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Inklusion in der Leistungsgesellschaft (Nr. 18/2016)

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30. Jahrestagung der Integrations- und Inklusionsforschung der deutschsprachigen Länder im Februar in Bielefeld

Seit 30 Jahren treffen sich Inklusionsforscherinnen und -forscher der Allgemeinen Erziehungswissenschaft und Sonderpädagogik, aber auch aus der Soziologie, der Sozialen Arbeit, Psychologie und Rechtwissenschaft sowie Lehrkräfte und Vertreterinnen von Schulaufsicht, Verbänden und Kommunen jährlich zu einer Arbeitstagung. Treffpunkt ist in diesem Jahr vom 17. bis 20. Februar die Universität Bielefeld. Die Hochschule ist die wissenschaftliche Heimat der Schulprojekte Laborschule und Oberstufenkolleg, an denen Inklusion seit vielen Jahren erprobt und gelebt wird. Das Thema der Tagung lautet „Leistung inklusive? Inklusion in der Leistungsgesellschaft“. Mehr als 250 Menschen werden erwartet.


30. Jahrestagung der Integrations- und Inklusionsforschung an der Universität Bielefeld: Die Laborschule ist wie das Oberstufen-Kolleg Kooperationspartner der Tagung. In der Laborschule wird das Prinzip Inklusion bereits angewandt. Foto: Universität Bielefeld
30. Jahrestagung der Integrations- und Inklusionsforschung an der Universität Bielefeld: Die Laborschule ist wie das Oberstufen-Kolleg Kooperationspartner der Tagung. In der Laborschule wird das Prinzip Inklusion bereits angewandt. Foto: Universität Bielefeld

„Leistung ist ein brisantes Thema“, sagt Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, die gemeinsam mit Professorin Dr. Annette Textor die Tagung organisiert. „Gerade in der Schule: Wenn man Inklusion fordert und umsetzt, bedeutet das, Menschen an ihren individuellen Möglichkeiten zu messen und nicht an einem Standard.“ Es gehe darum, was in der Gesellschaft als Leistung anerkannt werde: „Messen wir Menschen an dem, was sie für sich erreichen konnten? Oder vergleichen wir sie mit einem fiktiven Durchschnittsmenschen?“, meint  Lütje-Klose. In der Schule ergäben sich dabei täglich Spannungsfelder und Konflikte, die ausgehandelt werden müssten. „Einerseits soll Schule Kinder zu Leistungsfähigkeit erziehen, andererseits braucht es dabei Fingerspitzengefühl für die individuellen Ansprüche des Förderns und Forderns. Auch gesellschaftliche Fragen werden dabei berührt: Wollen wir in einer Welt leben, die Kinder zu Konkurrenzdenken erzieht, oder kann man Leistung auch so verstehen, dass sie kooperativ und solidarisch ist?“

Die Teilnehmenden thematisieren, in welchem Verhältnis die verschiedenen Leistungsgedanken aus Schule und Gesellschaft zum Menschenrecht auf Inklusion stehen. Auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Partizipation, die durch die UN-Konvention im Jahr 2006 besonders hervorgehoben wurden, wird der Rechtswissenschaftler Michael Wrase in seinem Hauptvortrag eingehen. Er trägt den Titel „Menschenrechtliche Pflicht zur Transformation? Was die UN-Behindertenrechtskonvention vom Schulsystem verlangt“. Während in der Schule auch Fragen der gerechten Leistungsbewertung aufgeworfen werden, geht es in der Gesellschaft insgesamt um Aspekte von Hierarchien und Aufstiegschancen. Inklusionsfragen betreffen dabei nicht ausschließlich Menschen mit Behinderungen, sondern zum Beispiel auch Menschen mit Fluchterfahrungen oder in benachteiligenden Lebenslagen. Darauf geht Andreas Zick (Universität Bielefeld) in seinem Vortrag über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft ein, die sich unter anderem gegen die als „leistungsschwach“ Gebrandmarkten richtet.

Wie ein inklusionspädagogischer Leistungsbegriff ganz praktisch aussehen kann, erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Besuch der Bielefelder Schulprojekte Laborschule und Oberstufen-Kolleg. Hier wird das Prinzip Inklusion bereits gelebt, beide Einrichtungen sind Kooperationspartner der Tagung. Schulen der Region stellen hier am Samstag ihre Konzepte vor. Sie richten sich an die Tagungsbesucher, aber auch an Lehrkräfte sowie die interessierte Öffentlichkeit.

Die IFO-Tagung ist eine Wandertagung, die jährlich wechselnd von beteiligten Forschenden an einer Universität in Deutschland, Österreich oder der Schweiz organisiert wird. „Vor 30 Jahren gab es den Begriff Inklusion im gesellschaftlichen Diskurs so noch nicht“, erklärt Lütje-Klose. „Als wissenschaftlicher Forschungsgegenstand hat er dennoch bereits eine lange Tradition, wie die 30. Tagung zeigt. Im öffentlichen Bewusstsein ist das Thema Inklusion aber erst seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 angekommen.“ Und seitdem suchen Wissenschaft, Praxis, insbesondere auch Verwaltung und Politik verstärkt nach Antworten, wie Inklusion gesamtgesellschaftlich realisiert werden kann. „Die Idee von Inklusion teilt jeder, aber in der Praxis ist sie nicht so leicht umsetzbar“, so Lütje-Klose. Die Idee einer Gesellschaft, die gleichzeitig leistungsstark ist und Menschen nicht auf ihre Leistungsfähigkeit reduziert, müsse erst noch erfunden werden.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ifo2016/

Kontakt:
Professorin Dr. Birgit Lütje-Klose, Universität Bielefeld
Fakultät für Erziehungswissenschaft
Telefon: 0521 106-2461
E-Mail: birgit.luetje@uni-bielefeld.de

 


DAAD-Preis für Abdul Rauf (Nr. 19/2016)

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Hervorragende Studienleistungen und soziales Engagement

Die Universität Bielefeld zeichnet Abdul Rauf mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus. Die Prorektorin für Internationales und Diversität, Professorin Dr. Angelika Epple, hat den mit 1.000 Euro dotierten Preis, der aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert wird, jetzt übergeben. Mit ihm werden internationale Studierende, die sich durch besondere akademische Leistungen und bemerkenswertes gesellschaftlich-soziales oder interkulturelles Engagement hervorgetan haben, ausgezeichnet.


Abdul Rauf bekommt den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Laudatorin Prof. Dr. Joanna Pfaff-Czarnecka (l.) und Prorektorin Prof. Dr. Angelika Epple (r.) würdigten seine Studienleistung und sein sozial-politisches Engagement.Foto: Universität Bielefeld
Abdul Rauf bekommt den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Laudatorin Prof. Dr. Joanna Pfaff-Czarnecka (l.) und Prorektorin Prof. Dr. Angelika Epple (r.) würdigten seine Studienleistung und sein sozial-politisches Engagement.Foto: Universität Bielefeld
Abdul Rauf studiert im 4. Semester im internationalen Masterstudiengang Sociology. Er hat sein Studium im April 2014, nach seinem Abschluss in Bachelorstudiengang Sociology an der University of Punjab, Lahore (Pakistan), an der Universität Bielefeld begonnen. Laudatorin Professorin Dr. Joanna Pfaff-Czarnecka lobte Abdul Rauf als sehr ernsthaften, interessierten und engagierten Studenten. Er verfüge über ein fundiertes Wissen über Theorien und Methoden der Soziologie, sei umfassend gebildet und lege ein Vermögen zur kritischen Auseinandersetzung mit brennenden gesellschaftlichen Problemlagen an den Tag.

„Sehr gute Studienleistungen und noch zusätzlich ein sozial-politisches Engagement, wie bei Abdul Rauf, verdienen einer besonderen Anerkennung“, würdigte Angelika Epple, Prorektorin für Internationales und Diversität, Raufs Leistungen im Studium und seinem Einsatz für die Hochschulpolitik. 

Als Vorsitzender des Internationalen Studierendenrates (ISR) setzt sich der 26-jährige neben seinem Studium für die internationalen Studierenden ein und engagiert sich sozial und interkulturell.

Umrahmt wurde die Verleihung des DAAD-Preises durch die Ausstellung „Diversity in der Fotografie“. Die Bilder der Ausstellung entstanden während eines gleichnamigen Seminars.

Presseeinladung: Der virtuelle Trainingsraum (Nr. 20/2016)

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Exzellenzcluster CITEC entwickelt ein System, das Sportler und Reha-Patienten unterstützt

Ein neues System in einem virtuellen Raum hilft, Sportbewegungen und andere motorische Handlungen einzuüben und zu verbessern: Sechs Forschungsgruppen des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld arbeiten in dem Projekt „ICSPACE“ an einem solchen virtuellen Trainingsraum. CITEC fördert das Großprojekt bis 2017 mit 1,6 Millionen Euro. Bei einem Expertendialog präsentieren die Forscherinnen und Forscher am Donnerstag, 11. Februar 2016, die Fähigkeiten des Systems. Am Beispiel von Kniebeugen demonstrieren sie eine neuartige Technik, mit der sowohl Sportler als auch Reha-Patienten Bewegungen lernen und Fehler korrigieren können.

