Das Jubiläumsjahr 2016 war für die Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) ein außerordentlich gutes Jahr. Im 50. Jahr ihres Bestehens konnte die UGBi 53 neue Mitglieder gewinnen, davon fünf Unternehmensmitgliedschaften. Die Mitgliederzahl stieg damit auf 628. Erklärtes Ziel des Vorstands bleibt es, die Zahl mittelfristig auf 1.000 Mitglieder zu erhöhen.
Der neue Vorstand der Universitätsgesellschaft Bielefeld (v. l.): Pit Clausen, Oberbürgermeister Stadt Bielefeld, Walter Maaß, Rechtsanwalt Kanzlei Streitbörger, Vorsitzender Herbert Vogel, Geschäftsführer Jürgen Heinrich, Dr. Dieter Brand, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Bielefeld, Tim Kähler, Bürgermeister Stadt Herford. Auf dem Bild fehlen: Wilhelm Böllhoff, Geschäftsführender Gesellschafter Böllhoff Group, Dr. Immanuel Hermreck, Vorstandsmitglied Bertelsmann SE & Co. KGaA, Dr. Birgit Wittenbreder, Coaching & Consulting. Foto: Stefan Sättele
Jürgen Heinrich, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, konnte in der Mitgliederversammlung 2017 von einem erhöhten Spendenaufkommen berichten. Daraus wurden die 15 Dissertationspreise und der Preis für herausragende Lehre (Karl Peter Grotemeyer-Preis) finanziert. Darüber hinaus konzentrierte sich die UGBi auf ihre drei Kernziele: Förderung der Universität Bielefeld, Vertiefung der Beziehungen zwischen Universität und Bevölkerung in Ostwestfalen-Lippe, Stärkung der Verbindungen zwischen Wissenschaft und Praxis. In diesem Zusammenhang berichtete Heinrich über die Förderung einer Fülle von Projekten und Vorhaben.
Die Internationalisierung der Universität wird über Zuschüsse an das International Office und die Vergabe von Stipendien an Studierende unterstützt. Als einer von zwölf Hauptstiftern fördert die UGBi die Stiftungsprofessur „Führung von Familienunternehmen“ an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Als ein Leitprojekt für die kommenden Jahre unterstützt die UGBi das Vorhaben, ein „Haus der Wissenschaft“ in der alten Stadtbibliothek in Bielefeld zu installieren. Zunächst ideelle Unterstützung gibt es für das Innovationszentrum Campus Bielefeld, dessen Fertigstellung im Frühjahr 2018 geplant ist.
Die Mitgliederversammlung wählte den neunköpfigen Vorstand neu sowie das Kuratorium, das aus 19 Mitgliedern besteht. Nicht mehr für den Vorstand kandidiert hatten Lena Strothmann und Maria Unger, die in das Kuratorium wechselt. Vorsitzender bleibt Herbert Vogel, sein Stellvertreter ist Pit Clausen. Jürgen Heinrich bleibt Schatzmeister und Geschäftsführer. Wiedergewählt wurden außerdem Wilhelm Böllhoff, Dr. Dieter Brand, Dr. Immanuel Hermreck und Walter Maaß. Neu im Vorstand sind Tim Kähler, Bürgermeister der Stadt Herford und Dr. Birgit Wittenbreder, Coaching & Consulting, Bielefeld, die aus dem Kuratorium in den Vorstand wechselte.
Vorstand und Kuratorium der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi). Der neunköpfige Vorstand mit Vorsitzendem Herbert Vogel garantiert die Einhaltung der Ziele der UGBi. Das Kuratorium ist mit 19 Mitgliedern aus ganz Ostwestfalen-Lippe besetzt und dokumentiert damit die Stellung der Universität Bielefeld als Universität für die Region OWL. Foto: Stefan Sättele
„Celloquenz“ spielt in der Universität mit Lichtinstallationen
Das Bielefelder Celloquartett "Celloquenz" ist am Montag, 29. Mai, um 20 Uhr in der zentralen Halle der Universität Bielefeld (Ostend) zu Gast. In ihrem Konzert "Cellocolours" gehen die Musikerinnen und Musiker der Frage nach, wie Farben klingen. Der Eintritt ist frei.
Das Ensemble Celloquenz mit (v.l.): Sigurd Müller, Kristin Hirschauer, Monica von Bülow und Olga Minskaya.
Im ersten Teil werden bekannte Charakterstücke von Mercadante, Ravel, Prokofjew, Debussy, Saint Saens, Grieg und Chopin präsentiert: Prokofjews Marsch aus der Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“, Ravels „Pavane pour une Infante defunte” und Kinderstücke von Debussy. Im zweiten Teil erklingt die einzigartige Suite für vier Celli von Emánuel Moór (1925). Dieses Werk fordert von den Musikerinnen und Musikern ein Höchstmaß an Können und wurde seinerzeit von dem großen Pablo Casals uraufgeführt. Das Konzert wird von einer Licht- und Farbinstallation unter der Regie von René Busche begleitet.
Spontanausstellung zum Mitmachen „Celloquenz“ würde sich freuen, wenn es bei diesem Konzert eine spontane Ausstellung mit künstlerischen Beiträgen zum Thema "Musik und Farbe" geben würde. Alle (sehr gerne auch Kinder) sind eingeladen, kreativ zu werden und dazu kleine Kunstwerke – von Zeichnung bis Skulptur – zu schaffen und diese zum Konzert mitzubringen. Die Veranstaltung wird von der Hanns-Bisegger-Stiftung gefördert.
Kontakt: Zentrum für Ästhetik, Universität Bielefeld Telefon: 0521 106-3068 E-Mail: zentrumfueraesthetik@uni-bielefeld.de
Dichterwettstreit im Audimax der Universität Bielefeld
Was als verrückte Idee begann, hat sich innerhalb der vergangenen Jahre zu einem der größten Poetry Slam Events im gesamten deutschsprachigen Raum entwickelt. Der Bielefelder Hörsaalslam findet am 31. Mai bereits zum zehnten Mal statt. Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über dieses Jubiläum zu berichten.
Wann: Mittwoch, 31. Mai 2017, Einlass ab 19.30 Uhr, Beginn 20 Uhr Wo: Universität Bielefeld, Audimax Mit: Quichotte, Jason Bartsch, Leonie Warnke, André Herrmann, Zoe Hagen, Fabian Navarro
Hintergrundinformationen zum Hörsaalslam: Im Jahr 2011 richtete das Bielefelder Hochschul-Fernsehmagazin Campus TV zum ersten Mal einen Slam in der Universität Bielefeld aus. Bereits die erste Ausgabe sorgte für so viel Zuspruch, dass der Slam kurzfristig aus dem kleinen Hörsaal 12 in den größeren Hörsaal 1 verlegt werden musste. Seit der dritten Ausgabe findet der Slam im Audimax statt. Jedes Mal kommen über 1.200 Zuschauerinnen und Zuschauer.
So ziemlich alle Slamgrößen aus dem deutschsprachigen Raum waren in den vergangenen sechs Jahren zu Gast, darunter etliche Gewinner der deutschsprachigen Meisterschaften, u.a. Jan Philipp Zymny, Patrick Salmen und Sebastian23. Der im Audimax gefilmte Auftritt der Poetry Slammerin Julia Engelmann mit dem Titel „One Day/Reckoning (Eines Tages Baby werden wir alt sein)“ wurde über zehn Millionen Mal bei Youtube angeklickt.
Anmeldung und Interviewanfragen: Bitte melden Sie Ihre Teilnahme mit einer E-Mail an, damit entsprechend Plätze freigehalten werden können. Interviewanfragen richten Sie bitte ebenfalls an diese E-Mail-Adresse: campus-tv@uni-bielefeld.de.
Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) verbessert mit Außenmöblierung die Aufenthaltsqualität rund um das Gebäude X
Neuheit auf dem Campus Bielefeld: Über 20 grün lackierte Sitzmöbel laden zwischen Gebäude X und Universitätshauptgebäude zum gemütlichen Sitzen oder Liegen ein. Eine Spende der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) macht es möglich. Jürgen Heinrich, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der UGBi: „Wir Freunde und Förderer wollten zum 50-Jährigen unserer Gesellschaft der Universität Bielefeld ein Geschenk machen, das für alle da ist. Der Campus ist ein Quartier, in das täglich um die 30.000 Menschen pendeln. Da waren Möbel zum Sitzen, Liegen, Gedanken austauschen oder einfach genießen für uns die beste Idee."
