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Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick erhält Communicator-Preis 2016 (Nr. 54/2016)

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DFG zeichnet vorbildliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse aus

Der Konflikt- und Gewaltforscher Professor Dr. Andreas Zick erhält den Communicator-Preis 2016 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Der Wissenschaftler der Universität Bielefeld wird für die vorbildliche Vermittlung seiner Forschungen ausgezeichnet. Besonders engagiert vermittle er öffentlich und medial seine Forschungsergebnisse zu Ursachen, Formen und Folgen innergesellschaftlicher Konflikte, Diskriminierung und Gewalt – und das vielfältig und bereits seit langer Zeit, so die DFG.


Andreas Zick leitet seit 2013 das Zentrum für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Foto: Universität Bielefeld
Andreas Zick leitet seit 2013 das Zentrum für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Foto: Universität Bielefeld
Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, gratuliert Zick: „Für Andreas Zick ist Konflikt- und Gewaltforschung mehr als ein wissenschaftliches Feld. Für ihn ist es Berufung, kombiniert mit der persönlichen Ambition, Gesellschaft zu gestalten. Er verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit gesellschaftlicher Verantwortung auf eine persönliche Art und Weise, wie ich sie bei niemand anderem erlebt habe. Er engagiert sich dafür, nachhaltig ein Bewusstsein für gesellschaftliche Entwicklungen zu schaffen, sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch bei Journalisten oder Unternehmen und natürlich bei den Studierenden. Und das nicht erst seit Pegida, sondern lange davor.“

Zick sitzt in hochrangigen Gremien und Kommissionen; er trägt dazu bei, politische Entscheidungsträger zu sensibilisieren und damit Entscheidungen zu prägen. Seit 2014 ist er stellvertretender Vorsitzender des Rats für Migration. Er ist Mitglied des Kuratoriums der CIVIS Medienstiftung und Vorsitzender des Stiftungsrats der Amadeu Antonio Stiftung. Zick ist in den Medien sowohl national als auch international omnipräsent. Täglich erreichen ihn Anfragen. Mit den Journalisten von Zeit Online sprach er im Interview zum Beispiel über rechtsextreme Schüler, Pegida und Rechtspopulismus. Dem Deutschlandfunk, der Deutschen Welle, aber auch der New York Times aus den USA und dem Economist aus Großbritannien gab er Interviews zu Protesten und Anschlägen auf Asylunterkünfte. Er wirkte bei der ARD-Themenwoche Toleranz mit und ist auf Twitter präsent. Das ZDF und viele andere Sender bitten um seine Expertise. Zick schätzt aber auch die Kommunikation mit lokalen Journalistinnen und Journalisten, vor allem dort, wo Konflikte, Gewalt und Diskriminierungen nicht vernommen werden.

„Europa ist geprägt von zahlreichen Konflikten, Gewalt und Terror gegen Gruppen. Sie basieren auf menschenfeindlichen Stereotypen und Vorurteilen“, meint Andreas Zick. „Viele Menschen wollen wissen, woher die Konflikte und die Gewalt kommen, wie sie eskalieren und wie man ihnen begegnen kann. Ich bin der Universität Bielefeld dankbar, dass sie uns für die Forschung in solch schwierigen Feldern einen Ort gibt und uns dabei unterstützt, unser Wissen und unsere Ergebnisse in die Gesellschaft zu kommunizieren.“

Andreas Zick ist seit 2008 Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld. Seit 2013 leitet er als Direktor das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), das sich der fachübergreifenden Analyse von Gewalt und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit widmet. Außerdem ist er Mit-Initiator der Kampagne „Uni ohne Vorurteile“. Ziel des ersten Projekts dieser Art an einer deutschen Universität ist es, sich deutlich gegen die Abwertung, Ausgrenzung und Diskriminierung von Gruppen zu wenden und die Universität als einen Ort der Gleichwertigkeit und Toleranz zu fördern.

Der Communicator-Preis wird seit 2000 jährlich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die ihre Forschungsergebnisse und die ihres Faches einem breiten Publikum außerhalb der Wissenschaft nahe bringen. Mit der Auszeichnung wollen DFG und Stifterverband den immer wichtigeren Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit stärken. Gekürt werden die Preisträger von einer Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten. Für die diesjährige Preisrunde hatten sich insgesamt 36 Forscherinnen und Forscher beworben oder waren vorgeschlagen worden.

Zick ist der erste Communicator-Preisträger der Universität Bielefeld. Der Communicator-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 4. Juli in Mainz verliehen.

Weitere Informationen im Internet:

- Andreas Zick auf Twitter: https://twitter.com/andreaszick
- Research_TV-Beitrag mit Andreas Zick zum Thema Pegida (26.1.15): www.youtube.com/watch?v=cokas081CJA&feature=youtu.be
- Meldung zur Ernennung als neuer Leiter des IKG (9.4.13): http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/professor_andreas_zick_neuer_direktor
- Homepage der Uni ohne Vorurteile: www.uni-bielefeld.de/ohne-vorurteile/
- Artikel über Proteste auf Asylunterkünfte in der New York Times (26.2.16):
www.nytimes.com/2016/02/27/world/europe/germany-migrant-arson-trial.html?_r=0
- Eine Meldung zum diesjährigen Communicator-Preis findet sich auf der Homepage der Deut-schen Forschungsgemeinschaft: www.dfg.de

Kontakt:
Andreas Zick, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
E-Mail: zick.ikg@uni-bielefeld.de
Telefon: 0521/106-4170 (über Pressestelle der Universität Bielefeld)


 


Rektor Sagerer: „Die akademische Freiheit darf nicht eingeschränkt werden“ (Nr. 128/2016)

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Universität Bielefeld protestiert gegen Umgang mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Türkei

Angesichts der aktuellen Entwicklungen an türkischen Hochschulen ist die Universität Bielefeld in höchstem Maße besorgt. Das Rektorat der Universität Bielefeld schließt sich der Stellungnahme von Professor Dr. Horst Hippler, dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), an und versichert nachdrücklich allen betroffenen Hochschulangehörigen seine Solidarität.


„Die akademische Freiheit darf nicht eingeschränkt werden. Freie Forschung und Lehre sind ein Grundpfeiler der Demokratie“, betont Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. Es sei nicht zu tolerieren, wenn in der Türkei die Direktoren und Dekane aller Hochschulen dazu gezwungen werden, ihre Ämter niederzulegen, wenn Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler nicht mehr ausreisen dürfen und zahlreiche Hochschul-angehörige inhaftiert werden.

Die Universität Bielefeld pflegt seit vielen Jahren einen engen wissenschaftlichen Austausch mit türkischen Hochschulen. Aktuell arbeiten sieben türkische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Bielefeld. 343 türkische Studierende sind derzeit hier immatrikuliert. Regelmäßige Studierendenaustausche über Erasmus finden mit zehn Hoch-schulen in der Türkei statt. Darüber hinaus ist die Universität Bielefeld am Aufbau der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul beteiligt, die 2014 eröffnet wurde.

Weitere Informationen:
Stellungsnahme der HRK
www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/meldung/hrk-praesident-protestiert-gegen-umgang-mit-hochschulangehoerigen-in-der-tuerkei-3999/

Wissenschaftsministerium NRW (Statement der Ministerin)
www.wissenschaft.nrw.de/presse/weitere-meldungen/details/statement-von-nrw-wissenschaftsministerin-svenja-schulze/

EUA (European University Association)
www.eua.be/activities-services/news/newsitem/2016/07/19/eua-statement-condemning-the-forced-resignation-of-1577-university-deans

Landessportbund NRW und Universität Bielefeld kooperieren (Nr. 129/2016)

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Gemeinsam Bildung im und durch Sport fördern

Die Universität Bielefeld und der Landessportbund Nordrhein-Westfalen (LSB NRW) arbeiten ab sofort im Themenbereich „Bildung im und durch Sport“ zusammen. Dafür unterzeichneten die Vertreter der Institutionen heute (27.07.2016) eine Kooperationsvereinbarung in der Sporthalle der Universität Bielefeld.

Bei der Unterzeichnung (v.l.): Klaus Weber (SSB Bielefeld), Dr. Stephan Becker (Universität), Walter Schneeloch (LSB NRW), Matthias Kohl (LSB NRW), Prof. Dr. Christian Deutscher (Universi-tät), Prof. Dr. Bernd Gröben (Universität).  Foto: Universität Bielefeld
Bei der Unterzeichnung (v.l.): Klaus Weber (SSB Bielefeld), Dr. Stephan Becker (Universität), Walter Schneeloch (LSB NRW), Matthias Kohl (LSB NRW), Prof. Dr. Christian Deutscher (Universität), Prof. Dr. Bernd Gröben (Universität). Foto: Universität Bielefeld
„Das habe ich beim Sport gelernt“, so heißt die Bildungskampagne vom LSB NRW. „Im organisierten Sport spielt Bildung eine große Rolle. Über Bewegung, Spiel und Sport können Menschen unter bestimmten Voraussetzungen Bildung erfahren. Sport im Verein ermöglicht es zum Beispiel, soziale Fähigkeiten wie Verantwortlichkeit und Disziplin zu entwickeln“, fasst Walter Schneeloch, Präsident des LSB NRW, die Motivation der Kampagne zusammen.

Bildungschancen im Sport verbessern, das ist auch ein Ziel der Abteilung Sportwissenschaft der Universität Bielefeld. Dr. Stephan Becker, Kanzler der Universität Bielefeld, sieht in der Zusammenarbeit deutliche Vorteile: „Die Universität bietet dem LSB eine wissenschaftliche Anbindung. Im Gegenzug gewinnen wir beispielsweise einen besseren Zugang zu Vereinen und können so gemeinsam die Bildungspotenziale und Bildungsleistungen des Sports unter-suchen und konstruktiv weiter entwickeln.“

Die Kooperationsvereinbarung ist eine Absichtserklärung. Es fließen keine Gelder, sondern die Akteure verfolgen in ihren unterschiedlichen Rollen dasselbe Ziel, nämlich die Förderung des Bildungsgutes Sport. Formen der Zusammenarbeit können beispielsweise regelmäßige Treffen zum Austausch von Informationen und Ideen sowie die Entwicklung gemeinsamer Initiativen und Forschungsvorhaben sein. Damit beginnen die Vertreter direkt nach der Unterzeichnung und tauschen sich gemeinsam mit dem Stadtsportbund (SSB Bielefeld) in einem gemeinsamen Workshop darüber aus, wie eine gute und produktive Form der weiteren Zusammenarbeit in konkreten Projekten vor Ort aussehen kann.

Der LSB NRW ist seit seiner Gründung im Jahre 1947 die Dachorganisation des organisierten Sports in Nordrhein-Westfalen. Über seine Mitgliedsorganisationen sind knapp 19.000 Sportvereine mit ihm verbunden, die insgesamt über 5 Millionen Mitglieder zählen.
An der Abteilung Sportwissenschaft der Universität Bielefeld forschen und lehren derzeit sechs Professorinnen und Professoren sowie 18 wissenschaftliche beziehungsweise pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Derzeit engagieren sich über 700 Studierende im Fachgebiet der Sportwissenschaft.

