentwicklung und Gleichstellung der Universität Bielefeld sowie Vorsitzende der Jury des Gleichstellungspreises. „Ich danke der Organisationsgruppe Frauen*seminare und Friederike Eyssel herzlich für ihren beeindruckenden Einsatz für Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit.“  

Psychologiestudentin Meidine Padligur, Bild der Person
Die Psychologiestudentin Meidine Padligur nimmt den Gleichstellungspreis stellvertretend für die Organisationsgruppe Frauen*seminare entgegen. Foto: Universität Bielefeld
Organisationsgruppe Frauen*seminare als Plattform für genderspezifische Themen
Seminare und Vorträge anbieten, die ausschließlich für Frauen* geöffnet sind und so einen geschützteren Rahmen für einen persönlichen Austausch über sensible Themen ermöglichen: Diese Aufgabe übernimmt die Organisationsgruppe Frauen*seminare der Abteilung Psychologie. Vor rund 40 Jahren gründete sie sich, damals noch unter dem Namen Frauenseminargruppe. Heute trägt die Gruppe ein Sternchen im Namen: Frauen* soll sichtbar machen, dass die Mitwirkenden ein diversitätssensibles Konzept von Frauen haben. Auch aus diesem Grund sind inzwischen einige Veranstaltungen der Gruppe auch für Interpersonen, nicht-binäre Menschen, Transpersonen und Menschen geöffnet, die sich ohne Geschlechtsidentität erleben. Die Jury des Gleichstellungspreises würdigt die „Bedeutung des langjährigen sehr erfolgreichen ehrenamtlichen Engagements der Studierendengruppe“. Mit der Preisvergabe soll auch der jahrelange Einsatz der früheren Akteurinnen der Gruppe anerkannt werden.

Die Jury lobt die thematische Vielfalt der Seminare und Vorträge, die die Gruppe veranstaltet. Themen sind zum Beispiel: das Verhältnis zum eigenen Körper, die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie, ebenso Catcalling – das anzügliche unangemessene Kommentieren und Nachpfeifen als Form der sexualisierten Belästigung von Frauen*. Laut Jurybegründung regt die Organisationsgruppe durch ihre Veranstaltungen nachhaltig zu einer kontinuierlichen Reflexion an, bietet eine Austauschplattform für genderspezifische Themen und trägt zur Sensibilisierung für gesellschaftliche Probleme sowie zum Empowerment, also der Stärkung der Selbstbestimmung, von Student*innen bei. Auf dem Jahresempfang am Freitag nimmt die Studentin Meidine Padligur den Gleichstellungspreis stellvertretend für die Organisationsgruppe Frauen*seminare entgegen. 

Bild der Person: Professorin Dr. Friederike Eyssel, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung Psychologie / Arbeitseinheit 15 - Angewandte Sozialpsychologie und Geschlechterforschung; Center for Cognitive Interaction Technology CITEC
Doppelte Auszeichnung: Prof’in Dr. Friederike Eyssel wird auf dem Jahresempfang sowohl der Gleichstellungspreis als auch der Lehrpreis der Universität Bielefeld verliehen. Foto: Universität Bielefeld
Vorbildwirkung von Friederike Eyssel als Forscherin und Führungskraft
Die Jury begründet ihre Entscheidung für Friederike Eyssel damit, dass sich die Wissenschaftlerin vielfach und kontinuierlich für Geschlechtergerechtigkeit einsetze – als Forscherin, Führungskraft, Hochschullehrerin und als Privatperson. So engagiert sich Eyssel in der Gleichstellungskommission der Abteilung Psychologie, aktuell als Vorsitzende. Sie wirkte bei der Einwerbung von zwei Gender-Gastprofessuren mit. Die Psychologieprofessorin organisierte Workshops und weitere Veranstaltungen für Nachwuchswissenschaftlerinnen. Auch unterstützt sie Frauen bei der Bewerbung auf Stipendien und internationale Masterprogramme und bietet Praktika für Schülerinnen an. Friederike Eyssel leitet die Forschungsgruppe Angewandte Sozialpsychologie und Geschlechterforschung an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft sowie am Institut CITEC der Universität Bielefeld. Die Jury würdigt, dass Eyssel auch als Führungskraft vorbildlich im Sinne der Gleichstellung handelt. So trage sie durch die Schaffung einer kinder- und familienfreundlichen Arbeitsatmosphäre zur Bindung der Mitarbeiter*innen, zur Arbeitszufriedenheit und dem Erfolg ihrer Forschungsgruppe bei.

Friederike Eyssel erhält auf dem Jahresempfang einen weiteren bedeutenden Preis der Universität Bielefeld: Wie bereits bekannt gegeben, wird sie mit Karl Peter Grotemeyer-Preises für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre geehrt. „Ich gratuliere Professorin Friederike Eyssel von Herzen zu beiden Auszeichnungen“, sagt Marie I. Kaiser. „Die zweifache Ehrung zeigt, dass harte Arbeit, Herzblut und Engagement ihre Wirksamkeit entfalten und sichtbar werden – sowohl in der Lehre als auch im Engagement für Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit.“

Jury lobt zwei weitere Nominierte
Von den weiteren für den Preis vorgeschlagenen Akteur*innen hebt die Jury zwei Initiativen lobend hervor: die Gruppe FairNetzt_Bielefeld! und die Arbeitsgruppe trans* (AG trans*). Die Jury betonte besonders das große Potential, das in den Vorhaben beider Initiativen steckt. Die AG trans* hat sich in der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaften gegründet und engagiert sich für die Rechte von Angehörigen der Universität, die sich als Transpersonen oder nicht-binäre Personen identifizieren. Bei der Gruppe FairNetzt_Bielefeld! handelt es sich um das Netzwerk der Sekretariate der Universität Bielefeld. Ziele des Netzwerks sind unter anderem die Verbesserung von Kommunikationswegen, der Wissensaustausch, die Organisation von arbeitsplatzbezogenen Weiterbildungen und die Unterstützung neuer Kolleg*innen. 

Preis zur Förderung der Gleichstellung
Der Gleichstellungspreis der Universität Bielefeld soll Akzente in der personellen, inhaltlichen und nachhaltigen Gleichstellungsförderung setzen – angelehnt an die Systematik der Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Gleichstellungspreis wird abwechselnd in den drei Kategorien vergeben. Die Kategorie „Nachhaltiges Engagement für Geschlechtergerechtigkeit“ wird in diesem Jahr neu eingeführt. Die Preise in der Sparte sollen die Arbeit von Menschen würdigen und sichtbar machen, die sich durch für einen Kulturwandel in Richtung Gleichstellung stark machen. Die neue Kategorie löst die Sparte „Strukturelle Gleichstellungsmaßnahmen“ ab – Projekte und Maßnahmen aus diesem Bereich werden über den Strategieetat des Rektorats gefördert. Der Gleichstellungspreis wird außerdem in den beiden Kategorien „Förderung der Geschlechterforschung“ sowie „Erhöhung des Professorinnenanteils“ vergeben. 2013 wurde der Preis erstmals verliehen. Das Preisgeld für die beiden diesjährigen Preisträgerinnen liegt bei jeweils 1.000 Euro.

Weitere Informationen:

Wenn Kriminalitäts- und Migrationskontrolle verschmelzen (Nr. 83/2021)

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Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

Migration ist kein Verbrechen. Dennoch werden zur Kontrolle von Migrant*innen immer häufiger auch Strategien und Methoden aus dem Bereich der Kriminalitätsbekämpfung verwendet. Wie diese beiden – eigentlich getrennten – Bereiche immer mehr vermischt werden, ist Thema der Online-Tagung „Krimmigration. Zur Verschmelzung von Kriminalitätskontrolle und Migrationskontrolle“. Sie wird am Dienstag, 12. Oktober, vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ausgerichtet.

„Wenn Migrant*innen erkennungsdienstlich behandelt werden, wenn ihre Handydaten ausgelesen und sie für Grenzübertritte oder unerlaubte Aufenthalte inhaftiert werden, verwischen die Grenzen von Kriminalitätskontrolle und Migrationskontrolle“, erklärt die Juristin Professorin Dr. Christine Graebsch von der Fachhochschule Dortmund. Sie leitet die Tagung zusammen mit der Sozialwissenschaftlerin Dr. Martina Althoff von der Universität Groningen (Niederlande), der Kriminologin Dr. Bettina Paul von der RWTH Aachen, der Sozialwissenschaftlerin Professorin Dr. Birgit Menzel von der Universität Hamburg, der Juristin Professorin Dr. Dorothea Rzepka von der Evangelischen Hochschule Darmstadt und dem Historiker Professor Dr. Klaus Weinhauer von der Universität Bielefeld.

In den USA werde vor allem seit den Anschlägen des 11. Septembers 2001 zur Konstruktion von unerwünschten Fremden geforscht und dazu, wie deren Ausschluss immer stärker durch das Ineinandergreifen der beiden Normenprogramme Kriminalität und Migration bewerkstelligt werde. „Das Ergebnis ist der Abbau von Rechten“, sagt Christine Graebsch.

International habe sich die Krimmigration als fruchtbare Forschungsperspektive erwiesen, in Deutschland fehle bislang der interdisziplinäre Austausch. Stattdessen werde noch immer an der Fiktion zweier getrennter Rechtsgebiete, Strafrecht und Migrationsrecht, festgehalten. Die Forschenden haben deshalb fünfzig Kolleg*innen aus Kriminologie, Geschichtswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und Jura eingeladen, um die empirische Datenlage zu diskutieren und Theorien zu analysieren.

„Wir werden an die internationale Diskussion anknüpfen und versuchen, die Besonderheiten des europäischen Raums herauszuarbeiten, um das Forschungsfeld auch hier zu etablieren“, kündigt Christine Graebsch an. Vorträge zu juristischen Praktiken stehen dabei ebenso auf dem Programm wie solche zu den sozialen, technischen und politischen Dimensionen von Migration und Migrationskontrolle.

Die Tagung findet online statt. Die Tagungssprache ist Englisch. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zur berichten, eine Anmeldung ist erforderlich bei: trixi.valentin@uni-bielefeld.de.

Weitere Informationen:

Website der Tagung

Kontakt:
Prof’in Dr. Christine Graebsch, Fachhochschule Dortmund 
Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften 
Telefon: 0231 9112-5189

Gemeinsame Unterzeichnung der Data-Literacy-Charta (Nr. 84/2021)

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Universitäten Bielefeld und Paderborn und Fachhochschule Bielefeld treten für Vermittlung von Datenkompetenz ein

Die Data-Literacy-Charta stellt Datenkompetenz („Data Literacy“) als essenziellen Teil der Allgemeinbildung heraus. Ihre Unterzeichner*innen stehen für ein gemeinsames Verständnis von Datenkompetenz und deren Bedeutung für Bildungsprozesse ein. Die Universität Bielefeld, die Universität Paderborn und die Fachhochschule Bielefeld haben jetzt gemeinsam die Data-Literacy-Charta unterzeichnet. Seit 2019 engagieren sich die beiden Universitäten und die Fachhochschule in dem Projekt DataLiteracySkills@OWL in der Vermittlung von Datenkompetenz. Mit der Unterzeichnung der Charta verpflichten sich die beiden Universitäten und die Fachhochschule, Maßnahmen zu ergreifen, um das Verständnis von Data Literacy zu verbreiten und die dazugehörigen Kompetenzen zu stärken.

Person sitzt in Hörsaal und blickt auf Notebook-Bildschirm
Studierende und Wissenschaftler*innen im Umgang mit Daten stärken: Dafür setzen sich die Universitäten Bielefeld und Paderborn sowie die Fachhochschu-le Bielefeld als Unterzeichnerinnen der Data-Literacy-Charta ein. Fotomontage: Universität Bielefeld
Initiiert wurde die Vereinbarung vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und zahlreichen Partnern. Die Data-Literacy-Charta baut auf der Datenstrategie der Bundesregierung und der Berliner Erklärung zur Digitalen Gesellschaft auf.

Unter Data Literacy wird die Kompetenz verstanden, sinnvoll und in qualifizierter Weise mit Daten umgehen zu können. Data Literacy umfasst die Fähigkeit, Daten kritisch prüfend und aufmerksam zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

„Unsere Welt ist geprägt von einer zunehmenden Digitalisierung“, sagt Professor Dr. Reinhold Decker, Prorektor für Informationsinfrastruktur und Wirtschaft der Universität Bielefeld. „Mit der Unterstützung der Charta stellt die Universität Bielefeld heraus, dass sie sich fortlaufend dafür engagiert, Studierende wie auch Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen im Umgang mit Daten zu stärken. Es ist ein starkes Signal, dass gemeinsam mit uns gleich zwei weitere Hochschulen aus der Region die Charta ausdrücklich unterstützen.“

 „Datenkompetenz ist nicht nur essenziell für individuelle Bildungsbiografien, sondern für die erfolgreiche Teilhabe an allen Bereichen des Lebens, in persönlicher wie in professioneller Hinsicht“, sagt Professor Dr. René Fahr, Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer der Universität Paderborn. Die Universität Paderborn setzt sich deshalb aktiv dafür ein, die mit der Charta verbundenen Leitprinzipien strukturell zu verankern und entsprechende Kompetenzen auf allen Ebenen zu fördern.