Kanzler Dr. Stephan Becker und die Vertreter der Universitätsgesellschaft Jörn Wahl-Schwentker, Jürgen Heinrich und Susanne Schaefer-Dieterle überzeugten sich selbst von der Bequemlichkeit der neuen Sitzmöbel (v.l.). Foto: Universität Bielefeld
Aus Anlass des 50. Bestehens der UGBi gab es im letzten Jahr Pläne, großzügig in die Außenmöblierung rund um das Gebäude X zu investieren. Dort konnte man in den letzten Jahren immer wieder beobachten, dass vor allem Studierende gerne das schöne Wetter nutzen, um in Freistunden draußen zu sitzen, gemeinsam über Projekte zu sprechen oder sich auf die nächste Vorlesung vorzubereiten. Taugliche und schöne Außenmöbel sind deshalb hoch willkommen. „Ich freue mich sehr über diese Spende, die Möbel sind eine Bereicherung für die Universität. Mein herzlicher Dank an die Universitätsgesellschaft“, sagt Dr. Stephan Becker, Kanzler der Universität.
Die Idee der „Enzis“ kommt aus Österreich: Dort tummeln sich im Museumsquartier Wien, eines der zehn größten Kulturareale der Welt, die Besucherinnen und Besucher auf den bunten, robusten Sitz- und Liegemöbeln aus Polyethylen.
In Abstimmung mit der Universität hatte Jürgen Heinrich diverse Möglichkeiten für Außenmöbel geprüft, die nicht nur gut aussehen und bequem sein sollen, sondern auch sicher sein müssen und möglichst lange halten. In puncto Gestaltung, Langlebigkeit, Praktikabilität und Preis fiel die Wahl auf die Möbel aus Wien, die von der PPAG SHOP GmbH nach den Farbwünschen der Kunden produziert werden. In Wien gestalten die Besucher die Außenmöbel seit 2007 mit. Per Voting entscheiden sie jährlich die neue Farbe. Studierende der Universität Bielefeld hatten sich im Frühjahr mit deutlicher Mehrheit in einer Facebook-Umfrage für die Farbe Uni-Grün entschieden.
Eine Arbeitsgruppe aus Universitätsangehörigen hat die aktuelle Aufstellung festgelegt. Die beschichteten Hartschaumelemente wurden vor wenigen Tagen ohne Kosten von der Spedition Wahl-Schwentker nach Bielefeld transportiert; Jörn Wahl-Schwentker ist Mitglied im Kuratorium der Universitätsgesellschaft Bielefeld.
Bei der jährlichen Mitgliederversammlung am 16. Mai 2017 wurden die neuen Außenmöbel den UGBi-Mitgliedern präsentiert. Die Höhe der Spende betrug 50.000 Euro.
Forschende des Exzellenzclusters CITEC starten Kooperation
Ein neues Gerät soll schwersthirngeschädigten Menschen helfen, mit anderen Personen zu kommunizieren. Der „NeuroCommTrainer“ soll Gehirnsignale verstehen und den Patienten durch EEG-Messung zum Beispiel ermöglichen, mit „Ja“ und „Nein“ zu antworten. Der Clou: Das System trainiert mit den Patienten, ihre Gehirnaktivitäten gezielt zu steuern. Das Projekt NeuroCommTrainer startet in diesem Monat. Finanziert wird es mit 1,87 Millionen Euro. Die Gehirnforscherin Professorin Dr. Johanna Kißler vom Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld leitet die neue Forschung. Für das Projekt arbeiten drei Hochschulen, zwei Unternehmen und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zusammen.
Die CITEC-Forscherin Prof. Dr. Johanna Kißler koordiniert das Projekt NeuroCommTrainer. Ziel ist ein System, das Hirnsignale versteht und die Kommunikation mit schwersthirngeschädigten Patienten vermittelt. Foto: Universität Bielefeld/ CITEC
Ins Wachkoma fallen Menschen, wenn sie beispielsweise bei einem Unfall oder einer starken Gehirnblutung schwere Hirnschädigungen erlitten haben. Oft nehmen die Ärzte an, dass sie vegetativ, also ohne Bewusstsein sind. „Doch in mehr als einem Drittel der Fälle erweist sich das als Fehldiagnose“, sagt Johanna Kißler. Die Psychologin will dafür sorgen, dass diese Patienten sich mit einfachen Antworten verständlich machen können. Dafür setzt sie auf EEG (Elektroencephalographie). Mit dieser Technologie lassen sich Hirnaktivitäten mittels Elektroden auf der Kopfhaut messen.
„Es gibt zwar heute schon Gehirn-Computer-Schnittstellen, durch die Menschen über Hirnsignale kommunizieren können. Sie eignen sich aber nicht für bewusstseinsgestörte Patienten“, sagt Kißler. „Unser System hat den Vorteil, dass es sich an die Person anpasst. Denn es erkennt Phasen optimaler Wachheit, in denen sie am besten ansprechbar sind.“ Außerdem trainiert es den Patienten dabei, seine Aufmerksamkeit und damit seine Hirnsignale zu lenken. „Und es trainiert das Sprachverständnis. Das ist nötig, weil Hirnschädigungen oft dazu führen, dass Menschen einen Teil ihres Wortschatzes einbüßen“, sagt Kißler.
Grundlage des NeuroCommTrainers ist ein Programm, das Muster in der Hirnaktivität erkennt. „Damit wir erfahren, was der Patient sagen will, muss das System die Strukturen in den Gehirnsignalen sozusagen lesen, verstehen und übersetzen“, sagt Johanna Kißler. Für das neue System entwickelt das Forschungsprojekt mehrere Komponenten – darunter winzige EEG-Sensoren. Sie senden die Hirnsignale an einen Computer, der sie auswertet. Um Reaktionen der Patienten zu erfassen, wird das System auch mit Temperatur-, Kontakt-, Kraft-, und Dehnungssensoren ausgestattet. Mit ihnen werden schwache motorische Reaktionen der Finger und Hände erkannt. Gleichzeitig werden über solche Sensoren auch Signale ausgesendet, um die Patienten anzuregen. Weil alle Sensoren klein und dezent sind und ihren Träger nicht stören, eignet sich das System auch für die Langzeitmessung und -stimulation.
Kißlers Forschungsgruppe Allgemeine Psychologie testet den NeuroCommTrainer in der Pflegeeinrichtung Haus Elim der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. „Um Kontakt zu den Wachkoma-Patienten aufzubauen, arbeiten wir mit akustischen Reizen, etwa Lieblingsmusik“, sagt Kißlers Mitarbeiterin Dr. Inga Steppacher, die die neue Technik im Haus Elim erprobt. Steppacher wird mit den Patienten einüben, über Gedankensteuerung Fragen zu beantworten. „Dafür trainieren wir im ersten Schritt das Sprachverständnis“, sagt Kißler. Die Forscher machen sich eine Besonderheit des Gehirns zunutze: Nimmt ein Patient einen unsinnigen Satz wahr („Das Brot ist zu heiß zu Hund“), misst das EEG im Gehirn einen typischen Ausschlag, der 400 Millisekunden verzögert auftritt (N400-Antwort).
„Durch dieses Training erfahren wir, ob der Patient die Bedeutung eines Satzes versteht. Erst wenn das klappt, üben wir mit dem Patienten, auf Fragen per Gehirn mit Ja und Nein zu antworten.“ Dafür nutzt das Team eine weitere bestimmte Hirnreaktion, die P300-Antwort. Sie tritt auf, wenn der Patient einen Tonreiz – wie die Stimme des Partners – wahrnimmt. „Dadurch können wir mit den Patienten üben, die P300-Antwort zu geben, um auf eine Frage mit Ja zu antworten.“
An der automatischen Analyse der EEG-Signale des NeuroCommTrainers arbeitet die Forschungsgruppe Neuroinformatik von Professor Dr. Helge Ritter, Koordinator des Exzellenzclusters CITEC. Sein Team entwickelt ein Programm, das den vermeintlichen Wirrwarr an Daten in Echtzeit filtert und auswertet. „Dieser Klassifikator leitet aus den gemessenen Gehirnsignalen zum Beispiel ab, wann ein Patient auf einen Reiz wie etwa ein emotionales Geräusch reagiert und wann sein Gehirn nicht antwortet“, sagt Helge Ritter. „Das Besondere ist, dass der Klassifikator die eigene Sprache des individuellen Gehirns lernt und so die Hirnsignale der Person versteht.“
Die CITEC-Forschungsgruppe „Ambient Intelligence“ (Umgebungsintelligenz) von Dr. Thomas Hermann arbeitet wiederum daran, die EEG-Daten zu verklanglichen. „Wenn ein Pfleger oder eine Pflegerin zum Beispiel eine Stunde abwesend war, kann diese Person nachhören, ob es in dieser Zeit auffällige Hirnsignale gab“, erklärt Thomas Hermann. Hermanns Team arbeitet für das Projekt auch an den tragbaren Sensoren und an Impulsgebern (Haptuatoren), die taktile Vibrationen aussenden. „Anders als lange Zeit angenommen, nehmen Komapatienten tatsächlich Berührungsreize wahr“, sagt Kißler. Die Haptuatoren sollen zum Beispiel unauffällig in die Kleidung eingewebt werden. Sie sollen der Person dazu verhelfen, die Prozesse in ihrem Gehirn wahrzunehmen: Eine Patientin wird etwas gefragt („Schmerzt dein Rücken?“), sie lenkt ihre Aufmerksamkeit und aktiviert so eine bestimmte Hirnregion. Der NeuroCommTrainer versteht die Antwort („Ja.“) und bestätigt das durch zwei kurze Vibrationen. Biofeedback nennt sich dieses Prinzip.