Vertreter des Projekts ICSPACE (Intelligent Coaching Space – Intelligenter Coaching-Raum) stellen ihre Entwicklungen am Donnerstag, 11. Februar, um 12 Uhr im CITEC-Gebäude vor. Im Anschluss demonstrieren sie das System. Als Gesprächspartner stehen zur Verfügung:
•    Prof. Dr. Mario Botsch, Technische Fakultät, Forschungsgruppe „Computergrafik und Geometrieverarbeitung“
•    Prof. Dr. Stefan Kopp, Technische Fakultät, Forschungsgruppe „Kognitive Systeme und soziale Interaktion“
•    Prof. Dr. Thomas Schack, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, Forschungs-gruppe „Neurokognition und Bewegung – Biomechanik“

Nach dem Gespräch haben Medienvertreter Gelegenheit, Fotos mit den beteiligten Akteuren zu machen. Darüber hinaus können Journalistinnen und Journalisten bei Interesse den Workshop ab 9 Uhr besuchen (Raum 1.204 im CITEC-Gebäude auf dem Campus Nord). Informationen gibt Jörg Heeren, jheeren@cit-ec.uni.-bielefeld.de.

Das Pressegespräch in Kürze:

Ort: CITEC-Gebäude auf dem Campus Nord, Inspiration 1, 33619 Bielefeld, Raum 0.216
Zeit: Donnerstag, 11. Februar, 12.00 Uhr

Um besser planen zu können, bitten wir Sie, sich bis zum 10. Februar, 14 Uhr, in der Pressestelle anzumelden:
Telefon: 0521 106-4170
E-Mail: pressestelle@uni-bielefeld.de

Kontakt:

Jörg Heeren, Universität Bielefeld
Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)
Telefon: 0521 106-6562
E-Mail: jheeren@cit-ec.uni-bielefeld.de

Die English Drama Group präsentiert: 1984 (Nr. 21/2016)

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George Orwells Klassiker an der Universität

Die English Drama Group der Universität Bielefeld präsentiert im Februar eine Neufassung von George Orwells Klassiker „1984“, produziert von Angie Starczyk. Das Stück wird vom 15. bis 20. Februar, jeweils um 20 Uhr, im Hörsaal 7 in englischer Sprache aufgeführt. Das Theaterstück ist eine von Robert Owens, Wilton E. Hall Jr. und William A. Miles Jr. erstellte Bühnenfassung von Orwells Roman. Der Eintritt ist frei.


Zum Inhalt: Wir schreiben das Jahr 1984. Die Länder, wie wir sie kennen, existieren nun nicht mehr. Die Erde ist in drei Großmächte aufgeteilt - Eurasien, Ostasien und Ozeanien - welche sich in einem scheinbar endlosen Krieg gegeneinander befinden. Big Brother wacht, als Oberhaupt Ozeaniens, argwöhnisch über sein Volk und lässt sein System mit eiserner Hand verteidigen. „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke“ - dies sind die Parolen, die das Leben seither prägen. Hass ist an der Tagesordnung. Regierungsgegner werden ausfindig gemacht und eliminiert. Zwei Rebellen, Winston und Julia, suchen jedoch einen Ausweg aus der Diktatur und riskieren alles, um sich der Untergrundbewegung gegen Big Brother anzuschließen. In O’Brien glauben sie einen Feind der Staatspartei als Bündnispartner gefunden zu haben. Aber eines ist sicher: Big Brother sieht alles.

George Orwell hat diese Geschichte als dystopischen Science-Fiction-Roman verfasst. Aber wie viel von dieser „Schwarzen Utopie“ ist heutzutage eigentlich noch Fiktion?

Die English Drama Group wurde 1976 gegründet, damit die Studierenden ihre Sprachpraxis stärken konnten. Die Amateurtheatergruppe besteht aus Studierenden verschiedener Fakultäten und erarbeitet in jedem Halbjahr ein Stück, das zum Semester-Ende aufgeführt wird. Auch während der Proben wird ausschließlich Englisch gesprochen.

Kontakt:
Angie Starczyk
Telefon: 0151 569 16212
info@englishdramagroup.de

Weitere Informationen im Internet:
www.englishdramagroup.de

Die English Drama Group der Universität Bielefeld präsentiert eine Bühnenfassung von Georg Orwels „1984“. Foto: Thomas Handke
Die English Drama Group der Universität Bielefeld präsentiert eine Bühnenfassung von Georg Orwels „1984“.
Foto: Thomas Handke

Studieren ab 15 (Nr. 22/2016)

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Informationsveranstaltung am 17. Februar in der Universität

Das Team der Jungen Uni Bielefeld lädt für Mittwoch, 17. Februar, um 17 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zum Schülerstudium „Studieren ab 15“ in die Universität Bielefeld ein. Sie richtet sich an motivierte Schülerinnen und Schüler, interessierte Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Das Schülerstudium „Studieren ab 15“ eignet sich für besonders leistungsstarke und interessierte Schülerinnen und Schüler, die parallel zum Schulunterricht Vorlesungen und Seminare an der Universität Bielefeld besuchen möchten. Bewerbungsschluss für das Sommersemester 2016 ist der 10. März.

Die Informationsveranstaltung beginnt um 17 Uhr im Gebäude X der Universität, Raum X-E0-202.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/schuelerstudium

Kontakt:
Junge Uni Bielefeld, Universität Bielefeld
Programme für Schülerinnen & Schüler,
Telefon: 0521 106- 4446
E-Mail: jungeuni@uni-bielefeld.de

Intelligent Bewegung trainieren in der virtuellen Realität (Nr. 23/2016)

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Exzellenzcluster CITEC entwickelt ein System, das Sportler und Reha-Patienten unterstützt

Ein neues System in einem virtuellen Raum hilft, Sportbewegungen und andere motorische Handlungen einzuüben und zu verbessern: Sechs Forschungsgruppen des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld arbeiten in dem Projekt „ICSPACE“ an solch einem virtuellen Trainingsraum. CITEC fördert das Großprojekt bis 2017 mit 1,6 Millionen Euro. Bei einem Expertendialog präsentierten die Forscherinnen und Forscher am heutigen Donnerstag (11.2.2016) die Fähigkeiten des Systems. Am Beispiel von Kniebeugen demonstrierten sie eine neuartige Technik, mit der sowohl Sportler als auch Reha-Patienten Bewegungen lernen und Fehler korrigieren können. In einem neuem „research_tv“-Beitrag der Universität Bielefeld erklären die Leiter des Projekts, wie ihr neues System funktioniert.


Ein virtueller Trainer, der Teil des neuen Systems ist, leitet einen Benutzer an, Kniebeugen korrekt auszuführen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Ein virtueller Trainer, der Teil des neuen Systems ist, leitet einen Benutzer an, Kniebeugen korrekt auszuführen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld

CITEC arbeitet an neuen Technologien, die den Menschen intuitiv unterstützen. Um zu untersuchen, wie solch eine Unterstützung beim Lernen und Trainieren von Bewegungsabläufen funktionieren kann, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters den Intelligenten Coaching-Raum (Intelligent Coaching Space, ICSPACE) entwickelt. Die Forscher nutzen hierfür einen Aufbau mit zwei Projektionswänden (Front und Boden), um eine computergenerierte virtuelle Umgebung zu simulieren. Testpersonen tragen ähnlich zum 3D-Kino eine Stereo-Brille. Die Besonderheit: Das Bild wird exakt an die Position und Blickrichtung des Nutzers angepasst. So entsteht der Eindruck, sich in einem virtuellen Fitnessraum zu befinden, dessen Trainer direkt vor einem steht. Jede Testperson wird mit reflektierenden Markern ausgestattet, die von Infrarotkameras verfolgt werden. So kann das System die Bewegungen der Person erfassen.

Betritt eine Person das System, sieht sie zunächst eine virtuelle Kopie von sich selbst im Spiegel des virtuellen Trainingsraums. „Mit dem virtuellen Spiegelbild können die Benutzerinnen und Benutzer visuell überprüfen, wie sie ihre Bewegungen ausführen“, erklärt Professor Dr. Mario Botsch. Der Informatiker leitet das Projekt zusammen mit dem Informatiker Professor Dr. Stefan Kopp sowie dem Sportwissenschaftler und Kognitionspsychologen Professor Dr. Thomas Schack. An dem Großprojekt sind Forschungsgruppen aus Biologie, Psychologie, Sportwissenschaften, Linguistik und Informatik beteiligt.