Mit Blick auf die Unterzeichnung der Data-Literacy-Charta erklärt Professor Dr. Ulrich Schäfermeier, Vizepräsident für Internationales und Digitalisierung an der Fachhochschule Bielefeld: „Als Hochschule erkennen wir die Bedeutung dieser Zukunftskompetenz und schärfen bei unseren Studierenden, Wissenschaftler*innen sowie Beschäftigten nicht nur die Awareness für Datenkompetenzen, sondern wollen sie dazu befähigen, Daten im gesellschaftlichen und beruflichen Kontext zweckgerichtet und reflektiert zu nutzen.“

Im Verständnis der Charta ist Data Literacy der Schlüssel, um Daten systematisch in Wissen zu verwandeln. Datenkompetenz ermöglicht etwa, souverän und verantwortungsvoll mit eigenen und fremden Daten umzugehen. Sie unterstützt Menschen dabei, neue Treiber und Technologien wie Big Data, Künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge zur Erfüllung individueller Bedürfnisse zu nutzen. Datenkompetenz ist heute aber auch erforderlich, um gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen und globale Probleme zu lösen. Gemäß der Charta sind fünf Leitprinzipien mit Data Literacy verbunden: 

  • Data Literacy muss allen Menschen zugänglich sein.
  • Data Literacy muss lebenslang in allen Bildungsbereichen vermittelt werden.
  • Data Literacy muss als transdisziplinäre Kompetenz fachübergreifend vermittelt werden.
  • Data Literacy muss den gesamten Prozess der Erkenntnis- und Entscheidungsfindung mit Daten systematisch abdecken.
  • Data Literacy muss Wissen, Fähigkeiten und Werthaltungen für einen bewussten und ethisch fundierten Umgang mit Daten umfassen.

Die Universitäten Bielefeld und Paderborn und die Fachhochschule Bielefeld verfolgen in einer Reihe von Projekten das Ziel, Datenkompetenz als Lehr- und Lernziel universitätsweit zu verankern. Insbesondere mit dem 2019 begonnenen Projekt DataLiteracySkills@OWL (DaLiS@OWL) arbeiten die Universitäten und die Fachhochschule daran, Studierende auf eine zunehmend datengetriebene Wissenschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft vorzubereiten. Zu dem Projekt gehört auch die Einführung eines mit der regionalen Wirtschaft und Wissenschaft abgestimmten Kompetenznachweises für datenkompetente Absolvent*innen. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen. Es ist Teil der bundesweiten Data-Literacy-Vernetzungsinitiative des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft.

Weitere Informationen:

Kontakt:
Dr. Juliane Theiß, Universität Bielefeld
Koordinatorin DataLiteracySkills@OWL
E-Mail: juliane.theiss@uni-bielefeld.de   
Telefon 0521 106-67140


Neuberufene Professor*innen der Universität Bielefeld

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In den letzten Monaten haben zehn Professor*innen ihre Tätigkeit an der Universität Bielefeld aufgenommen. Sie lehren und forschen beispielsweise in den Wissenschaftsgebieten Biostatistik, Klinische Neuropsychologie und Psychotherapie und Wirtschafts- und Finanzmathematik.

Prof. Dr. Kai C. Bormann, Foto: Joachim Müller
Prof. Dr. Kai C. Bormann
Foto: Joachim Müller
Professor Dr. Kai C. Bormann (38) arbeitet seit Juni 2021 als Professor für Human Resource and Famliy Business Management an der Fakultät für Wirtschafts–wissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Personalführung, Veränderungsmanagement in Familienunternehmen und Mitarbeiterbindung. Kai C. Bormann hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Trier, der Aarhus School of Business (Dänemark) und an der Universität Bielefeld studiert. Von 2010 bis 2013 absolvierte er ein Promotionsstudium am Lehrstuhl für Personalentwicklung und Veränderungsmanagement an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Technischen Universität Dortmund und promovierte dort 2013. Seit 2017 war Kai Bormann Juniorprofessor an der Universität Bielefeld.


Prof'in Dr. Annika Hoyer, Foto: Universität Bielefeld
Prof'in Dr. Annika Hoyer
Foto: Universität Bielefeld
Professorin Dr. Annika Hoyer (31) ist seit September 2021 als Professorin für Biostatistik und Medizinische Biometrie an der Universität Bielefeld tätig. Ihr Forschungs¬schwerpunkt ist die Entwicklung statistischer Methoden zur Zusammenfassung der Ergebnisse verschiedener Studien, sogenannten Meta-Analysen, sowie die statistisch-epidemiologische Modellierung. Damit ist es beispielsweise möglich, die zukünftigen Fallzahlen und Kosten von Erkrankungen wie Diabetes zu berechnen. Annika Hoyer hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München studiert, 2016 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf promoviert und war Mitarbeiterin am Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf. Seit April 2020 war sie Professorin für Biostatistik an der LMU München.


Prof. Dr. Tilman Kottke. Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Tilman Kottke
Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Tilman Kottke (47) ist seit Juni 2021 Professor für Biophysikalische Chemie und Diagnostik an der Medizinischen Fakultät OWL, als Brückenprofessor zur Fakultät für Chemie. Insbesondere beschäftigt er sich mit der Frage, wie Licht als Information wahrgenommen wird und damit physiologische Prozesse wie den Tagesrhythmus steuert. Kottke hat Chemie in Marburg und London/Großbritannien studiert und 2003 in Regensburg promoviert. Er war als Nachwuchsgruppenleiter am Forschungszentrum Jülich und hat sich 2011 in Bielefeld habilitiert. 2015 erhielt er ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das er zu Forschungsaufenthalten in den USA und in Finnland nutzte. Seit 2019 arbeitet er an der Entwicklung des Curriculums der Medizinischen Fakultät mit.


Prof. Dr. Simon Kühne, Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Simon Kühne
Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Simon Kühne (33) ist seit Mai 2021 Juniorprofessor für Applied Social Data Science an der Fakultät für Soziologie. Seine Forschung umfasst eine Kombination aus Grundlagenforschung zu Datentypen und Analysemethoden in den Sozialwissenschaften und inhaltlich-soziologischer Forschung zu Aspekten sozialer Ungleichheit wie Diskriminierung und Rassismus. Simon Kühne studierte Soziologie und Survey Methodology an der Universität Duisburg-Essen und promovierte 2018 an der Humboldt-Universität zu Berlin. An der Universität Bielefeld forscht und lehrt er seit 2018 und ist seit 2020 als Wissenschaftlicher Koordinator des Leibniz-WissenschaftsCampus „SOEP-RegioHub“ tätig.


Prof. Dr. Peter Limbach, Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Peter Limbach
Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Peter Limbach (38) ist seit Mai 2021 Professor für Corporate Finance und Governance an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Corporate Governance/Environment Social Governance, Unternehmensfinanzierung sowie der ökonomischen Analyse der Kapitalmarktregulierung. Peter Limbach hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn studiert und im Bereich Finanzwirtschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) promoviert. Nach seiner Promotion war er war am KIT und als Juniorprofessor an der Universität zu Köln tätig, wo er mit dem Junior Teaching Award der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ausgezeichnet wurde. Herr Limbach ist wissenschaftliches Mitglied des Centre for Financial Rese-arch (CFR) in Köln und vertrat 2020 die Professur Financial Economics an der Universität Bonn.


Prof. Dr. Max Nendel, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Max Nendel
Universität Bielefeld
Professor Dr. Max Nendel (33) arbeitet seit Juni 2021 als Juniorprofessor für Wirtschafts- und Finanzmathematik am Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung. Sein Forschungsinteresse gilt primär der Bewertung von Finanz- und Versicherungsprodukten unter Modellunsicherheit mithilfe nichtlinearer partieller Differentialgleichungen. Max Nendel hat an der Universität Konstanz studiert und promoviert. Er arbeitet seit April 2018 am Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung und am Sonderforschungsbereich 1283 der Universität Bielefeld. Er war als Gastdozent an der Universidad del Norte in Barranqulla (Kolumbien) und als Lehrbeauftragter an der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung tätig.


 

Prof'in Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione
Prof'in Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione
Foto: Universität Bielefeld
Professorin Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione (43) baut seit April die Arbeitsgruppe Geschlechter-sensible Medizin an der Medizinischen Fakultät OWL auf. Mehr zu ihrer Person: https://aktuell.uni-bielefeld.de/2021/04/21/professur-zu-geschlechtersensibler-medizin/





Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Foto: EVKB
Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz
Foto: EVKB
Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz (54) hat im Juni 2021 die W3-Professur Neurologie am Univer-sitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld angetreten. Der Neurologe studierte Humanmedizin in Hamburg und Heidelberg. Seit 2009 leitet er als Chefarzt die Klinik für Neurologie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), die sich sowohl im Haus Gilead I in Bethel als auch im Johannesstift in Schildesche befindet und zwei zertifizierte Schlaganfallstationen betreibt. Der Facharzt für Neurologie setzt seine Forschungsschwerpunkte in der Entwicklung neuer Methoden zur Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls. Er engagiert sich außerdem als Sprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft.


Professor Dr. Vitali Wachtel, Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Vitali Wachtel
Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Vitali Wachtel (44) wurde im September 2021 an die Fakultät für Mathematik berufen. Er forscht auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie mit besonderem Fokus auf das asymptotische Verhalten der mehrdimensionalen Irrfahrten und Markov-Ketten. Nach seiner Promotion in Nowosibirsk (Russland) im Jahr 2003 war er am Berliner Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik als PostDoc tätig. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn waren die Technische Universität München und die Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuletzt war er Professor an der Universität Augsburg.


Prof'in Dr. Katja Werheid, Foto: Universität Bielefeld
Prof'in Dr. Katja Werheid
Foto: Universität Bielefeld
Professorin Dr. Katja Werheid (52) ist seit Oktober 2021 als Professorin für Klinische Neuropsychologie und Psychotherapie tätig. Sie ist Spezialistin für Diagnostik und Behandlung von Demenzsyndromen und für psychische Auswirkungen von Schlaganfällen. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen der AG Klinische Psychologie wird sie eine Lehrambulanz für Psychotherapie aufbauen. Ab 2022 werden dort Studierende des Masterstudiengangs „Psychotherapie“ unter Anleitung von Lehrtherapeut*innen Patient*innen mit neurologischen Störungen behandeln. Katja Werheid war zuvor an der Humboldt-Universität zu Berlin wissenschaftlich tätig, arbeitete unter anderem am Karolinska-Institut in Stockholm (Schweden) und am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Sie war an der Berliner Charité und am Potsdamer Bergmann-Klinikum tätig.


Prof. Dr. Dr. Reinhard Bornemann, Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Dr. Reinhard Bornemann
Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Dr. Reinhard Bornemann (64) ist im April 2021 zum außerplanmäßigen Professor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften ernannt worden. Er lehrt und forscht seit 1995 in der Arbeitsgruppe Bevö̈lkerungsmedizin und Versorgungsforschung. Reinhard Bornemann ist seit 1987 approbierter Humanmediziner, erlangte die med. Promotion 1988 und arbeitet als Arzt am Universitätsklinikum OWL, Campus Klinikum Bielefeld. An der Fakultä̈t fü̈r Gesundheitswissenschaften erfolgte 2000 die zweite Promotion zum Dr. Public Health und 2003 die Habilitation im Lehrgebiet Gesundheitswissenschaften. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Infektionsepidemi-ologie und Antibiotic Stewardship.


Prof. Dr. Vito Francesco Gironda, Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Vito Francesco Gironda
Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Vito Francesco Gironda (52) ist im Juli 2021 zum außerplanmäßigen Professor an der Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie ernannt worden. Er hat Geschichte, Literatur und Philosophie an der Universität Bologna (Italien) und Bielefeld studiert und 2007 in Bielefeld promoviert. Seit 2012 ist er Koordinator des double degree Master Geschichtswissenschaft Bielefeld-Bologna (BiBoG) und seit 2015 Beauftragter des Rektors für die Beziehungen mit Italien. 2016 erfolgte die wissenschaftliche nationale Habilitation in Italien (ANS) und seit 2020 ist er Koordinator des double degree Master „Global Cultures“ Bielefeld-Bologna (Gloc). 2018 erhielt Vito Gironda den Verdienstorden der Italienischen Republik (Ordensklasse Ritter-Cavaliere).

Auftakt für Studium und Wintersemester in der Schüco Arena (Nr. 86/2021)

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Universität Bielefeld kehrt im großen Umfang zu Präsenzlehre und -studium zurück

Erstmals hat die Universität Bielefeld heute (11.10.2021) ihre neuen Studierenden mit einer Veranstaltung in der Schüco Arena begrüßt. Eingeladen waren die neuen Studierenden des Wintersemesters 2021/2022 sowie alle Studierenden, die in den vergangenen drei Semestern ihr Studium an der Universität aufgenommen haben. Letztere mussten pandemiebedingt bisher auf eine Erstsemesterbegrüßung in Präsenz verzichten. Insgesamt kamen 2.500 Studierende in die Schüco Arena. Die Veranstaltung an dem besonderen Ort – und in Präsenz – ist zugleich Auftakt für ein Semester mit möglichst vielen Lehrveranstaltungen auf dem Campus.

Erstsemesterbegrüßung Wintersemester 2021/2022 in der Schüco Arena: (v.l.): Der Geschäftsführer des Studierendenwerks Dr. Jens Schröder, Rektor Prof. Dr. –Ing. Gerhard Sagerer, Daniel Mucha von Arminia Bielefeld, Ida Latendorf (AStA), Bürgermeister Andreas Rüther, Maximilian Hampel (AStA), Bürgermeister Andreas Rüther (3G). Foto: Universität Bielefeld / Sarah Jonek
Erstsemesterbegrüßung Wintersemester 2021/2022 in der Schüco Arena: (v.l.): Der Geschäftsführer des Studierendenwerks Dr. Jens Schröder, Rektor Prof. Dr. –Ing. Gerhard Sagerer, Daniel Mucha von Arminia Bielefeld, Ida Latendorf (AStA), Bürgermeister Andreas Rüther, Maximilian Hampel (AStA), Bürgermeister Andreas Rüther (3G). Foto: Universität Bielefeld / Sarah Jonek

„Die Pandemie hat in den vergangenen drei Semestern leider nur wenig Studium und Lehre in Präsenz zugelassen. Deshalb freue ich mich umso mehr, heute gemeinsam mit den Studierenden – ausnahmsweise in der besonderen Atmosphäre der Schüco Arena – den Startpunkt für ein Semester mit möglichst viel Präsenz zu markieren“, sagt Rektor Professor Dr.- Ing. Gerhard Sagerer. Er begrüßte gemeinsam mit den AStA-Vorsitzenden Ida Latendorf und Maximilian
Hampel, Bürgermeister Andreas Rüther, dem Geschäftsführer des Studierendenwerks Dr. Jens Schröder und Daniel Mucha von Arminia Bielefeld die Studierenden auf den Rängen des Stadions. Poetry Slam von Paulina Behrendt und Musik von Homebrass ergänzten das Programm. Stadionsprecher Sebastian Wiese führte durch das Programm. Die Erstsemesterbegrüßung der Universität konnte damit zum ersten Mal nach 1,5 Jahren wieder in Präsenz stattfinden.