Das Forschungsprojekt NeuroCommTrainer wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft drei Jahre bis Mai 2020. Zu den Projektpartnern gehören neben der Universität Bielefeld, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Evangelische Hochschule Ludwigsburg und die Messtechnik-Hersteller Easycap (Herrsching in Bayern) und Applied Biosignals (Weener in Niedersachsen).
Weitere Informationen: • Informationen zum Projekt NeuroCommTrainer (Bundesministerium für Bildung und Forschung): http://bit.ly/2pXAYDv • „Fenster ins Gehirn“ (Artikel im Forschungsmagazin BI.research, S. 22): http://bit.ly/2rvbJtu
Kontakt: Prof. Dr. Johanna Kißler, Universität Bielefeld Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie CITEC Telefon: 0521 106-4454 E-Mail: johanna.kissler@uni-bielefeld.de
Exzellenzcluster CITEC stellt Entwicklungen des Großprojekts „Famula“ vor
Wie Menschen sich mit neuen Objekten vertraut machen und wie zukünftige Roboter mit ähnlichen Fähigkeiten ausgestattet werden können, das erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld im Großprojekt „Famula“. Sie arbeiten dazu mit Roboterhänden, die menschlichen Händen in Form und Beweglichkeit nachempfunden sind. CITEC investiert für Famula rund eine Million Euro. Am Dienstag, 30. Mai, stellen Vertreter des Projekts Entwicklungen dieser Forschung vor.
Das Pressegespräch beginnt um 10.00 Uhr im CITEC-Gebäude. Im Anschluss demonstrieren die Forscher das System. Als Gesprächspartner stehen zur Verfügung:
Prof. Dr. Helge Ritter, Technische Fakultät, Forschungsgruppe „Neuroinformatik“
Privatdozent Dr. Dirk Koester, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, Forschungsgruppe „Neurokognition und Bewegung – Biomechanik“
Privatdozent Dr. Sven Wachsmuth, Technische Fakultät, Zentrallabor des Exzellenzclusters CITEC
Medienvertreterinnen und -vertreter haben ab ca. 10.30 Uhr Gelegenheit, Fotos mit den beteiligten Akteuren und der Forschungstechnik zu machen.
Das Pressegespräch in Kürze: Ort: CITEC-Gebäude auf dem Campus Nord, Inspiration 1, 33619 Bielefeld, Raum 0.216 Zeit: Dienstag, 30. Mai, 10.00 Uhr
Um besser planen zu können, bitten wir Sie, sich bis zum 29. Mai, 14 Uhr, in der Pressestelle anzumelden: 0521 106-4170 oder pressestelle@uni-bielefeld.de
Universität Bielefeld mit neuem Aushängeschild der Forschung
„Unsicherheit beherrschen und Zufall sowie Unordnung nutzen in Analysis, Stochastik und deren Anwendungen“– das ist der Name des neuen Sonderforschungsbereiches (SFB) an der Universität Bielefeld. Er ist am Mittwoch, 24. Mai, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt worden. Ab Juli wird das interdisziplinäre Forschungsprogramm zunächst vier Jahre lang mit einer Summe von jährlich 2,5 Millionen Euro gefördert. Sprecher ist der Mathematiker Professor Dr. Michael Röckner.
Professor Dr. Michael Röckner ist Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs, Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) sowie Dekan der Fakultät für Mathematik an der Universität Bielefeld. Foto: Universität Bielefeld
Es ist das Ziel des Sonderforschungsbereiches, grundlegende Konzepte und Theorien zum Umgang mit „gutem“ und „schlechtem“ Zufall zu entwickeln. Sie sollen auf bisher ungelöste Probleme in verschiedenen Gebieten der Wirtschafts- und Naturwissenschaften, insbesondere in Biologie und Physik, angewendet werden.
Der nun bewilligte SFB ist daher interdisziplinär und umfasst 17 Teilprojekte, die größtenteils an der Fakultät für Mathematik, aber auch an der Fakultät für Physik, dem Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung und der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld angesiedelt sind. Unter anderem werden 13 Promotionsstellen und 13 Postdoc-Stellen gefördert.
„Der SFB möchte auf der einen Seite Unsicherheit zähmen und auf der anderen Seite vom Zufall profitieren und ihn sinnvoll nutzen“, erklärt SFB-Sprecher Röckner. Es gebe Unsicherheiten jenseits des wahrscheinlichkeitstheoretisch beschreibbaren Zufalls. Solche Modellunsicherheiten spielten in der Finanzkrise eine große Rolle, weil Investmentbanken etwa Ratings fälschlicherweise als exakte Wahrscheinlichkeiten interpretierten. „Ein Ziel des SFB ist es, robuste Methoden für Finanzmärkte zu entwickeln und so Modellunsicherheit zu zähmen“, sagt Röckner. An anderer Stelle hingegen führe der Zufall zu Chancen: Hinreichend starke stochastische, das heißt vom Zufall bestimmte, Einflüsse haben eine regularisierende Wirkung. So werden etwa manche Differentialgleichungen, mit deren Hilfe man in der Physik viele Naturgesetze präzise formulieren kann, erst durch die Hinzunahme stochastischer Komponenten lösbar.
Sonderforschungsbereiche sind langfristig angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Sie werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und ermöglichen die Bearbeitung anspruchsvoller, aufwendiger und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Gleichstellung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gehört zu den besonderen Aufgaben eines Sonderforschungsbereiches. Die Dauer der Förderung beträgt im Idealfall zwölf Jahre, wobei eine Förderperiode vier Jahre umfasst.
Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Frankfurt und der TU Darmstadt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen neuen Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB-TRR) bewilligt, in dem Physikerinnen und Physiker der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität Bielefeld und der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam „Stark-wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen“ erforschen werden. Dafür stellt die DFG in den nächsten vier Jahren rund 8 Millionen Euro zur Verfügung. Professor Dr. Dirk Rischke von der Universität Frankfurt ist Sprecher, Professor Dr. Frithjof Karsch von der Universität Bielefeld sein Stellvertreter.
Am neuen SFB-TRR beteiligte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bielefeld, Darmstadt und Frankfurt. In der ersten Reihe: Sprecher Professor Dr. Dirk Rischke (Mitte) und die stellvertretenden Sprecher Professor Dr. Jochen Wambach (zweiter von rechts) und Professor Frithjof Karsch (zweiter von links, Universität Bielefeld). Foto: Universität Bielefeld / H. Sandmeyer
Mit „extremen Bedingungen“ sind hier hohe Temperaturen und Dichten gemeint, wie sie zum Beispiel in der ersten Millionstel Sekunde nach dem Urknall vorlagen: Einige Billionen Grad Celsius (das ist hunderttausendmal heißer als das Innere unserer Sonne) sowie das Mehrfache der in Atomkernen erreichten Dichte (mehrere 100 Millionen Tonnen pro Kubikzentimeter). Unter diesen Bedingungen ist Materie von der so genannten starken Wechselwirkung dominiert. Das ist eine der vier Grundkräfte der Physik. Sie ist zum Beispiel für den Aufbau der Atomkerne aus Protonen und Neutronen und für deren innere Struktur aus Quarks und Gluonen verantwortlich. Unter extremen Bedingungen bildet stark-wechselwirkende Materie neuartige Zustandsformen aus, vergleichbar mit den verschiedenen Aggregatzuständen des Wassers als Eis, Flüssigkeit und Gas. Während dies an großen Teilchenbeschleunigern wie dem Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf und in Zukunft am Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR) in Darmstadt experimentell untersucht wird, will der neue SFB-TRR die Thematik von theoretischer Seite her beleuchten.