Weitere Informationen im Internet:
LSB NRW: www.lsb-nrw.de/unsere-themen/sport-bildung
Kampagne „Das habe ich beim Sport gelernt“: www.beim-sport-gelernt.de
SSB Bielefeld: www.sportbund-bielefeld.de
Abteilung Sportwissenschaft der Universität Bielefeld: www.uni-bielefeld.de/sport

Kontakt:
Professor Dr. Bernd Gröben, Universität Bielefeld
Abteilung Sportwissenschaft / Arbeitsbereich IV - Sport und Erziehung
Telefon: 0521 106-2040
E-Mail: bernd.groeben@uni-bielefeld.de

 

Menschenwürde: ein interdisziplinärer Dialog (Nr. 130/2016)

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Internationale Masterclass der Universitäten Bielefeld und Jerusalem am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

Ob Flüchtlingselend, Terrorabwehr, Datenschutz, Reproduktionstechnologie oder Sterbehilfe: Was eine Politik des Respekts vor der Menschenwürde ausmacht, ist gerade heute ein dringliches Problem. Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (ZiF) und das Israel Institute for Advanced Study (IIAS) haben die Menschwürde deshalb zum Thema der zweiten Intercontinental Academia gemacht: Nach dem Auftakt dieser interdisziplinären Masterclass im März in Jerusalem, arbeiten die Fellows nun für zwei Wochen am Bielefelder ZiF. „Es geht um die Probleme, die entstehen, wenn sich Menschenwürde und die Realität begegnen“, so Prorektor Professor Dr. Martin Egelhaaf (Bielefeld) in seiner Begrüßung am Montag.


Professorin Michal Linial PhD (links) vom Israel Institute of Advanced Study und Professorin Dr. Ulrike Davy (Universität Bielefeld) leiten die Intercontinental Academia. Foto: ZIF/ Universität Bielefeld, Alexandra Polina
Professorin Michal Linial PhD (links) vom Israel Institute of Advanced Study und Professorin Dr. Ulrike Davy (Universität Bielefeld) leiten die Intercontinental Academia. Foto: ZIF/ Universität Bielefeld, Alexandra Polina
Die Intercontinental Academia ist ein weltweit einzigartiges Arbeitsformat des internationalen Netzwerks universitärer Institutes for Advanced Study, UBIAS, zu dem auch das Bielefelder ZiF gehört: Jeweils zwei Institutes for Advanced Study von verschiedenen Kontinenten veranstalten zwei aufeinander folgende Masterclasses zu einem Thema. Die erste Intercontinental Academia veranstalteten die Institute von Sao Paulo (Brasilien) und Nagoya (Japan) über das Thema Zeit. Bei der zweiten Intercontinental Academia stellen sich das Israel Institute for Advanced Studies in Jerusalem und das Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld dem herausfordernden Thema Menschenwürde. „Wir wollten etwas Besonderes machen, etwas, das Grenzen überwindet, wir arbeiten an einem Prototyp, der es wert ist, nachgeahmt zu werden“, so Professorin Michal Linial PhD, Direktorin des Israel Institutes for Advanced Study, die die Masterclass zusammen mit Professorin Dr. Ulrike Davy (Bielefeld) leitet.

Die fünfzehn Fellows der Intercontinental Academia stammen aus zehn Ländern. Sie haben ihren Hintergrund in Rechts- und Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Philosophie, Theologie und Ethnologie und befassen sich unter der Leitung international renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Fragen nach Menschenwürde und Menschenrechten, Gefährdungen der Menschenwürde und Menschenwürde in Religionen. Zu den Dozenten der zweiten Phase gehört auch die Bielefelder Rechtswissenschaftlerin und frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht Professorin Dr. Gertrude Lübbe-Wolff.

„Wir versprechen uns von der Intercontinental Academia eine Stärkung der Zusammenarbeit zwischen dem IIAS und dem ZiF sowie eine Stärkung der Idee der Menschenwürde. Eine israelisch-deutsche Kooperation in dieser Frage wird auch weit jenseits der Grenzen der beiden Länder wahrgenommen“, so Professorin Ulrike Davy.

Begleitend zur Intercontinental Academia findet am ZiF die Ausstellung „In the same city, under the same sky…“ der Video-Künstlerin Anna Konik (Warschau/Berlin) statt. Dem Thema Menschenwürde nähert sich die Künstlerin am Beispiel von Migrantinnen in verschiedenen europäischen Städten.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.

Weitere Informationen im Internet:
Internationale Website der Konferenz: https://scholars.huji.ac.il/iahd
Konferenz-Website des ZiF: http://www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/IA/
Informationen zur Videoausstellung: http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/Kunst/2016/08-01-Konik.html

Kontakt bei inhaltlichen Fragen:
Prof. Dr. Ulrike Davy
Fakultät für Rechtswissenschaften
Universität Bielefeld
Telefon: 0521 / 106 - 4400
E-Mail: ulrike.davy@uni-bielefeld.de

Kontakt bei organisatorischen Fragen:
Dr. Marc Schalenberg
Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Telefon: 0521 106-2794
E-Mail: marc.schalenberg@uni-bielefeld.de

Internationale Sommerdeutschkurse erreichen Höchstzahlen (Nr. 131/2016)

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Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt an die Universität Bielefeld

Bereits zum dritten Mal bietet die Universität Bielefeld internationale Sommerdeutschkurse an. Mittlerweile ist die Teilnehmerzahl auf 150 – auf das Dreifache des ersten Jahres – gestiegen. „In diesem Jahr waren die Kurse bereits einen Monat vor Ablauf der Anmeldefrist ausgebucht“, berichtet Heike Brandl, die Leiterin des Deutschlernzentrums PunktUm.


Die internationalen Sommerdeutschkurse finden vier Wochen lang vom 3. bis zum 31. August statt und bieten internationalen Studierenden und Graduierten aller Fachrichtungen intensiven Deutschunterricht auf unterschiedlichen Niveaustufen und in Fach(sprachen)projekten an. Dabei stoßen insbesondere die Fach(sprachen)projekte in den Bereichen „Rechtwissenschaft“, „Gesellschaft und Politik“, „Mechatronik“, „Wirtschaft“ und „Deutscher Wissenschaftssprache“ auf großes Interesse. Hier arbeitet PunktUm mit den universitären Einrichtungen zusammen. So wird beispielsweise das Mechatronik-Projekt von Professor Dr.-Ing. Ulrich Rückert und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie, CITEC, durchgeführt.

Zusätzlich zu den Sprachkursen werden nachmittags 17 verschiedene landeskundliche Arbeitsgruppen geboten. „Bielefeld mit der Kamera entdecken“, „Hip Hop“ und „Mit Liebe gekocht“ sind einige der beliebtesten AGs. Abgerundet wird das Angebot mit einem umfangreichen Freizeit- und Exkursionsprogramm: Bowling, Wandern, die Stadt erkunden sowie Fahrten nach Düsseldorf, Köln und Bremen sind geplant.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus 25 Ländern, unter anderem aus Japan, Usbekistan, dem Oman, Mexiko und China. Darunter sind Studierende von sieben Partnerhochschulen der Universität Bielefeld. Unter den Teilnehmern ist auch eine Gruppe von 22 Geflüchteten, die teilweise im Sommersemester bereits am Naturwissenschaftlichen Orientierungsstudium der Universität Bielefeld teilgenommen haben. Für den Zeitraum der Sommerdeutschkurse sind sie in Studierendenwohnheimen, bei Angehörigen aber auch in Bielefelder Gastfamilien untergebracht.

Für die internationalen Gäste besteht nicht nur die Chance, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und einen sprachlichen Einblick in Fachrichtungen zu bekommen, sondern auch die Universität Bielefeld und die Stadt kennenzulernen. Gerade die Studierenden von Partnerhochschulen planen oft, ihr Studium an der Universität Bielefeld fortzusetzen und nutzen die internationalen Sommerdeutschkurse als Einstieg in Sprache und Kultur. In Zukunft möchte PunktUm weitere Studierende von Partnerhochschulen ansprechen, um diese zum Beispiel für ein Masterstudium in Bielefeld zu gewinnen.

Weitere Informationen:
www.uni-bielefeld.de/sommerkurse

Kontakt:
Heike Brandl, Universität Bielefeld
Deutschlernzentrum PunktUm
Telefon: 0521 106- 3647
E-Mail: punktum@uni-bielefeld.de

Durch Daten-Sound mehr Schub beim Schwimmen (Nr. 132/2016)

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System des Exzellenzclusters CITEC wandelt Strömungsdaten in Klang / „research_tv“ der Universität Bielefeld stellt das Projekt vor

Schwimmen ist seit 1896 eine Disziplin der Olympischen Spiele. Während damals die körperliche Kondition erfolgsentscheidend gewesen sein dürfte, bestimmt heute oft die Technik, wer sich den Weltmeistertitel holt. Forscherinnen und Forscher der Universität Bielefeld haben ein System entwickelt, mit dem Profischwimmer ihre Technik optimieren können. Das System erweitert die Wahrnehmung der Athleten: Es lässt sie in Echtzeit hören, wie sich der Strömungsdruck verändert, den sie durch ihre Schwimmbewegung erzeugen. So haben die Schwimmer ihren Konkurrenten eine Information voraus, mit der sie ihre Bewegungsausführung verfeinern können. Das System zur „Schwimm-Sonifikation“ ist am Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld entwickelt worden. In einem Video berichtet „research_tv“über die Entwicklung.

Ein neuer Beitrag von „research_tv“ stellt die Forschung zur Schwimm-Sonifikation vor. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Ein neuer Beitrag von „research_tv“ stellt die Forschung zur Schwimm-Sonifikation vor. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
„Schwimmerinnen und Schwimmer sehen die Bewegung ihrer Hände, sie spüren auch, wie das Wasser über die Hände gleitet, und sie registrieren, wie schnell sie sich fortbewegen. Einen Faktor nehmen die meisten von ihnen aber kaum wahr: Wie sich der Druck verändert, den die Strömung auf den Körper ausübt“, sagt Dr. Thomas Hermann vom Exzellenzcluster CITEC. Der Klangforscher arbeitet daran, Daten in Töne zu überführen, die dem Hörer einen zusätzlichen Nutzen bringen. Sonifikation nennt sich dieses Verfahren, das Messdaten systematisch in hörbare Klänge und Geräusche umwandelt. „In diesem Projekt nehmen wir uns den Strömungsdruck als Datenquelle vor“, sagt Hermann, der am CITEC die Forschungsgruppe „Ambient Intelligence“ (Umgebungsintelligenz) leitet. „Wir vertonen in Echtzeit, wie sich der Strömungsdruck beim Schwimmen verändert. Diese Klänge geben wir über Kopfhörer an die Schwimmer weiter, so dass sie ihre Bewegung danach ausrichten können“, sagt Hermann.