„Die überwiegende Rückkehr zur Präsenz im Studium kann nur auf Grundlage von umfassendem Gesundheits- und Infektionsschutz für unsere Studierenden und Lehrenden realisiert werden – wir haben die Pandemie noch nicht hinter uns und ich muss die Studierenden angesichts der notwendigen Maßnahmen nach wie vor um Geduld und Verständnis bitten“, sagt Rektor Gerhard Sagerer. „Mehr als 2.300 Lehrveranstaltungen finden wieder vor Ort statt. Es ist nicht auszuschließen, dass es trotz großer Anstrengungen in der Planung und eines pragmatischen Verfahrens der 3-G-Kontrolle zum Semesterstart nicht immer und überall reibungslos läuft.“

Die Universität Bielefeld gibt für Präsenzlehrveranstaltungen im Wintersemester in Hörsälen die Hälfte der zur Verfügung stehenden Sitzplätze im Schachbrettmuster frei. Die Hörsäle verfügen über Lüftungsanlagen. In Seminarräumen werden nur so viele Teilnehmer*innen zulassen, wie regulär Sitzplätze vorhanden sind. Die Universität hat die Seminarräume mit Luftreinigungsgeräten ausgerüstet. Vor allem kleinere Seminare, Praktika und vergleichbare dialogorientierte Lehrveranstaltungsformate werden in Präsenz angeboten. Große Vorlesungen und Seminare finden weiterhin vorrangig digital oder in hybrider Form statt. Hybrid bedeutet etwa, dass beispielsweise abwechselnd ein Teil der Teilnehmer*innen vor Ort ist und die anderen Studierenden digital teilnehmen können.

Bei einer Inzidenz von mehr als 35 ist die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen laut der aktuellen Coronaschutzverordnung des Landes NRW nur durch Nachweis des 3-G-Status möglich. Daher wird ab dem 11. Oktober von Personal an den Zugängen zu Hörsälen, Seminarräumen und Gebäudeteilen mit mehreren Seminarräumen der 3-G-Status der Studierenden überprüft. Die Studierenden müssen bei den Zugangskontrollen einen entsprechenden Aufkleber auf ihrer UniCard vorzeigen. Diesen haben sie nach Vorlage eines Impfnachweise, eines Nachweise über Genesung oder eines aktuellen Testergebnisses im Testzentrum auf dem Campus erhalten. Durch dieses entzerrte Verfahren wird der Aufwand vor den Seminarräumen und Hörsälen
reduziert und der Zugang beschleunigt.

Viele neue Studierende erleben im Wintersemester zum ersten Mal Präsenzlehre und was es heißt, auf dem Campus zu studieren. Einige von ihnen, obwohl sie schon im zweiten, dritten oder vierten Semester sind. Viele Fakultäten und Fachschaften machen diesen „Corona-Erstis“ besondere Angebote, um ihnen das Ankommen auf dem Campus und im Studium zu erleichtern: von der Block-Einführung in Präsenz bis zur Lernpartnerbörse. Unter dem Stichwort „Gemeinsam statt einsam“ finden die Studierenden auch viele zentrale Beratungs- und Hilfsangebote an der Universität.

Der Semesterstart im Wintersemester 2021/22 in Zahlen und Fakten
Zum Wintersemester 2021/22 verzeichnet die Universität Bielefeld knapp 4.000 Einschreibungen. Die meisten Studierenden schrieben sich in den Fächern Bildungswissenschaften, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften und Sportwissnschaft ein. Hierbei handelt es sich um vorläufige Zahlen; die endgültigen Zahlen stehen Anfang Dezember fest, denn in einigen Studiengängen laufen noch Nachrückverfahren oder es sind in NC-freien Fächern noch Einschreibungen möglich. Insgesamt studieren in diesem Semester rund 25.000 Menschen an der Universität Bielefeld. Mit dem Start des Wintersemesters haben die ersten 60 Studierenden ihr Medizinstudium an der Medizinischen Fakultät OWL aufgenommen. Daneben gibt es mit dem Master Kulturvermittlung einen weiteren neuen Studiengang an der Universität.

 



Studie ermittelt Sars-CoV-2-Variante mit Lücke im Erbgut (Nr. 87/2021)

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Analysesoftware konnte fehlende Gen-Bausteine bislang nicht feststellen

Automatisierte Gen-Analysen von Sars-CoV-2-Proben übersehen durchgängig, wenn im Erbgut des Virus durch Mutationen Gen-Abschnitte verschwunden sind. Das zeigt eine neue Studie von Forschenden des Centrums für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld und des Evangelischen Klinikums Bethel, eine der Trägerkliniken des Universitätsklinikums OWL. Das Studienteam konnte in seinen analysierten Proben nachweisen, dass ein großer Teil des Genabschnitts ORF8 fehlte. Von dieser Genregion wird vermutet, dass sie dazu beiträgt, die Abwehrreaktion im menschlichen Körper zu verzögern. Fehlt sie, besteht die Chance, dass das Virus weniger pathogen wird, also weniger schwerwiegende Krankheiten verursacht. Das Forschungsteam hat seine Studienergebnisse in dem Journal „Viruses“ veröffentlicht.


Sie weisen nach, dass automatische Gen-Analysen von Sars-CoV-2 es systematisch übersehen, wenn Genabschnitte durch Muta-tionen verschwunden sind (v.li.):  Dr. Christia-ne Scherer vom Evangelischen Klinikum Bethel, Prof. Dr. Jörn Kalinowski und Prof. Dr. Alexander Sczyrba, beide von der Universität Bielefeld Foto: Universität Bielefeld/S. Jonek
Sie weisen nach, dass automatische Gen-Analysen von Sars-CoV-2 es systematisch übersehen, wenn Genabschnitte durch Muta-tionen verschwunden sind (v.li.): Dr. Christiane Scherer vom Evangelischen Klinikum Bethel, Prof. Dr. Jörn Kalinowski und Prof. Dr. Alexander Sczyrba, beide von der Universität Bielefeld Foto: Universität Bielefeld/S. Jonek
„Wenn in Krankenhäusern wie auch in Schulen mit Routinekontrollen erfasst wird, ob sich Personen mit dem Virus infiziert haben, geht es hauptsächlich darum, weitere Ansteckungen einzudämmen“, sagt der Studienleiter Professor Dr. Jörn Kalinowski, Genetiker am CeBiTec. Werden die Proben mit den verbreiteten PCR-Tests in Laboren analysiert, soll nicht nur festgestellt werden, ob eine Infektion vorliegt. Liegt ein Infektionsfall vor, wird auch untersucht, um welche Variante des Virus es sich handelt. „Dafür reicht es aus, einzelne charakteristische Genabschnitte zu identifizieren, die für die verbreiteten Virusvarianten typisch sind.“ Aktuell kommt bei solchen Analysen europaweit meist dasselbe Ergebnis heraus: die Deltavariante – sie ist weitaus ansteckender als andere Varianten.

„Weil nur wenige Genabschnitte nötig sind, um eine gängige Virusvariante zu erkennen, nehmen Labore es in der Regel in Kauf, wenn andere Genabschnitte nicht identifiziert werden können“, sagt Kalinowski. Ein Grund dafür, dass das Genom nicht komplett bestimmt werden kann, ist zum Beispiel die mangelhafte Aufbereitung der Probe. Außerdem kommt es häufig vor, dass die Analysesoftware einzelne Nukleotide – die Gen-Bausteine des Viren-Erbguts – nicht optimal erkennt. Statt der Buch-staben A, T, G und C, die genutzt werden, um die Gen-Bausteine des Virenerbguts wiederzugeben, schreibt die Software dann den Buchstaben N in die Gensequenz.

Software dokumentiert fehlende Genabschnitte bisher missverständlich
Das Bielefelder Forschungsteam hat in seiner Studie herausgefunden, dass dieser Behelf zu einem weitreichenden Problem führen kann. „Durch Mutationen können Varianten von Sars-CoV-2 entstehen, denen längere Genabschnitte fehlen“, sagt der Bioinformatiker Professor Dr. Alexander Sczyrba vom CeBiTec, Co-Autor der Studie. „Wir haben festgestellt, dass die häufig eingesetzte Standardsoftware auch dann Platzhalter in die Gensequenz einträgt, wenn ein ganzer Genabschnitt gar nicht vorhanden ist.“ Dann steht reihenweise der Buchstabe N in der Gensequenz.

Der Genetiker Prof. Dr. Jörn Kalinowski und sein Team am Centrum für Biotechnologie arbeiten mit der jungen Nanoporen-Sequenzierung, um möglichst lange Genab-schnitte zu sequenzieren und Lücken im Erb-gut von Sars-CoV-2-Varianten zu ermitteln. Foto: Universität Bielefeld/S. Jonek
Der Genetiker Prof. Dr. Jörn Kalinowski und sein Team am Centrum für Biotechnologie arbeiten mit der jungen Nanoporen-Sequenzierung, um möglichst lange Genabschnitte zu sequenzieren und Lücken im Erbgut von Sars-CoV-2-Varianten zu ermitteln. Foto: Universität Bielefeld/S. Jonek
„Das ist ein systematischer Fehler“, sagt Jörn Kalinowski. „Denn eine solche Lücke im Genom ist ein wichtiger Anhaltspunkt, wenn es um die künftige Gefährdung durch das Coronavirus geht.“ Ist eine Lücke in einem Genabschnitt, verschwinden auch Eigenschaften, die das betroffene Gen gespeichert hatte. Bei der Vermehrung des Virus werden die Eigenschaften nicht mehr weitergegeben. „Hinzu kommt, dass an solchen Leerstellen im Genom auch keine Mutationen mehr entstehen können, die das Virus für den Menschen gefährlicher machen.“ Solche fehlenden Genabschnitte können laut Kalinowski mit dazu führen, dass sich Sars-CoV-2 an die Menschen als ihre Wirte anpasst. So wird das Virus dann zwar infektiöser, zugleich aber ungefährlicher. „Das Virus würde damit endemisch werden, tritt also in verschiedenen Regionen regelmäßig auf, so wie es auch bei anderen, lange bekannten Coronaviren der Fall ist, die bei uns heutzutage lediglich harmlose Erkältungskrankheiten verursachen.“

Kenntnis der Virusvariante hilft bei Rekonstruktion von Infektionsketten
Entdeckt haben die Forschenden die Gen-Lücke im Virus durch Analysen von Viren-Proben aus dem Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB). Dort werden medizinisches Personal und Patient*innen kontinuierlich auf Infektionen mit dem Coronavirus getestet. Seit April 2020 wertet die Arbeitsgruppe von Kalinowski Proben aus dem Klinikum aus. Für die Analyse erhält sie Extrakte, in denen die Erbsubstanz des Virus enthalten ist. Sie stammen aus Abstrichen positiv getesteter Patient*innen. „Die detaillierte Analyse der Proben ermöglicht uns, Infektionsketten zu rekonstruieren, wenn Infektionen auftreten“, sagt die Oberärztin Dr. Christiane Scherer, Leiterin der Mikrobiologie im EvKB und ebenfalls Co-Autorin der Studie. Auf dem Höhepunkt der zweiten Infektionswelle stellten Scherer und ihr Team im Januar und Februar 2021 ein Infektionscluster fest. Die Infektionen wurden durch aufwendige Screenings und Kontaktverfolgung eingedämmt. Die Virusvariante B.1.1.294 konnte sich auf den Stationen nicht weiterverbreiten.

Die CeBiTec-Analysen bestätigten, dass die Abschottungsmaßnahmen auf den betroffenen Stationen erfolgreich waren. „Wir konnten das so genau sagen, weil wir eine Besonderheit der Virusvariante entdeckt haben: In ihrem genetischen Code fehlen 168 Nukleotide“, berichtet Jörn Kalinowski. Die Gen-Bausteine fehlten in der Genregion „Open Reading Frame 8“ (ORF8). Die genetischen Informationen sind mutmaßlich mit dafür verantwortlich, dass es dem Virus gelingt, die Immunreaktion von Infizierten zu verzögern.

Funktion in Analysesoftware ergänzt
Nachweisen konnten die Wissenschaftler*innen die fehlenden Nukleotide, weil sie – anders als beim Standard-PCR-Test üblich – zusätzlich Nanoporen-Sequenzierung einsetzen. Mit den Spezialgeräten lassen sich längere Genabschnitte bestimmen als mit den üblichen Sequenziermaschinen. Außerdem ergänzten die Forschenden eine frei verfügbare Software zur Gen-Analyse um eine Funktion, die fehlende Nukleotide in Gensequenzen korrekt erkennt und kennzeichnet. „Nur dadurch konnten wir feststellen, dass innerhalb der Genregion ORF8 ein Stück verschwunden war“, sagt Kalinowski.

„Durch diese Analyse ließ sich nicht nur das Cluster in unserem Klinikum feststellen“, sagt Christiane Scherer. „Wir konnten auch absichern, dass die Virusvariante bei uns in eine Sackgasse geraten ist und sich nach der Eindämmung niemand mehr damit angesteckt hat.“

Stammbaum zeigt verwandte Varianten der untersuchten Virus-Mutante
Die CeBiTec-Forschenden wollten wissen, woher die Virus-Variante mit dem verlorenen Genabschnitt stammt. Dafür entnahmen sie Rohdaten aus der zentralen Datenbank der Coronaviren-Varianten und werteten sie mit ihrer eigens entwickelten Software aus. „Wir konnten so ermitteln, wo weitere Vorgänger der von uns untersuchten Variante aufgetreten sind und wo ähnliche Varianten vorkamen“, erklärt Alexander Sczyrba. Das Ergebnis veranschaulichen die Wissenschaftler*innen in einem Stammbaum von Sars-CoV-2. Darin ist zum Beispiel zu sehen, dass ein Vorläufer der Virusvariante vorher in Dänemark entdeckt wurde.