In 14 Teilprojekten sollen hier die fundamentalen Eigenschaften stark-wechselwirkender Materie untersucht und auf die Physik im frühen Universum und in Schwerionen-Experimenten angewendet werden. Erklärtes Ziel ist es dabei, möglichst direkt von der fundamentalen Theorie der starken Wechselwirkung, der sogenannten Quantenchromodynamik (QCD), auszugehen. Diese Theorie, für deren Erforschung schon mehrere Nobel-Preise vergeben wurden, ist seit über 40 Jahren bekannt. Dennoch hat es sich vielfach als schwierig erwiesen, im Rahmen der QCD konkrete Vorhersagen zu machen. Insbesondere die Eigenschaften makroskopischer Ansammlungen stark-wechselwirkender Teilchen bei hohen Temperaturen und Dichten konnten noch nicht zufriedenstellend aus der QCD abgeleitet werden.
Einzigartig am neuen SFB-TRR ist in diesem Zusammenhang die Kombination von aufwändigen numerischen Simulationen auf Höchstleistungs-Supercomputern („Gitter-QCD“) mit analytisch basierten Methoden. „Dies geschieht in enger Zusammenarbeit, so dass wir die Stärken der jeweiligen Zugänge und die unterschiedlichen Expertisen an den drei Standorten optimal ausnutzen“, betont der Sprecher des SFB-TRR, Prof. Dirk Rischke von der Goethe-Universität Frankfurt. Prof. Jochen Wambach von der TU Darmstadt, zusammen mit Prof. Frithjof Karsch von der Universität Bielefeld Rischkes Stellvertreter, ergänzt: „Viele von uns kennen sich schon lange und haben auch früher schon erfolgreich zusammengearbeitet. Der Transregio stellt diese Zusammenarbeit aber auf eine völlig neue Stufe.“
Die gleichberechtigte Zusammenarbeit der drei Partneruniversitäten wird dadurch unterstrichen, dass bereits jetzt vereinbart wurde, die Sprecherschaft des SFB-TRR nach jeder Förderperiode bei erfolgreicher Verlängerung rotieren zu lassen. „Die komplexen theoretischen Fragestellungen sowie die derzeit stattfindenden und bereits geplanten Experimente in diesem auch international äußerst aktiven Forschungsgebiet werden in dem kommenden Jahrzehnt Anregungen für vielfältige Forschungsprojekte geben“, sagt Karsch. „Wir sind daher davon überzeugt, die maximale Laufzeit eines SFBs von zwölf Jahren mit interessanten Projekten ausfüllen zu können“, sind sich Rischke, Karsch und Wambach einig.
Kontakt: Professor Dr. Frithjof Karsch und Professor Dr. Edwin Laermann, Universität Bielefeld Fakultät für Physik Tel.: Tel. 0521 106-6227 oder 0521 106-6222 E-Mail: karsch@physik.uni-bielefeld.de oder edwin@physik.uni-bielefeld.de
„Campus OWL“ erneut erfolgreich im Wettbewerb um Hochschulmittel: 924.000 Euro eingeworben
Bielefeld (fhb). Erfolg für den Verbund „Campus OWL“ beim NRW-Hochschulwettbewerb zur Vergabe von Hochschulpaktmitteln: Der Projektantrag zum Auf- und Ausbau von Netzwerken zur Beratung von Studienzweiflern und zur Vermittlung von Studienabbrechern wurde jetzt genehmigt. Rund 924.000 Euro haben vier staatliche Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe damit für die kommenden vier Jahre eingeworben, um gemeinsam ein Unterstützungs-Netzwerk aufzubauen. Beteiligt sind die beiden Universitäten Bielefeld und Paderborn sowie die Fachhochschule Bielefeld und die Hochschule OWL. Die Projektkoordination für die Gesamtregion liegt in den Händen der FH Bielefeld.
Mit dem Verbundprojekt „Campus OWL – Chancen bei Studienzweifel und Studienausstieg“ wird die Zusammenarbeit der vier beteiligten Hochschulen untereinander, aber auch mit außerhochschulischen Partnern in OWL weiter gestärkt. Das Ziel: Studierende erhalten eine passgenaue, persönliche Unterstützung.
Im Verbund werden Maßnahmen entwickelt, erprobt und evaluiert, um frühzeitig Schwierigkeiten zu identifizieren und individuelle Lösungswege zu finden. Dabei steht einerseits die Sicherung des Studienerfolges im Fokus, indem Studierende mit Zweifeln im bisherigen Studium gestärkt und bei der Fortsetzung des Studiums unterstützt werden. Andererseits werden Studierende, die keine Verbleibaussichten im aktuellen Studiengang für sich sehen, bei einer Um- oder Neuorientierung begleitet.
Aufgrund der regionalen Besonderheit, dass Studierende der vier Hochschulen eng verbunden mit der Region OWL sind und hohe Bleibebereitschaft haben, entsteht ein kooperatives Beratungs- und Vermittlungssystem, um den Fach- und Hochschulwechsel oder den Wechsel in das Ausbildungssystem innerhalb der Region OWL zu erleichtern.
Um dieses Übergangsmanagement wirksamer und regional-spezifischer zu gestalten, erweitern die Hochschulen ihre vorhandene lokale Vernetzung und bauen eine regionale Vernetzung auf, auch mit Partnern wie der Arbeitsagentur, den Kammern und Arbeitgebern in OWL. Dabei dient der Hochschulverbund auch dazu, voneinander zu lernen und gemeinsame Angebote und Strukturen zu entwickeln, die zur Sicherung der Nachhaltigkeit beitragen. So sollen über die Projektlaufzeit hinaus den Studienzweiflerinnen und Studienabbrechern einfacher individuelle Berufswege gelingen.
Politik und Sport: So unterschiedlich die Disziplinen, so eint doch die Menschen aus beiden Bereichen der gemeinsame Wille, gegen Rechtsextremismus einzutreten. Doppelporträts von Politikerinnen oder Politikern mit Sportlerinnen oder Sportlern, die dabei „VorBILDER“ sein wollen, zeigt die gleichnamige Wanderausstellung. Die 33 Meter lange Fotoinstallation kommt an die Universität Bielefeld und wird am Mittwoch, 7. Juni, 10 Uhr in der Uni-Halle eröffnet. Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind herzlich eingeladen, darüber zu berichten.
Die Ausstellung VorBILDER wird am 7. Juni in der Halle der Universität Bielefeld eröffnet. Foto: Universität Bielefeld
Das Programm der Ausstellungseröffnung: 10.00 Uhr Grußwort der Prorektorin für Internationales und Diversität an der Universität Bielefeld, Professorin Dr. Angelika Epple 10.10 Uhr Fotografin Angelika Kohlmeier über die Idee und Ziele der Ausstellung 10.20 Uhr Moderierte Gesprächsrunde zum Thema Rechtsextremismus mit verschiedenen Fragestellungen, Moderation: Timo Peitsch (Radio Hertz 87.9) mit • Professor Dr. Andreas Zick (Leiter des Instituts für interdisziplinäre Kon-flikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld), • Professorin Dr. Valerie Kastrup (Institut für Sportwissenschaften, Universi-tät Bielefeld), • Britta Haßelmann (Bundestagsabgeordnete, Bündnis 90/Die Grünen), • Karsten Bremke (ehemaliger Profi-Fußballer von DSC Arminia Bielefeld und 2. Vorsitzender von „Bielefeld United“) und • Dr. Wiebke Esdar (Mitbegründerin des „Bielefelder Bündnisses gegen Rechts“) 11.00 Uhr Vorstellung der Handreichung für Jugendarbeit zur Prävention von Rechtsex-tremismus durch Detlev Schürmann (Deutsches Forum Kriminalprävention) 11.10 Uhr Interaktive Aktion „MeinungsBILDER“: Interessierte fertigen ihr eigenes State-ment gegen Rechtsextremismus an und lassen sich damit fotografieren.
Die Doppelporträts der Fotoausstellung VorBILDER zeigen unter anderem den Ministerpräsi-denten von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grüne) mit Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) mit Fußballschiedsrichterin Bibiana Steinhaus oder den Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière (CDU) mit Ski-Springerin Carina Vogt.
Die Wanderausstellung „VorBILDER – Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus“ wur-de vom Bundesministerium des Innern im Rahmen der Kampagne „Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus“ in Auftrag gegeben und vom Fotostudio Kohlmeier Berlin erstellt. Bisher war sie unter anderem im Deutschen Historischen Museum in Berlin und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik in Bonn zu sehen. In der Universität Bielefeld ist die Ausstellung vom 7. bis 22. Juni in der Uni-Halle zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Medienanfragen im Vorfeld der Eröffnung beantwortet Professorin Dr. Valerie Kastrup. Sie forscht unter anderem zum Thema Prävention von Rechtsextremismus durch Sport.