Für die Forschung zur Schwimm-Sonifikation arbeitet er mit Dr. Bodo Ungerechts von der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft zusammen. Als Biomechaniker befasst sich Ungerechts damit, wie Menschen ihre Bewegungen, insbesondere beim Schwimmen, steuern. „Wenn ein Schwimmer über das Hören den sich verändernden Strömungsdruck registriert, kann er beispielsweise genauer abschätzen, wie er größeren Schub bei gleichen Energieaufwand erzeugt. Er bekommt so ein umfassenderes Wasserbewegungsgefühl“, sagt Ungerechts. Der Forscher hat das System selbst getestet. „Ich war überrascht, wie sehr die Verklanglichung und die Strömungseffekte, die ich selber gespürt habe, übereinstimmen“, sagt er. Das System sei intuitiv nutzbar. „Man fängt sofort an, mit den Klängen zu spielen, um zum Beispiel zu hören, welchen klanglichen Effekt es hat, wenn man die Finger spreizt oder die Handstellung verändert“, sagt Ungerechts. Das neue System erlaube den Sportlern eine neue Trainingsmög-lichkeit. „Beim Schwimmen mit diesem System entwickelt der Schwimmer einen Eigenklang – eine Art Melodie. Wenn jemand besonders schnell eine Strecke gemeistert hat, kann er die Aufzeichnung der Melodie nutzen, um diesen Erfolg in seiner Vorstellung zu wiederholen und nachzuspüren. Durch dieses mentale Training kann er dann auch bei Wettkämpfen erfolgreich sein.“ Hinzu kommt Thomas Hermann zufolge: „Das Ohr nimmt hervorragend Rhythmen und Veränderungen in Rhythmen wahr. So können die Schwimmer zu einem eigenen Rhythmus finden, um sich daran zu orientieren.“

Zu dem System gehören zwei Handschuhe mit dünnen Schlauch-Enden als Drucksensoren, die zwischen den Fingern befestigt sind. Diese Handschuhe trägt der Schwimmer beim Training. Die Schläuche sind mit einem Messgerät verbunden, das während des Schwimmens derzeit noch mit einer Angel über dem Schwimmer geführt wird. Das Messgerät leitet die Strömungsdruck-Daten an einen Laptop weiter. Eine eigene Software sonifiziert die Daten, wandelt sie also in Klänge um. „Zum Beispiel kann der während der wiederkehrenden Handaktion ansteigende und abfallende Druck als ansteigende beziehungsweise sinkende Tonhöhe hörbar gemacht werden“, sagt Thomas Hermann. Andere Settings, die zum Beispiel die Symmetrie oder die Stetigkeit klanglich herausarbeiten, können nach Bedarf aktiviert werden.

Die Töne werden in Echtzeit per Stereo-Kopfhörer an den Schwimmer übermittelt. Verändert der Schwimmer eine Bewegung, hört er live, wie sich auch der Ton verändert. Mit Hilfe der Vertonung der Strömung kann er nun beispielsweise beim Kraulschwimmen trainieren, dass beide Hände den verdrängten Wassermassen dieselbe Strömungsform geben – er muss nur darauf achten, dass er jeweils den gleichen Ton erzeugt. Weil auch der Trainer die Klänge über Lautsprecher hört, muss der sich bei Anweisungen nicht mehr alleine auf beobachtete Bewegungen beziehen, sondern kann auch Hinweise zu den erzeugten Klängen und ihrem Rhythmus geben („Gestalte die Handaktion so, dass der Ton schneller ansteigt“).

Für das Sonifikations-Projekt arbeiten Thomas Hermann und Bodo Ungerechts mit einem Kollegen der Universität Pisa in Italien zusammen: Daniel Cesarini PhD von der Abteilung für Informationstechnik hat das Messgerät entwickelt, das die Strömungsdaten analysiert.

In einem Praxis-Workshop im September 2015 bestätigten Profi-Schwimmer nach Tests, dass ihnen das System hilft, ihre Technik zu optimieren. Von den zehn teilnehmenden Schwimmerinnen und Schwimmern sind drei für internationale Wettkämpfe qualifiziert, eine Schwimmerin startet dieses Jahr bei den Paralympics in Rio de Janeiro. Finanziert wurde der Workshop vom Exzellenzcluster CITEC. Außerdem haben Schwimm-Mannschaften des PSV Eindhoven in den Niederlanden das neue System zwei Monate lang getestet und als Teil des Trainings eingesetzt. Der Verein tritt in den Niederlanden in der höchsten Schwimmklasse an.

„Für die Schwimmerinnen und Schwimmer ist von Vorteil, dass die Klänge ihnen eine unmittelbare Rückmeldung zu ihrem Schwimmverhalten liefern“, sagt Thomas Hermann. „Menschen lernen schneller, wenn sie direktes Feedback erhalten. Denn sie können sofort erproben, wie sich das Feedback – in diesem Fall der Klang – verändert, wenn sie etwas Neues ausprobieren.“

Ihren derzeitigen Prototypen wollen die Wissenschaftler weiterentwickeln. „Wir planen ein tragbares System, das unabhängig von anderen Personen genutzt werden kann“, sagt Thomas Hermann. Außerdem soll das neue Verfahren in Kooperation mit Schwimmvereinen in ein langfristiges Trainingsprogramm eingebaut werden.

Weitere Informationen im Internet:
•    „Durch Hören der Strömung die Schwimmtechnik verbessern“ (research_tv): http://www.uni-bielefeld.de/youtube/research_tv_sonifikation
•    „Schwimm-Sonifikation – Sounds fürs Schwimmtraining“: http://cit-ec.de/de/schwimm-sonifikation
•    Projektseite zu dem System: http://cit-ec.de/ami/swimson
•    Durch Hören den Schwimmstil verbessern (Pressemitteilung vom 18.09.2015): http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/durch_h%C3%B6ren_den_schwimmstil_verbessern

Kontakt:
Dr. Thomas Hermann, Universität Bielefeld
Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)
Telefon: 0521 106-12140
E-Mail: thermann@techfak.uni-bielefeld.de

Dr. Bodo Ungerechts, Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Telefon: 0521 106-67292
E-Mail: bodo.ungerechts@uni-bielefeld.de

Dr. Thomas Hermann (li.) und Dr. Bodo Ungerechts (re.) haben gemeinsam mit Daniel Cesarini PhD ein System entwickelt, das mit Klängen die Wahrnehmung von Schwimmern erweitert. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Dr. Thomas Hermann (li.) und Dr. Bodo Ungerechts (re.) haben gemeinsam mit Daniel Cesarini PhD ein System entwickelt, das mit Klängen die Wahrnehmung von Schwimmern erweitert. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Das neue System vertont in Echtzeit, wie sich der Strömungsdruck beim Schwimmen verändert. Die Athleten können sich so neue Schwimmbewegungen aneignen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Das neue System vertont in Echtzeit, wie sich der Strömungsdruck beim Schwimmen verändert. Die Athleten können sich so neue Schwimmbewegungen aneignen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld

Arbeitsalltag im Wandel: Für ein erfolgreiches Zusammenspiel von Mensch und Technik (Nr. 133/2016)

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Projekt „INLUMIA“ unterstützt Firmen bei Einführung von Industrie 4.0

Welche Anwendungen von Industrie 4.0 sind für kleine und mittelständische Unternehmen sinnvoll? Wie lassen sie sich so einführen, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zu kurz kommen? Damit beschäftigt sich das Projekt „INLUMIA – Instrumentarium zur Leistungssteigerung von Unternehmen durch Industrie 4.0“, das in den kommenden drei Jahren mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung NRW gefördert wird. Der Fachbereich Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Bielefeld unter Leitung von Professor Dr. Günter W. Maier kooperiert dafür mit dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn (Koordinator), der Fraunhofer-Einrichtung für Entwurfstechnik Mechatronik IEM in Paderborn, der Managementberatung UNITY sowie dem Softwareanbieter myview systems und Partnern aus kleinen und mittelständischen Unternehmen.


Industrie 4.0 bietet Unternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten – von Maschinen, die untereinander kommunizieren und selbstständig neue Materialien bestellen, bis hin zu Daten-Brillen, die Beschäftigten detaillierte Anweisungen anzeigen. Nicht alle dieser Optionen sind für jeden Betrieb nützlich. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen genau analysieren, welche Anwendungen ihnen tatsächlich einen Mehrwert bringen. Dabei will INLUMIA sie unterstützen. Unterteilt in die drei Dimensionen Mensch, Technik und Business entwickelt das Verbundprojekt unter anderem einen Schnelltest, der Führungskräften einen ersten Überblick geben soll, welche Maßnahmen für sie in Frage kommen.

Die Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Bielefeld beschäftigt sich insbesondere mit den Folgen von Industrie 4.0 für die Beschäftigten: „Bislang gibt es zwar mehrere Vorhaben, die sich mit den technologischen Möglichkeiten von Industrie 4.0 beschäftigen, aber nur wenig Forschung dazu, wie sich dies auf die Arbeitswelt und die Arbeitsgestaltung auswirkt“, sagt Projektmitarbeiter Holger Heppner. Möglich sei zum Beispiel, dass sich die Menschen unterfordert und ersetzbar fühlen, wenn technische Geräte ihnen immer mehr Aufgaben und damit auch Verantwortung abnehmen. „Ein Beispiel wäre eine Maschine, die selbstständig feststellt, wann sie gewartet werden muss. Dann ruft sie einen Mitarbeiter und gibt ihm genaue Anweisungen, wie er sie reparieren soll. Das kann zwar die Fehlerwahrscheinlichkeit senken, nimmt aber dem Mitarbeiter möglicherweise das Gefühl von Eigenständigkeit.“

Idealerweise soll Industrie 4.0 jedoch nicht nur den Firmen Vorteile bringen, sondern auch den Arbeitnehmern – mehr Überblick, mehr kreative Aufgaben und eine angenehmere Arbeitsatmosphäre beispielsweise. Wichtig sei daher, dass die Beschäftigten durch Weiterbildungen auf ihr neues Aufgabenspektrum vorbereitet und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Welche Qualifizierungsanforderungen und Bedürfnisse bestehen, erheben Holger Heppner und seine Kollegin Katharina Schlicher, indem sie Arbeitsanalysen durchführen, also die Arbeitsabläufe in den am Projekt beteiligten Unternehmen beobachten und die Beschäftigten und Führungskräfte befragen. Auf Basis ihrer Analysen werden sie Schulungsangebote entwickeln und in Kooperation mit den Projektpartnern in den Firmen umsetzen. Die Ergebnisse des Projekts sollen als Instrumentarium dienen, das kleine und mittelständische Unternehmen dabei unterstützt, Einsatzmöglichkeiten für Industrie 4.0 auszuloten und die neuen Techniken erfolgreich einzuführen.

Auch über das Projekt INLUMIA hinaus erforscht die Universität Bielefeld die Potenziale und Herausforderungen von Arbeit 4.0. Im Rahmen des Spitzenclusters it´s OWL begleiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei größere Unternehmen bei der Einführung digitalisierter Arbeitsabläufe. Überdies sind sie beteiligt am NRW Fortschrittskolleg „Gestaltung von flexiblen Arbeitswelten: Menschenzentrierte Nutzung von Cyber-Physical Systems in Industrie 4.0“, am Projekt „Arbeit 4.0“ im Rahmen von „OWL 4.0“ sowie am Projekt "Arbeit 4.0 - Lösungen für die Arbeitswelt der Zukunft" im Rahmen der Aktivitäten von "OWL Arena Digital". „Durch die Techniken der Industrie 4.0 ergeben sich viele Chancen, aber auch große Veränderungen für das Arbeitsleben. Die wissenschaftliche Begleitung hilft dabei, die Potenziale auszuschöpfen und die Umstellung mitarbeitergerecht zu gestalten“, so Professor Dr. Günter W. Maier.