Die CeBiTec-Forschenden wollen auch anderen Wissenschaftler*innen ermöglichen, fehlende Genabschnitte in Sars-CoV-2-Varianten präzise zu ermitteln. Dafür stellen sie ihre Weiterentwicklung der Analysesoftware samt des Quellcodes auf einer einschlägigen Plattform zum Download zur Verfügung.

Um zu klären, welche Funktionen einzelne Gene des Virus haben und wie es sich entwickelt, sei es wichtig, nach weiteren Varianten mit gelöschten Genabschnitten suchen zu können, sagt Jörn Kali-nowski. „Doch dafür müssen bundesweit alle Rohdaten von analysierten Corona-Proben verfügbar gemacht werden. Rigide Datenschutzbestimmungen verhindern das momentan leider“, beklagt er.

Originalveröffentlichung:
David Brandt, Marina Simunovic, Tobias Busche, Markus Haak, Peter Belmann, Sebastian Jünemann, Tizian Schulz, Levin Joe Klages, Svenja Vinke, Michael Beckstette, Ehmke Pohl, Christiane Scherer, Alexander Sczyrba, Jörn Kalinowski: Multiple Occurrences of a 168-Nucleotide Deletion in SARS-CoV-2 ORF8, Unnoticed by Standard Amplicon Sequencing and Variant Calling Pipelines. Viruses, https://doi.org/10.3390/v13091870, erschienen am 18. September 2021.

Kontakt:
Prof. Dr. Jörn Kalinowski, Universität Bielefeld
Centrum für Biotechnologie (CeBiTec)
Tel: 0521-106 8756
E-Mail: joern@cebitec.uni-bielefeld.de   






Das Bildmaterial ist hier abrufbar: Weitere Meldungen unter:
www.uni-bielefeld.de/medien | Pressemitteilungen

Drei Wissenschaftlerinnen mit Knowhow zum Innenleben der Pflanzen (Nr. 88/2021)

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Humboldt-Stiftung fördert Aufenthalte in der Universität Bielefeld

Gleich drei ausländische Wissenschaftlerinnen arbeiten derzeit als Gastforscherinnen in einer Arbeitsgruppe der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld. Sie sind Stipendiatinnen der angesehenen Alexander von Humboldt-Stiftung und Spezialistinnen für regulatorische RNA-Moleküle in Pflanzen. Diese Moleküle regeln Abläufe in den Zellen und tragen dazu bei, dass Pflanzen sich an wechselnde Umweltbedingungen anpassen können.

Die Gastforscherinnen und ihre Gastgeberin (v.li.): Dr. Julieta Mateos aus Argentinien, Dr. Marlene Reichel aus Österreich, Prof’in Dr. Dorothee Staiger von der Universität Bielefeld und Dr. Yamila Agrofolio aus Argentinien. Foto: Universität Bielefeld
Die Gastforscherinnen und ihre Gastgeberin (v.li.): Dr. Julieta Mateos aus Argentinien, Dr. Marlene Reichel aus Österreich, Prof’in Dr. Dorothee Staiger von der Universität Bielefeld und Dr. Yamila Agrofolio aus Argentinien. Foto: Universität Bielefeld
Dr. Julieta Mateos, Dr. Yamila Agrofoglio – beide aus Argentinien – und Dr. Marlene Reichel aus Österreich forschen während ihres Aufenthalts an der Universität Bielefeld in der Arbeitsgruppe „RNA-Biologie und Molekulare Physiologie“ von Professorin Dr. Dorothee Staiger. Die Gruppe interessiert sich dafür, welche Kontrollfunktionen Ribonukleinsäuren (RNA) neben ihrer Aufgabe als Kopiervorlage für Proteine in den Zellen von Pflanzen, Tieren und anderen Organismen übernehmen.

Dr. Julieta Mateos und Dr. Yamila Agrofoglio arbeiten normalerweise am Institute for Physiology, Molecular Biology and Neurosciences (IFIBYNE) der University of Buenos Aires. Julieta Mateos’ Fachgebiet ist molekulare Pflanzenbiologie. „Ich befasse mich mit genregulatorischen Netzwerken, die die Entwicklung von Pflanzen steuern. Dabei konzentriere ich mich auf Mechanismen, die es den Pflanzen ermöglichen, alle ihre RNA-Moleküle schnell und präzise anzupassen. So können sie auf ihre Umwelt reagieren und wichtige Abläufe wie den Zeitpunkt ihrer Blüte regulieren.“

Mateos´ viermonatiger Aufenthalt wird über das Alumni-Programm der Humboldt-Stiftung gefördert. Sie war 2017 schon einmal als Gastwissenschaftlerin an der Universität Bielefeld. Auf Einladung der Humboldt-Stiftung konnte Julieta Mateos diesmal zusammen mit Yamila Agrofoglio nach Bielefeld kommen. Agrofoglio ist Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe von Dr. Mateos und untersucht derzeit, wie Pflanzen den Zeitpunkt des Blühens bei ungünstigen Umweltbedingungen wie tiefen Temperaturen steuern.

Entsprechend dem Motto „Einmal ein Humboldtianer, immer ein Humboldtianer“ schätzt Julieta Mateos besonders, dass die Alexander von Humboldt Stiftung ihre Alumni immer wieder unterstützt. Die Austauschprogramme sind für sie in den Zeiten der Pandemie noch wichtiger, um Kollaborationsprojekte voranzutreiben.

Die Österreicherin Dr. Marlene Reichel ist bereits seit Januar 2020 als Gastforscherin in der Arbeitsgruppe von Professorin Staiger. Die Humboldt-Stiftung fördert sie mit einem zweijähri-gen Postdoktorandinnen-Stipendium. Zuvor hat sie an der Australian National University (ANU) in Canberra promoviert und danach an der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich in der Schweiz geforscht. Sie identifiziert bestimmte RNA-Moleküle in Pflanzen, die mit dafür sorgen, dass in den Zellen wiederkehrende Routinen ablaufen. „Ich beschäftige mich auf molekularer Ebene unter anderem mit der inneren Uhr von Pflanzen. Die innere Uhr beeinflusst zum Beispiel, zu welcher Tageszeit eine Pflanze am stärksten wächst oder wann sie Photosynthese betreibt – und erlaubt es den Pflanzen dadurch, ihren Stoffwechsel an die Tageszeit anzupassen“, sagt Reichel. In ihrer Forschung nutzt sie die iCLIP-Methode – ein Ver-fahren, das in Staigers Gruppe erstmals auf Pflanzen angewendet wurde.

Reichel hat in ihrer Dissertation erstmals ein Kompendium an Proteinen erstellt, die in der Pflanzenzelle an RNA-Moleküle binden und damit an der Realisierung des Erbguts beteiligt sind. „Eines dieser RNA-bindenden Proteine, an denen Marlene Reichel interessiert ist, interagiert mit einem anderen RNA-bindenden Protein, zu dem unsere Gruppe mit einer Gruppe aus Kopenhagen zusammenarbeitet“, berichtet Dorothee Staiger – eine Publikation aus dieser Zusammenarbeit ist gerade bei der renommierten Zeitschrift elife erschienen. „Mit den Ergebnissen von Marlene Reichel konnten wir nun neue Zusammenhänge aufdecken, die uns bei der Aufklärung der molekularen Funktion helfen.“ Dass Reichel auf das Know-how der Bielefelder Gruppe zurückgreift und diese mit eigener Forschung bereichert, sei ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit mit Gastforschenden. „Eine solche gegenseitige Ergänzung der Expertisen macht den Charme bei der Bearbeitung von gemeinsamen Forschungsprojekten aus und trägt bei, neue Lösungen zu finden und neue Projektideen zu entwickeln“, so Staiger.

Dorothee Staiger sieht in der Mitarbeit von Gastwissenschaftler*innen nicht nur die gegenseitige Unterstützung in der Forschung als Vorteil. „Für die Nachwuchswissenschaftler*innen in unserer Gruppe bieten die Kontakte außerdem eine gute Gelegenheit, ihr internationales Netzwerk zu erweitern. Auch die Studierenden in unserer Gruppe lernen frühzeitig Internationalisierung als einen wichtigen Aspekt ihrer zukünftigen Tätigkeit kennen.“ Die Professorin arbeitet schon seit vielen Jahren mit der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) zusammen. So organisierte ihre Arbeitsgruppe 2017 ein Symposium für Naturwissenschaftler*innen als Teil der AvH-Netzwerktagung an der Universität Bielefeld.

Die Humboldt-Stiftung fördert Wissenschaftler*innen, unabhängig von Fachrichtung und Nationalität. Sie setzt sich für internationale Verständigung, wissenschaftlichen Fortschritt und Entwicklung ein.

Weitere Informationen:
•    Website der Arbeitsgruppe von „RNA-Biologie und Molekulare Physiologie“
•    Website der Arbeitsgruppe von Dr. Julieta Mateos (https://ifibyne.fcen.uba.ar/grupo-mateos/)
•    Interview mit Dr. Marlene Reichel (Aktuell-Blog-Beitrag vom 2. Januar 2020)
•    Förderprogramme der Alexander von Humboldt-Stiftung


Fünf Jahre Hochschulprogramm für Geflüchtete an der Universität Bielefeld (Nr. 89/2021)

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Ziel: Studium –Über 1.000 Geflüchtete gefördert und vorbereitet

Das Hochschulprogramm für Geflüchtete feiert Geburtstag: Seit fünf Jahren, also seit dem Wintersemester 2016/17, begleitet die Universität Bielefeld Geflüchtete auf ihrem Weg in das Studium. Das Angebot ist vielfältig: Deutschkurse, Beratungen, Orientierungs- und Vorbereitungskurse erleichtern den Studieninteressierten den Einstieg. Seit dem Start des Programms 2016 wurden mehr als 1.000 Geflüchtete unterstützt. Das Programm wurde in den fünf Jahren mit rund 3,5 Millionen Euro gefördert.

Für Geflüchtete, die gern in Deutschland studieren möchten, gibt es viele Fragen zu klären: Reicht das Schulzeugnis aus der Heimat, um ein Studium in Deutschland aufzunehmen? Werden im Ausland erbrachte Leistungen anerkannt? Welches Sprachniveau ist notwendig, um in einer fremden Sprache studieren zu können? Wie bereitet man sich auf die Deutschprüfung vor?

Das Hochschulprogramm für Geflüchtete bietet bei diesen Fragen und Herausforderungen Orientierung und Unterstützung: „Uns ist wichtig, dass Schutzsuchende ihren Bildungsweg abschließen können“ sagt Professorin Dr. Angelika Epple, Prorektorin für Forschung und Internationales. „Mit dem umfangreichen Programm wollen wir sie auf diesem Weg unterstützen. Wir hoffen, dass so langfristig auch die Integration Geflüchteter in die Wissenschaft gelingt. Wissenschaft, Studium und Lehre leben von der Vielfalt der Perspektiven und den Menschen, die darüber in einen Austausch kommen. So kann Innovation entstehen. Das Programm ist daher auch eine Chance für die Universität.“

Insgesamt konnten seit Beginn des Projekts über 1.000 Geflüchtete durch das Hochschulprogramm auf ein Studium vorbereitet werden: Den Sprachtest zur Zulassung an die Universität haben 144 Geflüchtete geschafft, rund 50 von ihnen sind für ihr Studium an der Universität Bielefeld geblieben. 

Vorbereitung auf den Deutschtest

Die erste Säule des Hochschulprogramms ist der Sprachkurs: Erst der Test Deutsch als Fremdsprache (TestDaF) berechtigt zum Studium an einer Hochschule in Deutschland. Die Studierenden weisen damit nach, dass sie die Fremdsprache auf dem Niveau C1 beherrschen. Bei PunktUm, dem hochschuleigenen Deutschlernzentrum der Universität Bielefeld, werden sie darauf vorbereitet. Das Besondere: Parallel zu den Deutschkursen können Teilnehmende Workshops belegen, die sich an ihren praktischen Alltagsfragen orientieren. Sie können unter anderem lernen, sich für einen Studienplatz sowie ein Stipendium zu bewerben und ein Motivationsschreiben für den Master zu formulieren.

„Ich hatte Sorge, ob meine Deutschkenntnisse ausreichen werden, um an der Universität studieren zu können“, sagt eine Teilnehmerin des Hochschulprogramms für Geflüchtete. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten auch die Kurse des Hochschulprogramms für Geflüchtete seit April 2020 online stattfinden. „Die wissenschaftliche Sprache in so kurzer Zeit und ohne direkten Kontakt zu lernen, das war schon eine Herausforderung.“ Mittlerweile hat die Teilnehmerin den TestDaF erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt hat sie sich zweieinhalb Jahre auf den Test vorbereitet.

Orientierungsstudium 

Eine weitere Säule des Hochschulprogramms für Geflüchtete ist das Naturwissenschaftliche Orientierungsstudium (NaWiOs). Internationale Studieninteressierte mit und ohne Fluchthintergrund können sich damit auf ihr Studium vorbereiten. Das Programm umfasst verschiedene Punkte: fachspezifische Deutschkurse, Vorbereitungskurse und die Möglichkeit, an ausgewählten Erstsemester-Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Dadurch erhalten Interessierte bereits vor der Bewerbung einen Einblick in das Studium.

„Als ich nach Deutschland kam, war ich orientierungslos“, sagt die Teilnehmerin. „Ich wusste nicht, welche Schritte ich gehen muss, um hier studieren zu können. In meiner Heimat hatte ich bereits ein Semester Medizin studiert. Für mich war klar, dass ich auch in Deutschland Medizin studieren möchte.“ Nach der Orientierungsphase im NaWiOS hat sich die Studienentscheidung jedoch geändert. „Letztlich habe ich mich für den Bachelor in Molekularbiologie entschieden. Das war für mich eine wichtige und prägende Entscheidung, die Beratung hat mir dabei sehr geholfen.“

NRWege-Stipendium

Eine dritte Säule ist die finanzielle Förderung der Geflüchteten. Die Universität Bielefeld unterstützt Personen mit Fluchthintergrund durch das NRWege-Stipendium. Je nach Bedarf können sie während der einzelnen Phasen ihres Studiums gefördert werden: Studieneinstieg, Studium und Abschluss. 