Um das virtuelle Spiegelbild zu erzeugen, wird vorab das Äußere des Benutzers eingescannt und auf die künstliche Figur, den Avatar, übertragen. „Im virtuellen Spiegel sieht sich die Person nicht nur von vorn. Der Spiegel kann auf Wunsch virtuell gedreht werden, um sich auch von der Seite zu sehen und so besser zu erkennen, ob eine Übung richtig durchgeführt wird“, sagt der Computergrafik-Experte Botsch. „Mit virtueller Technik lassen sich Dinge darstellen, die normalerweise nicht zu sehen wären“, erklärt Stefan Kopp. So lässt sich die Darstellung im virtuellen Spiegel – anders als im normalen Spiegel – verändern. „Wir können dem Benutzer optische Trainingshinweise geben, etwa indem der Spiegel einzelne Körperteile farblich hervorhebt.“ der Kognitionswissenschaftler Kopp. Wenn eine Benutzerin zum Beispiel während der Kniebeuge ihre Oberschenkel absenkt, erscheinen die Oberschenkel ihres Avatars so lange in einer roten Färbung, bis sie sich in der die korrekten Endposition befinden. Auch Fehler zeigt das System an: „Gewisse Fehler in der Bewegung, etwa wenn der Benutzer seinen Kopf bei der Kniebeuge zu weit in den Nacken beugt, stellt das System im Spiegel übertrieben dar, um so deutlich auf den Fehler aufmerksam zu machen.“ Die Benutzerinnen und Benutzer können sich die Übung auch vormachen lassen. Dann erscheint im Spiegel zusätzlich zum Avatar eine halb-transparente Figur, welche die Übung zusammen mit dem jeweiligen Benutzer ausführt. „Der Benutzer kann  einfach den Haltungsänderungen dieser zweiten Figur folgen und erlernt so den richtigen Bewegungsablauf“, sagt Kopp.

Zusätzlich verfügt der Nutzer über einen virtuellen Trainer. „Er verkörpert die Trainingskompetenz des Systems und ist mit dem aktuellen Wissen der Trainingswissenschaft ausgestattet“, sagt Kopp. Der Trainer erscheint als animierte Figur in Jeans und T-Shirt. Er wendet sich dem jeweiligen Benutzer zu und spricht ihn direkt an. „Er ist in der Lage, Bewegung zu beobachten und kann darauf aufbauend persönliches Feedback geben.“ Der Trainer lässt sich die Übung durch den Nutzer vormachen und erklärt dann, welche Bewegungen er noch ändern muss, um die Übung korrekt auszuführen. Außerdem kann er im virtuellen Spiegel eine Zeitlupen-Wiederholung der Bewegung des Nutzers abspielen, um auf Fehler hinzuweisen und dann die Bewegung selber korrekt vorzumachen.

Die Trainingsumgebung sei weltweit einmalig, sagt der Sportwissenschaftler Thomas Schack. „Es ist das einzige mir bekannte System, das im Vergleich zu anderen virtuellen Systemen den kompletten Trainingsprozess simuliert und technisch umsetzt und sich dabei flexibel an das Verhalten des Nutzers anpasst“, sagt Schack. „Zu diesem Prozess gehört es, die Bewegung mit Modellen zu demonstrieren. Mit ihnen lässt sich die jeweilige Übung beschreiben und verstehen, aber auch die Zielsetzung für das Training und die Rückmeldungen an den Nutzer.“ Mit der neuen Trainingsumgebung wollen die Forscherinnen und Forscher künftig untersuchen, wie technische Systeme am besten dabei unterstützen, Sportbewegungen und weitere motorische Handlungen einzuüben und auszuführen.

Künftig soll das neue System nicht nur Kniebeugen beibringen. „Zum geplanten Repertoire gehören auch Gymnastikübungen, Thai-Chi, Yoga oder zum Beispiel der Golfschwung“, sagt Schack. Das System eignet sich außer für Sportler auch für Patienten in der Rehabilitation. Mario Botsch: „Das System kommt sowohl für Trainings im Hochleistungssport in Frage als auch für therapeutische Ansätze – zum Beispiel bei Bewegungsproblemen aufgrund von Erkrankungen.“

ICSPACE stellt aus Sicht der Wissenschaftler eine Ergänzung zu heutigen Sportangeboten dar. „Wir wollen keinen Sporttrainer arbeitslos machen“, sagt Mario Botsch. „Aber es gibt deutlich mehr Bedarf für Bewegungslernen als viele annehmen. So eignen sich unsere Entwicklungen auch, um ältere Menschen zu motivieren, sich zu bewegen. Das System ließe sich dafür so anpassen, dass es auch zu Hause auf dem Smart-TV laufen kann.“


Weitere Informationen im Internet:
Beitrag zu ICSPACE bei research_tv: https://youtu.be/WDZ4Zgv_wzQ
Übersicht zum CITEC-Großprojekt ICSPACE: http://graphics.uni-bielefeld.de/research/icspace
Übersicht der Forschungsprojekte am CITEC: http://cit-ec.de/en/content/projects

Kontakt:
Prof. Dr. Mario Botsch, Universität Bielefeld
Technische Fakultät
Telefon: 0521 106-12146
E-Mail: botsch@techfak.uni-bielefeld.de

Die Professoren Die Professoren Dr. Stefan Kopp, Dr. Thomas Schack und Dr. Mario Botsch leiten das Projekt ICSPACE, das eine virtuelle Trainingsumgebung entwickelt hat. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Die Professoren Dr. Stefan Kopp, Dr. Thomas Schack und Dr. Mario Botsch leiten das Projekt ICSPACE, das eine virtuelle Trainingsumgebung entwickelt hat. Foto: CITEC/Universität Bielefeld

„Europa macht Schule“ (Nr. 24/2016)

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Studierende und Schüler präsentieren Projekte

Im Programm „Europa macht Schule“ entwickeln europäische Studierende mit Schülerinnen und Schülern Projekte, die Einblicke in das jeweilige Heimatland der Studierenden geben. Gemeinsam präsentieren sie diese am Freitag, 19. Februar, von 10 bis 13 Uhr im Raum T0-260 der Universität.


Die Aktion wird in Bielefeld von der Bielefeld School of Education und dem Verein Europa macht Schule e.V. organisiert. Es gibt sie bundesweit in 30 Städten. Das Programm steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird unter anderem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und vom Bundesministerium für Forschung unterstützt. Die Universität Bielefeld beteiligt sich seit 2009.

Bei „Europa macht Schule“ werden europäische Studierende zu Minibotschaftern ihres Landes. In den Schulen gestalten sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ein kleines Unterrichtsprojekt über ihr Heimatland oder zu einem europäischen Thema. So lernen die Schüler ein anderes europäisches Land aus erster Hand kennen und die Studierenden erhalten spannende Einblicke in den deutschen Lebensalltag. Das Programm wird durch ein bildungswissenschaftliches Seminar der Bielefeld School of Education (BiSEd) begleitet, das die Studierenden dabei unterstützt ihre Projekte theoriegeleitet zu planen, durchzuführen und auszuwerten.

In diesem Wintersemester waren acht Studierende aus Spanien, Estland, Russland und Polen dabei. Entstanden sind Projekte zu den Themen "Globalization", "E-stland@Deutschland", Polens Kultur (in Europa, aber auch dargestellt durch einen Postkartenaustausch zwischen einer deutschen und einer polnischen 5. Klasse) sowie "Spanische Festivals". Die beteiligten Schulen sind: Gesamtschule Verl, Ems-Berufskolleg Rheda Wiedenbrück, Ceciliengymnasium (Bielefeld), Ernst-Hansen-Schule (Bielefeld), Berufskolleg Halle, Stadtgymnasium Detmold, Berufskolleg Reckenberg und die Richard-von-Weizsäcker-Gesamtschule in Rietberg.

Kontakt:
Gabriele Pendorf, Universität Bielefeld
Bielefeld School of Education
Telefon: 0521 106-4236,
E-Mail: bised-internationalisierung@uni-bielefeld.de

Der Pressetermin in Kürze:
Zeit:        19. Februar 2016, 10 bis 13 Uhr
Ort:         Universität Bielefeld, Raum T0-260

Die besten Doktorarbeiten 2015

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Universitätsgesellschaft lädt am 17. Februar zur Preisverleihung

Die Universitätsgesellschaft Bielefeld (UgBi) zeichnet am Mittwoch, 17. Februar, um 18.30 Uhr im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für ihre Doktorarbeiten aus. Die 15 von den Fakultäten der Universität Bielefeld vorgeschlagenen Arbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger waren alle mit der Bestnote „summa cum laude“ (hervorragende Leistung) bewertet worden. Durch die Veranstaltung führt Moderator Andreas Liebold. Er wird im Gespräch mit den Preisträgerinnen und Preisträgern die Promotionsthemen vorstellen. Unter den Preisträgern ist auch einer der FameLab-Gewinner des Jahres 2012 Jan M. Ache. Medienvertreter sind herzlich eingeladen. Bereits um 18.15 Uhr besteht die Möglichkeit für ein Pressefoto.


Die Universitätsgesellschaft verleiht die Dissertationspreise seit 1983. Sie werden mit jeweils 1.000 Euro honoriert, gefördert von namenhaften Unternehmen aus der Region Ostwestfalen-Lippe sowie Einzelpersonen. Da aus jeder Fakultät jeweils mindestens eine Doktorandin oder ein Doktorand ausgezeichnet wird, ist das Themenspektrum der Dissertationen groß. Die vollständige Liste der insgesamt 15 Preisträger sowie der Themen ist dieser Pressemitteilung im Anhang beigefügt. In diesem Jahr werden elf Nachwuchswissenschaftler und vier Nachwuchswissenschaftlerinnen ausgezeichnet.

WLUG-Vorsitzenden Herbert Vogel wird die Dissertationspreise in einer akademischen Feierstunde verleihen. An der Veranstaltung werden neben den Preisträgern und Angehörigen auch Vertreter aus Rektorat und Fakultäten sowie der Stadt Bielefeld teilnehmen. Für den musikalischen Rahmen sorgen Farida Rustamova (Violine) und Juan Diego (Klavier) von der Hochschule für Musik Detmold.