Kontakt: Professorin Dr. Valerie Kastrup, Universität Bielefeld Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft E-Mail: valerie.kastrup@uni-bielefeld.de Telefon: 0521 106-2020
Kontakt bei Fragen zur Ausstellung: Dr. Sarina Bornkessel, Universität Bielefeld Referat für Kommunikation E-Mail: sarina.bornkessel@uni-bielefeld.de Telefon : 0521 106-67563
Exzellenzcluster CITEC stellt neues Greif-Lern-System vor
Forschende der Universität Bielefeld haben ein Greifsystem mit Roboterhänden entwickelt, das sich selbständig mit unbekannten Gegenständen vertraut macht. Das neue System funktioniert, ohne vorher die Merkmale von Objekten wie Obst oder Werkzeug zu kennen. Entwickelt wurde das Greif-Lern-System im Großprojekt „Famula“ des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld. Das Wissen aus dem Projekt könnte zum Beispiel dazu beitragen, dass künftige Serviceroboter sich selbst in neue Haushalte einarbeiten. CITEC investiert für Famula rund eine Million Euro. In einem neuem „research_tv“-Beitrag der Universität Bielefeld erklären die Leiter des Projekts die Neuentwicklung.
Obwohl die Roboterhände die Kraft hätten, den Apfel fest zu drücken, dosieren sie ihre Kraft für einen feinfühligen Griff, der auch empfindlichen Objekten nicht schadet. Möglich machen das am CITEC entwickelte Tastsensoren in Verbindung mit intelligenter Software. Foto: Universität Bielefeld
„Unser System lernt durch Probieren und eigenes Erkunden – so wie auch Babys sich neuen Objekten widmen“, sagt Professor Dr. Helge Ritter. Der Neuroinformatiker leitet das Projekt zusammen mit dem Sportwissenschaftler und Kognitionspsychologen Professor Dr. Thomas Schack und dem Robotiker Privatdozent Dr. Sven Wachsmuth. Die CITEC-Wissenschaftler arbeiten mit einem Roboter mit zwei Händen, die menschlichen Händen in Form und Beweglichkeit nachempfunden sind. Das Robotergehirn für diese Hände muss lernen, wie alltägliche Objekte, etwa Obst, Geschirr oder auch Plüschtiere, durch ihre Farben und Formen unterschieden werden können, und worauf es ankommt, wenn man sie greifen will.
Der Mensch als Vorbild Eine Banane lässt sich umgreifen, ein Knopf lässt sich drücken. „Das System lernt, solche Möglichkeiten aus Merkmalen zu erkennen und baut sich ein Modell für den Umgang und die Wiedererkennung auf“, sagt Ritter. Dafür verbindet das interdisziplinäre Projekt Arbeiten in der künstlichen Intelligenz mit Forschungsarbeiten in weiteren Disziplinen. So untersuchte die Forschungsgruppe von Thomas Schack, welche Merkmale Versuchspersonen als bedeutsam bei Greifaktionen wahrnehmen. In einer Studie mussten die Probanden die Ähnlichkeit von mehr als 100 Objekten vergleichen. „Überraschend war, dass das Gewicht kaum eine Rolle spielt. Wir Menschen verlassen uns vor allem auf die Form und die Größe, wenn wir Dinge unterscheiden“, sagt Thomas Schack. In einer weiteren Studie ließen sich Testpersonen die Augen verbinden und hantierten mit Würfeln, die sich in Gewicht, Form und Größe unterschieden. Infrarotkameras zeichneten die Handbewegungen auf. „Dadurch erfahren wir, wie Menschen einen Gegenstand ertasten und welche Strategien sie bevorzugt nutzen, um seine Eigenschaften zu erfassen“, sagt Dirk Koester, Mitarbeiter in Schacks Forschungsgruppe. „Wir erfahren natürlich auch, welche Fehler Menschen beim blinden Ertasten machen.“
System versetzt sich in die Position seines „Mentors“ Vor einem großen Metallkäfig mit den beiden Roboterarmen und einem Tisch mit verschiedenen Testobjekten steht Dr. Robert Haschke, Mitarbeiter von Helge Ritter. Er hilft dem System in der Rolle eines menschlichen Lern-Mentors beim Erlernen neuer Gegenstände. So sagt er den Händen, welches Objekt auf dem Tisch sie als nächstes inspizieren sollen. Dazu zeigt Haschke auf einzelne Objekte oder gibt sprachliche Hinweise, wie etwa eine Richtung ("hinten links"), in der für den Roboter ein interessantes Objekt zu finden ist. Zwei Monitore zeigen, wie das System über Farbkameras und Tiefensensoren seine Umgebung wahrnimmt und auf die Kommandos des Menschen reagiert.
„Die Hände müssen mündliche Sprache, aber auch Gestik deuten können, um zu verstehen, mit welchem Objekt sie sich befassen sollen“, erklärt Sven Wachsmuth vom CITEC-Zentrallabor. „Und sie müssen sich in die Position des Menschen versetzen können, auch um nachzufragen, ob sie richtig verstanden haben.“ Wachsmuth und sein Team sind nicht nur für die Sprachkompetenz des Systems zuständig. Sie haben ihm auch ein Gesicht gegeben: Von einem der Bildschirme aus verfolgt Flobi die Bewegung der Hände und reagiert auf die Anweisungen der Wissenschaftler. Flobi ist ein stilisierter Roboterkopf, der die Sprache und die Handlungen des Roboters durch Gesichtsausdrücke ergänzt. Als Teil des Famula-Systems ist derzeit die virtuelle Version des Roboters im Einsatz.
PD Dr. Sven Wachsmuth, Prof. Dr. Helge Ritter und PD Dr. Dirk Koester (von links) entwickeln im Projekt Famula Roboterhände, die sich selbständig aneignen, wie sie unbekannte Objekte greifen und bewegen können. Foto: Universität Bielefeld
Die menschliche Interaktion verstehen Mit Famula betreiben die CITEC-Forscher Grundlagenforschung, die künftigen selbstlernenden Robotern in Haushalt und Industrie zugutekommen kann. „Wir wollen verstehen, wie wir lernen, unsere Umwelt dank unserer Hände buchstäblich zu begreifen. Der Roboter ermöglicht uns dabei, unsere Erkenntnisse in der Realität zu überprüfen und Lücken in unserem Verständnis schonungslos aufzudecken. Dadurch leisten wir einen Beitrag für den künftigen Einsatz komplexer, vielfingriger Roboterhände, die heute noch zu kostspielig und zu komplex für den Einsatz zum Beispiel in der Industrie sind“, sagt Ritter.
Der Projektname Famula steht für „Deep Familarization and Learning Grounded in Cooperative Manual Action and Language: from Analysis to Implementation”– zu Deutsch etwa: Intensives Vertrautmachen und Lernen bei kooperativen Handbewegungen und Sprache: von der Untersuchung zur Umsetzung“. Das Projekt läuft seit 2014 und ist zunächst bis Oktober 2017 befristet. Acht Forschungsgruppen des Exzellenzclusters CITEC arbeiten an Famula mit. Es ist eins von vier CITEC-Großprojekten. Die weiteren Projekte sind das Roboter-Service-Apartment, der Laufroboter Hector und die virtuelle Trainingsumgebung ICSpace. CITEC wird als Teil der Exzellenzinitiative von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Auftrag von Bund und Ländern gefördert (EXC 277).
Universität Bielefeld und Fachhochschule Bielefeld begrüßen und unterstützen die Initiative für ein „Haus der Wissenschaft“ (Arbeitstitel) in den Räumlichkeiten der alten Stadtbibliothek Wilhelmstraße/Herforder Straße in der Bielefelder Innenstadt. Dies haben sie nun in einem „Letter of intent“ gegenüber Oberbürgermeister Pit Clausen erklärt.
„Um Wissen als Motor unserer Gesellschaft noch besser nutzen zu können, bedarf es Begegnungen und Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, bedarf es mehr Kooperationen und gemeinsamer Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen – gerade auch im lokalen Kontext und im persönlichen Austausch“, so Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. „Ein Haus der Wissenschaft ist für den Dialog mit der Bevölkerung ein geeignetes Format.“
Professorin Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld ergänzt: „Unsere Hoffnung ist: Ein Haus der Wissenschaft eröffnet Bürgerinnen und Bürgern - unabhängig von Alter und Bildungsstand – Orientierung in einer sich schnell verändernden Umwelt sowie die Befähigung und Gelegenheit, sich in aktuelle Diskurse einzubringen.“
Rektorat und Präsidium von Universität und Fachhochschule sind überzeugt, dass ein „Haus der Wissenschaft“ als Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Stadt(-gesellschaft) die Kommunikation und Interaktion nachhaltig verstetigt, sie partizipativer und inklusiver werden lässt. Es kann hier ein Ort für Akteure aus Wissenschaft, Bildung, Stadt, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Kunst- und Kreativszene entstehen, der zu einem dynamischen Netzwerkknotenpunkt wird. Das Haus der Wissenschaft kann eine Einrichtung werden, von der Impulse ausgehen, die nachhaltig zur Förderung von Partizipation und Kompetenz zur Teilhabe zur aktiven Gestaltung der (Wissens-)Gesellschaft beiträgt.