Weitere Informationen im Internet:
Website zum Projekt: https://cor-lab.de/inlumia

Kontakt:
Professor Dr. Günter W. Maier, Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Telefon: 0521 106-4511
E-Mail: ao-psychologie@uni-bielefeld.de

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Der ruhende Blick des Golfers (Nr. 134/2016)

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Forschende des Exzellenzclusters CITEC untersuchen Bewegungslernen

Nach 112 Jahren ist Golf erstmals wieder eine Disziplin bei den olympischen Spielen. Nicht nur mit praktischem Training, auch mit mentalen Übungen schulen olympische Golf-Sportlerinnen und -Sportler ihre Treffsicherheit. Wie arbeitet das Gehirn von Profi-Golfern im Vergleich zu dem von Anfängern? Das untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters CITEC der Universität Bielefeld. Sie können nicht nur messen, was Profis den Anfängern voraushaben. In Studien testen sie Trainingskonzepte, mit denen Golfspieler ihre Bewegungsausführung verbessern sollen.


CITEC-Forscherin Dr. Cornelia Frank (li.) misst mit einer Eyetracking-Brille, wohin sich der Blick und damit die Aufmerksamkeit von Golf-Spielern bewegen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
CITEC-Forscherin Dr. Cornelia Frank (li.) misst mit einer Eyetracking-Brille, wohin sich der Blick und damit die Aufmerksamkeit von Golf-Spielern bewegen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
„Eine besondere Eigenschaft von Profi-Sportlern ist, dass sie bewusst oder unbewusst die Technik ,Quiet Eye‘ einsetzen“, sagt Professor Dr. Thomas Schack. Der Sportwissenschaftler und Kognitionspsychologe leitet die Forschungsgruppe „Neurokognition und Bewegung – Biomechanik“, die am Exzellenzcluster CITEC arbeitet. Die Idee hinter dem Konzept des ruhenden Auges: Bevor ein Sportler eine Aktion ausführt, richtet sich sein Blick auf einen markanten Punkt – im Golf ist das der Ball. „Das Quiet Eye steht für den Moment, in dem das Gehirn die bevorstehende Bewegung plant“, sagt Thomas Schack.

Welche Rolle das „Quiet Eye“ spielt, zeigt sich zum Beispiel, wenn ein Golfer puttet, also den letzten Schlag führt, der den Ball ins Loch bringen soll. Der Golfer vollzieht dabei mit dem Schläger zunächst einen Rückschwung, bevor er den Ball mit einem Schwung nach vorne schlägt. Schon während er zum Rückschwung ausholt, fixieren seine Augen den Golfball und sie bleiben auch noch beim Abschlag daran kleben. „Unsere Forschung bestätigt, dass Profis länger als Anfänger auf den Ball fokussieren. Beim Putt sind das bis zu drei Sekunden“, sagt Thomas Schack. Außerdem gilt laut Schack: Je schwieriger die Aufgabe, desto länger hält die Fixierung des Balls an.

In Lernstudien testet Schacks Forschungsgruppe, wie Golf-Anfänger sich die Bewegungsabläufe des Golf-Spiels und damit verbundene Eindrücke am besten einprägen. Gelingt das besser durch praktisches Training – die tatsächliche Ausführung – oder durch mentales Training – also das Durchspielen der Bewegungsabläufe in Gedanken? Für eine Studie der Sportwissenschaftlerin Dr. Cornelia Frank übten 45 Personen an drei Tagen Golfputts – eine Gruppe praktisch, eine zweite Gruppe praktisch und mental (kombiniertes Training). Im mentalen Training wurden die Probanden aufgefordert, einen Putt mehrfach innerlich zu wiederholen. Aus ihrer eigenen Perspektive sollten sie sich lebhaft vorstellen, was sie direkt vor, während und nach dem Schlag sehen, fühlen, hören und machen. Dieses mentale Training wurde an drei Tagen jeweils zehn Mal wiederholt. 

Eine Eyetracking-Brille erfasste vor und nach dem Training, ob und wie lange die Testpersonen den Ball mit den Augen fixierten. Zusätzlich zum Blick zeichnete Cornelia Frank auch den Putt der Probanden auf und sie fragte ab, wie „sauber“ die Golf-Bewegungsmuster im Gedächtnis gespeichert waren. Am Ende verglich sie die beiden Gruppen: Wie hatten sich der Blick (das „Quiet Eye“), das Wissen über die Bewegungsabbilder und die Bewegungsausführung verändert?

Ein zentrales Ergebnis: „Das kombinierte Training trägt zu einer längeren Fixationsdauer bei. Der Blick ruht also ähnlich wie bei Profi-Golfern kurz vor und nach der entscheidenden Bewegung länger auf dem Ball“, sagt Frank. Gleichzeitig sorgte das mentale Training auch dafür, dass die Probanden die Bewegungsabbilder präziser im Gedächtnis gespeichert haben. „Damit veränderten sich die Bewegungsabbilder im Gedächtnis stärker hin zu denen von Golf-Profis“, erklärt die Sportwissenschaftlerin. „Wir konnten zeigen, dass die Quiet-Eye-Dauer direkt mit den gespeicherten Bewegungsabbildern zusammenhängt“. Das rein praktische Training hat laut der Studie hingegen weniger Einfluss auf die Fixationsdauer.

Eine neue Erhebung soll nun den Zusammenhang zwischen der Aktivität des Gedächtnisses und dem Quiet Eye ermitteln. Der Golfer Daniel Boxberger folgt für seine Masterarbeit der leitenden Annahme: „In dem Moment des Quiet Eye werden besonders viele Informationen verarbeitet, um die bevorstehende Bewegung an die Situation anzupassen.“ In seiner seit Ende Juni laufenden Lernstudie misst er, wie sehr sich die Pupillen vor und nach dem Training weiten. Davon können die Forschenden auf die mentale Beanspruchung schließen. „Denn je weiter die Pupille im Moment des Quiet Eye ist, desto größer ist die Beanspruchung“, erklärt Frank, die die Arbeit betreut.

Mit den Erkenntnissen aus ihren Lernstudien können die CITEC-Forschenden künftig zuverlässiger feststellen, wie gut Golfspieler neue Bewegungsabfolgen erlernt haben. Dafür setzen sie auch virtuelle Realität ein. So wollen sie die Rolle des Quiet Eyes in dem virtuellen Trainingsraum „ICSpace“ untersuchen. Zu den Entwicklungen der Forschungsgruppe „Neurokognition und Bewegung – Biomechanik“ gehört eine Software, die per Gedächtnismessung feststellt, wie gut Golfer und andere Sportler die relevanten Techniken beherrschen. Seit rund zehn Jahren arbeitet die Forschungsgruppe mit Golftrainern und -sportlern auf verschiedenen Leistungsebenen zusammen.

Originalveröffentlichung:
Cornelia Frank, William M. Land, Thomas Schack: Perceptual-cognitive changes during motor learning: The influence of mental and physical practice on mental representation, gaze be-havior, and performance of a complex action. Frontiers in Psychology, http://dx.doi.org/10.3389/fpsyg.2015.01981, veröffentlicht am 8. Januar 2016

Weitere Informationen im Internet:
•    „Golferverband zeichnet Bielefelder Analyse-Software aus“ (Pressemitteilung vom 14.02.2014): http://bit.ly/2aSDVih
•    „Fußballtaktiken mit Gedankenkraft trainieren“ (Pressemitteilung vom 15.06.2016): http://bit.ly/2b9ZKgM
•    „Intelligent Bewegung trainieren in der virtuellen Realität“ (Pressemitteilung vom 11.02.2016): http://bit.ly/2b8wSmv

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Schack, Universität Bielefeld
Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)
Telefon: 0521 106-5127
E-Mail: thomas.schack@uni-bielefeld.de

Dr. Cornelia Frank, Universität Bielefeld
Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)
Telefon: 0521 106-5129
E-Mail: cornelia.frank@uni-bielefeld.de

Bei Profi-Golfern ruht der Blick bis zu drei Sekunden auf dem Ball, bevor sie den Schlag füh-ren. Der Bildschirm zeigt an, wo genau der Blick hängen bleibt. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Bei Profi-Golfern ruht der Blick bis zu drei Sekunden auf dem Ball, bevor sie den Schlag führen. Der Bildschirm zeigt an, wo genau der Blick hängen bleibt.
Foto: CITEC/Universität Bielefeld

Einblicke in die Frühzeit des Universums (Nr. 135/2016)

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„research_tv“ präsentiert das weltweit größte Radioteleskop LOFAR

Wie sah das Universum kurz nach dem Urknall aus? Wie haben sich die ersten Sterne und Galaxien entwickelt? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, blicken Forscherinnen und Forscher der Universität Bielefeld weit zurück in die Vergangenheit: Mit dem digitalen Radioteleskop LOFAR empfangen sie Signale, die Milliarden Jahre zu uns unterwegs waren. „research_tv“ stellt die LOFAR-Station in Norderstedt vor, die die Universität Bielefeld in Kooperation mit der Universität Hamburg betreibt.


Der neue Beitrag von „research_tv“ dreht sich um das Radioteleskop LOFAR, für dessen Station in Norderstedt die Universität Bielefeld mitverantwortlich ist.



„Mit diesem Radioteleskop können wir sehr große und genaue Karten von Galaxien bekommen. Diese Daten ermöglichen uns, Rückschlüsse auf die Entwicklung des Universums zu ziehen“, sagt Professor Dr. Dominik Schwarz von der Fakultät Physik der Universität Bielefeld. Mit seiner Arbeitsgruppe erforscht der Astrophysiker, wie Strukturen im Universum entstehen. Die LOFAR-Station in Norderstedt hat er gemeinsam mit Professor Dr. Marcus Brüggen von der Sternwarte in Hamburg und seinem Team geplant und im September 2015 als sechsten Standort in Deutschland eröffnet. Insgesamt besteht LOFAR aus 49 Empfangsstationen in ganz Europa. Die weite Verteilung ermöglicht eine wesentlich höhere Auflösung, als dies an einem einzelnen Standort möglich wäre. Für das weltweit größte Radioteleskop haben sich daher Partner aus Deutschland, den Niederlanden, Polen, Großbritannien, Frankreich, Schweden und Irland zusammengeschlossen.

In Norderstedt nimmt die LOFAR-Station ungefähr die Fläche eines Fußballfeldes ein. 192 Antenneneinheiten empfangen hier Sekunde für Sekunde Radiowellen aus dem All. Damit die Signale mit den Daten anderer LOFAR-Stationen zu einem Gesamtbild zusammenfließen können, erhalten sie einen exakten Zeitstempel. „Wann die Signale hier ankommen, ist auf zehn Nanosekunden genau bekannt“, so Schwarz. Über GPS werden die Stationen synchronisiert, das Signal wird über das Forschungszentrum Jülich nach Groningen in den Niederlanden geleitet. Hier steht der Großrechner von LOFAR und errechnet aus den eingehenden Daten Bilder.