Kontakt:
Jürgen Heinrich, Universitätsgesellschaft Bielefeld (UgBi)
Geschäftsführer
Telefon: 0521 106-67342
E-Mail: ugbi@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ugbi

Verleihung der Dissertationspreise 2015:
Zeit: Mittwoch, 17. Februar 2016, um 18.30 Uhr
Pressefoto: um 18.15 Uhr, vor der Preisverleihung
Ort: Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld,
       Methoden 1 (Wellenberg 1), 33615 Bielefeld

Die Preisträgerinnen und Preisträger:


Fakultät für Biologie
Jan M. Ache
Descending interneurons in the stick insect antennal mechanosensory system – exploring the coding space of tactile localization

Fakultät für Chemie
Dr. Simon Steinhauer
Zur Chemie von Pentafluorethylsiliciumverbindungen

Fakultät für Erziehungswissenschaft
Vanessa Dizinger
Professionelle und interprofessionelle Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern im Kontext schulischer Belastung und Beanspruchung

Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Gleb J. Albert
Das Charisma der Weltrevolution. Revolutionärer Internationalismus in der frühen Sowjetgesellschaft, 1917-1927

Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Dr. Dietrich Plaß
The Burden of Disease Framework – success story but necessities for adaptation

Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Dr. Gabriele Paschek
Do Hands Do All Your Thinking? An Experimental Study of Manipulation-Specificity

Fakultät für Mathematik
Dr. Lennart Gehrmann
Shalika models and p-adic L-functions

Fakultät für Physik
Dr. Henning Vieker
Helium Ion Microscopy: A new tool to analyze and modify nanoscale objects

Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Abteilung Psychologie
Dr. Jonas H. Rees
From guilty conscience to collective climate action: The role of negative morale emotions in motivationg individuel an group-based pro-environmental behavior

Abteilung Sportwissenschaft
Dr. Cornelia Frank
Mental representation and learning in complex action

Fakultät für Soziologie
Susanne Steiger
The Impact of Foreign Experts on Policymaking in Young Democracies. A Comparative Analysis of South Africa and Tanzania

Technische Fakultät
Dr.-Ing. Amir Sadeghipour
A Computational Model of Motor Cognition for Iconic Gesture Processing
Dr. Daniel Dörr
Gene Family-free Genome Comparison

Fakultät für Rechtswissenschaft
Dr. Florian Bartels
Insolvenzanfechtungen und Leistungen Dritter

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Dr. Christopher Gertz
The Role of Information in Markets with Quality Uncertainty



Die besten Doktorarbeiten 2015

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Universitätsgesellschaft lädt am 17. Februar zur Preisverleihung

Die Universitätsgesellschaft Bielefeld (UgBi) zeichnet am Mittwoch, 17. Februar, um 18.30 Uhr im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für ihre Doktorarbeiten aus. Die 15 von den Fakultäten der Universität Bielefeld vorgeschlagenen Arbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger waren alle mit der Bestnote „summa cum laude“ (hervorragende Leistung) bewertet worden. Durch die Veranstaltung führt Moderator Andreas Liebold. Er wird im Gespräch mit den Preisträgerinnen und Preisträgern die Promotionsthemen vorstellen. Unter den Preisträgern ist auch einer der FameLab-Gewinner des Jahres 2012 Jan M. Ache. Medienvertreter sind herzlich eingeladen. Bereits um 18.15 Uhr besteht die Möglichkeit für ein Pressefoto.


Die Universitätsgesellschaft verleiht die Dissertationspreise seit 1983. Sie werden mit jeweils 1.000 Euro honoriert, gefördert von namenhaften Unternehmen aus der Region Ostwestfalen-Lippe sowie Einzelpersonen. Da aus jeder Fakultät jeweils mindestens eine Doktorandin oder ein Doktorand ausgezeichnet wird, ist das Themenspektrum der Dissertationen groß. Die vollständige Liste der insgesamt 15 Preisträger sowie der Themen ist dieser Pressemitteilung im Anhang beigefügt. In diesem Jahr werden elf Nachwuchswissenschaftler und vier Nachwuchswissenschaftlerinnen ausgezeichnet.

WLUG-Vorsitzenden Herbert Vogel wird die Dissertationspreise in einer akademischen Feierstunde verleihen. An der Veranstaltung werden neben den Preisträgern und Angehörigen auch Vertreter aus Rektorat und Fakultäten sowie der Stadt Bielefeld teilnehmen. Für den musikalischen Rahmen sorgen Farida Rustamova (Violine) und Juan Diego (Klavier) von der Hochschule für Musik Detmold.

Kontakt:
Jürgen Heinrich, Universitätsgesellschaft Bielefeld (UgBi)
Geschäftsführer
Telefon: 0521 106-67342
E-Mail: ugbi@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ugbi

Verleihung der Dissertationspreise 2015:
Zeit: Mittwoch, 17. Februar 2016, um 18.30 Uhr
Pressefoto: um 18.15 Uhr, vor der Preisverleihung
Ort: Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld,
       Methoden 1 (Wellenberg 1), 33615 Bielefeld

Die Preisträgerinnen und Preisträger:


Fakultät für Biologie
Jan M. Ache
Descending interneurons in the stick insect antennal mechanosensory system – exploring the coding space of tactile localization

Fakultät für Chemie
Dr. Simon Steinhauer
Zur Chemie von Pentafluorethylsiliciumverbindungen

Fakultät für Erziehungswissenschaft
Vanessa Dizinger
Professionelle und interprofessionelle Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern im Kontext schulischer Belastung und Beanspruchung

Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Gleb J. Albert
Das Charisma der Weltrevolution. Revolutionärer Internationalismus in der frühen Sowjetgesellschaft, 1917-1927

Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Dr. Dietrich Plaß
The Burden of Disease Framework – success story but necessities for adaptation

Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Dr. Gabriele Paschek
Do Hands Do All Your Thinking? An Experimental Study of Manipulation-Specificity

Fakultät für Mathematik
Dr. Lennart Gehrmann
Shalika models and p-adic L-functions

Fakultät für Physik
Dr. Henning Vieker
Helium Ion Microscopy: A new tool to analyze and modify nanoscale objects

Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Abteilung Psychologie
Dr. Jonas H. Rees
From guilty conscience to collective climate action: The role of negative morale emotions in motivationg individuel an group-based pro-environmental behavior

Abteilung Sportwissenschaft
Dr. Cornelia Frank
Mental representation and learning in complex action

Fakultät für Soziologie
Susanne Steiger
The Impact of Foreign Experts on Policymaking in Young Democracies. A Comparative Analysis of South Africa and Tanzania

Technische Fakultät
Dr.-Ing. Amir Sadeghipour
A Computational Model of Motor Cognition for Iconic Gesture Processing
Dr. Daniel Dörr
Gene Family-free Genome Comparison

Fakultät für Rechtswissenschaft
Dr. Florian Bartels
Insolvenzanfechtungen und Leistungen Dritter

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Dr. Christopher Gertz
The Role of Information in Markets with Quality Uncertainty


Irrtum aufgeklärt: Antriebsgelenk der Stabheuschrecke entdeckt (Nr. 26/2016)

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Forschende der Universität Bielefeld analysieren Bewegung des sechsbeinigen Insekts

Die Stabheuschrecke ist in der Biologie ein beliebtes Untersuchungsmodell, um Laufbewegungen bei Insekten zu verstehen. Ihr Vorteil: Körper und Nervensystem sind vergleichsweise einfach aufgebaut. In Lehrbüchern wurde über Jahrzehnte behauptet, dass die Kraft zur Stützung des Körpers und die Kraft zur Fortbewegung unabhängig voneinander von verschiedenen Gelenken geregelt werden. „Das ist nicht richtig“, sagt jetzt der Biologe Chris Dallmann. „Tatsächlich ist ein und dasselbe Gelenk für beide Aufgaben zuständig. Das können wir mit unseren neuen Analysen belegen“, sagt der Doktorand des Exzellenzclusters Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld. Die Forschungsergebnisse stellt Dallmann zusammen mit den Professoren Dr. Volker Dürr und Dr. Josef Schmitz im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society“ vor. Die New York Times präsentiert das Forschungsergebnis seit gestern (15.2.2016) in einem Videobeitrag.