„Das NRWege Stipendium hat mir die Chance gegeben, meinen Traum zu verwirklichen. Dank des Stipendiums kann ich mich ausschließlich meinem Studium widmen und mich darauf konzentrieren“, sagt die Teilnehmerin. 

Sie hat zum Wintersemester 2021/22 ihr Studium der Molekularbiologie begonnen. Nach dem Bachelor möchte sie den Master in Interdisziplinärer Biomedizin an der Universität Bielefeld abschließen. Langfristig möchte sie in die Forschung gehen.

Das Hochschulprogramm für Geflüchtete wurde in den vergangenen fünf Jahren mit rund 3,5 Millionen Euro finanziert. Unter anderem durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Stiftung Mercator, das Ministerium für Kultur sowie Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. 

Eine Bewerbung für das nächste Semester ist für alle drei Säulen wieder ab Dezember 2021 möglich:

  • Website zur Vorbereitung auf den Sprachtest TestDaF
  • Website zum Orientierungsstudium NaWiOS
  • Website zum NRWege-Stipendium

Kontakt:
Daniela Stender
International Office
Telefon:  0521 106-67542
E-Mail: refugees@uni-bielefeld.de

Neuer Soziologiestudiengang an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul (Nr. 90/2021)

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Universität Bielefeld an der Konzeption und Entwicklung beteiligt

Zum Wintersemester 2021 ist an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul (TDU) der achtsemestrige Bachelor-Studiengang Soziologie angelaufen. Dieses Studium wurde von den türkischen Partner*innen vor Ort in Istanbul gemeinsam mit Professor Dr. Thomas Faist von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld konzipiert und wird nun von beiden Seiten weiterentwickelt.


Professor Dr. Thomas Faist hat der Soziologiestudiengang an der TDU mitkonzipiert. Foto: Universität Bielefeld/M.-D. Müller
Professor Dr. Thomas Faist hat den Soziologiestudiengang an der TDU mitkonzipiert. Foto: Universität Bielefeld/M.-D. Müller
Thomas Faist ist Koordinator für Soziologie im deutschen Konsortium der TDU; unterstützt von  Isabell Diekmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Transnationale Beziehungen an der Fakultät für Soziologie. Dozent*innen aus der Fakultät für Soziologie und der Historiker Professor Dr. Vito Gironda beteiligen sich von Bielefelder Seite aus in der Lehre an der Türkisch-Deutschen Universität. Neben der schon existierenden Kooperation des Fremdsprachenzentrums mit der TDU durch Professor Dr. Uwe Koreik ist dies nun die zweite intensive Kooperation, mit der sich die Universität Bielefeld an der TDU beteiligt. Prof. Dr. Thomas Faist: „Mit unserem wissenschaftlichen Engagement wollen wir deutlich machen, dass ein grenzübergreifend organisierter Studiengang zur Entwicklung global anschlussfähiger Perspektiven in Lehre und Forschung beitragen kann.“

Im Bachelor Soziologie an der TDU wird den Studierenden neben soziologischem Basiswissen zu soziologischen Theorien und Methoden auch vertiefendes Wissen über türkisch-deutsch-europäische Sozialräume vermittelt. Das betrifft etwa die Themen Migration und Transnatio-nalisierung. Gerade auf das Themengebiet Transnationalisierung hat sich die Bielefelder Fakultät für Soziologie spezialisiert.

Geplant ist neben Gastaufenthalten türkischer Studierender und Nachwuchswissenschaftler*innen in Bielefeld auch ein Austausch, der Bielefelder Studierenden einen Auslandsaufenthalt in Istanbul ermöglicht.

Die Türkisch-Deutsche Universität ist eine staatliche türkische Universität. Mittelfristig sollen dort 5.000 Studierende in fünf Fakultäten studieren. Auf deutscher Seite wird die akademische Verantwortung durch ein Konsortium aus 38 deutschen Hochschulen getragen. Präsidentin ist die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestags, Rita Süssmuth. Die Geschäfte des Konsortiums führt der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Die Basis bildet eine deutsch-türkische Regierungsvereinbarung. Finanziert wird die TDU gemeinsam vom Bundes-ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den türkischen Partner*innen.


Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Faist, Fakultät für Soziologie
Transnationale Beziehungen, Entwicklungs- und Migrationssoziologie
Telefon: 0521 106-4650
E-Mail: thomas.faist@uni-bielefeld.de   

Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung wird 25 Jahre (Nr. 91/2021)

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Forschungseinrichtung analysiert Einfluss menschenfeindlicher und  antidemokratischer Kräfte in Gesellschaften

In Krisenzeiten verstärken sich offene und unterschwellige gesellschaftliche Konflikte, die mit Abwertungen, Diskriminierungen und anderen Formen der Gewalt gegen Menschen einhergehen. Zugleich bringen Krisen und Konflikte neue Formen von Solidarität und sozialem Zusammenhalt hervor und tragen das Potenzial in sich, Gesellschaften nachhaltig und positiv zu verändern. Seit den 1990er Jahren erforschen Wissenschaftler*innen am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld, wie Diskriminierung, Extremismus und menschenfeindliche Orientierungen Konflikte und Gewalt in der Gesellschaft prägen. Aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens tagt das IKG am 28. und 29. Oktober am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld.


Prof. Dr. Andreas Zick. Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Andreas Zick. Foto: Universität Bielefeld
Das IKG hat sich seit seiner Gründung zu einem bundesweit anerkannten Forschungsinstitut im Feld der interdisziplinären Konflikt- und Gewaltforschung entwickelt. Aufgebaut wurde das Institut von dem Soziologen Professor Dr. Wilhelm Heitmeyer. Auf der Jubiläumstagung disku-tieren Wissenschaftler*innen aktuelle Konflikt- und Gewaltphänomene, neue gesellschaftliche Herausforderungen durch gesellschaftliche Polarisierung und Radikalisierung sowie lokale und digitale Konfliktdynamiken. Aber auch die zunehmende Politisierung der wissenschaftlichen Arbeit und Fragen des Forschungs- und Wissenstransfers stehen auf der Tagesordnung.

Die Wissenschaftler*innen des IKG betrachten Konflikte und Gewalt als wichtige Herausforderungen, aber auch als potenzielle Katalysatoren für die Veränderung von Gesellschaften. „Wir untersuchen Bedingungen, Ausdrucksformen und Folgen von Konflikten innerhalb von Gesellschaften“, sagt der Sozialpsychologe Professor Dr. Andreas Zick, der das Institut seit 2013 als Direktor leitet und vor kurzem für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde. „Uns interessiert gleichermaßen, wie Konflikte einerseits soziale Gruppen auseinandertreiben und Gewalt befördern und wie sie andererseits positiv zum gesellschaftlichen Wandel beitragen“, so Zick.

Am IKG forschen rund 80 Mitarbeiter*innen und kooptierte Mitglieder, einschließlich einer Gruppe von Scholars at Risk – geflohene Wissenschaftler*innen, die in Bielefeld ein sicheres Forschungsfeld gefunden haben. Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bielefeld, finanziert sich das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung zu 80 Prozent aus Drittmitteln der Wissenschaftsförderung. Es ist eines der Teilinstitute im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung an elf Standorten gefördert wird. Zum IKG gehört zudem seit März 2020 eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe zu Folgen und Prävention von Gewalt gegen Kinder. Juniorprofessor Dr. Tobias Hecker leitet die Gruppe, gefördert wird sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Bekannt für das Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit
Seit vielen Jahren prägt das interdisziplinäre Forschungszentrum mit seinen Analysen die Forschung und die öffentliche Diskussion über die Abwertung und Ausgrenzung schwacher Gruppen. In bekannten Langzeitstudien wie dem Erinnerungsmonitor und der „Mitte-Studie“ analysieren Forschende sich wandelnde soziale Erfahrungen und politische Einstellungen in der Gesellschaft und deren Folgen für sozialen Zusammenhalt, Partizipation, Demokratie und Frieden. Das am IKG entwickelte Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird heute in bundesweiten Ausschreibungen zur Stärkung der Demokratie, in Medien und Politik verwendet. Es prägte unter anderem den 2018 von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplan Rassismus.

Forschung zu Radikalisierung als ein Schwerpunktthema des Instituts
Seit vielen Jahren weist das IKG durch seine Forschungen aus, dass Radikalisierungen von Menschen mitten in Gesellschaften entstehen. Forschungsverbünde zu islamistischer und rechtsextremer Radikalisierung sowie zu Radikalisierungsprävention prägen das IKG. Im vergangenen Jahr haben Forscher*innen die interaktive Online-Karte mapex-projekt.de zugänglich gemacht, über die Akteur*innen aus Forschung und Praxis „Deradikalisierungsprojekte“ erkunden können. In aktuellen Projekten erforschen Wissenschaftler*innen des IKG beispielsweise, wie ein effektives kommunales Konfliktmanagement in Zeiten zunehmender Angriffe auf demokratische Institutionen, Politiker*innen und Mitglieder der Zivilgesellschaft gestaltet sein muss. In Projekten im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt setzen sich IKG-Wissenschaftler*innen unter anderem mit Rassismus in Institutionen auseinander.

Im Sinne nationaler und europäischer Bestrebungen zum offenen Wissenstransfer fördert das IKG die barrierefreie Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse. Das International Journal of Conflict and Violence – eine einschlägige Open-Access-Zeitschrift – wird redaktionell vom IKG verantwortet.

Tagungen und Vorträge zum 25-jährigen Bestehen

Das Jubiläum nach 25 Jahren Grundlagen- und Anwendungsforschung dient den Forschenden dazu, Bilanz zu ziehen und den Blick auf das zukünftige Forschungsprogramm zu richten. „Das interdisziplinäre Forschungsprofil des Instituts erlaubt es uns, wichtige Beiträge zu aktuellen wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten zu liefern“, sagt Professorin Dr. Priska Daphi, Protestforscherin und stellvertretende Direktorin des IKG.

Im Wintersemester 2021/22 organisiert das IKG Tagungen und Vorträge zu theoretisch-konzeptionellen und methodischen Ansätzen der interdisziplinären Konflikt- und Gewaltforschung. Zu den Themen der Veranstaltungen zählen etwa Analysen von Erinnerungskultur, sozialem Zusammenhalt sowie stadtteilbezogener Ordnungsdynamiken, außerdem Gerichtsethnographie in Terrorismusprozessen wie auch psychosoziale Folgen von Gewalt im Kindesalter. Zum Jahreswechsel wird das IKG im Rahmen einer Fotoausstellung der Fotografin Olivia Vivan-co zu Materialität und Migration zu einer Diskussion aktueller Migrationsphänomene einladen. Die öffentliche Ausstellung ist im X-Gebäude der Universität auf der 1. Etage zu sehen. Über das Programm informiert das IKG auf seiner Website.

Die IKG-Jubiläumstagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) ist ausschließlich für Mitglieder und Gäste des Instituts geöffnet. Medienvertreter*innen haben am Donnerstag, 28. Oktober, um 11 Uhr Gelegenheit, mit Institutsdirektor Professor Dr. Andreas Zick und weiteren Wissenschaftler*innen des IKG zum Jubiläum und zu aktuellen Herausforderungen in der Konflikt- und Gewaltforschung zu sprechen. Anmeldung bis zum 27. Oktober an sekretariat.ikg@uni-bielefeld.de.

Meilensteine des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
18.12.1996: Das IKG wird gegründet.
16.04.1997: Das Institut wird mit dem Symposium „Gesellschaftliche Entwicklungen, wissenschaftliche Verantwortung und Gewalt“ feierlich eröffnet.
2002: Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, damaliger IKG-Direktor, gibt den ersten Band der Reihe „Deutsche Zustände“ heraus. In zehn Büchern präsentiert eine Forschungsgruppe jährlich bis 2012 die Entwicklung der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Deutschland.
2007: Das IKG bringt erstmals die Open-Access-Zeitschrift „International Journal of Conflict and Violence“ (IJCV) heraus.
2012: Das NRW-Wissenschaftsministerium ernennt das IKG zum „Ort des Fortschritts NRW“.
2013: Prof. Dr. Andreas Zick wird vom Vorstand des Instituts zum neuen Direktor gewählt.
2014: Die Studienreihe zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird als Mitte-Studie weitergeführt.
2015: Gemeinsam mit dem Rektorat, dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Bielefeld und weiteren Akteur*innen ruft das IKG „Uni ohne Vorurteile“ ins Leben – eine universitätsweite Kampagne zur Förderung von Gleichwertigkeit und Antidiskriminierung.
2016: Prof. Dr. Andreas Zick erhält den Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
2017: Das IKG wird Gründungsmitglied der Forschungsgemeinschaft des Deutschen Zentrums für Integration und Migration (DeZIM).
2018: Die erste Publikation des Multidimensionalen Erinnerungsmonitors erscheint, gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.
2019: Das IKG wird mit anderen Instituten vom Wissenschaftsrat in die Begutachtung der Friedens- und Konfliktforschung einbezogen.
2019/2020: Die IKG-Forscher Prof. Dr. Martin Kroh und Prof. Dr. Andreas Zick werden Mitglieder der Fachkommission zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit des Landes, die von der Bundesregierung eingesetzt wird.
2020: Die Universität Bielefeld wird einer von elf Standorten des bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Das IKG koordiniert die Bielefelder FGZ-Forschung. Im selben Jahr beteiligt sich das IKG am „SOEP RegioHub“, dem Leibniz-WissenschaftsCampus der Universität Bielefeld und des Sozio-oekonomischem Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin.