Statt Wellen sichtbaren Lichts aufzufangen, misst LOFAR Radiowellen. „Kurz nach dem Urknall, bevor es Struktur oder einen Stern im Universum gab, bestand das Universum nur aus neutralem Wasserstoff. Es gab kein Licht, deswegen nennt man diese Epoche auch die dunkle Epoche des Universums“, erklärt Professor Dr. Marcus Brüggen. „Die einzige Strahlung ist eine schwache, die der neutrale Wasserstoff aussendet. Diese Strahlung kommt hier an, genau in dem Frequenzbereich, in dem wir messen.“ Der Frequenzbereich liegt sehr niedrig, zwischen 10 und 240 Megahertz, und wurde bislang kaum erforscht. LOFAR steht für Low Frequency Array (Niedrigfrequenz-Anordnung).

Laut Professor Dr. Martin Egelhaaf, dem Prorektor Forschung, hat das LOFAR-Projekt eine große Bedeutung für die Physik und für die Universität Bielefeld. „Es spielt eine wichtige Rolle bei der Internationalisierung der Uni, weil wir nicht nur mit starken nationalen Partnern wie der Uni Hamburg oder der Max-Planck-Gesellschaft kooperieren, sondern auch mit einem sehr starken Partner in den Niederlanden.“ Auf deutscher Seite sind neben den Universitäten Bielefeld und Hamburg unter anderem das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn, das Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) in Garching sowie weitere Universitäten und Sternwarten beteiligt. In den Niederlanden liegt die Verantwortung bei der radioastronomischen Organisation ASTRON sowie den Universitäten Amsterdam, Groningen, Leiden und Nijmegen.

Weitere Informationen im Internet:
•    „Blick ins Universum“ (research_tv): https://www.youtube.com/watch?v=6z7BbpY1UeM
•    Blog zum Bau der Station in Norderstedt: https://www.glowconsortium.de/index.php/en/blog-norderstedt
•    Weitere Informationen zu LOFAR: https://www.glowconsortium.de/index.php/en/lofar-about
•    In Norderstedt öffnet sich ein Fenster ins Universum (Pressemitteilung vom 09.09.2015): http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/in_norderstedt_öffnet_sich_ein


Kontakt:
Professor Dr. Dominik Schwarz, Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
Telefon: 0521 106-6226  
E-Mail: dschwarz@physik.uni-bielefeld.de  

Die Professoren Dr. Marcus Brüggen und Dr. Dominik Schwarz (v.l.) betreuen das Norderstedter Antennenfeld des Radioteleskops LOFAR. Foto: Universität Bielefeld
Die Professoren Dr. Marcus Brüggen und Dr. Dominik Schwarz (v.l.) betreuen das Norderstedter Antennenfeld des Radioteleskops LOFAR. Foto: Universität Bielefeld

Studieren ab 15 an der Universität Bielefeld (Nr. 136/2016)

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Informationsveranstaltung am 31. August 

Mit Beginn des kommenden Wintersemesters 2016/2017 geht das Schülerstudium und Begabtenförderprogramm Studieren ab 15 in eine neue Runde. Bei Studieren ab 15 können motivierte Schülerinnen und Schüler eines von elf Fächern an der Universität Bielefeld studieren. Sie tun dies gemeinsam mit den regulären Studierenden des ersten Semesters, allerdings nur an einem Tag in der Woche.


Das Programm bietet einen authentischen und spannenden Einblick in das Hochschulstudium. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler zum Ende des Semesters freiwillig an Prüfungen teilnehmen und erste Leistungspunkte für das Regelstudium sammeln. Bewerben können sich motivierte und begabte Schülerinnen und Schüler für Studieren ab 15 bis zum 10. September 2016. Über die Teilnahme am Programm entscheiden die Schule und die Universität Bielefeld.

Vorab besteht die Möglichkeit, sich am 31. August ausführlich über die Teilnahmebedingungen und Inhalte des Schülerstudiums zu informieren. Außerdem berichten Vertreterinnen und Vertreter der Fachbereiche von den einzelnen Fächern.

Die Schülerinnen und Schüler können folgende Fächer studieren: DAF – Deutsch als Fremdsprache, Chemie, Erziehungswissenschaft, Geschichte, Informatik, Latein (Eignungsprüfung erforderlich), Mathematik, Philosophie, Physik, Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften.

Interessierte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer treffen sich zur Informationsveranstaltung von 17.00 Uhr bis circa 18.15 Uhr im Gebäude X der Universität Bielefeld im Hörsaal XE0-001. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist nicht erforderlich.

Informationen zum Schülerstudium:
www.uni-bielefeld.de/schuelerstudium

Kontakt:
Junge Uni, Universität Bielefeld
Telefon: 0521 106-4446
E-Mail: jungeuni@uni-bielefeld.de

Vereinte Kompetenz für Big Data in den Lebenswissenschaften (Nr. 137/2016)

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Von Bielefelder Forscher koordiniertes Netzwerk de.NBI tritt europaweitem Verbund ELIXIR bei

In den Lebenswissenschaften fallen immer größere Datenmengen an – etwa durch moderne Methoden wie Genomanalysen. Nur in Kooperation mit ausgebildeten Bioinformatikern lassen sich aus diesen Daten die benötigten Informationen gewinnen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat daher im März 2015 ein Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur (de.NBI) eingerichtet, das bundesweit acht Servicezentren umfasst. Koordinator dieses Netzwerks ist Professor Dr. Alfred Pühler vom Centrum für Biotechnologie der Universität Bielefeld, wo die de.NBI-Geschäftsstelle angesiedelt ist. Nun hat das BMBF den Beitritt Deutschlands zum europaweiten Bioinformatikverbund ELIXIR in die Wege geleitet. Dem deutschen Netzwerk de.NBI kommt dabei die Aufgabe zu, als nationaler Knoten im ELIXIR-Verbund tätig zu werden. Pühler begrüßt diese Entwicklung und merkt an: „Nur durch Kooperation mit unseren europäischen Partnern lassen sich effiziente und zukunftsfähige Bioinformatik-Infrastrukturen zur Lösung des Big-Data-Problems in den Lebenswissenschaften etablieren“.


ELIXIR (European Life Sciences Infrastructure for Biological Information) ist ein Verbund aus derzeit 19 europäischen Partnern, darunter Frankreich, Italien, die Schweiz und Großbritannien. Die Aufgaben des de.NBI-Netzwerks sind denen des europäischen Verbundes sehr ähnlich, sodass in Zukunft eine enge Zusammenarbeit gewährleistet ist. Zielgruppe des Netzwerks sind experimentell arbeitende Gruppen in den Lebenswissenschaften, die mithilfe von neuesten Untersuchungsmethoden große Datenmengen erzeugen. Das de.NBI-Netzwerk unterstützt sie sowohl mit bioinformatischer Software als auch mit Hardware zur Lösung der Big-Data-Probleme. Professor Dr. Andreas Tauch, Leiter der de.NBI-Geschäftsstelle am CeBiTec, ergänzt: „Das de.NBI-Netzwerk hat in den ersten 15 Monaten seines Bestehens bereits viel geleistet. Neben Dienstleistungsangeboten wurde vor allem eine große Anzahl von experimentell arbeitenden Wissenschaftlern im Umgang mit Software zur Datenauswertung geschult.“

Der ELIXIR-Verbund wird bereits umfangreich von der Europäischen Union gefördert, wobei Gebiete wie Humane und Grüne Bioinformatik besondere Aufmerksamkeit erfahren. Eine Kooperation mit de.NBI sieht ELIXIR insbesondere mit den Servicezentren, die sich mit Mikroben- oder Pflanzeninformatik beschäftigen, aber auch mit Servicezentren für Integrative Bioinformatik, Datenmanagement sowie Menschliche Genomik und Proteomik. ELIXIR-Direktor Dr. Niklas Blomberg führt aus: „Ich sehe eine deutschen Mitgliedschaft in ELIXIR als einen exzellenten Weg, die Zusammenarbeit mit de.NBI in den kommenden Jahren zu vertiefen.“

Das de.NBI-Netzwerk ist ein Großprojekt des BMBF und zunächst für fünf Jahre bis Februar 2020 eingerichtet. Es besteht zurzeit aus 23 Projekten, die auf acht nationale Servicezentren verteilt sind. Augenblicklich befindet sich eine Erweiterung des Großprojekts in Vorbereitung, wobei weitere 17 Projekte aufgenommen werden sollen.

Weitere Informationen im Internet:
https://www.elixir-europe.org/

Kontakt:
Professor Dr. Alfred Pühler, CeBiTec, Universität Bielefeld
de.NBI-Koordinator
Telefon: 0521 106-8750
E-Mail: Puehler@CeBiTec.uni-bielefeld.de


Evolution und künstliche Intelligenz (Nr. 138/2016)

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Zwei Tagungen am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld

Künstliche Intelligenz kann helfen, natürliche Prozesse besser zu verstehen: diese Einsicht machen sich Forscherinnen und Forscher auf gleich zwei Tagungen zunutze, die im September am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) stattfinden: Vom 5. bis zum 7. September geht es um die „Evolution von Plastizität in natürlichen und künstlichen Systemen“, vom 19. bis zum 22. September um den Weg „From Computational Creativity to Creativity Science“.


Die Tagung „Evolving Plasticity in Natural and Artificial Systems“ findet vom 5. bis 7. September am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) statt. Foto: ZIF/Universität Bielefeld
Die Tagung „Evolving Plasticity in Natural and Artificial Systems“ findet vom 5. bis 7. September am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) statt. Foto: ZIF/Universität Bielefeld
Plastizität ist die Fähigkeit von Organismen, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Sie ist für das Überleben und auch für die Evolution von Lebewesen von zentraler Bedeutung. Dennoch wurde sie in der Evolutionstheorie lange als eine Art Störfaktor betrachtet. Erst in jüngster Zeit machen Fortschritte in Populationsgenetik, Verhaltensgenetik und experimenteller Evolutionsforschung ihre tatsächliche Bedeutung sichtbar. Computer simulieren, wie plastische Systeme sich entwickeln und wie ihre evolutionäre Dynamik aussehen könnte. Auf der Tagung „Evolution von Plastizität in natürlichen und künstlichen Systemen“ werden Expertinnen und Experten aus Systembiologie, Populationsgenetik, Psychologie, Informatik, Philosophie und Evolutionstheorie ihre unterschiedlichen Ansätze und Ergebnisse zusammenbringen. „Wir möchten mit dieser Tagung zur Schaffung einer Evolutionstheorie beitragen, die  den Einfluss von Plastizität auf die Evolution und die Auswirkung von Umwelteinflüssen auf die Plastizität der Organismen einschließt“, so der Populationsgenetiker Prof. Dr. Thomas Flatt (Lausanne), der gemeinsam mit den Zoologen Dr. Tobias Uller (Lund) und Dr. Bernhard Voelkl (Bern) die Tagung leitet.