Welche Kräfte üben die Beine einer Stabheuschrecke aus, und wie bewegt sich das Tier? Das messen CITEC-Forscher mit seitlichen Trittsteinen (weiß) und reflektierenden Markern. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Welche Kräfte üben die Beine einer Stabheuschrecke aus, und wie bewegt sich das Tier? Das messen CITEC-Forscher mit seitlichen Trittsteinen (weiß) und reflektierenden Markern. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
„Wir wollen herausfinden, wie sich Stabheuschrecken fortbewegen und welche Aufgabe die einzelnen Teile der Beine dabei haben“, erklärt Professor Dr. Josef Schmitz. Professor Dr. Volker Dürr und er betreuen die Doktorarbeit von Chris Dallmann. „Erstaunlicherweise kommt die Kraft zur Vorwärtsbewegung und Körperunterstützung aus dem gleichen Gelenk. Dieses Gelenk dient als Antriebseinheit und erzeugt die größte Kraft im Bein. Die anderen Beingelenke dienen gewissermaßen als Steuereinheiten, welche die Antriebskraft so umlenken, dass sich das Tier sowohl über dem Boden halten als auch vorwärts bewegen kann“, sagt Dallmann. „Ein ähnliches Prinzip gilt beispielsweise beim Insektenflug. Dort stellen große Antriebsmuskeln die Kraft bereit, die dann von kleineren Steuermuskeln in Auftrieb und Vortrieb umgeleitet werden. In der Evolution hat sich offenbar diese prinzipielle Funktionsaufteilung bewährt.“

Noch vor kurzem waren sich Biologen weltweit sicher, dass die Kraft für die Vorwärtsbewegung der Stabheuschrecke aus dem Gelenk kommt, um das sich das Bein rückwärts bewegt. „Der Grund für die falsche Annahme war, dass die Messmethoden zu ungenau waren“, berichtet Josef Schmitz. „Stabheuschrecken wiegen nur etwa ein Gramm. Wegen des geringen Gewichts ließ sich bisher nur sehr schlecht berechnen, welche Kraft die einzelnen Beinglieder ausüben.“

Der Biologe Chris Dallmann arbeitet mit Stabheuschrecken. Sie sind bis zu acht Zentimeter lang. Anders als Heuschrecken können sie nicht springen, sondern nur gehen und klettern. Sie ähneln kleinen Ästen und sind so vor Fressfeinden getarnt. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Der Biologe Chris Dallmann arbeitet mit Stabheuschrecken. Sie sind bis zu acht Zentimeter lang. Anders als Heuschrecken können sie nicht springen, sondern nur gehen und klettern. Sie ähneln kleinen Ästen und sind so vor Fressfeinden getarnt. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Dallmann arbeitet in der Forschungsgruppe Biologische Kybernetik der Fakultät für Biologie, die von Volker Dürr geleitet wird und am Exzellenzcluster CITEC beteiligt ist. Dallmann wirkt auch an der Weiterentwicklung des Laufroboters Hector mit, für den sich die Forscherinnen und Forscher von den Bewegungen der Stabheuschrecke inspirieren lassen.

Die Forschungsgruppe Biologische Kybernetik hat ein neues Verfahren entwickelt, das mit dem Leichtgewicht der Stabheuschrecke zurechtkommt. Es misst zum einen sehr präzise die Kräfte, die das ganze Bein auf den Boden ausübt. Zum anderen misst es mit hoher zeitlicher Auflösung, wie sich das Bein im Raum bewegt. „Indem ich diese beiden Datenpakete kombiniere, kann ich berechnen, wie viel Kraft jedes einzelne Gelenk freisetzt“, erklärt Dallmann. So kann er zeigen, welches Gelenk die Bewegung antreibt und welche Gelenke die Antriebskraft lediglich umleiten.

Jedes der sechs Beine der Stabheuschrecke wird maßgeblich von drei Gelenken bewegt. Wie ein „L“ sind sie mit dem Körper des Tieres verbunden. Ein Hüftgelenk (Thorax-Coxa-Gelenk) verbindet das Bein mit dem Körper, und um dieses Gelenk bewegt sich das Bein rückwärts. Ein zweites Hüftgelenk (Coxa-Trochanter-Gelenk) verbindet die Hüfte mit dem Oberschenkel, um dieses Gelenk bewegt sich das Bein nach unten. Ein Kniegelenk (Femur-Tibia-Gelenk) verbindet schließlich den Oberschenkel mit dem Unterschenkel, um dieses Gelenk bewegt sich das Bein nach außen.

Um herauszubekommen, wie viel Kraft die einzelnen Beingelenke der Stabheuschrecke erzeugen, ließ Dallmann die Tiere auf einem Steg mit Trittsteinen laufen. Sensoren in den Trittsteinen erfassen den Druck und die Querkräfte, die von den Füßen der Stabheuschrecke ausgehen. Gleichzeitig zeichnete Dallmann den Gang des Insekts mit einem System zur Bewegungserfassung auf. Das Vicon-System registriert mit Infrarotkameras die Bewegung von 17 kleinen Reflektoren (Markern), die an dem Außenskelett der Stabheuschrecke kleben. „Als wir die Messung der Bewegung und der Bodenreaktionskräfte zusammengebracht haben, wurde klar, dass der Vortrieb gar nicht durch das Hüftgelenk erfolgt, um das sich das Bein nach hinten bewegt“, so Dallmann. „Vielmehr entsteht der Vortrieb automatisch dadurch, dass der Oberschenkel stark nach unten drückt, um den Körper zu stützen.“ Forscher dachten bislang, das Herunterdrücken des  Schenkels diene alleine der Körperunterstützung.

Die neuen Erkenntnisse dürften nicht nur Änderungen in den Lehrbüchern mit sich bringen. Das Wissen soll auch mit der künstlichen Stabheuschrecke Hector erprobt werden. „Der Roboter ist ähnlich der Stabheuschrecke mit elastischen Antrieben ausgestattet“, sagt Chris Dallmann. „Wir wollen jetzt testen, welche Vorteile es hat, wenn ein Antrieb wie beim tierischen Vorbild sowohl die Körperhöhe als auch die Fortbewegung regelt.“

Chris Dallmann befasst sich in seiner Doktorarbeit mit der Frage, wie Stabheuschrecken ihr Gehen an die Umgebung anpassen. Er ist seit Ende 2013 Mitglied der CITEC-Graduiertenschule. Die Einrichtung ist 2008 gegründet worden und sorgt für die weiterführende wissenschaftliche Qualifikation in der Kognitiven Interaktionstechnologie an der Universität Bielefeld. Derzeit hat die Graduiertenschule rund 100 Mitglieder.

Originalartikel:
Chris Dallmann, Volker Dürr, Josef Schmitz: Joint torques in a freely walking insect reveal distinct functions of leg joints in propulsion and posture control. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 283 (1823). 20 January 2016.DOI: 10.1098/rspb.2015.1708, erschienen am 20. Januar 2016.

Weitere Informationen im Internet:
•    Videobeitrag der New York Times: www.nytimes.com/2016/02/15/science/stick-insect-helps-scientists-study-how-animals-move.html
•    Video zu Hector bei research_tv („Eine Roboter-Stabheuschrecke lernt laufen“): youtu.be/1DB6bd61i0o
•    Roboter-Stabheuschrecke Hector macht ihre ersten Schritte (Pressemitteilung vom 15.12.2014): ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/roboter_stabheuschrecke_hector_macht_ihre
•    Ein Roboter mit Bewusstsein (Pressemitteilung vom 20.12.2013): ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/ein_roboter_mit_bewusstsein_nr
•    Ein Roboter soll sich selbst wahrnehmen (Pressemitteilung vom 25.03.2015): ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/ein_roboter_soll_sich_selbst
•    Forschungsgruppe „Biologische Kybernetik“: www.uni-bielefeld.de/biologie/Kybernetik

Kontakt:
Chris Dallmann, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie
Telefon: 0521 106-5530
E-Mail: cdallmann@uni-bielefeld.de

Studieren ohne Abitur (Nr. 27/2016)

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Informationsveranstaltung am 24. Februar in der Universität

Die Zentrale Studienberatung (ZSB) organisiert für Mittwoch, 24. Februar, um 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung für Studieninteressierte ohne Abitur. Berufstätige mit abgeschlossener Ausbildung und längerer Berufserfahrung können sich im Gebäude X der Universität, Raum E1-201, über die Möglichkeiten informieren.


Gemeinsam mit dem Studierendensekretariat erläutert die Zentrale Studienberatung das Studienangebot (Abschlüsse, Fächer, Studienstruktur), die Zugangsvoraussetzungen, die Möglichkeiten eines Probestudiums, die Zugangsprüfung und die Beratungsangebote für beruflich Qualifizierte.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/ZSB/Beruflich Qualifizierte.html

Kontakt:
Friederike Friedrich, Universität
Zentrale Studienberatung
Telefon: 0521 106-3019
E-Mail: zsb@uni-bielefeld.de oder

Neuer Schülerworkshop: Robotik – Von der Natur zur Technik (Nr. 28/2016)

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Einladung zum Pressegespräch am 24. Februar

Ab März können Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse aus dem gesamten Regierungsbezirk Detmold an einem neuen Workshop in der Universität Bielefeld lernen, wie nahe sich Biologie und Technik stehen. Die praktische Arbeit mit den natürlichen Vorbildern für die Robotik sowie die eigenständige Programmierung einfacher Roboter stehen im Mittelpunkt dieses Workshops. Die Kinder können untersuchen, welchen Tieren die Roboter nachempfunden sind und prüfen, inwiefern die Funktionen des Roboters dem natürlichen Vorbild überlegen sind oder ob es noch weiteren Optimierungsbedarf gibt.

Die Organisatoren stellen den neuen Workshop am Mittwoch, 24. Februar, ab 14 Uhr, den Medien vor.