Universität und Fachhochschule haben sich nun in einem „Letter of intent“ gegenüber Oberbürgermeister Pit Clausen bereit erklärt, in enger Zusammenarbeit mit Bielefeld Marketing und den verantwortlichen Stellen der Stadt Bielefeld gemeinsam ein Betriebs- und Programmkonzept für das zukünftige „Haus der Wissenschaft“ zu erarbeiten. Zudem stehen sie für die spätere Umsetzung bereit, einen noch zu konkretisierenden Anteil an Sach- und Personalkosten im Sinne des Gesamtprojektes einzubringen.
„Wir sehen in dem Projekt „Haus der Wissenschaft“ einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu einer „Wissenschaftsstadt Bielefeld – so bekommt Wissenschaft zudem eine eigene Adresse in der Bielefelder Innenstadt“, so Schramm-Wölk und Sagerer.
Zentrum für interdisziplinäre Forschung: „Small Arms – Big Business“
Kleinwaffen verursachen mehr Opfer als jede andere Waffenart, sie verschärfen Konflikte und destabilisieren Gesellschaften. Der Handel mit Kleinwaffen ist moralisch wie politisch hoch umstritten und verzeichnet zugleich international hohe Zuwächse. Die internationale Tagung „Small Arms – Big Business. Trading Small Arms: Political, Cultural and Ethic Dimensions in Historical and Global Perspective” (“Kleinwaffenhandel: Politische, kulturelle und ethische Dimensionen in historischer, ethischer und globaler Perspektive”) will die Komplexität des Phänomens beleuchten und eine Debatte anstoßen. Sie findet vom 8. bis 10. Juni am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) an der Universität Bielefeld statt.
Prof. Dr. Angelika Epple ist eine der Leiterinnen der Tagung zu Kleinwaffenhandel. Foto: Universität Bielefeld
Weltweit sind nach einer Schätzung des Auswärtigen Amts über 875 Millionen Kleinwaffen im Umlauf. Vor allem in Krisengebieten können sie leicht legal oder illegal erworben werden, auch von Zivilisten. Weil viele Staaten zugleich am Handel mit Kleinwaffen verdienen, sind sie nicht nur eine Herausforderung für die öffentliche Sicherheit, sondern auch ein heikles Thema für die internationalen Beziehungen. Die ZiF-Arbeitsgemeinschaft bringt Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen für die Tagung zusammen, um eine umfassende Perspektive auf das Phänomen zu entwickeln: „Wir werden historische, soziologische und rechtswissenschaftliche Fragestellungen mit moralischen und ökonomischen verbinden“, sagt Professorin Dr. Angelika Epple. Die Historikerin der Universität Bielefeld leitet gemeinsam mit Professorin Dr. Dagmar Ellerbock (Technische Universität Dresden) und Dr. Felix Brahm (German Historical Institute London, Großbritannien) die Tagung.
Wie hat sich der globale Kleinwaffenhandel entwickelt? Welche moralischen, gesetzlichen und politischen Normen bestimmen ihn? Was sind die wichtigsten ökonomischen Interessen, wer die wichtigsten Player? Wie verhält sich das globale Handelssystem zu nationaler Regulierung? Welche Rolle spielen die Medien? Diese und weitere Fragen werden anhand von Fallstudien untersucht. „Wir werden erstmals die Abhängigkeiten zwischen lokalen, nationalen und globalen Handlungsräumen in den Blick nehmen“, so die Tagungsleiterinnen und der Tagungsleiter. „Mit dieser Konferenz zum Kleinwaffenhandel nähern wir uns einem politisch sensiblen Thema aus einem konsequent interdisziplinären Blick. Die Tagung setzt damit einen wichtigen Impuls für eine breite und dringend notwendige Debatte zum Kleinwaffenhandel“, so Professorin Dr. Dagmar Ellerbrock, Co-Leiterin der ZiF-Arbeitsgemeinschaft.
Die Tagungssprache ist Englisch. Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten. Professorin Dr. Angelika Epple und Professorin Dr. Dagmar Ellerbrock beantworten im Vorfeld der Tagung Medienanfragen.
Kontakte: Prof. Dr. Angelika Epple, Universität Bielefeld Fakultät für Geschichtswissenschaft Tel.: 0521 106-3222 Email: angelika.epple@uni-bielefeld.de
Prof. Dr. Dagmar Ellerbrock, Technische Universität Dresden Philosophische Fakultät, Lehrstuhl Neuere und Neueste Geschichte Tel.: 0351 463-35825 Email: dagmar.ellerbrock@tu-dresden.de
Bewerbungen für das Wintersemester 2017/2018 bis zum 15. Juli möglich
Heute (1. Juni 2017) startet die Bewerbungsfrist für die zulassungsbeschränkten Studiengänge der Universität Bielefeld. Von Bildungswissenschaften über Germanistik bis hin zu Texttechnologie und Computerlinguistik können sich die Studieninteressierten für alle zulassungsbeschränkten Bachelor- und Masterstudiengänge grundsätzlich über das örtliche Portal www.uni-bielefeld.de/bewerbung bewerben.
Eine Besonderheit stellen alle Ein-Fach-Bachelorstudiengänge sowie das Staatsexamen Rechtswissenschaft dar, für diese insgesamt 15 Studiengänge erfolgt die Vergabe im sogenannten Dialogorientierten Serviceverfahren (DoSV) der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH). Studierende müssen sich hierfür über das neue Bewerbungsportal der Universität Bielefeld bewerben: https://campus.uni-bielefeld.de.
Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester 2017/2018 endet am 15. Juli. Eine Einschreibung in die zulassungsfreien Studiengänge ist ab Anfang August möglich.
Professorin Dr. Gloria Origgi aus Paris lehrt an der Universität Bielefeld
Inwiefern beeinflusst das Geschlecht das soziale Miteinander? Welche Rolle spielt das Geschlecht für die menschliche Wahrnehmung? Was ist überhaupt unter Stereotypen zu verstehen? Diesen Fragen widmet sich Professorin Dr. Gloria Origgi am Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld. Das Institut konnte die Philosophin als Gender-Gastprofessorin für das laufende Sommersemester gewinnen. Origgi hält in dieser Zeit Vorträge, gibt ein Seminar und lehrt in der interdisziplinären Ringvorlesung Gender Studies zu sozialen Geschlechterkonstruktionen.
Prof. Dr. Gloria Origgi ist die zweite Gender-Gastprofessorin des Exzellenzclusters CITEC. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Origgi hält ihren Hauptvortrag am morgigen Mittwoch, 7. Juni, ab 10 Uhr im CITEC-Gebäude (Raum 1.204). In dem Vortrag wendet sie das Verfahren des Turing-Tests an, das auf einem Imitationsspiel basiert. Sie geht der Frage nach, ob ein Roboter das Denken eines Menschen – in diesem Fall einer Frau – nachahmen kann und welchen Unterschied es für das menschliche Gegenüber macht, ob der Roboter eine Frau oder einen Mann imitiert. In ihrem Seminar mit Masterstudentinnen und Doktorandinnen thematisiert die Philosophin, wie diese Frauen beruflich und privat mit zugeschriebenen Geschlechterrollen umgehen.
Gloria Origgi lehrt und forscht an dem renommierten Institut Jean Nicod (IJN) in Paris, Frankreich, und unterrichtet an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris, einer Elite-Hochschule für Sozialwissenschaften. Darüber hinaus ist die aus Italien stammende Wissenschaftlerin als Schriftstellerin bekannt. 2008 veröffentlichte sie Ihr erstes Buch „La Figlia della Gallina Nera“ (Die Tochter von Gallina Nera). 2013 brachte sie in Frankreich ihr Buch “La Reputation“ (Das Ansehen) heraus.
Für CITEC handelt es sich bereits um die zweite Gender-Gastprofessur. 2014 unterrichtete die Sozialrobotik-Forscherin Selma Šabanović PhD von der Indiana University Bloomington (USA) als Gender-Gastprofessorin am CITEC und der Universität Bielefeld. Hiermit setzt der Cluster ein Zeichen für mehr gendersensiblen Inhalt in der Forschung und Lehre. Die Gender-Gastprofessur ist eine fakultätsübergreifende „Wanderprofessur“ der Universität Bielefeld. Mit ihr will die Hochschule gemeinsam mit den Fakultäten genderspezifische Inhalte in Forschung und Lehre stärken. Ziel ist es, Frauen in Forschung und Lehre stärker sichtbar zu machen und das Wissen aus der Geschlechterforschung zu vermitteln und zu verankern. Die Universität Bielefeld finanziert die Gender-Gastprofessur seit 2010.