Kreativität gilt als eine typisch menschliche Fähigkeit. Doch auch Computer bzw. Roboter malen Bilder, komponieren Musik, erfinden Witze und entwickeln mathematische Beweise. Und oft können Menschen nicht unterscheiden, ob sie es mit dem Produkt eines Computers oder eines Menschen zu tun haben. Auf der Tagung „From Computational Creativity to Creativity Science“ werden die weltweit führenden Fachleute auf dem Gebiet der Computerkreativität die kognitiven und psychologischen Grundlagen von Kreativität erörtern und neue Modelle für die Entwicklung kreativer Maschinen vorstellen. Davon profitiert unser Verständnis von Mensch und Maschine. Denn erst wenn die Forscher gut genug verstehen, wie menschliche Kreativität funktioniert, können sie sie in Maschinen nachbauen. Umgekehrt zeigen ihnen Computerprobleme, wo die menschliche Kreativität noch nicht gut verstanden ist. Die Tagungsleiter sind der Informatiker und Professor für Computermusik, Emilios Cambouropoulos (Thessaloniki), der Kognitionswissenschaftler Kai-Uwe Kühnberger (Osnabrück) und der Informatiker Dr. Oliver Kutz (Bolzano). Kühnberger sagt: „Die Tagung hat das Potential, den Weg für eine neue interdisziplinäre Forschungsrichtung zu ebnen, die ‚Creativity Science‘.“

Die Sprache beider Tagungen ist Englisch. Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltungen zu berichten.

Weitere Informationen im Internet:
Tagung: „Evolution von Plastizität“: http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2016/09-05-Voelkl.html
Tagung „Computational Creativity“: http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2016/09-19-Kuehnberger.html


Kontakt bei inhaltlichen Fragen:
Tagung: „Evolution von Plastizität“:
Dr. Bernhard Voelkl
Animal Welfare Division, Universität Bern
E-Mail: bernhard.voelkl@vetsuisse.unibe.ch

Tagung „Computational Creativity“:
Prof. Dr. Kai-Uwe Kühnberger
Institute of Cognitive Science
Universität Osnabrück
E-Mail: kkuehnbe@uos.de

Kontakt bei organisatorischen Fragen:
Marina Hoffmann
Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Telefon: 0521 106-2768
E-Mail: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de

Vom 19. bis 22. September geht es am ZiF um das Thema „From Computational Creativity to Creativity Science“. Foto: ZIF/Universität Bielefeld
Vom 19. bis 22. September geht es am ZiF um das Thema „From Computational Creativity to Creativity Science“.
Foto: ZIF/Universität Bielefeld

Bielefelder Hochschulen begrüßen Beschlussvorschlag zur Verlängerung der Linie 4 (Nr. 139/2016)

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Gemeinsames Statement von Universität und Fachhochschule 

Die Universität Bielefeld und die Fachhochschule Bielefeld begrüßen den heute vom Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld, Pit Clausen, vorgelegten Beschlussvorschlag zur Verlängerung der Stadtbahnlinie 4.

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, und Professorin Dr. Inge-borg Schramm-Wölk, Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld:

„Unsere Hochschulen entwickeln sich hochdynamisch. Das Land Nordrhein-Westfalen investierte und investiert in den vergangenen und in den kommenden Jahren viele Millionen Euro in den Campus Bielefeld – in Sanierung und Entwicklung. Und beide Hochschulen wachsen: Die Universität Bielefeld hat in den vergangenen fünf Jahren eine Steigerung der Studierendenzahlen von 17.300 (2010) auf 23.600 (2015), die Fachhochschule im gleichen Zeitraum von 7.000 auf knapp 10.000, davon rund 1.500 in Minden und 250 in Gütersloh.
Es wurden neue Arbeitsplätze geschaffen - direkt an den Hochschulen und indirekt, beispielsweise über Ausgründungen.
Als das Land NRW 2008 das Hochschulmodernisierungsprogramm beschlossen hat, stand für den Neubau der Fachhochschule auf dem Campus Nord und für den Erweiterungsbau der Universität bebaubares Gelände in der Nähe des Unihauptgebäudes zur Verfügung. Und: als die Universität Bielefeld in der Exzellenzinitiative erfolgreich war, konnte für den Cluster Citec ein modernes Laborgebäude gebaut werden - auf dem Campus Nord. In entscheidenden Momenten standen den Hochschulen also passende Flächen zur Verfügung. Wenn die Hochschulen sich auch in Zukunft in dieser Form entwickeln sollen, brauchen wir Planungssicherheit, Sicherheit auch für eine räumliche Entwicklung. Dafür steht der Campus Nord und dafür ist auch die Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 notwendig.
Wir danken dem Oberbürgermeister für das verantwortungsvolle Engagement - für die Entwicklung dieser Stadt. Wir hoffen, dass der Vorschlag die notwendige politische Zustimmung findet.“

Bundesweite Befragung: Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat, Klimawandel und Energiesicherheit (Nr. 140/2016)

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Universität Bielefeld leitet deutsche Erhebung zum European Social Survey  

Wie geht es den Menschen in Deutschland? Und in Europa? In der Langzeitstudie European Social Survey (ESS) werden soziale und politische Einstellungen von 40.000 Menschen in rund 20 europäischen Ländern untersucht. Morgen (01.09.2016) beginnt die Erhebung, die in Deutschland von der Universität Bielefeld verantwortet wird. Der ESS gilt als eine der größten sozialwissenschaftlichen Befragungen in Europa.

Seit 2002 werden mit dem European Social Survey Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung in Europa erhoben. Foto: ESS
Seit 2002 werden mit dem European Social Survey Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung in Europa erhoben. Foto: ESS

Seit 2002 ermitteln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem ESS alle zwei Jahre ein allgemeines Stimmungsbild der Menschen in Deutschland und in Europa. In den bisherigen sieben Erhebungen haben etwa 350.000 Personen in insgesamt 36 Ländern daran teilgenommen. Die Ergebnisse werden im Ländervergleich betrachtet sowie im Zeitverlauf. „Wie zufrieden wir in unserem Leben sind, hängt nicht nur davon ab, ob wir in einer glücklichen Beziehung leben oder Freunde haben. Entscheidend sind auch die gesellschaftlichen und politischen Umstände. Weil durch den European Social Survey europaweit mehr als 40.000 Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten befragt werden, sind wir in der Lage diese Umstände genau zu beschreiben. Das Wissen kann helfen die Lebensqualität und damit auch die Lebenszufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und Europa zu verbessern“, erklärt Professor Dr. Stefan Liebig von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

Seit einer Woche werden repräsentativ ausgewählte Personen in Deutschland per Post angeschrieben und dazu eingeladen, an der Befragung unter dem deutschen Studientitel „Deutschland in Europa“ teilzunehmen. Alle Personen, die zustimmen, werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (infas) in ihrer Wohnung anhand eines Fragebogens interviewt. Die Befragung dauert im Schnitt 70 Minuten. In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf den Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat sowie zu Klimawandel und Energiesicherheit.

Die Fragen zum Wohlfahrtsstaat betreffen unter anderem Einschätzungen von Lebensstandards verschiedener Bevölkerungsgruppen wie Rentnern, Pensionären und Arbeitslosen. Desweiteren werden Einstellungen zu staatlichen und europaweiten Sozialleistungen und zum Grundeinkommen abgefragt. Ob die Befragten weitere finanzielle Unterstützung für Eltern zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen, ist ebenfalls eine Frage in diesem Bereich. Schließlich wird noch gefragt, ob Deutschland ein Mitglied in der EU bleiben oder  aus der EU austreten sollte.

Im Schwerpunkt Klimawandel und Energiesicherheit drehen sich die Fragen um den Energieverbrauch und Möglichkeiten der Einsparung von Energie. Zudem werden Einstellungen zu verschiedenen Energiequellen wie Kohle, Wasserkraft, Erdgas, Sonnenenergie und Windkraft abgefragt. Ebenfalls interessieren sich die Forschenden für die Einschätzung der Befragten zum Klimawandel sowie zur Effektivität persönlicher und staatlicher Maßnahmen, um diesen zu reduzieren.

Bei jeder Befragungswelle wieder aufgeführt sind Fragen nach Mediennutzung, sozialen Kontakten, politischen Interessen und Religionszugehörigkeit. Außerdem wird nach Gesundheit, allgemeinen Wertvorstellungen, Lebensbedingungen, Diskriminierungserfahrungen und Zufriedenheit gefragt.

Zu den Zielen des ESS gehört es, die Wechselwirkung zwischen den Einstellungen der Bevölke-rung und den politischen und ökonomischen Institutionen in den europäischen Staaten zu beschreiben und zu erklären. Das ist nicht nur für die Wissenschaft interessant: „Auch die Politik muss wissen, was die Menschen bewegt, welche Wünsche und Erwartungen sie haben und welche politischen Maßnahmen sie von ihren Regierungen einfordern“, so Liebig.

Der ESS wird in der achten Welle durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die deutsche Teilstudie ist in dem Projekt ESS durch ein nationales Koordinationsteam um Professor Dr. Stefan Liebig von der Universität Bielefeld vertreten. Weitere Mitglieder des Teams kommen von der Universität Mannheim, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Leibniz Institut für Sozialwissenschaften GESIS.

Weitere Informationen im Internet:

www.europeansocialsurvey.de
Speziell für Befragte: www.deutschlandineuropa.info
Film über den ESS: https://youtu.be/EI0tSvDkXXw
ESS International und Datenzugang: www.europeansocialsurvey.org

Kontakt:
Professor Dr. Stefan Liebig, Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Telefon: 0521 106-4616
E-Mail: stefan.liebig@uni-bielefeld.de

Michael Weinhardt, Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Telefon: 0521 106-4445
E-Mail: michael.weinhardt@uni-bielefeld.de


Bielefelder Studierende forschen an einem System gegen Viren wie Zika (Nr. 141/2016)

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iGEM-Team tritt bei internationalem Wettbewerb in Boston an 

Krankheitserreger wie der Zika-Virus stellen die moderne Medizin regelmäßig vor neue Herausforderungen. Besonders durch ihre hohe Wandlungsfähigkeit sind Viren in der Diagnostik und der Therapie ein ernstzunehmendes Problem. Ein Team aus elf Studierenden unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Studiengänge der Universität Bielefeld forscht an der Generierung von Proteinen gegen Viren wie Zika. Mit ihrer Idee tritt die Gruppe beim diesjährigen iGEM-Wettbewerb in Boston, USA an. iGEM steht für „international Genetically Engineered Machine“ und ist der bedeutendste, nicht-kommerzielle Wettbewerb in der synthetischen Biologie. Vom 27. bis 31. Oktober treten 300 Teams aus über 30 Ländern mit den von ihnen entwickelten Projekten in verschiedenen Kategorien gegeneinander an.

Das iGEM-Team Bielefeld-CeBiTec 2016: Judith Kampa, Pascal Schmidt, Carsten Hain, Mikail Sahin, Sebastian Perez Knoche, Niklas Hoffmann, Marten Linder, Marius Schöller, Bianca Frommer, Cassandra Königs und Fabian Roeloffs (nicht auf dem Foto).Foto: Team iGEM Bielefeld-CeBiTec
Das iGEM-Team Bielefeld-CeBiTec 2016: Judith Kampa, Pascal Schmidt, Carsten Hain, Mikail Sahin, Sebastian Perez Knoche, Niklas Hoffmann, Marten Linder, Marius Schöller, Bianca Frommer, Cassandra Königs und Fabian Roeloffs (nicht auf dem Foto). Foto: Team iGEM Bielefeld-CeBiTec

Der Zika-Virus kann schwere Fehlbildungen bei Ungeborenen auslösen und zu Entwicklungsstörungen führen. Da der Virus besonders wandlungsfähig ist, stellt er eine große Herausforderung für Diagnose und Therapie dar. Hier setzt das von den Studierenden der Universität Bielefeld entwickelte System an: In einem Evolutionsprozess werden antikörperähnliche Proteine generiert, die das Team auf den Namen „Evobodies“ taufte. Antikörper sind natürliche im Körper vorkommende Proteine, die Krankheitserreger binden und zu ihrer Bekämpfung beitragen. Industriell werden sie oft mit Hilfe von Tieren gewonnen und in Wissenschaft und Medizin für diagnostische und therapeutische Zwecke angewendet. Im Gegensatz dazu stellt das Bielefelder Team rund um Professor Dr. Jörn Kalinowski und Professor Dr. Kristian Müller die Proteine mit Hilfe von Bakterien her. Dadurch, dass sich Bakterien sehr schnell vermehren, können die antikörperähnlichen Proteine schneller generiert werden als in tierischen Zellen. Auf diese Weise könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kurzfristiger auf wandlungsfähige Viren wie Zika reagieren. Zudem kommen bei dem Verfahren keine Tiere zu Schaden.