Entwickelt wurde der Workshop im Projekt „Biologie-hautnah“ in Kooperation mit dem Forschungsinstitut CoR-Lab (Research Institute for Cognition and Robotics). Der Workshop richtet sich sowohl an einzelne Schülerinnen und Schüler, interessierte Gruppen und an ganze Schulklassen und kann dank der finanziellen Unterstützung der Familie-Osthushenrich-Stiftung für alle kostenfrei angeboten werden. Die Workshops können sowohl als Tages-, Wochenend- oder auch Wochenworkshop gebucht werden

Kontakt:
Prof. Dr. Claas Wegner, Universität Bielefeld
Projektleiter „Kolumbus-Kids“, „Biologie-hautnah“
Telefon: 0521 106-5549
E-Mail: Claas.wegner@uni-bielefeld.de

Der Pressetermin in Kürze:
Datum:        24. Februar 2016
Ort:              Universität Bielefeld, Raum N4- 117 (CoR-Lab)
Zeit:             14 bis 16 Uhr

Kinder-Uni zum Thema „Räuber und Gendarm“ startet (Nr. 29/2016)

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Was darf der Gendarm?

Am Freitag, 19. Februar, eröffnet der Rechtswissenschaftler Professor Dr. Markus Artz mit seiner Vorlesung die Kinder-Uni zum Thema „Räuber und Gendarm“. Zwei Termine warten auf die Kinder der 3. und 4. Klassen: um 16 Uhr und 18 Uhr.


Professor Artz zeigt drei Rollen auf: Räuber, Opfer und Gendarm. Der Räuber macht sich vielleicht strafbar, wenn er dem Opfer etwas wegnimmt. Aber begeht er wirklich einen Raub oder ist er doch nur ein Dieb? Wird er bestraft? Was hat er zu erwarten – eine Geldstrafe, muss er den Schulhof kehren oder sogar ins Gefängnis? Dem Opfer ist etwas weggenommen worden. Darf es sich die Sache selbst wiederholen? Oder sollte das Opfer besser zur Polizei gehen? Und schließlich der Gendarm. Darf der eigentlich alles, nur weil er eine Uniform trägt? Fragen über Fragen, auf die das Recht eine Antwort hat.

Die kleinen Forscherinnen und Forscher erwarten bei der Kinder-Uni an den nächsten vier aufeinanderfolgenden Freitagen –am 19. und 26. Februar sowie am 4. und 11. März  – spannende Vorlesungen zum Oberthema „Räuber und Gendarm“. Nach dem Juristen beleuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Technischen Fakultät, der Philosophie und der Biologie das Thema. Es werden zu jedem Termin zwei identische Vorlesungsrunden um 16 Uhr und um 18 Uhr angeboten.

Die Junge Uni der Universität Bielefeld veranstaltet ihre Kinder-Uni bereits zum 13. Mal. Bisher haben insgesamt über 10.000 Schülerinnen und Schüler daran teilgenommen. Hier werden wissenschaftliche Themen kindgerecht aufbereitet. Ziel ist es, Neugier, Kreativität und Freude am Lernen und Entdecken zu wecken. Für Eltern und Begleitpersonen werden die Vorlesungen in einem benachbarten Hörsaal übertragen.

Kontakt:
Kinder-Uni Bielefeld
Telefon: 0521 106-12444
E-Mail: kinder-uni@uni-bielefeld.de

Erfolgreiche Auszubildende verabschiedet (Nr. 30/2016)

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Universität Bielefeld bietet zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten

In den vergangenen Wochen haben sieben junge Menschen ihre Berufsausbildung an der Universität Bielefeld erfolgreich abgeschlossen. Ausbildungsleiter Alexander Steinhäuser sowie Mitglieder von Personalrat und Jugend-Auszubildenden-Vertretung (JAV) würdigten die Leistungen am heutigen Freitag (19. Februar) in der Universität Bielefeld.


Über den Abschluss der Ausbildung an der Universität Bielefeld freuen sich Ausbildungsleiter Alexander Steinhäuser sowie Jens Bögeholz, Nele Janski und Jan-Ulrich Klamert (v.l.). Foto: Universität Bielefeld.
Über den Abschluss der Ausbildung an der Universität Bielefeld freuen sich Ausbildungsleiter Alexander Steinhäuser sowie Jens Bögeholz, Nele Janski und Jan-Ulrich Klamert (v.l.). Foto: Universität Bielefeld.
Den Grundstein für ihre berufliche Zukunft legten die ehemaligen Auszubildenden Nele Janski als Buchbinderin, Inga Wißbrock, Claudia Echterhoff und Evelyn Schulde als Chemielaborantinnen, Jens Bögeholz als Systemelektroniker sowie Laurence Freitag und Jan-Ulrich Klamert als Feinwerkmechaniker.

Während der Feierstunden dankte Alexander Steinhäuser auch den Ausbilderinnen und Ausbildern für das große Engagement. Um den Berufseinstieg zu erleichtern, konnte die Universität wieder allen erfolgreichen Auszubildenden eine mindestens dreimonatige Anschlussbeschäftigung anbieten.

Die Universität Bielefeld ist nicht nur Bildungsort für Studierende, sondern zugleich einer der größten Ausbildungsbetriebe der Region. Sie bietet ein vielseitiges und breit gefächertes Angebot. Insgesamt gibt es an der Universität Bielefeld über 70 Ausbildungsplätze in mehr als zehn verschiedenen Berufen.

Weitere Informationen:
www.uni-bielefeld.de/ausbildung

Patienten mit Seltenen Erkrankungen besser versorgen (Nr. 31/2016)

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Gesundheitswissenschaftler der Universität Bielefeld bewerten Aktionsplan

Alle vier Jahre taucht der 29. Februar im Kalender auf. Im Vergleich zu anderen Daten ist dieser Tag selten – wie gemacht für den „Tag der Seltenen Erkrankungen“. Um die Lebenssituation von Menschen zu verbessern, die an Seltenen Erkrankungen leiden, wurde 2013 der Nationale Aktionsplan für Menschen mit Seltenen Erkrankungen verabschiedet. Ziel der beteiligten Akteure ist es, die Patientenversorgung zu verbessern. Forscherinnen und Forscher der Universität Bielefeld, des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung sowie der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften untersuchen im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, ob die geplanten Maßnahmen erfolgreich sind.


Die Arbeitsgruppe um Gesundheitsökonom Prof. Dr. Wolfgang Greiner untersucht, wie erfolgreich erste Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans in der Praxis umgesetzt werden. Foto: Universität Bielefeld
Die Arbeitsgruppe um Gesundheitsökonom Prof. Dr. Wolfgang Greiner untersucht, wie erfolgreich erste Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans in der Praxis umgesetzt werden. Foto: Universität Bielefeld
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Seltenen Erkrankung, in der Europäischen Union sind zirka 30 Millionen Menschen betroffen. Insgesamt, sagt Gesundheitsökonom Prof. Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld, seien seltene Krankheiten in der Summe ebenso häufig wie die klassischen Volkskrankheiten. Etwa 8.000 Krankheiten gibt es, an denen jeweils wenige Menschen leiden. Dazu gehört zum Beispiel die Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Bedingt durch einen Gendefekt ist bei den Betroffenen der vom Körper produzierte Schleim dickflüssig, so dass er zum Beispiel langfristig die Atemwege zerstören kann. Ungefähr fünf von 20.000 Menschen sind von der Krankheit betroffen. Andere seltene Krankheiten kommen sogar wesentlich seltener vor. „Das birgt gleich mehrere Probleme“, erklärt Greiner. „Der Mediziner erkennt die Krankheit nicht, schätzt Symptome falsch ein und tut sich schwer mit einer Diagnose. Der Patient weiß nicht, woran er leidet. Pharmaunternehmen steigen nur selten in die Forschung ein, etwa weil der Zulassungsprozess neuer Medikamente im Verhältnis zu den Absatzmöglichkeiten besonders lang und teuer ist.“

Mit dem Aktionsplan wollen die Initiatoren aus Politik, Patientenselbsthilfe sowie Spitzen- und Dachverbände die Situation für alle Beteiligten verbessern. Der Aktionsplan umfasst insgesamt 52 Maßnahmen, sortiert nach Handlungsfeldern wie Forschung, Diagnose oder Informationsmanagement. Der Aktionsplan geht zurück auf eine gemeinsame Initiative aller im Bereich Seltene Erkrankungen Beteiligter, die sich bereits 2010 in einem Bündnis organisiert haben. Dazu gehören das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Allianz chronischer seltener Erkrankungen (ACHSE) sowie Verbände und Vereinigungen, die Medizinerinnen und Mediziner, Patientinnen und Patienten, Versicherer oder Forschende vertreten. Der Aktionsplan wird seit 2013 umgesetzt und nun von Forscherinnen und Forschern der Universität Bielefeld, des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI sowie der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften  wissenschaftlich begleitet.