Weitere Informationen:
Website des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Zick, Universität Bielefeld
Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon 0521 106-2442
E-Mail: sekretariat.ikg@uni-bielefeld.de


Personalnachrichten aus der Universität Bielefeld

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•    Prof’in Dr. Angelika Epple zur Vorsitzenden des Beirats des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt gewählt
•    Prof‘in Dr. Antje Flüchter in den Ausschuss des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VDH) gewählt
•    Prof. Dr. Friedrich Götze als Mathematiker im Senat der Leopoldina
•    Prof. Dr. Ethan Kleinberg neuer Koselleck-Gastprofessor
•    Prof’in Dr. Katharina Kohse-Höinghaus mit der Rudolf Günther Medaille geehrt
•    Prof. Dr. Peter Flaschel verstorben
•    Trauer um Prof’in Dr. Susanne Thurn
•    Dr. Uschi Baaken erneut in den Vorstand der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen gewählt



Prof’in Dr. Angelika Epple, Foto: Universität Bielefeld/S.Jonek
Prof’in Dr. Angelika Epple, Foto: Universität Bielefeld/S.Jonek
Professorin Dr. Angelika Epple (55) Prorektorin für Forschung und Internationales, ist seit Oktober neue Vorsitzende des Beirats des bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Das Institut mit elf Standorten in ganz Deutschland untersucht bei-spielsweise was gesellschaftlichen Zusammenhalt erzeugt und was ihn gefährdet. Um den Forschungsprozess kritisch zu begleiten, hat das FGZ einen zehnköpfigen international und interdisziplinär besetzten Beirat berufen. Nach Auffassung der neuen Vorsitzenden gehört zu den vorrangigen Zielen des unabhängigen Gremiums in der ersten Förderphase bis 2024 im Rahmen einer Evaluation die Arbeitsfortschritte kritisch zu prüfen und strategische Perspektiven aufzuzeigen. Professorin Angelika Epple lehrt seit 2008 Geschichte an der Universität Bielefeld. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Global- und Verflechtungsgeschichte der Moderne. Sie war von 2017 bis 2021 Sprecherin des SFB 1288 "Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern".


 Prof‘in Dr. Antje Flüchter, Foto: Universität Bielefeld/Ph. Ottendoerfer
Prof‘in Dr. Antje Flüchter, Foto: Universität Bielefeld/Ph. Ottendoerfer
Professorin Dr. Antje Flüchter (51), Sprecherin des Sonderforschungsbereichs 1288 "Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern", wurde beim Historikertag im Oktober in den Ausschuss des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VDH) gewählt. Der VDH ist das Vertretungsorgan der deutschen Geschichtswissenschaft in der Öffentlichkeit. Kernaufgabe des VDH ist die Organisation des Deutschen Historikertags. Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands ist mit über 3.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung in Deutschland tätiger Historiker*innen. Professorin Antje Flüchter lehrt seit 2014 Geschichte der Frühen Neuzeit, frühneuzeitliche Verflechtungsgeschichte an der Univer-sität Bielefeld. 2018 bis 2021 war sie Dekanin der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philoso-phie und Theologie.


Prof. Dr. Friedrich GötzeFoto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Friedrich Götze, Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Friedrich Götze (70), Fakultät für Mathematik der Universität Bielefeld, ist im Sommer als Ombudsmann der Sektion 1 (Mathematik) zum Senator der Leopoldina gewählt worden. Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wis-senschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dem Senat der Leopoldina, der die Belange der Mitglieder vor dem Präsidium vertritt und das Präsidium berät, gehören derzeit 40 Personen an. Friedrich Götze ist seit 1984 Professor für Mathematik an der Universität Bielefeld. Er war Sprecher des Sonderforschungsbereichs 701 „Spektrale Strukturen und Topologische Methoden in der Mathematik“ und von 2019 bis 2021 Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Für den Aufbau des europäischen Forschungsinstituts „Eurandom“ der Technischen Universität Eindhoven/Niederlande wurde er 2014 mit dem Orden von Oranien-Nassau ausgezeichnet. Er ist Mitglied der European Academy of Sciences (EurASc).


Prof. Dr. Ethan Kleinberg, Foto: Wesleyan University
Prof. Dr. Ethan Kleinberg, Foto: Wesleyan University
Professor Dr. Ethan Kleinberg (54) wird im Oktober und November als Koselleck-Professor zu Gast in Bielefeld sein. Ethan Kleinberg ist der Class of 1958 Distinguished Professor of History and Letters an der Wesleyan University/USA und Chefredakteur der Zeitschrift History and Theory. Kleinbergs wissenschaftliche Arbeit erstreckt sich über die Bereiche Geschichte, Philosophie, vergleichende Literaturwissenschaft und Religion. Insbesondere beschäftigt er sich mit der Art und Weise, wie die Vergangenheit unsere Gegenwart heimsucht und uns in die Zukunft drängt. Sein aktuelles Buchprojekt erweitert diese Untersuchung durch die Frage, wie das, was er „temporale Anarchie“ nennt – die uneingeschränkte Vermischung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft –, zu einem anderen Verständnis von Geschichte führen kann. Ethan Kleinberg bietet im Wintersemester2021/22 das Seminar "Time Machines: Remains, Traces, and Ghosts“ gemeinsam mit Dozent*innen der Abteilung Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld sowie das Doktorand*innen-Seminar „Denkraum Theorie“ an.
In Erinnerung an seine langjährige Tätigkeit für die Universität Bielefeld haben die Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie sowie das Rektorat der Universität Bielefeld die Reinhart Koselleck-Gastprofessur eingerichtet. Mit ihr werden herausragende Wissenschaftler*innen alle zwei Jahre für einen Gastaufenthalt an der Universität Bielefeld eingeladen. Koselleck gilt als einer der bekanntesten Historiker des 20. Jahrhunderts.


Prof. Dr. Katharina Kohse-HöinghausFoto: Uiversität Bielefeld
Prof. Dr. Katharina Kohse-HöinghausFoto: Uiversität Bielefeld
Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus (69) wurde von der Deutschen Sektion des Com-bustion Institute gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung für Verbrennungsforschung mit der Rudolf Günther Medaille "für herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten zur Diagnostik von Verbrennungsvorgängen mittels Laserspektroskopie und Massenspektrometrie" ausge-zeichnet. In der Verleihungsurkunde werden ihre Forschunsgsarbeiten unter anderem zur Schadstoffbildung bei der Verbrennung von konventionellen und biogenen Brennstoffen ebenso gewürdigt wie ihr außergewöhnliches Engagement in akademischen Gremien und für die Nachwuchs- und Bildungsförderung. Die Ehrung erfolgte in einer Feierstunde anlässlich der virtuellen Jahrestagung beider Organisationen Ende September. Professorin Kohse-Höinghaus ist Senior-Researcher der Universität Bielefeld und Ehrensenatorin. Sie leitete seit 1994 den Arbeitsbereich Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld.


Prof. Dr. Peter Flaschel, Foto. Universität Bielefeld
Prof. Dr. Peter Flaschel, Foto. Universität Bielefeld
Die Universität Bielefeld trauert um Professor Dr. Peter Flaschel, der am 5. Oktober 2021 im Alter von 78 Jahren gestorben ist. Der emeritierte Ökonom der Fakultät für Wirtschaftswissen-schaften befasste sich in seiner Forschung mit der Analyse ungleichgewichtiger Wachstums-prozesse und deren soziale Konsequenzen. Er war zunächst Professor an der Freien Universität Berlin und seit 1985 Professor für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Bielefeld. 2006 war er als Theodor Heuss-Professor an der New School University, New York (USA). 2007-2008 erhielt Flaschel ein "Opus Magnum" Forschungsstipendium. Seit 1986 gab er zusammen mit weiteren Ökonomen die Reihe „Dynamic Economic Theory“ heraus. Vor ein paar Tagen hätte er den Friede-Gard-Preis für Nachhaltige Ökonomik 2021 in Empfang nehmen sollen. Er wurde damit für sein Lebenswerk mit bahnbrechenden Arbeiten, die zur Modellierung einer nachhaltigen Ökonomie dienen können, geehrt (Ein ausführlicher Nachruf findet sich auf der Internetseite der Fakultät für Wirtschaftswisseschschaften).


Prof'in Dr. Susanne Thurn, Foto: Universität Bielefeld
Prof'in Dr. Susanne Thurn, Foto: Universität Bielefeld
Professorin Dr. Susanne Thurn starb am 8. Oktober 2021 im Alter von 74 Jahren. Die engagierte Pädagogin prägte die Laborschule der Universität Bielefeld seit 1978; zunächst als Lehrerin, später, von 1990 bis 2013, als Leiterin der Schule. Susanne Thurn setzte sich für Bildungsgerechtigkeit in einer humanen Schule ein. Als überzeugte Reformpädagogin wirkte sie auch bildungspolitisch in wichtigen Kommissionen mit, um die Idee der Laborschule mit ihrer Offenheit für die Unterschiedlichkeit der Menschen in die Gesellschaft zu tragen. 1993 Promovierte Susanne Thurn an der Universität Osnabrück, seit 2003 war sie als Honorarprofessorin auch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Bereich Schulpädagogik tätig. Über ihre Pensionierung hinaus engagierte sie sich in Fort-und Weiterbildung für die Bildung künftiger Lehrer*innen (Ein ausführlicher Nachruf findet sich auf der Internetseite der Fakultät für Erziehungswissenschaft).


Dr. Uschi Baaken, Foto: Universität Bielefeld/G. Herse
Dr. Uschi Baaken, Foto: Universität Bielefeld/G. Herse
Dr. Uschi Baaken (53), Gleichstellungsbeauftragte der Universität Bielefeld, ist bei der Mitgliederversammlung der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) im September erneut in den Vorstand gewählt worden. Die bukof ist seit mehr als 30 Jahren die geschlechterpolitische Stimme im wissenschafts- und hochschulpolitischen Diskurs. Der fünfköpfige Vorstand vertritt die bukof nach außen und steht im intensiven Austausch zu Wissenschafts- und politischen Organisationen und Ministerien sowie den Parteien. Uschi Baaken ist promovierte Diplom-Psychologin, seit 2001 Gleichstellungsbeauftragte der Universität Bielefeld und arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Frauen*- und Mädchenpolitik in verschiedenen Organisationen.

Auf dem Weg zum Nachweis des Gravitationswellen-Hintergrunds im Nanohertz-Bereich (Nr. 93/2021)

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Wie entstehen Galaxien? Das European Pulsar Timing Array markiert ei-nen wichtigen Schritt nach vorn

Die Forschungs-Kollaboration EPTA (das „European Pulsar Timing Array“) berichtet über das Ergebnis einer 24-jährigen Beobachtungskampagne mit den fünf größten europäi-schen Radioteleskopen. Die Kampagne hat zu einem möglichen Signal für den seit langem gesuchten Gravitationswellenhintergrund (GWB) geführt, der von einander in geringem Abstand umkreisende supermassereiche Schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien erwartet wird. Die Kooperation bringt Teams von Astronom*innen an den Instituten der großen europäischen Radioteleskope zusammen, sowie Forschergruppen, die auf die Datenanalyse und die Modellierung von Gravitationswellensignalen spezialisiert sind. Unter Ihnen auch Astropysiker*innen der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Joris Verbiest von der Fakultät für Physik der Universität Bielefeld. Obwohl ein eindeutiger Nachweis damit noch nicht gelungen ist, so stellt es doch einen wichtigen Schritt dar, erstmals Gravitationswellen bei sehr niedrigen Frequenzen im Nanohertz-Bereich aufzuspüren. Die Ergebnisse werden online in der Fachzeitschrift “Monthly Notices of the Royal Astronomical Society” veröffentlicht.


Künstlerische Darstellung des Ergebnisses der „European Pulsar Timing Array“-Beobachtungskampagne. Ein koordiniertes Netzwerk europäischer Radioteleskope beobachtet eine Reihe von Pulsaren, die über den Himmel verteilt sind. Anhand der gemessenen Variationen in der Ankunftszeit der von den Pulsaren ausgesandten Sig-nale auf der Erde können die Astronomen winzige Schwankungen in der Raumzeit untersuchen. Solche Verände-rungen aus ferner Vergangenheit in der Struktur der Raumzeit, die auch als Gravitationswellen bezeichnet wer-den, verbreiten sich noch immer im Universum. Sie gehen zurück auf eine Zeit, als Galaxien miteinander ver-schmolzen und die supermassereichen schwarzen Löcher in ihren Zentren einander mit einer Periode von nur wenigen Jahren umkreisten und dadurch Gravitationswellen erzeugten. Bildrechte: Michael Kramer/MPIfR
Künstlerische Darstellung des Ergebnisses der „European Pulsar Timing Array“-Beobachtungskampagne. Ein koordiniertes Netzwerk europäischer Radioteleskope beobachtet eine Reihe von Pulsaren, die über den Himmel verteilt sind. Anhand der gemessenen Variationen in der Ankunftszeit der von den Pulsaren ausgesandten Sig-nale auf der Erde können die Astronomen winzige Schwankungen in der Raumzeit untersuchen. Solche Verände-rungen aus ferner Vergangenheit in der Struktur der Raumzeit, die auch als Gravitationswellen bezeichnet wer-den, verbreiten sich noch immer im Universum. Sie gehen zurück auf eine Zeit, als Galaxien miteinander ver-schmolzen und die supermassereichen schwarzen Löcher in ihren Zentren einander mit einer Periode von nur wenigen Jahren umkreisten und dadurch Gravitationswellen erzeugten. Bildrechte: Michael Kramer/MPIfR
Dieses Ergebnis wurde möglich aufgrund eines Datensatzes, der über einen langen Zeitraum von 24 Jahren mit den fünf großen europäischen Radioteleskopen gesammelt wurde. Dazu gehören das 100-m-Radioteleskop des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie bei Effelsberg, das 76-m-Lovell-Teleskop in Cheshire/Großbritannien, das Nançay-Teleskop für Dezimeterradiowellen in Frankreich, das 64-m-Radioteleskop bei Pranu Sanguni (Sardinien/Italien) sowie die 16 Antennen des Westerbork-Synthesis-Radioteleskops in den Niederlanden. Im Beobachtungsmodus des „Large European Array for Pulsars“ (LEAP) sind diese fünf Teleskope so miteinander verbunden, dass sie ein virtuelles voll bewegliches 200-m-Radioteleskop darstellen, mit dem die Empfindlichkeit des EPTA für Gravitationswellen erheblich verbessert wird.