Im Labor unterteilt sich das Projekt in folgende Schritte:
Zunächst züchten die Studierenden eine große Anzahl von Bakterien, welche verschiedene, zufällig zusammengesetzte Evobodies produzieren. Um die Vielfalt weiter zu steigern, werden die unterschiedlichen Evobodies zufällig verändert. Wenn sich ein Evobody und ein Zielprotein (zum Beispiel ein Hüllprotein des Zika-Virus) verbinden, erhält das betreffende Bakterium einen Wachstumsvorteil. Als Folge bleiben nur solche Bakterien übrig, die funktionierende Evobodies gegen das Zielprotein bilden. Die kodierende DNA-Sequenz dieser Evobodies wird dann ermittelt und kann zur biotechnologischen Produktion der Evobodies verwendet werden.

Seit 2010 sind die Jungforscherinnen und -forscher vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld beim iGEM-Wettbewerb in Boston mit diversen Goldmedaillen und Auszeichnungen erfolgreich. Dabei setzten sie sich gegen renommierte Einrichtungen wie das Massachusetts Institute of Technology, Harvard und das Imperial College London durch. Das letztjährige Team entwickelte einen Biosensor zur Detektion von KO-Tropfen und Schwermetallen und wurde dafür in diversen Kategorien ausgezeichnet, darunter mit dem Preis für das beste Umweltprojekt. „Die Arbeit im CeBiTec ermöglicht uns, mit den neusten Methoden an faszinierenden Projekten zu forschen“, sagt das aktuelle Teammitglied Sebastian Perez
Knoche. „Professor Kalinowski und die Teammitglieder der letzten Jahre helfen uns natürlich auch gerne, wenn wir Fragen haben.“

In diesem Jahr besteht das Team aus elf jungen Bachelor- und Masterstudierenden der Studiengänge „Biochemie“, „Bioinformatik und Genomforschung“„Genome-based Systems Biology“ und „Molekulare Biotechnologie“. Neben der Laborarbeit gehören auch Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung der CeBiTec-Schülerakademie, Modellierung des biologischen Systems am Computer und der Dialog mit Experten zur Arbeit des Teams. Die Teilnehmenden müssen ihre Boston-Reise selbst finanzieren, deshalb werben sie Sponsorengelder ein. Dieses Jahr versuchen die Studierenden erstmals über eine deutsche Crowdfunding-Seite private Unterstützende für ihr Projekt zu gewinnen.

Weitere Informationen im Internet:

Das Bielefelder iGEM-Team: www.igem-bielefeld.de
Crowdfunding (mit Informationsvideo): https://www.startnext.com/de/evobodies
Offizielles Wiki des Teams: http://2016.igem.org/Team:Bielefeld-CeBiTec



Die Entwicklung von Krebs berechnen (Nr. 142/2016)

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Kooperationsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld    

Krebs ist tückisch: Oft entwickelt er sich über Monate, Jahre oder auch Jahrzehnte, bevor der Betroffene etwas davon bemerkt. Ist der Krebs diagnostiziert, ist es oft schwierig, vorherzusagen, wie sich ein Tumor entwickeln wird. Die neue ZiF-Kooperationsgruppe „Multiscale modeling of tumor initiation, growth and progression“ („Modellierung von Entstehung, Wachstum und Ausbreitung von Tumoren“) die heute (01.09.2016) ihre Arbeit aufnimmt, widmet sich der Entwicklung mathematischer Modelle für die Beschreibung und Prognose der Krebsentwicklung. Bis Ende Dezember werden 20 Fellows und Gäste aus Mathematik, Physik, Bioinformatik, Molekularbiologie, Systembiologie, Genetik und Medizin gemeinsam am ZiF arbeiten. Die Eröffnungstagung der Kooperationsgruppe findet vom 11. bis zum 17. September statt. Sie trägt den Titel „Modeling Tumor Evolution: Initiation, Growth and Progression“ („Modellierung der Tumor-Evolution: Beginn, Wachstum und Ausbreitung“).

Die Entwicklung von Krebs ist ein hoch komplexer Prozess. Obwohl die Forschung in den letzten Jahren beim Verständnis der biochemischen Prozesse der Krebsentstehung enorme Fortschritte gemacht hat, sind die kritischen Ereignisse ganz am Beginn der Entstehung eines Tumors und seiner Entwicklung noch nicht besonders gut durchschaut. „Zu verstehen, wie die ganz unterschiedlichen Ereignisse und Vorgänge, die an der Entstehung von Krebs beteiligt sind, im Körper zusammenwirken, ist eine interdisziplinäre Herausforderung“, sagt Jens Stoye, Professor für Genominformatik an der Universität Bielefeld, der die Gruppe zusammen mit Prof. Dr. Niko Beerenwinkel (Computational Biology, Zürich, Schweiz), Dr. Haralambos Hatzikirou (Mathematik, Thessaloniki, Griechenland), Dr. Barbara Klink (Humangenetik, Dresden), Prof. Dr. Tyll Krüger (Mathematik, Wrocław, Polen) und Prof. Dr. Martin Nowak (Evolutionsbiologie, Harvard, USA) leitet.

Die ZiF-Kooperationsgruppe wird daran arbeiten, diese komplexen Vorgänge von den ersten genetischen Defekten, die sich in einer Zelle ansammeln, über die Bildung eines Tumors bis zu der für die Patienten meist fatalen Bildung von Metastasen mit mathematischen Modellen zu beschreiben. „Eine Herausforderung unserer Arbeit besteht darin, dass die existierenden Modelle sich auf verschiedenen Ebenen bewegen, von der Genregulation bis zu abstrakten Evolutionsmodellen. Dennoch müssen sie zusammenpassen“, erklärt Stoye. Die Anschlussfähigkeit der verschiedenen Modelle zu verbessern, ist eines der Ziele der ZiF-Kooperationsgruppe. Die beteiligten Forscher versprechen sich von ihrem Ansatz auch Fortschritte in der Prognose und der Therapie der Krebserkrankungen. „Und wir erhoffen uns eine langfristige Stärkung der interdisziplinären Arbeit im Bereich der Krebsforschung“, so Stoye.

Die Tagungssprache der Eröffnungskonferenz ist Englisch.
Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.

Weitere Informationen über die ZiF-Kooperationgruppe, Mitglieder und Veranstaltungen:
www.uni-bielefeld.de/(en)/ZIF/KG/2016GeneRegulation/index.html

Kontakt bei inhaltlichen Fragen:
Professor Dr. Jens Stoye, Universität Bielefeld
Technische Fakultät
E-Mail: jens.stoye@uni-bielefeld.de    

Kontakt bei organisatorischen Fragen:
Mo Tschache, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Telefon: 0521 106-2792
E-Mail: mo.tschache@uni-bielefeld.de

Universität Bielefeld trauert um Nobelpreisträger Professor Dr. Reinhard Selten (Nr. 143/2016)

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Ökonom forschte 12 Jahre in Bielefeld 

Professor Dr. Dr. h.c. mult. Reinhard Selten, Wegbereiter der Spieltheorie in Deutschland, einziger deutscher Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, von 1972 bis 1984 Professor der Universität Bielefeld und langjähriger wissenschaftlicher Berater des Zentrums für interdisziplinäre Forschung (ZiF), ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 23. August im Alter von 85 Jahren verstorben.

Professor Reinhard Selten, Foto: Universität Bielefeld
Professor Reinhard Selten, Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld:
„Reinhard Selten war einer der renommiertesten Ökonomen Deutschlands und ein prägender Wissenschaftler der Universität Bielefeld. Seine herausragende Forschung, für die er 1994 den Nobelpreis erhielt, betrieb er auch maßgeblich während seiner Zeit an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, dem Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung und dem Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Damit leistete er einen großen Beitrag für die internationale Sichtbarkeit und das Renommee unserer noch jungen Universität. Er war auch nach seiner Zeit in Bielefeld der Universität, der Fakultät und insbesondere dem ZiF als Mitglied im Beirat verbunden. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.“

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/Aktuell/Nachruf-Selten.html

Kopfrechentricks lernen mit der Maus (Nr. 144/2016)

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Jetzt anmelden zum Türöffner-Tag an der Universität Bielefeld 

„Türen auf für die Maus“ heißt es am 3. Oktober bundesweit und auch in der Universität Bielefeld. Die Fakultät für Mathematik beteiligt sich in diesem Jahr wieder mit verschiedenen Workshop-Angeboten, in denen Kinder ab vier Jahren spielerisch mathematische Tricks und Experimente ausprobieren können. Ältere Kinder ab acht Jahren können dieses Jahr das Kopfrechnen trainieren. Tipps gibt es unter anderem von dem Rechenmeister Willem Bouman aus den Niederlanden. Jüngere Kinder erwartet ein buntes Programm in der Universitätshalle. Anmeldungen werden ab sofort entgegengenommen: tueroeffnertag@uni-bielefeld.de.

Logo Türen auf
„Die Kinder können in der Schule damit verblüffen, wenn sie zum Beispiel schwere Quadratzahlen im Kopf ausrechnen können“, meint Professor Dr. Michael Kleine, der zusammen mit Dr. Nicole Wellensiek den Türöffner-Tag an der Fakultät für Mathematik organisiert. Kalenderrechnen erproben, kleine Tricks erfahren und Kopfrechnen üben – das Programm bietet von 10 bis 15 Uhr Workshops für rund 80 Kinder ab acht Jahren an. Jüngere Kinder ab vier Jahren dürfen sich an mathematischen Experimenten wie Spiegelungen und Mustern versuchen. Auch hier können 80 Kinder teilnehmen. Zum Abschluss des Programms wird es noch einmal spannend: Der 12-jährige Mohammad El Mir aus dem Libanon versucht einen Rekord im sogenannten Flash Anzan zu brechen. Hier werden Zahlen für den Bruchteil einer Sekunde nacheinander zu sehen sein, die von dem Jungen dann schnell im Kopf addiert werden.  

Ins Leben gerufen wurde die Aktion „Türen auf!“ vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) anlässlich des 40. Maus-Geburtstags 2011.