Das Projektteam unter Bielefelder Leitung untersucht, inwieweit die bisherigen Aktionen erfolgreich waren, welche Hemmnisse es dabei gibt und wo es noch Bedarf zum Weiterentwickeln gibt. Im Moment werden die Akteure des Bündnisses befragt – zum Beispiel nach dem aktuellen Stand, ersten Ergebnissen sowie Möglichkeiten, um das Zusammenspiel der Aktivitäten und der Gruppen zu verbessern. „Wir möchten frühzeitig Hindernisse und Barrieren erkennen, wegen denen eine Maßnahme möglicherweise nicht wirken kann.“ In der zweiten Phase ab Frühjahr 2016 wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Erkenntnisse nutzen und anwenden. Reicht die Finanzierung? Fehlen Adressaten? Tauchen bestimmte Bereiche gar nicht im Plan auf? „Wir nehmen die Ist-Situation auf und vergleichen sie mit den anvisierten Zielen. Dann wissen wir, wo an den Maßnahmen und Projekten noch nachjustiert werden muss“, erklärt Wolfgang Greiner. „Ziel ist es, die nachhaltige Finanzierung und die Situation für Menschen mit seltenen Krankheiten mit dem nationalen Aktionsplan zu verbessern.“ 

Weitere Informationen im Internet:
www.wb-napse.de
www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag5
www.namse.de

Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG 5 Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement
Telefon: 0521 106-6989
E-Mail: wolfgang.greiner@uni-bielefeld.de  



Bildungsinteressen und Arbeitsmarktqualifikationen von Geflüchteten (PE 32/2016)

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Bundesweit erstmalige Erhebung an der Universität Bielefeld

Welchen individuellen Bildungsweg haben Geflüchtete hinter sich und welche persönlichen Vorstellungen haben sie von einem möglichen Studium oder einer späteren Arbeitsstelle in Deutschland? Diese und weitere Fragen zum Thema Bildungs- und Arbeitsmarktqualifikationen sollen Geflüchtete Menschen im Rahmen einer Online-Befragung in Bielefeld und Umgebung beantworten.


Nach aktuellem Kenntnisstand scheint es zum Bildungsstand und den Bildungsinteressen Geflüchteter bis dato – auch bundesweit – keine umfassende Datenbasis zu geben. Ganz analog verhält es sich im Bereich des Arbeitsmarktes. Der Fragebogen ist bewusst so konzipiert, dass er in jeder beliebigen Stadt in Deutschland eingesetzt werden kann. Der anonyme Online-Fragebogen wird aktuell in sechs Sprachen angeboten.

Die Verantwortlichen werden den konzeptionellen Hintergrund der Erhebung erklären.

Kontakt:
Şenol Keser, M. A., Universität Bielefeld
Bielefeld 2000plus
Telefon: 0521 106-4874 oder 0176 61 00 54 08
E-Mail: bi2000plus@wiwi.uni-bielefeld.de

Der Pressetermin in Kürze
Zeit: 26. Februar, 10.30 Uhr
Ort: Universität Bielefeld, Raum U9-151
Personen:
Prof. Dr. Reinhold Decker, Bielefeld 2000plus
Şenol Keser M. A., Leiter Bielefeld 2000plus        
Tobias Reher, Wiss. Mitarbeiter Bielefeld 2000plus
Eleni Andrianopulu, Referentin der Prorektorin für Internationales und Diversität

Bildungsinteressen und Arbeitsmarktqualifikationen von Geflüchteten (Nr. 33/2016)

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Bundesweit erstmalige Erhebung an der Universität Bielefeld

Es wird oft darüber berichtet, dass viele der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, gut ausgebildet sind. Diese stellen nicht nur für die Wirtschaft eine Chance dar, sondern auch für die Hochschulen. Nach aktuellem Kenntnisstand scheint es jedoch zum Bildungsstand und zu den Bildungsinteressen Geflüchteter bis dato – auch bundesweit – keine umfassende Datenbasis zu geben. Ähnlich verhält es sich im Bereich des Arbeitsmarktes. Dadurch kann viel Potenzial verloren gehen. Der Arbeitskreis Interkulturelles von Bielefeld 2000plus an der Universität Bielefeld erhebt deshalb in einer Umfrage Daten und Zahlen zum Thema.


„Der Arbeitskreis war sich schnell darüber einig, dass auf diesem Feld etwas passieren muss. All unsere Arbeitskreise sind bewusst interdisziplinär aufgestellt“, so der Leiter der Geschäftsstelle von Bielefeld2000plus und Projektleiter Şenol Keser. Die Mitglieder sind Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Fakultäten der Universität Bielefeld und der Fachhochschule Bielefeld, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), der Industrie- und Handelskammer (IHK), des Kommunalen Integrationszentrums, des AK Asyl, des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld (IKG), der Bundesagentur für Arbeit  und weiterer themenrelevanter Institutionen aus Bielefeld und Umgebung.

„Die Hochschulen haben großes Interesse daran zu erfahren, wie viele potenzielle Studierende sich unter den Geflüchteten befinden und welchen individuellen Bildungsweg sie hinter sich haben. Ebenso möchte der Arbeitsmarkt wissen, welche beruflichen Qualifikationen die Geflüchteten mitbringen. Denn nur so können die Hochschulen und der Arbeitsmarkt wirklich bedarfsgerecht agieren“, erklärt Professor Dr. Reinhold Decker, wissenschaftlicher Leiter von Bielefeld 2000plus und Prorektor für Informationsmanagement. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, hat der Arbeitskreis Interkulturelles einen anonymen Online-Fragebogen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Dari/Persisch, Französisch, Arabisch und Russisch konzipiert. Dieser soll modellhaft in Bielefeld und Umgebung eingesetzt werden, um so erste Daten zur Situation vor Ort zu erhalten. „Der Fragebogen wurde bewusst in digitaler Form erstellt. Das ist viel näher an den Lebensumständen der Geflüchteten dran. Der Großteil hat ein Smartphone oder ein anderes internetfähiges Gerät und kann darüber den etwa 15-minütigen Fragebogen jederzeit ausfüllen. Eine Besonderheit ist, dass der Fragebogen modellhaft in jeder deutschen Stadt eingesetzt werden könnte“, betont der wissenschaftliche Mitarbeiter Tobias Reher.

Die Referentin der Prorektorin für Internationales und Diversität, Eleni Andrianopulu, erklärt, dass das Projekt seitens des Rektorats unterstützt und gefördert wird. „Wir halten das Thema für sehr wichtig. Soweit wir informiert sind, gibt es aktuell bundesweit seitens einer Hochschule keine vergleichbare Erhebung. Wir hoffen auf Nachahmer.“

In der Initiative „Bielefeld 2000plus – Forschungsprojekte zur Region“ arbeiten seit 1997 Universität und Stadt Bielefeld zusammen, um den Standortvorteil „Hochschule“ für Bielefeld und die Region in noch größerem Umfang zu nutzen. Ziel ist es, die Vernetzung von Wissenschaft, Stadt und Region zu intensivieren und den Institutionen übergreifenden Austausch von Expertenwissen zu fördern. Zu diesem Zweck organisiert Bielefeld 2000plus Arbeitskreise und Projekte mit Vertreterinnen und Vertretern aus  Wissenschaft und Stadtverwaltung, Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und den unterschiedlichsten Institutionen aus Wirtschaft, Kultur, Stadtentwicklung und Bildung.

Der Fragebogen im Internet:
http://ww3.unipark.de/uc/refsurv

Weitere Informationen im Internet:www.uni-bielefeld.de/bi2000plus/


Familienaufstand! Alles zählt, nur sitzen nicht (Nr. 34/2016)

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Universität Bielefeld und Gesundheitsplattform motivieren zum Aufstehen

Unter www.familienaufstand.de werden Familien ab sofort spielerisch motiviert, aufzustehen und sich im Alltag mehr zu bewegen. Im Rahmen des Engagements zur Prävention von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen wird der „Familienaufstand!“ durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Kooperationspartner der Plattform Ernährung und Bewegung e.V (peb) ist die Arbeitsgruppe „Prävention und Gesundheitsförderung“ der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.


„Im ersten Schritt werden die Familien angeregt sich bewusst damit auseinander zu setzen, wie es um das Aufstehen und Sitzen im Alltag bestellt ist. Daraufhin werden Aufsteh- und Bewegungsziele vereinbart. Und los geht´s! Alle Familienmitglieder sammeln ,Zeitpunkte‘ für Sitzunterbrechungen und Bewegung“, erläutert peb-Geschäftsführerin Dr. Andrea Lambeck das Spiel. Gesundheitswissenschaftler Privatdozent Dr. Jens Bucksch von der Universität Bielefeld ergänzt: „Wir haben die Inhalte für den ,Familienaufstand!‘ auf der Grundlage einer systematischen Analyse bestehender Interventionen zum Sitzenden Lebensstil in der Familie und eigener qualitativer Untersuchungen entwickelt. Dabei wurde deutlich, dass wirksame Interventionen das Problembewusstsein, die Selbstbeobachtung, die Vereinbarung gemeinsamer Ziele sowie bewegte Handlungsalternativen aufzeigen und Verhaltensänderungen belohnen. Genau diese Elemente haben wir für den ,Familienaufstand!‘ zusammengeführt.“

„Familienaufstand!“ fördert spielerisch einen Familienalltag, in dem weniger gesessen und sich mehr bewegt wird. Denn dem Sitzenden Lebensstil sollte möglichst früh entgegengewirkt werden, da ein bereits im Kindesalter „erlernter“ Sitzender Lebensstil mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter beibehalten wird. Dies erhöht neben weiteren Faktoren, wie Fehlernährung, fehlende sportliche Aktivität und Schlafmangel, das Risiko unter anderem für Diabetes Typ 2, Übergewicht und Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen. Selbst Sport kann die gesundheitlichen Risiken eines Sitzenden Lebensstils nicht vollständig ausgleichen. Daher ist es wichtig, lange Sitzzeiten durch Aufstehen und durch Bewegung zu unterbrechen und zu reduzieren. „Familienaufstand!“ wirkt dem Sitzenden Lebensstil in einer für Deutschland bisher einzigartigen Weise entgegen, spricht die gesamte Familie an und soll in den kommenden Monaten verbreitet und weiterentwickelt werden.