Bisherige Gender-Gastprofessorinnen der Universität Bielefeld waren die
Juristinnen Dr. Ulrike Lembke (Universität Hamburg) und Dr. Barbara
Degen (Mitbegründerin des Feministischen Rechtsinstituts in Bonn und
Hamburg), die Epidemiologin Dr. Claudia Terschüren (Landesinsti-tut für
Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen), die Soziologin
Professorin Dr. Cornelia Helfferich (Evangelische Hochschule Freiburg),
die Anglistin Professorin Dr. Maryemma Graham (University of Kansas,
USA) und die Sozialrobotik-Forscherin Selma Šabanović PhD (Indiana
University in Bloomington, USA), die Physikerin und Soziologin
Professorin Dr. Martina Merz (Universität Klagenfurt, Österreich), die Mathematikerin Dr. Katharina Habermann
(Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) und die
Biologin Professorin Dr. Alexandra Kautzky-Willer (Medizinische
Universität Wien, Österreich).
Bielefelder Forschende beteiligt an Entdeckung von Widerstandsgen
Ob Getränke, Süßigkeiten oder Obstkonserven: Die Zuckerrübe ist einer der bedeutendsten Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie. Und auch die chemische Industrie braucht ihren Zucker, etwa für Kosmetika und Medikamente. Doch der Rizomania-Virus sorgt weltweit für Ernteschäden. In vier von fünf Fällen ist diese Pflanzenkrankheit schuld, wenn die Rüben verkümmern und verfaulen. In einer Kooperation haben Forschende der Universitäten in Kiel und Bielefeld zusammen mit internationalen Expertinnen und Experten einen Weg gefunden, das Virus zu bekämpfen. Sie haben ein Resistenzgen entdeckt, das die Rüben gegen Rizomania schützt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden heute (06.06.2017) im Fachmagazin Nature Communications.
Er hat durch Computerberechnungen dazu beigetragen, auszumachen, wo das Widerstandsgen im Erbgut gesunder Zuckerrüben liegt: Prof. Dr. Bernd Weisshaar vom Centrum für Biotechno-logie (CeBiTec) der Universität Bielefeld. Foto: Samir El Kholy
Resistenzzüchtungen von Nutzpflanzen sind eine seit Jahrzehnten eingesetzte Strategie gegen Ertragseinbußen durch Virenbefall. Tatsächlich kommen schon jetzt in der Landwirtschaft vor allem Zuckerrübensorten zum Einsatz, in die eine spezielle Unempfindlichkeit gegenüber Rizomania hinein gezüchtet wurde. „Rizomania gelingt es aber seit einiger Zeit verstärkt, diesen Schutz zu überwinden“, sagt Professor Dr. Bernd Weisshaar vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld, einer der Autoren der Studie.
Die Forscher haben in einer Wildpopulation der Zuckerrübe ein Rizomania-Resistenzgen identifiziert, das für einen alternativen Virenschutz verantwortlich ist. „Wir können das neu entdeckte und im Genom, dem Erbgut, lokalisierte Gen gezielt für die Pflanzenzüchtung nutzen“, sagt Weisshaar.
Für die Gen-Identifikation analysierten die Forschenden das Genom einer in Dänemark vorkommenden Wildpopulation der Zuckerrübe. Sie konzentrierten sich auf ein spezielles Wildrübenvorkommen, das in der Küstenregion um Kalundborg auf der dänischen Insel Seeland vorkommt. „Interessanterweise haben wir festgestellt, dass resistente und anfällige Wildrüben dort auf einer Strecke von 15 Kilometern nebeneinander vorkommen“, sagt Dr. Gina Capistrano-Gossmann vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). „Resistente Pflanzen haben dort also keinen Vorteil gegenüber anfälligen Pflanzen, da der Boden nicht mit dem Rizomania-Virus infiziert ist“, erklärt Capistrano-Gossmann, die Erstautorin der Studie.
Von Rizomania befallene Zuckerrüben (links und Mitte) und ein gesundes Exemplar im Vergleich. Foto: Bernd Holtschulte
Um die genetische Grundlage der Resistenzbildung in diesen Wildrüben zu entschlüsseln, setzte das Forschungsteam einen innovativen Ansatz zur Gewinnung genetischer Ressourcen aus natürlichen Wildpflanzenpopulationen ein. „Mit unserer Datenanalyse am CeBiTec konnten wir die bislang unbekannte Lage des Resistenz-Gens im Genom eingrenzen“, sagt Bernd Weisshaar, der die bioinformatische Auswertung der Studie leitete. „Dafür haben wir die Gen-Sequenzen von wenigen resistenten und anfälligen Wildrüben analysiert. Und diese Analyse haben wir mit einer Untersuchung der gesamten Wildrübenpopulation kombiniert. So konnten wir dem Resistenz-Gen auf die Spur kommen.“
Die Kenntnis der Gen-Sequenz, die für die Resistenzbildung verantwortlich ist, erlaubt es nun, direkt zwischen resistenten und anfälligen Jungpflanzen zu unterscheiden. Außerdem ist es möglich, zu untersuchen, wie die Resistenzreaktion der Zuckerrüben auf Molekül-Ebene abläuft. Das Forschungsprojekt wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Originalveröffentlichung: Gina Capistrano-Gossmann, David Ries, Daniela Holtgräwe, Andre Minoche, Thomas Kraft, Se-bastian Frerichmann, Thomas Rosleff Sörensen, Juliane Dohm, Irene Gonzalez, Markus Schilha-bel, Mark Varrelmann, Hendrik Tschoep, Hubert Uphoff, Katia Schütze, Dietrich Borchardt, Otto Toerjek, Wolfgang Mechelke, Jens Lein, Axel Schechert, Lothar Frese, Heinz Himmelbauer, Bernd Weisshaar, Friedrich Kopisch-Obuch: Crop wild relative populations of Beta vulgaris allow di-rect mapping of agronomically important genes. Nature Communications. http://dx.doi.org/10.1038/ncomms15708, veröffentlicht am 6. Juni 2017
„Auf der jahrhundertealten Spur der Zuckerrüben-Züchter“ (Pressemitteilung der Universität Bielefeld vom 19.12.2013): http://bit.ly/2shZ8KC
Kontakt: Prof. Dr. Bernd Weisshaar, Universität Bielefeld Lehrstuhl für Genomforschung Tel.: 0521 1068720 E-Mail: bernd.weisshaar@uni-bielefeld.de
Dr. Gina Capistrano-Gossmann, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung Tel.: 0431 880-3210 E-Mail: g.capistrano@plantbreeding.uni-kiel.de
Rektor Sagerer freut sich sehr über Nachricht aus Düsseldorf
Laut
Medienberichten haben sich CDU und FDP im Rahmen ihrer
Koalitionsverhandlungen für die zukünftige Landesregierung von
Nordrhein-Westfalen auf die Gründung einer Medizinischen Fakultät an der
Universität Bielefeld verständigt. Es sollen dafür 50 Millionen Euro
zur Verfügung gestellt werden.
Dazu sagt Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld: „Wir freuen uns sehr über die Nachrichten aus Düsseldorf. Diese erreichen uns zwar durchaus überraschend, aber nicht unvorbereitet. Eine Medizinerausbildung an der Universität Bielefeld würde dazu führen, dass sich die ärztliche Versorgung verbessert: Es ist einfacher, die ausgebildeten Ärzte in der Region zu halten als sie nach Ostwestfalen-Lippe zu holen. Die Universität Bielefeld hat zudem hervorragende Voraussetzungen für den Aufbau einer Medizinischen Fakultät durch eine Vielzahl von Kooperationen und eine enge Verzahnung mit der Gesundheitsregion OWL. Für die Region wäre die Medizinische Fakultät ein wichtiger Schritt zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung, für die Universität Bielefeld eine konsequente Erweiterung ihres Forschungs- und Lehrangebotes. Diese Erweiterung des Fächerspektrums verspricht neuartige, interdisziplinäre Lehr- und Forschungsaktivitäten für unsere aktuellen Fächer, aber auch für die neue Medizin. Kommt die Medizinische Fakultät nach Bielefeld, dann muss der Schwerpunkt auf der Ausbildung von Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern liegen. Denn vor allem diese werden in der Region gesucht. Die Universität Bielefeld könnte hier eine Schlüsselposition in der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung der Region übernehmen. Weitere Schwerpunkte der Medizinischen Fakultät sollten sein: Medizin bei Pflege und im Alter, Medizin und Gesundheit sowie Digitalisierung in der Medizin.