Die Forschenden beobachten die von den Magnetpolen der rotierenden Pulsaren ausgehenden Strahlen als Pulse, wenn sie die Sichtlinie passieren, ähnlich wie beim Licht eines fernen Leuchtturms. Pulsar Timing Arrays (PTAs) sind Netzwerke von sehr stabil rotierenden Pulsaren, die als Detektoren für Gravitationswellen im galaktischen Maßstab eingesetzt werden. Sie sind insbesondere empfindlich für sehr niederfrequente Gravitationswellen im Milliardstel-Hertz- oder Nanohertz-Bereich. Dadurch wird das Beobachtungsfenster für Gravitationswellen von den hohen Frequenzen mit Hunderten von Hertz erweitert, wie es derzeit von bodengestützten Observatorien (LIGO, Virgo, KAGRA) beobachtet wird. Während deren Detektoren kurzzeitige Kollisionen von stellaren Schwarzen Löchern und Neutronensternen untersuchen, können mit den Pulsar Timing Arrays Gravitationswellen untersucht werden, wie sie von Systemen umeinander rotierender und langsam sich annähernder supermassereicher Schwarzer Löcher in den Zentren von Galaxien ausgesandt werden. Die Addition der Gravitationswellen, die von einer kosmischen Population dieser Binärsysteme freigesetzt werden, bildet den Gravitationswellenhintergrund.

"Wir können kleine Änderungen in den Ankunftszeiten der Radiosignale der Pulsare auf der Erde messen, die durch die Deformation der Raumzeit aufgrund einer durchlaufenden Gravitationswelle sehr niedriger Frequenz verursacht werden. In der Praxis zeigen sich diese Defor-mationen in der Raumzeit als Quellen eines sehr niederfrequenten Rauschens in der Reihe der beobachteten Ankunftszeiten der Pulse, ein Rauschen, das von allen Pulsaren eines Pulsar Timing Arrays gemeinsam erfasst wird", erklärt Dr. Jun Wang, der kürzlich an der Universität Bielefeld zu diesem Thema promoviert hat.

Die Amplitude dieses Rauschens ist jedoch unglaublich winzig (schätzungsweise zwischen zehn und ein paar hundert Milliardstel Sekunden), und im Prinzip könnten viele andere Effekte ein entsprechendes Rauschen auf jeden einzelnen Pulsar im Pulsar Timing Array übertragen. Zur Validierung der Ergebnisse wurden dann mehrere unabhängige Auswertungsprogramme mit unterschiedlichen statistischen Rahmen verwendet, um alternative Rauschquellen ausschließen zu können und nach dem Gravitationswellenhintergrund zu suchen. Wichtig ist, dass zwei unabhängige Verfahren im kompletten Verlauf der Analyse verwendet wurden, um eine gegenseitige Konsistenz zu gewährleisten.
Die Analyse mit beiden Verfahren im Rahmen der EPTA-Beobachtungen ergab ein klares Kan-idatensignal für einen Gravitationswellenhintergrund.

Radioteleskope des EPTA-Netzwerks. Im Uhrzeigersinn von oben links:100-m-Radioteleskop Effelsberg (Deutsch-land), Nançay-Radioteleskop (Frankreich), Jodrell-Bank-Teleskop (Großbritannien), Westerbork-Synthesis-Radioteleskop (WSRT, Niederlande), Sardinien-Radioteleskop (SRT, Italien). Bildrechte: Norbert Tacken/MPIfR (Effelsberg), Letourneur und Nançay Observatory (Nançay), Anthony Holloway (Jodrell Bank), ASTRON (WSRT), Gianni Alvito/INAF (SRT).
Radioteleskope des EPTA-Netzwerks. Im Uhrzeigersinn von oben links:100-m-Radioteleskop Effelsberg (Deutsch-land), Nançay-Radioteleskop (Frankreich), Jodrell-Bank-Teleskop (Großbritannien), Westerbork-Synthesis-Radioteleskop (WSRT, Niederlande), Sardinien-Radioteleskop (SRT, Italien). Bildrechte: Norbert Tacken/MPIfR (Effelsberg), Letourneur und Nançay Observatory (Nançay), Anthony Holloway (Jodrell Bank), ASTRON (WSRT), Gianni Alvito/INAF (SRT).
Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie sagt eine ganz bestimmte Beziehung zwischen den Raumzeitverformungen voraus, die die Radiosignale von Pulsaren erfahren, die sich in verschiedenen Himmelsrichtungen befinden. Die Wissenschaftler*innen bezeichnen dies als die räumliche Korrelation des Signals oder die sogenannte Hellings-Downs-Kurve. Ihr Nachweis kann das beobachtete Rauschen als eindeutig von einem Gravitationswellenhintergrund verursacht identifizieren. Dr. Siyuan Chen, Forscher am Laboratoire de Physique et de Chimie de l'Environnement et de l'Espace in Orleans, einer der beiden leitenden Autoren der Untersuchung bemerkt dazu: "Im Moment erlauben es uns die statistischen Unsicherheiten in unseren Messungen noch nicht, das Vorhandensein der für das Gravitationswellen-Hintergrundsignal erwarteten räumlichen Korrelation zu identifizieren. Für eine weitere Bestätigung müssen wir eine noch größere Zahl von Pulsardaten in die Analyse einbeziehen, aber die aktuellen Ergebnisse sind bereits sehr ermutigend."

Prof. Dr. Joris Verbiest, Gruppenleiter an der Universität Bielefeld und eines der führenden Mitglieder des European Pulsar Timing Array Consortiums, fasst zusammen: "Es ist wirklich befriedigend, endlich erste Hinweise auf ein Signal zu sehen, die die Erwartung untermauern, dass wir bald einen neuen Teil des Gravitationswellenspektrums erschließen werden, der es uns ermöglichen wird, die Entstehungsgeschichte von Galaxien im Laufe der kosmischen Zeit im Detail zu studieren."

Kontakt:
Prof. Dr. Joris Verbiest
Universität Bielefeld
Telefon: 0521 106 3184
E-Mil: verbiest@physik.uni-bielefeld.de

Die Autoren der Originalveröffentlichung umfassen S. Chen, R. N. Caballero, Y. J. Guo, A. Chalumeau, K. Liu, G. Shaifullah, K. J. Lee, S. Babak, G. Desvignes, A. Parthasarathy, H. Hu, E. van der Wateren, J. Antoniadis, A.-S. Bak Nielsen, C. G. Bassa, A. Berthereau, M. Burgay, D. J. Champion, I. Cognard, M. Falxa, R. D. Ferdman, P. C. C. Freire, J. R. Gair, E. Graikou, L. Guil-lemot, J. Jang, G. H. Janssen, R. Karuppusamy, M. J.Keith, M. Kramer, X. J. Liu, A. G. Lyne, R. A. Main, J. W. McKee, M. B. Mickaliger, B. B. P. Perera, D. Perrodin, A. Petiteau, N. K. Porayko, A. Possenti, A. Samajdar, S. A. Sanidas, A. Sesana, L. Speri, B.W. Stappers, G. Theureau, C. Tiburzi, A. Vecchio, J. P. W. Verbiest, J. Wang, L. Wang und H. Xu.
Darunter sind folgende Autoren der Universität Bielefeld: Ann-Sofie Bak Nielsen, Joris Verbiest, Jun Wang.



Originalveröffentlichung:
S. Chen et al: Common-red-signal analysis with 24-yr high-precision timing of the European Pulsar Timing Array: Inferences in the stochastic gravitational-wave background search, 2021, Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (https://doi.org/10.1093/mnras/stab2833 or
https://academic.oup.com/mnras/article/508/4/4970/6410749)


Weitere Informationen:
European Pulsar Timing Array (EPTA)
http://www.epta.eu.org/

International Pulsar Timing Array (IPTA)
http://www.ipta4gw.org/

Graduiertenkolleg zum Thema Weltpolitik verlängert (Nr. 94/2021)

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Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt weitere 3,8 Millionen Euro

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat heute (08.11.2021) die Verlängerung des Graduiertenkollegs 2225 „Weltpolitik: Die Entstehung politischer Arenen und Beobachtungsmodi in der Weltgesellschaft“ (RTG 2225) bekanntgegeben. Für weitere viereinhalb Jahre wird es von der DFG gefördert. Damit investiert sie zusätzliche 3,8 Millionen Euro in die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Universität Bielefeld.

Soziologe Prof. Dr. Mathias Albert
Der Soziologe Prof. Dr. Mathias Albert ist Sprecher des 2017 gegründeten Graduiertenkollegs „Weltpolitik“. Foto: Universität Bielefeld Foto: Universität Bielefeld
Internationale und interdisziplinäre Doktorand*innen erforschen am Graduiertenkolleg 2225, wie Weltpolitik aus weltgesellschaftlicher Perspektive verstanden werden kann. „In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Weltpolitik geht es meistens um die Nationalstaaten und ihre Beziehungen miteinander“, sagt Professor Dr. Mathias Albert, Sprecher des Graduiertenkollegs. „Am Graduiertenkolleg 2225 nehmen wir eine andere Perspektive ein: Wir untersuchen Weltpolitik als Konsequenz hochkomplexer Sozialzusammenhänge.“ Weltpolitik wird als Zusammenspiel vielfacher Prozesse und Praktiken auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen verstanden.

Die am Kolleg beteiligten Professor*innen bringen Expertise aus unterschiedlichen Disziplinen ein: Internationale Beziehungen, Soziologie (Weltgesellschaftstheorien), Globalgeschichte und Völkerrecht bereichern das internationale Forschungsfeld der globalen historischen Soziologie. Mit dieser interdisziplinären Perspektive erforschen die Doktorand*innen die verschiedenen Aspekte der Entwicklung von Weltpolitik.

2017 wurde das Graduiertenkolleg 2225 an der Universität Bielefeld bewilligt, 13 Professor*innen sind daran beteiligt. Seitdem konnten vier Doktorand*innen ihre Doktorarbeit abschließen. Gegenwärtig forscht am Kolleg die zweite Kohorte von zehn Doktorand*innen.

Graduiertenkollegs sind Einrichtungen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für insgesamt maximal neun Jahre gefördert werden. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorand*innen im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts.

 Weitere Informationen:

Kontakt:

Prof. Dr. Mathias Albert, Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Telefon:  0521 106-3999
E-Mail: mathias.albert@uni-bielefeld.de

Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung wird 25 Jahre (Nr. 91/2021)

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Forschungseinrichtung analysiert Einfluss menschenfeindlicher und  antidemokratischer Kräfte in Gesellschaften

In Krisenzeiten verstärken sich offene und unterschwellige gesellschaftliche Konflikte, die mit Abwertungen, Diskriminierungen und anderen Formen der Gewalt gegen Menschen einhergehen. Zugleich bringen Krisen und Konflikte neue Formen von Solidarität und sozialem Zusammenhalt hervor und tragen das Potenzial in sich, Gesellschaften nachhaltig und positiv zu verändern. Seit den 1990er Jahren erforschen Wissenschaftler*innen am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld, wie Diskriminierung, Extremismus und menschenfeindliche Orientierungen Konflikte und Gewalt in der Gesellschaft prägen. Aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens tagt das IKG am 28. und 29. Oktober am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld.


 

Prof. Dr. Andreas Zick. Foto: Universität Bielefeld
Prof. Dr. Andreas Zick. Foto: Universität Bielefeld
Das IKG hat sich seit seiner Gründung zu einem bundesweit anerkannten Forschungsinstitut im Feld der interdisziplinären Konflikt- und Gewaltforschung entwickelt. Aufgebaut wurde das Institut von dem Soziologen Professor Dr. Wilhelm Heitmeyer. Auf der Jubiläumstagung disku-tieren Wissenschaftler*innen aktuelle Konflikt- und Gewaltphänomene, neue gesellschaftliche Herausforderungen durch gesellschaftliche Polarisierung und Radikalisierung sowie lokale und digitale Konfliktdynamiken. Aber auch die zunehmende Politisierung der wissenschaftlichen Arbeit und Fragen des Forschungs- und Wissenstransfers stehen auf der Tagesordnung.

Die Wissenschaftler*innen des IKG betrachten Konflikte und Gewalt als wichtige Herausforderungen, aber auch als potenzielle Katalysatoren für die Veränderung von Gesellschaften. „Wir untersuchen Bedingungen, Ausdrucksformen und Folgen von Konflikten innerhalb von Gesellschaften“, sagt der Sozialpsychologe Professor Dr. Andreas Zick, der das Institut seit 2013 als Direktor leitet und vor kurzem für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde. „Uns interessiert gleichermaßen, wie Konflikte einerseits soziale Gruppen auseinandertreiben und Gewalt befördern und wie sie andererseits positiv zum gesellschaftlichen Wandel beitragen“, so Zick.

Am IKG forschen rund 80 Mitarbeiter*innen und kooptierte Mitglieder, einschließlich einer Gruppe von Scholars at Risk – geflohene Wissenschaftler*innen, die in Bielefeld ein sicheres Forschungsfeld gefunden haben. Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bielefeld, finanziert sich das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung zu 80 Prozent aus Drittmitteln der Wissenschaftsförderung. Es ist eines der Teilinstitute im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung an elf Standorten gefördert wird. Zum IKG gehört zudem seit März 2020 eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe zu Folgen und Prävention von Gewalt gegen Kinder. Juniorprofessor Dr. Tobias Hecker leitet die Gruppe, gefördert wird sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Bekannt für das Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit
Seit vielen Jahren prägt das interdisziplinäre Forschungszentrum mit seinen Analysen die Forschung und die öffentliche Diskussion über die Abwertung und Ausgrenzung schwacher Gruppen. In bekannten Langzeitstudien wie dem Erinnerungsmonitor und der „Mitte-Studie“ analysieren Forschende sich wandelnde soziale Erfahrungen und politische Einstellungen in der Gesellschaft und deren Folgen für sozialen Zusammenhalt, Partizipation, Demokratie und Frieden. Das am IKG entwickelte Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird heute in bundesweiten Ausschreibungen zur Stärkung der Demokratie, in Medien und Politik verwendet. Es prägte unter anderem den 2018 von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplan Rassismus.