Unter www.familienaufstand.de ist das Spiel im Internet verfügbar. Neben dem zugehörigen Download der Spielmaterialien gibt es auf dieser Seite auch viele weitere Informationen und Tipps rund um die Themen Aufstehen und Bewegung.

Die Plattform Ernährung und Bewegung e. V. (peb) ist ein Zusammenschluss von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Eltern und Ärzten. Über 100 Partner setzen sich aktiv für eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung als wesentliche Bestandteile eines gesundheitsförderlichen Lebensstils bei Kindern und Jugendlichen ein. Das Thema Sitzender Lebensstil wird von peb seit mehreren Jahren bearbeitet und kommuniziert.

Die Universität Bielefeld ist an diesem Projekt mit der Arbeitsgruppe 4 „Prävention und Gesundheitsförderung“ der Fakultät für Gesundheitswissenschaften beteiligt. Die Arbeitsgruppe um Professorin Dr. Petra Kolip und PD Dr. Jens Bucksch beschäftigt sich mit der grundsätzlichen Frage, wie sich die Gesundheit fördern und Krankheit verhindern lassen. Die Arbeits-schwerpunkte liegen in der Kinder- und Jugendgesundheitsforschung, in der Frauen- und geschlechtergerechten Gesundheitsforschung, der Gesundheitskommunikation und im Themenfeld Evaluation und Qualitätsentwicklung. Das Thema Sitzender Lebensstil wird seit einigen Jahren wissenschaftlich bearbeitet.

Weitere Informationen im Internet:
www.familienaufstand.de

Kontakt:
PD Dr. Jens Bucksch, Universität Bielefeld
Prävention und Gesundheitsförderung
Telefon: 0521 106-3882  
E-Mail: jens.bucksch@uni-bielefeld.de


Werden Lebenschancen vererbt? (Nr. 35/2016)

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Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld

Welche Chancen ein Mensch in seinem Leben hat, hängt nicht nur davon ab, in welcher Familie und in welchem Land er lebt und aufwächst. Auch seine Gene spielen eine Rolle. Wie diese Rolle aussieht, erörtern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler während der Tagung „Intergenerational Transmission of Advantage and Disadvantage“ („Weitergabe von Vor- und Nachteilen zwischen den Generationen“) vom 7. bis zum 11. März am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung.


Wer die Verteilung von Lebenschancen in einer Gesellschaft verstehen will, darf die genetische Ausstattung der Menschen nicht übergehen: soweit sind sich die Forscher heute einig. Was dies allerdings genau bedeutet, ist nicht einfach zu sagen, denn Gene und Umwelt stehen in einem komplexen Zusammenspiel. So hat die genetische Ausstattung Einfluss auf Intelligenz, Schul- und Berufserfolg, der soziale Status wiederum beeinflusst die Genregulation. Genetische Informationen sind nötig, um Umwelteinflüsse besser zu verstehen, und umgekehrt können ohne die Berücksichtigung sozialer Erfahrungen genetische Einflüsse nicht verstanden werden. Welche politischen Konsequenzen aus den Erkenntnissen gezogen werden sollten, ist eine weitere Fragestellung.

Auf der Tagung werden Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen diskutieren, welche theoretischen Modelle und methodischen Herangehensweisen geeignet sind, um das Zusammenwirken von Genen und Umwelt zu erklären. Wie und in welchen Grenzen können intellektuelle Entwicklungsprozesse beeinflusst werden? „Wir suchen Wege, die an den Stand der Forschung in Soziologie und Psychologie, Biologie und Genetik anknüpfen“, so die Leiter der Tagung, der Soziologe Professor Dr. Martin Diewald und der Psychologe Professor Dr. Rainer Riemann (beide Bielefeld).

Die Tagung findet im Rahmen der interdisziplinären ZiF-Forschungsgruppe „Genetic and Social Causes of Life Chances“ („Genetische und soziale Ursachen von Lebenschancen“) statt, die von Oktober 2015 bis Juli 2016 am ZiF arbeitet. Die Tagungssprache ist Englisch.

Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/FG/2015LifeChances/index.html

Tagungszeiten
Montag, 7. März: 9 bis 18 Uhr
Dienstag, 8. März: 9 bis 18 Uhr  
Mittwoch, 9. März: 9 bis 17 Uhr
Donnerstag und Freitag: Arbeitsgruppentreffen  

Kontakt bei inhaltlichen Fragen:
Prof. Dr. Martin Diewald, Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
E-Mail: martin.diewald@uni-bielefeld.de

Prof. Dr. Rainer Riemann, Universität Bielefeld
Abteilung Psychologie
E-Mail: rainer.riemann@uni-bielefeld.de    

Kontakt bei organisatorischen Fragen:
Mo Tschache, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Telefon: 0521 106-2792
E-Mail: mo.tschache@uni-bielefeld.de

Fremdenfeindlichkeit oder Willkommenskultur? (Nr. 36/2016)

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Bielefelder Forscher untersuchen, warum Deutschland geteilter Meinung ist

Deutschland ist gespalten: Auf der einen Seite demonstrieren Pegida-Anhänger, Neonazis zünden Flüchtlingsunterkünfte an. Auf der anderen Seite engagieren sich Tausende ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe oder spenden Kleidung für Geflüchtete. Wie kommen Fremdenfeindlichkeit und Willkommenskultur zustande und wie stark sind die beiden gegensätzlichen Einstellungen in Deutschland verbreitet? Das haben Forscher der Universität Bielefeld in einer Studie analysiert. Das Ergebnis ist erstaunlich: Fremdenfeindliche Menschen haben teilweise genau die Motive, die sie an der fremden Kultur so stark ablehnen.


Heinz Streib, Professor der Religionspädagogik, analysiert gemeinsam mit Postdoc-Mitarbeiter Constantin Klein und seinem Forschungsteam die Einstellungen in Deutschland. Sie untersuchen positive und negative Einstellungen zwischen den drei großen Weltreligionen, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam. Projekttitel: „Xenophobie und Xenosophie in und zwischen den abrahamitischen Religionen“.

Ausgewählte Ergebnisse ihrer Studie zeigen ein Bild der Zerrissenheit für Deutschland: Jeweils etwa 60 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich Europa vor einer zunehmenden Islamisierung schützen müsse, und dass es zu viele Zuwanderer in Deutschland gebe. Etwas mehr als die Hälfte ist der Ansicht, dass durch die Regierenden zu wenig gegen Überfremdung getan werde.

Aber auch die andere Seite zeigt sich in den Ergebnissen: Eine Mehrheit von etwa 83 Prozent der Befragten stimmt zu, dass Kriegsflüchtlinge hierzulande willkommen sein sollten. Die hohe Zustimmung zur Willkommenskultur gegenüber Kriegsflüchtlingen wurde Anfang August 2015, also zu Beginn des großen Flüchtlingsstroms über die Balkanroute, erhoben. Knapp die Hälfte der Befragten stimmt dem Satz zu: „Die zunehmende Vielfalt von religiösen Gruppen in unserer Gesellschaft stellt eine kulturelle Bereicherung dar“.

Wie lässt sich diese Polarisierung in Deutschland erklären? Das fragte das Forschungsteam und kam zu der Antwort, dass Religiosität per se nur wenig erklärt, wenn man unter Religiosität allein Gottesdienstbesuch, Glauben an Gott oder Gebet versteht. „Die Trennung verläuft vielmehr mitten durch die Religion selbst. Die Trennlinien verlaufen zwischen einer Religion, die auf die eigene Kultur und die eigene Familienehre fixiert ist, und einer anderen Variante von Religion, die offen ist für Komplexität und Dialog“, erklärt Streib.

Die Willkommenskultur hänge besonders damit zusammen, wie stark dialogbereit und weltoffen die eigene Religion verstanden wird. Möchte ich mich vom Fremden inspirieren lassen, fair und tolerant sein? Wer dem zustimmt, heiße Fremde, zum Beispiel Flüchtlinge, oft eher willkommen.  Auf der anderen Seite stehen Menschen, die ihre Religion eng und fundamentalistisch verstehen. Toleranz gegenüber Fremden und der fremden Religion bleibe dabei auf der Strecke.

Am stärksten hänge Fremdenhass von „gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen“ ab, zum Beispiel von der starken Zustimmung zu Aussagen wie der folgenden: „Ein richtiger Mann ist bereit, sich mit körperlicher Gewalt gegen jemanden durchzusetzen, der schlecht über die Familie redet.“„Ironischerweise ist also Fremdenfeindlichkeit – die sich ja vor allem gegen Muslime richtet – genau aus den Motiven gespeist, die an der fremden Kultur stark abgelehnt werden“, sagt Streib.

Befragt wurden etwa 900 Personen mit umfangreichen Fragebögen und teilweise mit ausführlichen Interviews. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Projekt gefördert.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/theologie/forschung/religionsforschung/forschung/streib/inter/index.html

Kontakt:
Prof. Dr. Heinz Streib, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon: 0521 106-3377   
E-Mail: heinz.streib@uni-bielefeld.de  


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