Kontakt:
Dr. Nicole Wellensiek, Universität Bielefeld
Fakultät für Mathematik
Telefon: 0521 106-5046
E-Mail: nicole.wellensiek@uni-bielefeld.de

Zahlen, Daten und Fakten rund um Maus und Elefant: Die teilnehmenden Kinder beim Türöff-ner-Tag der Fakultät für Mathematik gehen spielerisch mit Maßband und Zahlen um.  Foto: Universität Bielefeld
Zahlen, Daten und Fakten rund um Maus und Elefant: Die teilnehmenden Kinder beim Türöffner-Tag der Fakultät für Mathematik gehen spielerisch mit Maßband und Zahlen um. Foto: Universität Bielefeld
Mit Bauklötzen erste geometrische Formen üben – das können auch schon die Kleinen. Foto: Universität Bielefeld
Mit Bauklötzen erste geometrische Formen üben – das können auch schon die Kleinen. Foto: Universität Bielefeld

Mit virtueller Realität zum Arbeitsplatz der Zukunft (Nr. 145/2016)

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Tagung am Exzellenzcluster CITEC der Universität Bielefeld

Virtuelle Realität (VR) hilft Unternehmen nicht nur, bei Tests neuer Technik Kosten zu sparen. Durch sie erlernen Auszubildende und Studierende auch intensiver und schneller als bisher berufliche Fähigkeiten, zum Beispiel im virtuellen Krankenhaus. Expertinnen und Experten präsentieren vom 8. bis 9. September am Exzellenzcluster CITEC der Universität Bielefeld neueste Entwicklungen und Studien zu erweiterter und virtueller Realität. Zur Tagung gehört ein Wettbewerb, bei dem Forscherinnen und Forscher zeigen, wie virtuelle und erweiterte Realität den Arbeitsplatz der Zukunft bereichert.

Mit speziellen Apps – hier von der Bielefelder Firma Raumtänzer – lassen sich aus Print-medien Extra-Informationen als erweiterte Realität auf dem Smartphone darstellen. So wirkt es, als würde das Motorrad auf dem Schreibtisch stehen. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Mit speziellen Apps – hier von der Bielefelder Firma Raumtänzer – lassen sich aus Print-medien Extra-Informationen als erweiterte Realität auf dem Smartphone darstellen. So wirkt es, als würde das Motorrad auf dem Schreibtisch stehen.
Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Auf der Tagung kommen Fachleute aus Wissenschaft und Industrie zusammen. Die Besucherinnen und Besucher können im Foyer des CITEC-Gebäudes Forschungsprototypen ausprobieren und sich bei den Ausstellenden über VR-Systeme informieren, zum Beispiel über eine Entwicklung des Softwareunternehmens Virtalis. Mit ihr können Nutzerinnen und Nutzer 3D-Konstruktionen, etwa von Maschinen, interaktiv diskutieren und in Echtzeit verändern. Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos, erfordert aber eine Anmeldung über die Webseite.

„Mit virtueller Realität können wir Räume und Situationen erzeugen, die dabei helfen, sich auf berufliche Aufgaben vorzubereiten“, sagt der Informatiker Dr. Thies Pfeiffer, der zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die Tagung am CITEC organisiert und leitet. „In virtuellen Krankenhausräumen kann angehendes Pflegepersonal schneller und kostengünstiger Routine beim Legen einer Infusion entwickeln“, erläutert Pfeiffer. „In vielen Berufen müssen bestimmte Handlungen immer und immer wieder ausgeführt werden, damit im Ernstfall und in Stresssituationen jeder Handgriff sitzt. Dabei würde in der Realität viel Material verbraucht und die Studierenden benötigten viel Platz. In der virtuellen Realität können Studierende und Auszubildende selbstgesteuert trainieren, bis sie die Abläufe verinnerlicht haben.“ Alles was sie dazu benötigen, ist eine Virtual-Reality-Brille mit der passenden Software. So lassen sich Situationen erzeugen, in die Nutzerinnen und Nutzer stärker eintauchen, als wenn sie die Übungen nur vor einem Computer-Monitor ausführen würden.

Auf der Tagung sind CITEC-Forschungsdemonstratoren zu sehen wie der virtuelle Trainings-raum „ICSpace“ und die intelligente Datenbrille aus dem Projekt „Adamaas“. Im ICSpace unterweist ein virtueller Trainer die Nutzerinnen und Nutzer, wie sie Sportübungen ausfüh-ren sollen, und macht sie direkt auf Fehler aufmerksam. Mit der im Forschungsprojekt Ada-maas entwickelten Datenbrille können sich vor allem Menschen mit kognitiven Einschrän-kungen im Alltag besser zurechtfinden. Die Brille unterstützt sie zum Beispiel bei der Wartung einer Kaffeemaschine.

Dr. Thies Pfeiffer vom Exzellenzcluster CITEC leitet die Tagung zu erweiterter und virtueller Realität. Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Dr. Thies Pfeiffer vom Exzellenzcluster CITEC leitet die Tagung zu erweiterter und virtueller Realität.
Foto: CITEC/Universität Bielefeld
Neben den Prototypen präsentieren die Forscherinnen und Forscher auch Studien zur virtuellen und erweiterten Realität – darunter das Konzept für einen Realitätssimulator. Dieser dient dazu, Hardware und Software in der virtuellen Realität zu testen. Der Simulator eignet sich beispielsweise für Programmiererinnen und Programmierer, die Apps für Smartphones entwickeln. Er kann ein Handy oder eine Datenbrille simulieren, auf dem die Programmierer überprüfen können, ob ihre App wirklich das tut, was sie soll. Auch für Anwendungen, die sich auf größere Gebäude oder ganze Fabrikanlagen beziehen, ist eine solche Simulation hilfreich. Die Programmierer können am Computer sitzen bleiben und müssen lediglich einen Blick in die Virtual-Reality-Brille werfen, statt in die Fertigungshalle zu reisen, für die sie ihre Software entwickeln.

Ein Höhepunkt der Tagung im CITEC-Gebäude ist der Wettbewerb „Virtuelle und erweiterte Realität für den Arbeitsplatz der Zukunft“. Die Forschungsteams reichen dazu einen For-schungsprototyp ein, der von einer Expertenjury bewertet wird. Die Ceyoniq Technology GmbH stiftet als Preis die VR-Videobrille „HTC Vive“. Ceyoniq entwickelt Software für das Dokumentenmanagement und ist neben Virtalis und Raumtänzer einer der Hauptsponsoren der Tagung. Außerdem werden herausragende Forschungsartikel mit einem „Best Paper A-ward“ ausgezeichnet. Die Auswahl treffen das Organisationskomitee und der Lenkungskreis der Fachgruppe Virtuelle und Erweiterte Realität (VR/AR) der Gesellschaft für Informatik, die die Tagung ausrichtet. Die Gewinner-Artikel werden in einer Sonderausgabe des „Journal of Virtual Reality and Broadcasting“ veröffentlicht.

Seit dreizehn Jahren treffen sich einmal jährlich Interessierte aus Wissenschaft und Praxis zur Tagung „Virtuelle und Erweiterte Realität“, die von der Fachgruppe VR/AR ins Leben gerufen wurde. Die Veranstalter rechnen mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Der Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) der Universität Bielefeld ist einer von 43 Exzellenzclustern in Deutschland. CITEC arbeitet daran, technische Systeme intuitiv bedienbar zu machen. Sein interdisziplinärer Ansatz verbindet Kognitionsforschung und Technik. CITEC wird seit 2007 als Teil der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern gefördert. Rund 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen am Cluster.

Weitere Informationen im Internet:
•    Webseite des Workshops 2016 mit Anmeldeformular: https://www.cit-ec.de/de/vrar
•    Gesellschaft für Informatik: https://www.gi.de/

Kontakt:

Dr. Thies Pfeiffer, Universität Bielefeld
Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)
Telefon: 0521 106-12373
E-Mail: tpfeiffe@techfak.uni-bielefeld.de

 

Wie der Weinanbau dem Klimawandel trotzen soll (Nr. 146/2016)

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Forschende der Universität Bielefeld entschlüsseln Gene der Weinrebe

20 Grad im März und Frost im Mai – das kam in den vergangenen Jahren immer häufiger vor. Grund dafür ist der Klimawandel. Für den Weinanbau kann das schwerwiegende Folgen haben: Wenn die Weinreben zu früh im Jahr blühen oder von Spätfrost überrascht werden, tragen sie im Herbst keine Trauben. Forschende der Universität Bielefeld arbeiten an Erkenntnissen, die helfen sollen, Weinreben klimatauglich zu machen. Damit sollen sie künftig zum richtigen Zeitpunkt im Jahr blühen und dem Klimawandel trotzen.


Prof. Dr. Bernd Weisshaar erforscht mit seinem Team das Zusammen-wirken der Gene von Weinreben. Foto: Universität Bielefeld/Brockhoff.
Prof. Dr. Bernd Weisshaar erforscht mit seinem Team das Zusammen-wirken der Gene von Weinreben. Foto: Universität Bielefeld/Brockhoff.
Die Forschenden untersuchen dazu die molekulargenetische Ebene der Weinreben. Das ist die Ebene, die unter anderem auch den Blühzeitpunkt bestimmt. 50 bis 80 Gene sind vermutlich dafür entscheidend. „Wie diese Gene in der Weinrebe zusammen wirken, dazu gibt es bisher wenig bis gar keine Erkenntnisse“, erklärt Professor Dr. Bernd Weisshaar. Deshalb haben er und sein Team es sich zur Aufgabe gemacht, die entscheidenden Gene zu finden und ihre Wechelwirkungen so zu beschreiben, damit man mit ihnen in der Rebenzüchtung arbeiten kann.

Ziel der Arbeiten ist, bereits vorhandene Gene neu zu kombinieren, und zwar so, dass die Weinreben besser auf die neuen Herausforderungen des Klimas eingestellt sind. „Die klassischen Rebensorten, so wie sie bisher angebaut wurden, haben dem Klimawandel wenig entgegenzustellen“, sagt Weisshaar. „Reben traditionell neu zu züchten, dauert mehr als 30 Jahre, also viel zu lange.“ Die molekulargenetische Unterstützung hat laut Weisshaar einen entscheidenden Vorteil: „Im Moment muss an erwachsenen Reben getestet werden, ob eine Züchtung erfolgreich war. Das ist aber sehr zeit- und kostenaufwändig. Unser Ziel ist, dass wir an Keimlingen testen, also keine erwachsenen Pflanzen mehr für die Zuchtauswahl brauchen. Wir wollen die Keimlinge aussuchen können, die unseren Kriterien entsprechen. Damit sparen wir enorm viel Geld und Zeit.“

Die Forschung ist Teil des interdisziplinären Verbundprojektes „novisys“ (Neue Anbausysteme für nachhaltigen Weinbau; Englisch: Novel Viticulture Systems for sustainable Produktion and Products), welches vom BMBF gefördert wird. Ein wichtiger Partner ist das Julius Kühn-Institut, Fachinstitut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen.

Weitere Informationen im Internet:
www.zukunft-weinbau.de

Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Weisshaar, Universität Bielefeld
Centrum für Biotechnologie – CeBiTec
Telefon: 0521 106-8720   
E-Mail: bernd.weisshaar@uni-bielefeld.de

Die Rebsorte Regent wurde am Fachinstitut für Rebenzüchtung Geilweilerhof gezüchtet. Foto: Universität Bielefeld
Die Rebsorte Regent wurde am Fachinstitut für Rebenzüchtung Geilweilerhof gezüchtet. Foto: Universität Bielefeld
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