Forschung zu Radikalisierung als ein Schwerpunktthema des Instituts
Seit vielen Jahren weist das IKG durch seine Forschungen aus, dass Radikalisierungen von Menschen mitten in Gesellschaften entstehen. Forschungsverbünde zu islamistischer und rechtsextremer Radikalisierung sowie zu Radikalisierungsprävention prägen das IKG. Im vergangenen Jahr haben Forscher*innen die interaktive Online-Karte mapex-projekt.de zugänglich gemacht, über die Akteur*innen aus Forschung und Praxis „Deradikalisierungsprojekte“ erkunden können. In aktuellen Projekten erforschen Wissenschaftler*innen des IKG beispielsweise, wie ein effektives kommunales Konfliktmanagement in Zeiten zunehmender Angriffe auf demokratische Institutionen, Politiker*innen und Mitglieder der Zivilgesellschaft gestaltet sein muss. In Projekten im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt setzen sich IKG-Wissenschaftler*innen unter anderem mit Rassismus in Institutionen auseinander.

Im Sinne nationaler und europäischer Bestrebungen zum offenen Wissenstransfer fördert das IKG die barrierefreie Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse. Das International Journal of Conflict and Violence – eine einschlägige Open-Access-Zeitschrift – wird redaktionell vom IKG verantwortet.

Tagungen und Vorträge zum 25-jährigen Bestehen

Das Jubiläum nach 25 Jahren Grundlagen- und Anwendungsforschung dient den Forschenden dazu, Bilanz zu ziehen und den Blick auf das zukünftige Forschungsprogramm zu richten. „Das interdisziplinäre Forschungsprofil des Instituts erlaubt es uns, wichtige Beiträge zu aktuellen wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten zu liefern“, sagt Professorin Dr. Priska Daphi, Protestforscherin und stellvertretende Direktorin des IKG.

Im Wintersemester 2021/22 organisiert das IKG Tagungen und Vorträge zu theoretisch-konzeptionellen und methodischen Ansätzen der interdisziplinären Konflikt- und Gewaltforschung. Zu den Themen der Veranstaltungen zählen etwa Analysen von Erinnerungskultur, sozialem Zusammenhalt sowie stadtteilbezogener Ordnungsdynamiken, außerdem Gerichtsethnographie in Terrorismusprozessen wie auch psychosoziale Folgen von Gewalt im Kindesalter. Zum Jahreswechsel wird das IKG im Rahmen einer Fotoausstellung der Fotografin Olivia Vivan-co zu Materialität und Migration zu einer Diskussion aktueller Migrationsphänomene einladen. Die öffentliche Ausstellung ist im X-Gebäude der Universität auf der 1. Etage zu sehen. Über das Programm informiert das IKG auf seiner Website.

 

Die IKG-Jubiläumstagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) ist ausschließlich für Mitglieder und Gäste des Instituts geöffnet. Medienvertreter*innen haben am Donnerstag, 28. Oktober, um 11 Uhr Gelegenheit, mit Institutsdirektor Professor Dr. Andreas Zick und weiteren Wissenschaftler*innen des IKG zum Jubiläum und zu aktuellen Herausforderungen in der Konflikt- und Gewaltforschung zu sprechen. Anmeldung bis zum 27. Oktober an sekretariat.ikg@uni-bielefeld.de.

Meilensteine des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
18.12.1996: Das IKG wird gegründet.
16.04.1997: Das Institut wird mit dem Symposium „Gesellschaftliche Entwicklungen, wissenschaftliche Verantwortung und Gewalt“ feierlich eröffnet.
2002: Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, damaliger IKG-Direktor, gibt den ersten Band der Reihe „Deutsche Zustände“ heraus. In zehn Büchern präsentiert eine Forschungsgruppe jährlich bis 2012 die Entwicklung der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Deutschland.
2007: Das IKG bringt erstmals die Open-Access-Zeitschrift „International Journal of Conflict and Violence“ (IJCV) heraus.
2012: Das NRW-Wissenschaftsministerium ernennt das IKG zum „Ort des Fortschritts NRW“.
2013: Prof. Dr. Andreas Zick wird vom Vorstand des Instituts zum neuen Direktor gewählt.
2014: Die Studienreihe zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit wird als Mitte-Studie weitergeführt.
2015: Gemeinsam mit dem Rektorat, dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Bielefeld und weiteren Akteur*innen ruft das IKG „Uni ohne Vorurteile“ ins Leben – eine universitätsweite Kampagne zur Förderung von Gleichwertigkeit und Antidiskriminierung.
2016: Prof. Dr. Andreas Zick erhält den Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
2017: Das IKG wird Gründungsmitglied der Forschungsgemeinschaft des Deutschen Zentrums für Integration und Migration (DeZIM).
2018: Die erste Publikation des Multidimensionalen Erinnerungsmonitors erscheint, gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.
2019: Das IKG wird mit anderen Instituten vom Wissenschaftsrat in die Begutachtung der Friedens- und Konfliktforschung einbezogen.
2019/2020: Die IKG-Forscher Prof. Dr. Martin Kroh und Prof. Dr. Andreas Zick werden Mitglieder der Fachkommission zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit des Landes, die von der Bundesregierung eingesetzt wird.
2020: Die Universität Bielefeld wird einer von elf Standorten des bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Das IKG koordiniert die Bielefelder FGZ-Forschung. Im selben Jahr beteiligt sich das IKG am „SOEP RegioHub“, dem Leibniz-WissenschaftsCampus der Universität Bielefeld und des Sozio-oekonomischem Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin.

Weitere Informationen:
Website des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Zick, Universität Bielefeld
Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon 0521 106-2442
E-Mail: sekretariat.ikg@uni-bielefeld.de

Orientierung im Gesundheitssystem ist für viele schwierig (Nr. 95/2021)

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Internationale Studie zur Gesundheitskompetenz in 17 Ländern veröffentlicht

Für die Bevölkerung wird es immer schwieriger, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und sich in der Vielfalt der unterschiedlichen Gesundheitsinformationen zurecht zu finden. Das ergibt die neue europäische Studie “European Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19)“. 17 Länder haben an der Studie teilgenommen, darunter auch Deutschland mit der Universität Bielefeld und der Hertie School Berlin. Die Studie wurde unter anderem durch die World Health Organisation (WHO) Europa initiiert.


Prof’in Dr. Doris Schaeffer leitet die internationale Stu-die für Deutschland. Foto: Universität Bielefeld/S. Roth
Prof’in Dr. Doris Schaeffer leitet die internationale Studie für Deutschland. Foto: Universität Bielefeld/S. Roth
Noch nie zuvor wurde die Gesundheitskompetenz in so vielen Ländern erhoben und gleichzeitig so differenziert betrachtet. Denn neben allgemeiner Gesundheitskompetenz wurden erstmals auch neue Themen aufgenommen. Die Fähigkeit, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden (navigatioale Gesundheitskompetenz), die digitale Gesundheitskompetenz, die kommunikative Gesundheitskompetenz, die impfbezogene Gesundheitskompetenz sowie ökonomische Folgen von Gesundheitskompetenz sind in die Studie einbezogen worden. Seit 2019 haben die beteiligten Länder daran gearbeitet, zu einem gemeinsamen konzeptionellen und methodischen Ansatz sowie neuen Messinstrumenten für die Erhebung und Auswertung zu kommen.

Die Ergebnisse der durch die WHO Europa und das Netzwerk zur Messung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und von Organisationen (M-POHL) initiierten Studie wurden am 8. November vorgestellt – dies unter anderem unter Beteiligung von Hans Henri P. Kluge (WHO Regional Director for Europe), Ruediger Krech (Director of the Department of Ethics and Social Determinants of Health der WHO) und Prof. Dr. Ilona Kickbusch (Graduate Institute for International and Development Studies, Genf) sowie Prof Dr. Jürgen Pelikan, dem Koordinator des HLS19. Regionaldirektor Dr. Henri P. Kluge erläuterte: “Gesundheitskompetenz ist eine Kernkompetenz. Die HLS19 Studie gibt wichtige Hinweise für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik, die darauf zielt, zu einer besseren Gesundheitskompetenz zu kommen und Menschen zu motivieren, ihr Gesundheitsverhalten entsprechend zu verändern.“

Umgang mit Gesundheitsinformationen in Deutschland besonders schwierig

Im internationalen Vergleich gaben die Befragten in Deutschland besonders häufig Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen an – dies vor allem mit Blick auf die Navigation im Gesundheitssystem und den dazu nötigen Informationen: Rund 70 Prozent finden es sehr schwierig, herauszufinden welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt, die ihnen helfen können, sich im Ge-sundheitssystem zurechtzufinden. Nahezu 50 Prozent haben Schwierigkeiten, zu beurteilen, welche Art der Gesundheitsversorgung sie im Falle eines Gesundheitsproblems benötigen.

Die Leiterin der deutschen Studie, Professorin Dr. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld, führt dieses Ergebnis in erster Linie auf die Strukturen des deutschen Gesundheitssystems mit seinen abgegrenzten Sektoren und zahlreichen Schnittstellen zurück: „Im Unterschied zu den meisten anderen in die Untersuchung einbezogenen Ländern ist das Gesundheitssystem in Deutschland sehr komplex und instanzenreich. Für die Nutzer*innen ist es daher schwer überschaubar. Dadurch ist es nicht einfach, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und direkt, ohne große Umwege, die richtige Stelle für das eigene Anliegen zu finden. Durch die Sektorierung und die Zersplitterung entstehen zudem zahlreiche Versorgungsbrüche. Sie sind besonders häufig bei den Versorgungsverläufen von Menschen mit langandauernden Gesundheits- und Krankheitsproblemen zu beobachten. Die neue Regierung steht damit vor einer großen Aufgabe und muss vor allem darauf achten, die Navigation zu erleichtern und zu einem nutzerfreundlichen Gesundheitssystem zu gelangen, in dem hoher Wert auf Gesundheitsinformation und die Förderung von Gesundheitskompetenz gelegt wird.“

Wie wichtig das ist, zeigen auch die neuen Daten zur allgemeinen Gesundheitskompetenz: Im Schnitt verfügt nahezu die Hälfte (46 Prozent) der Befragten in den beteiligten 17 Ländern über eine geringe Gesundheitskompetenz. Auch hier fallen die Werte für Deutschland schlechter aus. Eine Förderung der Gesundheitskompetenz ist hier deshalb besonders notwendig.

Ansatzpunkte dazu lassen sich ebenfalls aus den Ergebnissen der internationalen Studie ableiten; denn länderübergreifend fällt die Beurteilung gesundheitsrelevanter Informationen am schwersten. So hat rund jede*r zweite Befragte der internationalen Studie Probleme damit, die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmöglichkeiten einzuschätzen. Auch der Nutzen der Gesundheitsinformationen in den Medien wird als wenig hilfreich eingeschätzt: Rund 40 Prozent haben Schwierigkeiten, aufgrund von Informationen in den Medien zu entscheiden, wie man sich vor Krankheiten schützen kann – ein mit Blick auf die Corona-Pandemie alarmierendes Ergebnis. Besorgniserregend  ist auch, dass ein verhältnismäßig hoher Anteil der Befragten – rund ein Drittel – Probleme hat, Informationen über den Umgang mit psychischen Gesundheitsproblemen zu finden. In Deutschland trifft dies sogar auf über die Hälfte der Bevölkerung zu. Dies ist umso problematischer, weil der Anteil psychischer Belastungen in letzter Zeit zugenommen hat.

Gesundheitskompetenz ist sozial ungleich verteilt

Doch nicht nur der hohe Anteil geringer Gesundheitskompetenz in der Gesamtbevölkerung ist alarmierend, sondern auch die Tatsache, dass Gesundheitskompetenz sozial ungleich verteilt ist. So bestätigt sich in der internationalen Studie, was bereits die deutschlandweite Befragung ergab: Einige Bevölkerungsgruppen haben größere Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen als andere. Dazu zählen insbesondere Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen, niedrigem sozialen Status und niedrigem Bildungsniveau. Doch auch die Gesundheitskompetenz von Menschen im höheren Lebensalter ist geringer als die des Durchschnitts der Befragten. Dies ist deshalb heikel, weil sie besonders auf Gesundheitsinformationen angewiesen sind.

Geringe Gesundheitskompetenz ist – wie die neue internationale Studie zeigt – folgenreich für die Gesundheit und auch für das Gesundheitssystem. Sie geht mit einem ungesünderen Gesundheitsverhalten, schlechterem subjektiven Gesundheitszustand und einer intensiveren Inanspruchnahme des Gesundheitssystems, etwa von Hausärzten, der Krankenhaus- oder Notfallversorgung einher. Damit unterstreichen die Ergebnisse einmal mehr die Bedeutung von Gesundheitskompetenz als wichtige Einflussgröße auf die Gesundheit und als Stellschraube für die Kosten im Gesundheitssystem. Gerade  die Corona-Pandemie hat die Notwendigkeit eines kompetenten Umgangs mit Gesundheits- und Krankheitsinformation gezeigt. Umso wichtiger ist es, dass die Förderung von Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung aber auch im Gesundheits- und Bildungssystem stärker in den Fokus der Politik genommen wird.

Mit dem Internationalen Health Literacy Survey (HLS19) wurde von bis 2019 bis 2020 eine neue international Erhebung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Ländern der WHO Region Europa vorbereitet und durchgeführt. Dabei sind Österreich, Belgien, Bulgarien, Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Israel, Italien, Norwegen, Portugal, Russland, Slowakei, Slowenien und die Schweiz. Ziel ist es zur Weiterentwicklung der Forschung über Gesundheitskompetenz in Europa beizutragen, eine Datenbasis für eine evidenzbasierte Gesundheitskompetenzpolitik zu schaffen, eine Grundlage für die Interventionsentwicklung bereitzustellen sowie die Bedeutung von Gesundheitskompetenz auf der politischen Ebene zu stärken.


Kontakt:
Prof’in Dr. Doris Schaeffer
Fakultät für Gesundheitswissenschaft
Telefon: 0521 106-4669
E-Mail: doris.schaeffer@uni-bielefeld.de   

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