Bereits 2011 fassten wir erste Überlegungen für eine neue Fakultät in einem Eckpunktepapier zusammen. Wir haben zudem Entwicklungen beispielsweise in Oldenburg und Augsburg beobachtet, wo in den vergangenen Jahren Medizinische Fakultäten gegründet wurden.
Die genannte Summe von 50 Millionen Euro deckt sich mit einer ersten Schätzung der Universität Bielefeld für die laufenden Kosten einer Medizinischen Fakultät pro Jahr. Die einmaligen Investitionskosten sind damit nicht abgedeckt.
Mit einem Studienangebot in Pharmazie – wie es am 6. Juni von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe vorgeschlagen wurde – haben wir uns bislang nicht beschäftigt.
Wir warten nun auf den Abschluss der Koalitionsverhandlungen und freuen uns auf die sich hoffentlich anschließenden Gespräche mit der dann gewählten neuen Landesregierung. Ich bitte um Verständnis: Bis dahin können wir keine weiteren Informationen zu der möglichen inhaltlichen Ausgestaltung einer Medizinischen Fakultät geben.“
Kontakt: Ingo Lohuis, Universität Bielefeld Leiter des Referats für Kommunikation/Pressesprecher Telefon: 0521 106-4245 E-Mail: ingo.lohuis@uni-bielefeld.de
Internationale Spitzenforscher diskutieren am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld Mehr als 80 Prozent der Energie für Stromversorgung und Transport stammen weltweit aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe. Die Verbrennung entlässt Kohlendioxid, Stickoxide und Rußpartikel in die Atmosphäre, die Auswirkungen auf das Klima haben und Gesundheitsrisiken bergen. Wegen des enormen Energiebedarfs, des Bevölkerungswachstums und des steigenden Bedarfs in Schwellenländern ist eine kurzfristige Ablösung der Verbrennung durch andere Techniken jedoch schwierig. Umso wichtiger ist es, die Verbrennung sauberer und effizienter zu machen. Wie dies gelingen kann, diskutieren weltweit führende Expertinnen und Experten auf dem International Bunsen Discussion Meeting „Chemistry and Diagnostics for Clean Combustion“ („Chemie und Diagnostik für saubere Verbrennung) vom 21. bis 23. Juni am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF).
Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus ist eine der Leiterinnen der Tagung zu sauberer Kraftstoffverbrennung. Foto: Universität Bielefeld
Welche chemischen Prozesse führen zu Rußemissionen? Kann der Verbrennungsablauf in Echtzeit analysiert werden? Sind Biokraftstoffe eine saubere Alternative? Wie zuverlässig sind Computermodelle für die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren und Triebwerken? Diesen und verwandten Fragen werden sich voraussichtlich etwa 115 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bereiche Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften aus mehr als 15 Ländern mit Expertenvorträgen und Posterbeiträgen widmen. Ihr Ziele: die Effizienz von Verbrennungsprozessen zu steigern, alternative Kraftstoffe zu erforschen, die Verringerung der Kohlendioxidemissionen und die Einhaltung strengerer Emissionsstandards zu befördern.
„Aktuelle Forschungsprojekte und -programme setzen dabei international durchaus unterschiedliche Akzente, die zum Teil auch durch Abhängigkeiten von regional vorherrschenden Ressourcen wie Kohle, Erdöl, Erdgas oder Biomasse geprägt sind“, erklärt die Bielefelder Chemikerin Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus. Sie leitet die Tagung zusammen mit Professor Marcus Aldén PhD (Universität Lund, Schweden), Professorin Mara de Joannon PhD (Forschungsinstitut für Verbrennung Neapel, Italien) und Professor Dr. Christof Schulz (Universität Duisburg-Essen). Es sei von zentraler Bedeutung, auch die internationale Perspektive einzubeziehen. „Dies ist umso wichtiger, als auch Verabredungen über Emissionsgrenzwerte oder die Einführung neuer Brennstoffe nicht nur im nationalen Alleingang erfolgen dürfen“, so die Tagungsleiter.
Die Tagung soll Erkenntnisse aus der Spitzenforschung aus verschiedenen internationalen Perspektiven zusammenbringen, den Austausch von Ideen fördern, Vorgehensweisen für die Zukunft erschließen und Anknüpfungspunkte für gemeinsame Forschungsaktivitäten bieten. „Wir erhoffen uns lebhafte Diskussionen und die Definition gemeinsamer Ziele, insbesondere weil die Entscheidungen der nahen Zukunft eine langfristige Wirkung haben werden“, sagen die Organisatoren.
Veranstalter der Tagung sind neben dem ZiF die Deutsche Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie und das Forschungsnetzwerk SMARTCATs („Chemistry of Smart Energy Carriers and Technologies“) im europäischen COST-Programm („European Cooperation in Science and Technology). Die Tagung wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.
Die Tagungssprache ist Englisch. Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten. Medienanfragen im Vorfeld der Veranstaltung beantwortet Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus.
Entdecke die Uni – finde Dein Fach! Unter diesem Motto organisiert die Junge Uni Bielefeld vom 3. bis zum 14. Juli an der Universität Bielefeld die Info-Wochen für Oberstufenschülerinnen und -schüler und alle Studieninteressierten. Für einige Veranstaltungen gibt es noch die Möglichkeit sich anzumelden (die Teilnahme ist kostenlos). Informationen zu freien Plätzen und zum Programm: www.uni-bielefeld.de/info-wochen.
Neben der Vorstellung aller Bachelor-Studiengänge bieten Vorträge der Fachstudienberatungen, Schnuppervorlesungen und Gespräche mit Studierenden einen authentischen Einblick in den Studienalltag und Unterstützung bei der Suche nach dem richtigen Studienfach.
Zudem gibt es viele wichtige Informationen rund um ein Studium - zum Beispiel zu Bewerbung und Einschreibung, Entscheidungsschwierigkeiten bei der Studienwahl, Studienfinanzierung, Wohnen, Lehramtsstudium oder Studieren im Ausland.
Kontakt: Junge Uni Bielefeld Telefon: 0521 106-4446 E-Mail: jungeuni@uni-bielefeld.de
Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin wird für ihr innovatives Forschungsprojekt im Bereich International Public Health geehrt. Für ihre Dissertation zur Stärkung der Selbstmanagement-Kompetenzen pflegender Angehöriger türkeistämmiger Menschen mit Demenz erhält sie heute (14.06.2017) in Berlin den Cäcilia-Schwarz-Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Tezcan-Güntekin möchte ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis implementieren. Ihr Ziel – auch in zwei Folgeprojekten - ist die langfristige Stabilisierung des häuslichen Pflege-Settings und die Förderung einer selbstbestimmten Lebensgestaltung von Angehörigen und Pflegebedürftigen mit unterschiedlichen Diversitätsmerkmalen. Tezcan-Güntekin hat bereits eine Dissertation in Soziologie an der Universität Bielefeld erfolgreich absolviert. Ausgangspunkt ihrer zweiten Doktorarbeit an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften ist die theoretische und empirische Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdheit im Kontext der Gesundheitswissenschaften, wo sie ihre nun preisgekrönte zweite Dissertation geschrieben hat. Der Cäcilia-Schwarz-Preis für Innovation in der Altenhilfe wird vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge verliehen (www.deutscher-verein.de/de/wir-ueber-uns-verein-caecilia-schwarz-foerderpreis-1387.html).
Florian Poppen ist seit Anfang Mai neuer Leiter der Geschäftsstelle von Bielefeld 2000plus. Er hat an der Universität Bielefeld im Bachelor und Master Soziologie studiert und löst Şenol Keser ab. Als Leiter der Geschäftsstelle ist der 30-jährige Bielefelder Ansprechpartner für Projektideen mit regionalem Forschungsbezug. Die Initiative Bielefeld 2000plus ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Bielefeld und der Stadt Bielefeld. Seit 1997 setzt sie sich für eine Ver-netzung der Wissenschaft mit der Stadt und der Region ein. Dabei steht der Austausch von institutionenübergreifendem Expertenwissen im Fokus. Zu diesem Zweck organisiert Bielefeld 2000plus Arbeitskreise und Projekte mit Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft und der Stadtverwaltung, mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und unterschiedlichen Institutionen aus Wirtschaft, Umwelt, Bildung und Stadtentwicklung. So fand etwa im vergangenen Jahr durch den Arbeitskreis „Interkulturelles“ eine Befragung zum Bildungsstand von Geflüchteten in Bielefeld statt (www.uni-bielefeld.de/bi2000plus/).